Ich habe mir gestern nacht noch diverse Foren-Einträge bei discogs aufmerksam durchgelesen - Fazit: ähnlich einem Shit-Storm herrscht dort entsetztes Protestieren. Wenn das unausgegorene Vorhaben wie geplant umgesetzt wird (mit der medialen Brechstange), sind wohl der Großteil aller kleiner und mittlerer Verkäufer (aber auch eine vielzahl der größeren Verkäufer) weltweit gezwungen, den Verkauf entweder radikal runterzufahren oder gleich den Laden zu schließen!
Das größte Manko scheint dann wirklich zu sein, nur eine feste Versandart (und somit einen festen Versandpreis pro Artikel) angeben zu können. Die bisher bestehende Möglichkeit einer genauen Auswahl des Versandweges und somit - preises, maßgeschneidert auf den/die Artikel welche geordert worden sind, abgestimmt mit dem Käufer auf dessen Bedürfnisse (registered, versichert, unversichert, CD mit jewelcase oder ohne, im Briefumschlag oder im Karton etc.) ist dann nicht mehr möglich! Durch alleinige Möglichkeit nur noch paypal-check-out (for purchasing goods mit Käuferabsicherung) als Bezahlmodus anzubieten, zwingt die Verkäufer gerade zu den (wesentlich teureren) getrackten oder Versicherten Versandoptionen - was sich im Endpreis erheblich nach oben auswirkt und somit viele potentielle Käufer absolut abschrecken wird.
Zum anderen sind die Formate, Gewichte (oder - da in den USA durch die Flatrate-Versandkosten so üblich - Anzahl der Artikel) zu ungenügend flexibel vorprogrammiert von discogs (z.B. Gewicht einer LP - mit cover + Insert: 230 gr - oftmals gehen die Dinger je nach Anfertigung und Material weit darüber hinaus!), Kombi-Order mit verschiedenen Formaten (z.B. Order von 1 LP, 1 single 7" und oder 2 CDs) sind eigentlich nicht mehr vorgesehen und möglich - da der Käufer für jedes einzelne Produkt einen festen Versandpreis mitbezahlen muß!
Völlig ungeklärt ist wenn - da ja gleich vom Käufer bezahlt wird - der Fall einer Stornierung oder Reklamation (z.B. wg. Nichterhalt der Ware) und folgend der paypal-Fall: wie soll die Rückabwicklung (evtl. mit anfallenden paypal-Gebühren) von statten gehen?
Ein weiteres großes Problem wird die Preiskalkulation bei den einzelnen Artikeln sein. Durch eine feste Versandangabe laufe ich natürlich Gefahr, dass der Artikel dann genau in das vorgegebene Versandformat nicht passt (z.B. CD vs. CD-Box bei DHL versichertes päckchen XS - maximale Höhe 3 cm) und ich auf noch teurere Versandmöglichkeiten zurückgreifen muß, wenn ich unbedingt den Artikel an den Käufer liefern möchte/muß. Eine Stornierung Seitens des Verkäufers birgt dann o.g. Schwierigkeiten (Paypalfall, zurückerstattung der Gebühren, negative Bewertung durch den Käufer etc.). - Die Preise werden sehr merklich generell angehoben werden, um Verluste im Vorfeld schon kompensieren zu können.
Des weiteren wird über das "Webinar" bei discogs berichtet, welches als Unterstützung gedacht ist für den Verkäufer, um die geplanten Vorgaben umzusetzen. Mehrere Stimmen werden da schon laut, dass der ganze Arbeitsablauf zum Umstellen auf feste Versandpreise völlig chaotisch, fehlerhaft, lückenhaft - schlichtweg für viele Länder der Erde absolut unmöglich und nicht umzusezten geschweige denn anwendbar ist!
Ich hoffe ja fest darauf, dass die vielen Stimmen der Verkäufer, aber auch vieler Käufer (!) gehört werden und es nicht zu diesem Desaster kommen wird! In meinen Augen schaufelt sich discogs hier aktuell gerade das eigene Grab mit paypal als grinsendem Bestatter!
Ich kann ja verstehen, dass es einige Käufer gibt, welche gleich zu dem angegebenen Preis den Versandkostenpreis mit eingerechnet haben möchten um dann gleich auf Bezahlung gehen zu können. Aber die Umsetzung dazu steht dann in keiner Relation (für den kleinen Komfort auf Seiten des Käufers), wenn damit zu rechnen ist, dass die wenig verbliebenen Verkäufer gleichzeitig gezwungen sind die Preise anzuheben und teurere Versandkosten anzugeben.
Die Motivation hinter dem Ganzen ist zudem sehr fragwürdig (schnellere Gebührenabführung und Mitverdienst an höheren Versandkosten!) und scheinbar nur aus dem Blickwinkel eines in den USA beheimateten Großkonzerns entsprungen - ohne sich gewissenhaft auf die globale Realität (Versandpraktiken ohne, aber auch unter Covid-19-Bedingungen) oder die vorher bestehende Modalität bei Discogs, welche im Grunde ja sehr gut funktioniert hatte, wenn man die Regeln einhielt und kommunikativen Kontakt untereinader anstrebte, zu beziehen.
Die bisher bestehenden Verkaufsregeln sagen schließlich aus, dass jeder Verkäufer seine eigene Versandbedingungen zu erstellen hat - für jedermann ersichtlich in den seller-terms und ablesbar, was zu dem Artikel noch für ein Versandpreis anfallen wird. Kommunikation ist dabei das A und O untereinander (das fällt dann wohl ab dem Oktober zumeist komplett weg). NUR leider gibt es aber oftmals potentielle Käufer, die sich eben diese Seller-terms nicht durchlesen und lediglich nur den Artikelpreis im Auge haben, obwohl selbst vor dem Anklicken des "Buying"-Buttons das Häckchen gesetzt werden muß, dass man die Seller-terms und Shipping-Terms gelesen und aktzeptiert hat.
Mit Verlaub, wenn ich dann ungelesen auf etwas klicke, da mein Finger im Kaufrausch etwas nervös gewesen ist, bin ich ehrlich gesagt selber schuld und kann aber immer noch freundlich um eine Stornierung beim Verkäufer bitten. Das eine Umstellung hier nun bei discogs genau auf dieses Unvermögen des Käufers hinsichtlich geltender Regeln (sich die Verkäuferregeln einfach mal durchzulesen) der Ausschlaggebende Punkt sein soll - so wie von discogs begründet - halte ich für eine absolut falsche Herangehensweise mit unabsehbaren negativen Folgen (und erhärtet meinen - aber auch von vielen anderen geäußerten Verdacht, hier geht es wieder mal nur um rigorose und rücksichtslose, kurzsichtige Gewinnmaximierung)!