Filme mit transformativer Kraft

Die Filme von Gaspar Noe sind echt harter Tobak. Feel-Bad Movies vom schlimmsten.
Ich kann so Zeug nicht mehr anschauen.
Habe es eben gerade vor ein paar Tagen bei "Speak No Evil" gemerkt.
Das Zeug tut mir nicht gut....
 
den sogar nur einmal. Es soll mir dabei auch nicht um einen möglichst hohen Ekelfaktor gehen, sondern um vertieftes Nachdenken, über mich, die Welt, euch, alles. Das kann mittels Schock sein, aber auch Melancholie, besondere Anteilnahme am Schicksal der in einem Film beleuchteten, oder sonst was, das in mir ein Unbehagen auslöst, im Sinne von: ja, so sind wir wohl doch.. Dieser Film ist dann tatsächlich nichts für allzu zartbesaitete. Ich denke das Genre Rape'n'Revenge passt schon. Man sitzt da und drückt auf kaputte Art den beiden Frauen, die schreckliches an sexueller und sonstiger Gewalt erleben mussten, auf ihrem Rachefeldzug irgendwie die Daumen und denkt sich: die haben das alle verdient. Thelma & Lousie in kaputt:
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und auch der Film ließ mich mit einem Unwohlsein zurück. Ein Kamerateam kommt an einen eiskalten und gnadenlosen Killer ran und darf ihn schließlich dokumentarisch begleiten bei seiner Arbeit. Alsbald verschwimmen die Grenzen und das Team verliert seine Objektivität und hilft mit.. bitterböse Mediensatire und Abrechnung mit Reality TV, und unserer voyeuristischen Gier nach Gewalt:
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Klischee, aber mir fällt hier zuvorderst "Koyaanisqatsi" ein. Die Handlung brauche ich ja nicht zu beschreiben, denn es gibt keine - sondern nur jede Menge Bilder, Zeitraffer, Zeitlupen, Zusammenschnitte und Kamerafahrten aus Innenstädten, Straßenverkehr, Fabriken, Einkaufszentren und allem, wo mensch sich in den letzten paar Jahrhunderten noch so alles herumgetrieben hat. Und natürlich den den Takt vorgebenden (oder umgekehrt) Score von Philip Glass. Und wenn man das alles anderthalb Stunden lang auf sich wirken lässt, dann kommt man nicht umhin, sich die essenziellen Fragen zu stellen: Was soll das eigentlich mit dieser ganzen Zivilisation, wenn am Ende doch nur Routinen und Uniformität herauskommen? Oder ist es vielleicht doch faszinierend, wie weit "wir" überhaupt so gekommen sind und das wir nun das Privileg haben, über sowas überhaupt nachdenken zu können? Und das verblüfft eben an diesem Film.

Zur Ansicht lasse ich mal die ganze "Pruitt Igoe"-Sequenz da:

 
Klischee, aber mir fällt hier zuvorderst "Koyaanisqatsi" ein. Die Handlung brauche ich ja nicht zu beschreiben, denn es gibt keine - sondern nur jede Menge Bilder, Zeitraffer, Zeitlupen, Zusammenschnitte und Kamerafahrten aus Innenstädten, Straßenverkehr, Fabriken, Einkaufszentren und allem, wo mensch sich in den letzten paar Jahrhunderten noch so alles herumgetrieben hat. Und natürlich den den Takt vorgebenden (oder umgekehrt) Score von Philip Glass. Und wenn man das alles anderthalb Stunden lang auf sich wirken lässt, dann kommt man nicht umhin, sich die essenziellen Fragen zu stellen: Was soll das eigentlich mit dieser ganzen Zivilisation, wenn am Ende doch nur Routinen und Uniformität herauskommen? Oder ist es vielleicht doch faszinierend, wie weit "wir" überhaupt so gekommen sind und das wir nun das Privileg haben, über sowas überhaupt nachdenken zu können? Und das verblüfft eben an diesem Film.

Zur Ansicht lasse ich mal die ganze "Pruitt Igoe"-Sequenz da:

sehr schöne Wahl. Kennst du auch die anderen Filme Powaqqatsi und Naqoyqatsi?
 
