Der R.I.P.-Thread

Nicht vergessen sollte man, dass MC5 das Motiv bring back the danger into Rock and Roll wirklich verkörperten. Sie wurden überwacht und mit Repressionen bedacht, vom Staat und den Vervolgungsbehörden als gefährlich betrachtet, welche auf sie angesetzt wurden. Ich meine, die Stooges kamen diesbezüglich glimpflicher davon. Aber für die letztliche Entstehung von Punk waren die Stooges wohl wichtiger. Für mich markierten sie auch den Endpunkt der "alten Zeit", die sich letztlich doch nur als reaktionär und erzkonservativ herausstellte, siehe Rockabilly etc. Auch das Ende der Utopie vom Hippietum in den USA, für mich sind sie musikalisch Altamont und Manson in einem.
 
Natürlich haben die MC5 Punk Rock inspiriert (Wayne Kramer im Interview: "Welches war dein erstes Punk Album?" "Ich habe das erste geschrieben"), da gab es auch einen direkten Draht zum 50er Rock'n'Roll (Malcolm McLaren war ein riesen Fan davon und er wollte explizit mit den Pistols auch da anschließen - rauer, einfacher Rock'n'Roll vs. augeblähten Prog Operas) und 60er Garage. Das negiert aber nicht meine These, die MC5 wären quasi die Quintessenz von zwei Dekaden amerikanischen Pop-Musik. Ab da, diese wird etwas anderes, und die Stooges verkörpern meiner Meinung nach viel mehr diese neue Energie. Ich will nicht damit sagen, dass sie die relevanteste Band für alle, die danach kamen (die von dir zitierten Velvet Underground und Television sind öffensichtlich genauso oder - je nach Musikrichtung - sogar mehr relevant für die zukünftigen Entwicklungen) waren, sondern dass sie essenziell etwas anders darstellten, obwohl sie so viel mit den MC5 gemeinsam hatten. Es ist kein Zufall, dass z.B. Sisters of Mercy die Stooges aber nicht MC5 gecovert haben. Und ich bin ziemlich sicher, dass eine Band wie Swell Maps auch die Stooges als Einfluss nennen würde. "Funhouse" würde ich im selben Atemzug zusammen mit "Sister Ray" als Einfluss für Bands wie Sonic Youth nennen usw.

Ich habe natürlich keine Ansprüche auf Richtigkeit, das ist nur meine persönliche Empfindung :)

Nun gut, Malcolm McLaren war natürlich auch auf der Suche nach einer Band, die ein möglichst hohes Provokationspotentzial hatte. Deshalb hat er ja ein paar Jahre vor den Sex Pistols die NY Dolls in rotes Leder gesteckt und mit kommunistischen Symbolen verziert. Das hat allerdings nicht lange gehalten. Wieso nun Eldritch die Stooges gecovert hat und nicht die MC5...... darüber könnten wir lange spekulieren. :)

Letzten Endes habe ich ein wenig den Eindruck, dass wir möglicherweise anfangen Haare zu spalten. Fakt ist, dass MC5 und The Stooges (egal in welcher Inkarnation) wichtige Wegbereiter waren für dieses Ding namens Punk Rock. Beide Bands haben in meinen Augen diese neue Energie verkörpert, alleine schon, weil sie eine zeitlang auch dem Free Jazz offen gegenüberstanden. Beide Bands waren tief im Rock 'n' Roll und Blues verwurzelt, aber haben daraus ihre eigene Musik entstehen lassen. Die größten Unterschiede sehe ich eher in der geistigen Haltung, denn The Stooges waren definitiv die nihilistischere Band.

Auch bei mir ist es natürlich nur meine persönliche Einschätzung, die auf all dem Wissen basiert, welches ich über beide Bands in den letzten 35 Jahren aufgesogen habe.
 
