Kleiner Rückblick auf gestern: Mit Blick auf das Billing hab ich mir ein Tagesticket für den Samstag rausgelassen (die Sonntags-Bands interessieren mich zum Großteil nicht), mich für einen Abend von der heimatlichen Verwandtschaft verabschiedet und bin gen Oberndorf getuckert. Ein wenig schade fand ich, dass alle Bands in der ersten Hälfte des Billings mit 30 Minuten Spielzeit auskommen mussten, mit einem etwas früheren Beginn hätte sich das leicht vermeiden lassen. Aber egal, man nimmt's eben, wie es kommt.
Die Opener Crekko hab ich mir nach vorherigem Reinhören geklemmt und war dann zu Fateful Finality in der Halle, die schon ganz ordentlich gefüllt war. Die Stuttgarter waren mit ihrem eingängigen Thrash ein brauchbarer Aufwärmer, auch wenn von den Songs bei mir nichts hängen blieb. Nervosa kamen danach noch eine ganze Ecke giftiger und tighter rüber, aber das erste Highlight des Tages waren aus meiner Sicht ganz klar Incantation. Die hatten vom Start weg einen richtig fetten Sound und schoben souverän eine Brutal-Walze nach der anderen in die Halle. Spätestens hier war die halbe Stunde Spielzeit ein schlechter Witz, für dieses Brett hätten die Amis ein deutlich längeres Set verdient gehabt.
Dust Bolt hatten danach erst mal keinen leichten Start, die Halle zog zu Beginn noch nicht richtig mit und Lennys Animationsversuche fruchteten anfangs auch noch nicht so recht. Aber die Burschen sind einfach eine gute Live-Band und zogen nach und nach das Publikum auf ihre Seite. Irgendwann bildete sich auch ein Moshpit, der zum Ende des Sets hin immer größer wurde. Dass die eher schaumgebremsten Songs vom neuen Album außen vor blieben und die Setlist ziemlich thrashlastig ausfiel, war dabei sicher hilfreich und so wurde der Gig doch noch ein Erfolg für die Band.
Den aus technischer Sicht sicher imposantesten Auftritt des Tages lieferten danach Decapitated ab, die ihre Songs mit der Präzision eines Uhrwerks herunterprügelten und für meinen Eindruck auch den besten Sound des Abends hatten. Im Publikum machten sich etwa ab der Hälfte des Sets allerdings erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar; trotz der Machtdemonstration auf der Bühne erlahmte die Bewegung in der Halle zusehends.
Das änderte sich auch bei Mantar nicht, obwohl die ausgehend von der Anzahl der Shirts in der Halle so was wie der heimliche Headliner waren. Und die Voraussetzungen für einen Triumphzug waren durchaus da, die Band legte sich ins Zeug wie immer und hatte den wohl besten Sound, den ich bislang bei einem Mantar-Gig erlebt habe. Trotzdem kam aus dem Publikum nicht viel Resonanz und auch Hannos sarkastische Sprüche konnten die Leute nicht aus der Reserve locken. Schade, der Auftritt war nämlich stark und hätte in meinen Augen deutlich bessere Reaktionen verdient gehabt.
Für den Benediction-Gig schwante mir also nix Gutes, aber die Briten ließen nichts anbrennen und schroteten sich bestens aufgelegt und mit massig Spielfreude durch eine feine Setlist. Dave Ingram war bester Laune und kommunizierte locker mit den verbliebenen Fans, die noch mal die letzten Energiereserven locker machten; im Gegenzug ließen es sich Benediction trotz deutlich gelichteter Reihen im Publikum nicht nehmen, um ein Uhr nachts ihre Spielzeit noch ein wenig zu überziehen ("We've got time for one more song but we're doing two anyway"). Ein würdiger Headliner also und der schöne Abschluss eines gelungenen Festival-Tages. Wenn das Easter Cross nächstes Jahr wieder ein ähnlich attraktives Billing auffahren kann, komm ich jedenfalls gerne wieder.