Inspiration oder der Weg zur Erweckung: vom Kind zum Metalhead

Matty Shredmaster

Till Deaf Do Us Part
Hier ein Auszug aus dem "Unterbewertete Alben"-Thread.

Einige User - ich auch - finden das Thema spannend und wünschen sich dazu einen eigenen Thread. Here we go, jede weitere Story wird mit Freude gelesen :)

(...)

Ich habe mich damals (Startzeitpunkt Metal: Februar 1991) von verschiedenen Quellen inspirieren lassen. Freunde natürlich, auch Plattenläden waren wichtig. Es gab auch damals schon in Plattenläden die Möglichkeit, in Alben reinzuhören, und ich habe ganze Nachmittage nach der Schule vor CD Playern in diesen Läden verbracht und einfach alles angehört, was interessant aussah. Weil ich das meiste nicht kaufen konnte wünschte ich mir die Highlights zu Geburtstagen und anderen Festen. Meine Eltern waren zum Glück cool genug und hatten kein Problem damit, mir die Vinylversion von Pungent Stenchs "Been Caught Buttering" unter den Weihnachtsbaum zu legen :D

Ein paar Meter neben unserer Schule gab es einen CD-Verleih, bei dem man für DM 2,- pro Tag CDs ausleihen konnte. Ich war dort jeden Tag nach der Schule und habe nach und nach alles ausgeliehen, was irgendwie nach Metal aussah und was mir das Personal dort empfehlen konnte. Das habe ich alles fein säuberlich auf Tapes überspielt und hatte so relativ schnell einen brauchbaren Grundstock. Viel mehr als das gab natürlich auch mein Budget als Schüler nicht her, ich habe damals nur einen sehr kleinen Teil an Tonträgern gekauft, das kam erst viel später.

Wenn ich gekauft habe, geschah dies meist auf Flohmärkten oder auf den Grabbeltischen der Plattenläden. In den Neunzigern konnte man viele Metal-Vinyl-Schnapper machen, und die waren meist so billig, dass sie auch taschengeldfreundlich waren. Die Motivation, uninteressant aussehende Stände zu durchsuchen, spielte dabei eine entscheidende Rolle. So habe ich zum Beispiel einmal aus einem Stapel Klassikplatten Tröjans "Chasing The Storm" gezogen. Kostenpunkt DM 3,-!
Aber auch die wichtigen deutschen Thrash-Klassiker habe ich teilweise für nen Appel und nen Ei gekauft. Zu dieser Zeit war das Interesse an Metal - von den ganz extremen Formen abgesehen - weitgehend abgeflaut, und bei den unermüdlichen Fans begann sich die CD durchzusetzen. Kleines Beispiel gefällig? Für Violent Forces "Malevolent Assault Of Tomorrow" habe ich gerade einmal DM 10,- ausgegeben, heute werden für das Teil oft € 50,- und mehr aufgerufen. Für den Aufbau einer Vinylsammlung waren das goldene Zeiten.

Als später ein bisschen mehr Geld in die Kasse gespült wurde (Zivildienst, Ausbildung etc.) begann ich, auf Plattenbörsen zu gehen. Und auch dort war das Preisniveau noch weitaus niedriger als heute. Als besonders wertvoll galten farbiges Vinyl und Pictures, die waren meist etwas teurer. Das herkömmliche schwarze Vinyl war auch in diesem Umfeld oft erschwinglich. Das Thema Limitierungen war damals noch gar nicht so weit verbreitet, die Händler haben meist die obskuren und selten auftauchenden Platten teurer verkauft. Dazu gehörten zum Beispiel Platten aus Osteuropa oder Südamerika.

Eine weitere wichtige Informationsquelle waren für mich Bandfotos. Anfang der Neunziger war ich total auf dem Death Metal-Trip. Und wenn jetzt zum Beispiel auf einem Obituary-Foto die Musiker Shirts von Massacre, Autopsy und Pestilence trugen, musste ich da auch reinhören. Das war eine endlose Kette und hat mir wahre Heerscharen von Bands nahegebracht.

Mitte der Neunziger wurden die Kataloge von EMP und Nuclear Blast immer umfangreicher und eine sehr wichtige Bezugsquelle. In den Katalogen waren Beschreibungen zu vielen Alben enthalten, auf die ich mich oft blind verließ - und ich wurde nur selten enttäuscht. Manches finde ich heute nicht mehr so toll, als der Black Metal aber gerade aufkam, waren die meisten Bands erstmal interessant und spannend. Was haben wir zum Beispiel die erste Dimmu Borgir damals abgefeiert. Aus heutiger Sicht finde ich das Teil ziemlich langweilig, aber es passte genau in die Zeit und klang frisch.