Nicht vergessen sollte man, dass MC5 das Motiv bring back the danger into Rock and Roll wirklich verkörperten. Sie wurden überwacht und mit Repressionen bedacht, vom Staat und den Vervolgungsbehörden als gefährlich betrachtet, welche auf sie angesetzt wurden. Ich meine, die Stooges kamen diesbezüglich glimpflicher davon. Aber für die letztliche Entstehung von Punk waren die Stooges wohl wichtiger. Für mich markierten sie auch den Endpunkt der "alten Zeit", die sich letztlich doch nur als reaktionär und erzkonservativ herausstellte, siehe Rockabilly etc. Auch das Ende der Utopie vom Hippietum in den USA, für mich sind sie musikalisch Altamont und Manson in einem.

Die Gefährlichkeit der MC5 in der Zeit von 1966 bis 1969 war das Werk von John Sinclair und seiner Frau Leni. Beide gründeten die White Panther-Party und sind auch verantwortlich für das berühmte 10-Punkte-Programm. Davon hattte sich die Band mitreissen lassen, bis zu dem Zeitpunkt, als der staatliche Druck immer stärker wurde. Unvergessen ist die Erzählung von Wayne Kramer, als morgens plötzlich ein Panzer der Nationalgarde vor dem MC5-Haus stand und sein Rohr auf die oberen Fenster gerichtet hatte. Dann fing das Umdenken an und es wurde beschleunigt, als John Sinclair zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Die Band hatte keine Lust mehr auf das White Panther-Programm und wollte sich nicht mehr vor irgendeinen Karren spannen lassen. Deshalb fehlt auch die radikale Politik auf den letzten beiden LPs .

The Stooges standen ja niemals unter staatlicher Beobachtung. Die Gefährlichkeit der Band ging hauptsächlich von Iggy Pop aus - seiner Unberechenbarkeit und seinen ausgeprägten, selbstzerstörerischen Tendenzen. The Stooges zu buchen war immer ein großes Risiko in der damaligen Zeit.
 
Jedoch, ist eher nicht der richtige Thread um das lange fortzuführen;)

Es gibt hier noch nen MC5-Thread, falls Bedarf besteht:

 
R.I.P. Damo Suzuki

DamoSuzuki-bench-850.png
 
RIP Kelvin Kiptum (aktueller Weltrekordhalter im Marathonlauf), gestorben gestern bei einem Autounfall.

Ich habe ihm sehr gewünscht, dass er die 2h-Schallmauer in der Disziplin packt. Und ein viel längeres Leben, das habe ich ihm natürlich auch gewünscht. Er wurde nur 24.
 
Zuletzt bearbeitet:
Damo Suzuki war ein Held meiner frühen Jugend, damals, als ich diese legendären Aufnahmen von Can im Beat-Club gesehen hatte, dachte ich alle Japaner sähen so aus, na...ja, dann kam ein japanischer Jodler...
Zuletzt habe ich ihn auf dem Finkenbach-Festival gesehen, "der Schamane, ekstatisch, intensiv und völlig irre" betitelt die SZ ihren Nachruf, genau so, im positiven Sinne, habe ich ihn auch wahrgenommen.
Ruhe in Frieden, Damo, deine Musik bleibt mir erhalten!
 
Damo Suzuki war ein Held meiner frühen Jugend, damals, als ich diese legendären Aufnahmen von Can im Beat-Club gesehen hatte, dachte ich alle Japaner sähen so aus, na...ja, dann kam ein japanischer Jodler...
Zuletzt habe ich ihn auf dem Finkenbach-Festival gesehen, "der Schamane, ekstatisch, intensiv und völlig irre" betitelt die SZ ihren Nachruf, genau so, im positiven Sinne, habe ich ihn auch wahrgenommen.
Ruhe in Frieden, Damo, deine Musik bleibt mir erhalten!
Als eigentlich japan-affiner (meine Frau ist von dort), nie von dem gehört.
Okay, mit der Musik dort, tue ich mich auch überwiegend schwer.
R. I. P.
 
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