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Zweiter Film, der mich sehr bewegt hat und auch noch lange nachgehallt hat, bzw. den Blick auf die Menschheit noch einmal geschärft hat: Der Hauptmann. Wir waren mit circa acht Leuten im Kino, keinerlei Geraschel oder Fressgeräusche während des Films, danach sind wir geschlossen totenstill den langen Gang vom Kino zum Ausgang gegangen, war das letzte Kino im Komplex und der Rückweg waren bestimmt nochmal um die 700m. Keiner hat ein Wort gesagt, alle waren noch völlig vom Film vereinnahmt und vom Gesehenen geschockt.
Allein der Abspann mit seiner vollkommenen Surrealität ist ganz große Kunst und der heutigen Realität doch wieder ein wenig näher als erwartet. Bis auf die eine Splatterszene und für mich fehlende ,öftere Realschauplatz-Einblendungen keinerlei Kritikpunkte.
 
Bin kein Blut- und Horrorfan, daher eine andere Art von Film, die mich sehr lange beschäftigt hat.

An einem Sonntag vor etwa 15-18 Jahren kam von 19:30-20:15h eine Doku im Bayerischen Fernsehen über die Verödung der Innenstädte von Dörfern und Örtchen östlich von München, seit sie einen S-Bahn Anschluss nach München rein haben. Das war hochinteressant, wie sich das in kürzester Zeit in Schlafdörfer verwandelte und die kleinen Fußgängerzonen im Zentrum zugrunde gingen. Ich bekomme es leider nicht mehr zusammen und finde auch auf eine schnelle Suche nicht mehr den Titel der kleinen BR-Doku.

Und genau danach um 20:15h kam Die Truman Show auf Pro7(?). Das hat mich komplett mitgenommen: zu leben um nur zu konsumieren (bzw. dafür ausgenutzt zu werden um zu werben) sehr vereinfacht gesagt.

Beides hintereinander hat ordentlich Denkzeit in Anspruch genommen, da die Themen - so verschieden eigentlich - doch miteinander verwoben sind.

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sehr coole Thread-Idee! Diesen Film habe ich nur zweimal geschafft zu schauen, er hat mich wirklich ... verstört? Denke das passt und irgendwie reicht das als Beschreibung:
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Einer meiner absoluten Lieblingsfilme!

In dem Zusammenhang könnte man sicherlich noch (fast) alle Filme des genialen Gaspar Noé nennen, allen voran den einzigartigen Film-Trip:

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Cooler Thread übrigens.
 
Spannendes Thema, mir fällt dazu v.a. "Schindlers Liste" ein. Ein Film, den ich damals in der Schule gesehen habe. Die Hälfte der Klasse hat danach geheult und war fix und fertig. Sicher ein Baustein, der meine tiefe Abneigung gegen rechtsnationales Gedankengut verstärkt und gefestigt hat. Absolut erschütternd und durch den realen Hintergrund umso beklemmender.
 
Ich verfolge dieses für mich überaus unterhaltsame Thema, bei dem bisher tatsächlich einige echte Trailblazer genannt wurden, seit dem ersten Post: "Interstellar", "Ex Drummer", "Martyrs", "Into the Void", "Invasion of the Body Snatchers" und "Mann beisst Hund". Aber selbst als absoluter Filmfan, der 2700 Filme bepunktet hat im Lauf der letzten zwanzig Jahre, wüsste ich keinen Film, der mich als Erwachsenen film- oder gar weltphilosophisch neu justiert hätte. Mich als Person verändert hätte. Ich habe jetzt mehrfach drüber nachgedacht, aber es wäre in meinem Fall einfach die falsche Wortwahl und übertrieben. Am Ende meiner Kindheit haben mich tatsächlich Filme noch sozusagen auf den Weg gesetzt. Allen voran der "Terminator" und der "Predator". Aber ich fürchte, seitdem müsste und muss ich auf eine angenehme Weise passiv dem Thema folgen. :)
 
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Die Story war ja nun nicht weltbewegend neu. Und doch hat James Cameron mit Teil seines Epos eine bewegende Sicht auf das Leben, den Umgang mit dem Planeten, Kolonialisierung, Ressourcenverschleiss und die Sinnhaftigkeit des Seins geliefert. Alles natürlich mit Hollywoodfilter (und in einer absurd CGI-dominierten Plastikproduktion) aber doch wurde der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten. Mich hat der Film damals wochenlang nicht mehr losgelassen.