Metal-Zeitschriften waren als Impulsgeber auch sehr wichtig. Beim Metal Hammer habe ich in der Death Metal-Hochzeit schnell herausgefunden, dass man zum entdecken der Highlights den Soundcheck von unten lesen muss :D
In einem Ungarn-Urlaub habe ich dann mein erstes Rock Hard gekauft. Das war 1993, und auf dem Cover prangte zur Feier der Mercyful Fate-Reunion der King persönlich, daran konnte ich nicht vorbeigehen. Dem Hammer habe ich nach der Lektüre des Heftes umgehend den Rücken gekehrt, denn ich konnte und wollte nur für ein Heft im Monat Geld ausgeben.

In den Kleinanzeigen der Magazine waren haufenweise Schaltungen von Privatverkäufern, die riesige Verkaufslisten versendeten. Da war das Preisniveau - und auch das Risiko mit Geld verschicken und auf das Paket warten - dann aber häufig sehr hoch, so dass ich da eher selten gekauft habe.

Und heute? Einige der oben genannten Quellen gibt es immer noch, aber das Internet hat natürlich auch bei mir umfangreich Einzug gehalten. Zum kennenlernen neuer Bands ist surfen (Youtube, Last.FM etc.) super, und auch in den einschlägigen Foren (hier zum Beispiel :)) bekommt man derart viele Impulse, dass man damit seine komplette Zeit verbringen könnte.

Leid tut mir nur, wie nachteilig sich das alles für Plattenläden entwickelt hat. Stöbern in physisch vorhandenen Regalen ist mir auch heute noch lieber als das Durchforsten endloser Listen. Und wenn ich erstmal einen Tonträger in der Hand halte, fällt mir auch die Kaufentscheidung weitaus leichter.

Ich habe mich von Anfang an sehr intensiv mit Metal beschäftigt und war schon immer extrem pedantisch, wenn es um Fakten ging. Heute nicht mehr so extrem wie früher, man wird ja auch älter und reifer. Aber die Bücher von zum Beispiel Matthias Herr kosteten damals halt auch ein paar Mark. Und wenn ich bei Freunden oder so reingelesen habe und einen Fehler gefunden habe, hat mir das komplett die Lust genommen, dafür Geld auszugeben. Vielleicht stehe ich mir damit manchmal selbst im Weg, aber das ist nunmal meine Art.

So, jetzt fahre ich erstmal zum CD-Verleih. Ach ne, der ist ja schon lange geschlossen :hmmja:;)
 
Ich war schon als kleiner Junge ein totaler Musikfreak. Am Anfang halt nur Radiomusik, war halt in Österreich nicht einfach, nur ein Sender mit Popmusik. Während viele andere lieber das TV Gerät einschalteten saß ich Stundenlang vor meinen Kassettenrecorder und nahm meine Lieblingssongs vom Radio auf. Auf der Suche nach einen harten Sound war ich schon damals, leider Fehlanzeige im Ösi Radio.
In den Bravos von meinen großen Schwestern entdeckte ich dann Bands wie Kiss oder AC/DC. Die Bilder dieser Bands steigerten mein Interesse, doch von wo den Stoff bekommen. Wenn ich mit meiner Mutter mit einkaufen gefahren bin durfte ich mir zwar manchmal eine Platte aussuchen, doch im Plattenladen von Metal keine Spur.
Das große Erlebnis kam dann als ich 12 war und ein Freund mir die Plattensammlung von seinen großen Bruder gezeigt hat. Da standen sie, Deep Puple, AC/DC, Kiss und so weiter. Wir durften sogar reinhören und es war total um mich geschehen. Ich flehte meinen Freund auch an, er möge mir ein paar Sachen auf Kassette aufnehmen. Hat er dann auch immer wieder mal gemacht und so lernte ich auch Quiet Riot, Motörhead, Iron Maiden, Judas Priest und so weiter kennen.
Platten hatte ich allerdings immer noch keine, denn von wo bekommen. Von irgendwo bekam ich dann Wind dass es in der nächsten Stadt einen Plattenladen geben soll der auch Heavy Sachen verkauft. So war es dann auch und ich bin einmal im Monat mit den Bus zu den Laden gefahren und hab mir jedes Monat eine Platte mit meinen Taschengeld gekauft. Ich war aber immer nach noch härteren Stoff auf der Suche. Als ich 15 war lernte ich einen Typen kennen der mir ein paar Tapes mit Metallica, Slayer, Megadeth, Overkill usw. zusteckte. Da war es dann endgültig um mich geschehen. Solch tolle Musik gab es aber in meinen Plattenladen auch nicht, da war bei Motörhead die Schmerzgrenze erreicht.
Erst so ca ein Jahr später traf ich in einem Lokal ein paar Typen mit tollen Kutten, diese klärten mich dann auf von wo ich das ganze harte Zeug bekommen könnte. Sie gaben mir eine Adresse und dort forderte ich einen Katalog an, dieser kam auch sehr rasch und es war ganz einfach das Paradies.
Später ging dann natürlich alles noch leichter, es gab dann in der Stadt schon Hammer und Rockhard, man traf immer wieder am Wochende auf Gleichgesinnte, holte sich viele Tips und steckte sich Tapes zu, unter anderem Death, Possessed usw.!
Endgültig wurde der Schritt vollzogen als die Pungent Stench Jungs in Wien einen Metal Laden eröffneten, da bin ich dann jeden Samstag hingefahren um mein gesamtes Geld auszugeben und auf Gleichgesinnte zu treffen.
 
