Um es mal etwas losgelöst zu betrachten: Rammstein haben sich einfach ein in vielerlei Hinsicht unantastbares Monument erbaut. Eventuell klingt das etwas zu heroisch, aber ich führe das mal weiter aus. Vielleicht macht sich keiner die Mühe, vielleicht sind alle daran gescheitert, weil sie unkreativ sind. Das kann durchaus sein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Rammstein einfach unkopierbar sind, weil ihre gesamte Struktur zwischen Musik, Ästhetik, Außendarstellung, Live-Bombast und und und schlichtweg nahezu perfekt durchdacht und umgesetzt wird. Man kann vielleicht Außendarstellung und Live-Bombast vernachlässigen, aber die Musik und die Ästhethik müssen dafür im Einklang stehen. Und Ästhetik ist etwas, was man weder mit Kreativität und Ideen erzwingen noch kopieren kann. Wenn ich "Mutter" höre, kann ich über diese ganzen Plagiate nur lachen. Wie du sagst: Die sind so sehr drin, dass man es nicht ernst nehmen kann - weil sie nicht so drin sind, wie sie es sich wünschen. Weil sie etwas kopieren wollen, ohne es auch nur ansatzweise verstanden zu haben. Und das ist eigentlich sogar das Schlimmste bei dem Thema: Diese Bands wollen etwas kopieren, weil sie es irgendwo natürlich als Inspiration ansehen und verehren, verstehen den ganzen Kosmos drumherum und damit irgendwie aber auch das Gefühl, das Rammstein auslösen, überhaupt nicht.
Und ja, meinen Beitrag zu Eisbrecher möchte ich unterstreichen. Das Debüt und "Adrenalin" sind zwei großartige Alben, die ich nicht mit Rammstein in einen Topf werfen würde. Das liegt gar nicht daran, dass ich dazwischen qualitative Welten ausmache (das ist mir egal, weil beide Alben einfach sehr gut funktionieren), sondern an den stilistischen Differenzen. Zu dieser Zeit waren Eisbrecher einfach näher am Industrial als am Metal/Rock und haben versucht, sich im doch sehr engen NDH-Rahmen ihren eigenen Charakter zu erarbeiten und das meiner Meinung nach auch geschafft haben. Auch die heutigen Sachen empfinde ich nicht besonders nahe am Rammstein-Sound, aber mit den aktuellen Alben befasse ich mich grundsätzlich eher selten. Was ich eigentlich sagen wollte: Für mich stechen Eisbrecher eigentlich als einzige Band in der NDH raus, weil sie damals textlich, ästhetisch, imagetechnisch und auch musikalisch ihren eigenen Weg gesucht, gefunden und heutzutage natürlich zusätzlich kommerzialisiert haben. Kann man anders sehen, ist vollkommen okay.
Abschließend noch das: Natürlich sind andere Subgenres deutlich vielfältiger (man muss fairerweise dazu sagen, dass es vielleicht, also wenn überhaupt, 20-30 NDH Bands auf dem Radar gibt und in anderen Subgenres so ca. 342348726387, was das Bild etwas "verzerrt"), aber wann habe ich das je abgestritten? Ich empfinde den NDH-Sektor doch selbst als nahezu komplett überflüssig, weil Rammstein für meine Begriffe schlichtweg alles gesagt haben. Ich wollte lediglich betont haben, dass ich persönlich Eisbrecher schon aufgrund der ersten beiden Alben aus der Kritik nehmen würde. Unabhängig davon, was ich von den aktuellen Werken halte. Für mich hat es nie so gewirkt, als wolle Alex Wesselsky zwanghaft den Till Lindemann machen oder Noel Pix auf Landers/Kruspe, was alleine schon mal ein gewaltiger Unterschied zu den ganzen Möchtegern-Rammsteins ist.