Unser täglich Brot (2005)
Verwandtes Thema, aber ohne Hollywood. Es geht auch um den Umgang mit Ressourcen, aber mit Blick auf die Nahrungsmittelproduktion in Europa. Das Geniale: der Film überlässt den Zuschauer komplett den Bildern. Keine Text-/Sprachunterstützung. Einfach nur die Macht des Bildes. So sieht man einem Traktor zu, der bis zum Horizont über monotone Monokulturäcker dahintuckert, den Umgang mit Tieren, die Arbeiter auf dem Feld, etc. Alles in quälend langen Sequenzen. Die Einordnung wird dem Zuschauer komplett selbst überlassen. Endlose Äcker und deren Bestellung, unfassbare Ernten, industrielle Verarbeitung von Lebensmitteln - was es nun einmal braucht, um Millionen von Menschen zu ernähren. Und so bekommt man zu sehen, wie unnatürlich die Bewirtschaftung für unsere Lebensmittel vonstatten geht. Zweifel, wie sinnhaft/nachhaltig/vertretbar das Ganze ist und was das Thema Food Waste im Kern bedeutet, inklusive. Sehr eindrücklich und anno 2005 fast schon seiner Zeit voraus.
 
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Die zwölf Geschworenen (USA, 1959) passt in meinem Fall auch ganz wunderbar zum diesen Thread einleitenden Absatz, öffnete mir dieser Film damals, als ich ihn in meinen frühen Zwanzigern zum ersten mal sah, die Augen für Dinge wie Gruppendynamik, Ideologien, Vorurteile, Reflexion, Analyse, Leadership, und und und. Ganz viele Bereichen des Lebens, die in diesem Justizdrama-Kammerspiel intensiv und spannend zusammengeführt und präsentiert werden. Klug und ruhig inszeniert. Keine Einstellung, keine Aussage überflüssig. Nuancierter Minimalismus mit einer lebenslangen Wirkung: keep you eyes & ears open. Sich immer wieder vergegenwärtigen, dass man objektiv bleiben sollte, auch wenn ein Thema massiv von eigenen Gefühlen und Realitäten gesteuert wird. Eine fast schon verlorengegangene Kunst heutzutage.
 


Elwood P. Dowd (Patrick Stewart) Geistert durch die Welt, doch ist er nicht alleine in seinem Kopf. Er wird begleitet von einem Puka (mythologisches Wesen der Kelten) in gestalt des 2,10 großen Hasens namens Harvey . Mit ihm geht er gerne in seine Stammkneipe zum picheln... Ein liebenswerter Film über das Anderssein und die damit einhergehenden Probleme in einer 'normalen' Welt.
 
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Dieser Film war für mich ein eindringliches Ereignis. Als der Film damals neu im Kino war habe ich ihn gemeinsam mit meinem besten Freund, dessen Vater und beiden Großvätern angesehen. Die Großväter waren beide im Krieg an der Ostfront, also war die Handlung des Films für sie damals Realität und sie hatten sicher ihr Leben lang damit zu kämpfen. Außerdem ist einer der beiden einem Einsatz in Stalingrad nur knapp entkommen - es war schon bekannt, dass das ein Gemetzel sei.
Jedenfalls für mich ein ganz besonderes Erlebnis, diesen Film mit Zeitzeugen zu sehen und danach noch ganz viel darüber zu diskutieren.
 
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Die zwölf Geschworenen (USA, 1959) passt in meinem Fall auch ganz wunderbar zum diesen Thread einleitenden Absatz, öffnete mir dieser Film damals, als ich ihn in meinen frühen Zwanzigern zum ersten mal sah, die Augen für Dinge wie Gruppendynamik, Ideologien, Vorurteile, Reflexion, Analyse, Leadership, und und und. Ganz viele Bereichen des Lebens, die in diesem Justizdrama-Kammerspiel intensiv und spannend zusammengeführt und präsentiert werden. Klug und ruhig inszeniert. Keine Einstellung, keine Aussage überflüssig. Nuancierter Minimalismus mit einer lebenslangen Wirkung: keep you eyes & ears open. Sich immer wieder vergegenwärtigen, dass man objektiv bleiben sollte, auch wenn ein Thema massiv von eigenen Gefühlen und Realitäten gesteuert wird. Eine fast schon verlorengegangene Kunst heutzutage.

Direkt zusammen mit dem hier bingen:

 
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