In den 70gern gab es eine Sampler-Reiher von K-Tel, das war wild gemischte Musik drauf. Pop, Disco, Rock.
Ohne eine Ahnung von Musik zu haben, gefielen mir so Sachen wie Nazareth, Slade mit diesem Titel: , Sweet, und ähnliches am besten.
Pop und Disco fand ich weniger spannend und die Saat war wohl bereits gelegt, wenngleich es noch einige Zeit brauchte um diese zum wachsen zu bringen.
Ein damaliger Freund (zwei oder drei Jahre älter als ich) hatte damals Slade als Lieblingsband - bei dem habe ich die Cassetten rauf und runter gehört. Irgendwann interressierte er sich dann für Mädchen (damals noch pfui), wir gingen auf unterschiedliche Schulen und verloren uns dann langsam aus den Augen...
Neue Schule, neue Freunde, neue Musik. Ich lernte die Frankfurt City Bluesband kennen (zig mal live gesehen), trieb mich auf Konzerten von Cochise (links-anarchistischer Folk-Rock) Ape, Beck und Brinkmann, Anyone´s
Daughter, Grobschnitt oder Mike Oldfield rum - alles nicht wirklich metallisch, aber immer mit Gitarre!
Und dann lernte ich einen Typen mit Spitznamen "Angus" kennen. Der brachte mich mit Jim Steinman- und Meat Loaf-Platten in Kontakt. Noch härtere Sachen wie Black Sabbath, Rainbow, Judas Priest und Iron Maiden
folgten. In den beiden (!) Plattenläden im Ort (Elpi und Amsterdam, welcher dann später Hit-Wave hiess) lernte man dann viele neue Sachen kennen. Man konnte Stundenlang in LP´s reinhören, sich Tipps geben lassen
und die tollen Cover bestaunen. Uwe bei Hit-Wave konnte einem auch Importe aus USA oder Japan besorgen, obwohl die meistens das Taschengeld-Budget gesprengt haben. Da gab´s noch kein Internet, es war tatsächlich
was besonderes. Die Zeche Bochum wurde ein Ort, zu dem unsere Eltern die Clique oftmals bringen und wieder abholen mussten (Danke dafür), bis wir dann selber Autos hatten und fahren konnten.
Helloween, Grave Digger, Celtic Frost, Kreator, Candlemess, Savage Grace, Heir Apparent, Steeler, Annihilator, Skyclad und viele andere mehr habe ich dort gesehen.
Im Radio waren auf BFBS die "Monday Rock Show" und die "HM Show", später auf WDR2 dann "Scream" wichtige Informationsquellen - heute tippt man einen Namen ein und voila...
Bis heute habe ich mir einen breit gefächerten Musikgeschmack bewahrt, hauptsächlich halt unser aller Lieblingsmusik mit (fast) all Ihren Facetten, dazu Soundtracks, etwas Folk und gelegentlich auch mal ein bisschen
Kate Bush, Heather Nova, Tori Amos oder Loreena McKennitt.
Man sollte immer mal über den Tellerrand schauen, um nix zu verpassen.
Aber letztendlich zieht mich der Metal immer wieder magnetisch an.
 
Ich hatte bereits in dem oben verlinkten Thread geschrieben, dass die Musik-Kasette "Back In Black" als Ostergeschenk meiner Tante der Einstieg in die harte Rockmusik war. Da war ich 12 jahre alt. Die lief rauf und runter. In meiner Klasse waren ein paar Mitschüler, die bereits etwas länger diese Musik hörten und so ließ ich mich von denen "beraten". Da ich zuerst nur über einen Kasettenrekorder verfügte folgten erstmal die großen Namen. Die zweite MC war "Killers" von Maiden. Ein Quantensprung in Sachen Heavyness und mir zuerst etwas zu heftig. Schnell fand ich die aber besser als "BIB". In den nachfolgenden Monaten kamen Judas Priest, Saxon, Whitesnaken, Scorpions, Mötörhead un van Halen dazu. Außerdem bekam ich von einem Kumpel "Breaker" überspielt. Heilige Madonna, DAS war hart. Den finalen Kick bekam ich auf einer Geburtstagsparty eines Freundes. da lief 'Insanity' von den TYGERS. das gab es nicht auf MC also musste ein Scheibendreher her. Die ersten beiden LPs waren dann folgerichtig "Wild Cat" und "One Vice At A Time". All' das passierte innerhalb eines gute Jahres.
Von da an gab es kein Halten mehr. Das gesamte Taschengeld ging für Scheiben drauf.

Es soll hier um die Inspirationen, die Quellen etc gehen:

Besagte Clique, die etwa 2 jahre "Vosprung" hatte. Einer von ihnen war zur NWoBHM Phase in England und hatte etliche "heiße" Scheiben mitgebracht. Obendrein verfügte er schon damals über die größte mir bekannte Scheibensammlung, die heute locker im sechsstelligen Bereich ist.
weitere Inspiration: Plattencover und Thanks-Listen, damals hat man tatsächlich im Laden die Thanks-listen studiert und man konnte sich meist darauf verlassen, damit keine Gurke zu kaufen.
Es gab ein paar Radiosendungen, einmal im Monat auf NDR eine Metalshow, BFBS (Monday rock Show mit Jon Bennet und Dienstag HM Show mit Tony Jaspers).
Etwas später kam dann der MH (1984). Fü mich war da aber der deutsche Ableger vom Ardshok viel relevanter. Da schrieben teilweise schon Leute, die später bei RH auftauchen sollten. das englische metal Forces und Kerrang1 waren ebenfalls wichtig.
Außerdem gab es in HH zwei extrem gut sortierte Scheibenläden. Das Inferno (Govi) hatte nur Metal und Punk. da habe ich bis 1984 viele Blindkäufe getätigt. das war auch so eine Art Szenetreff. Man konnte sich meist mit irgendwem dort austauschen. Als der Laden dann viel zu früh dicht machte, wurde Michelle Records der Treffpunkt für uns. Die hatten eine eigene Abteilung für metal Importe.
Außerdem habe ich ab Mitte der 80er extrem viel Tapetrading betrieben. Da ging es zwar meist um Liveaufnahmen und Demos, aber manchmal haben wir uns auch reguläre Scheiben aufgenommen. Es verging kein Tag, an dem ich nicht mindestens ein Päckchen bekam und die nette Dame an unserem Postschalter kennt mich heute noch namentlich. Das schöne daran war für übrigens auch der Austausch mit den Tapepartneren. Meist schrieben wir uns ja auch noch ellenlange Briefe dazu und mit den, die man länger kannte ging es dann meist irgendwann in stundenlange Telefonate über. Die meisten von ihnen habe ich dann irgendwann auch mal persönlich kennen gelernt. Sei es bei einem Konzert in HH, wo ich dann Schlafbesuch bekam oder anders herum. Mit einigen habe ich heute noch lose Kontakt.
So waren die Nachmittage oft mit telefonieren, überspielen und Briefe schreiben verplant. Auch der direkte Kontakt zu den Bands per Brief gehörte dazu.
Als ich dann anfing in einem Plattenladen zu arbeiten, hatte ich entsprechend andere Quellen.
 
Meine erste große musikalische Liebe waren QUEEN, wie ich darauf aufmerksam wurde, weiß ich leider nicht mehr, ja ja, das Alter.

Vor einem Familienurlaub in Italien überspielte mir Schulkamerad Battle Hymns und Ride The Lightning auf eine 90 Minuten Leerkassette und damit war es um mich geschehen. Ich für als Junge nach Italien und kehrte als Metalhead heim. So einfach ist das manchmal.

MANOWAR waren dann auch lange meine Lieblingsband.

Zu Beginn der 90er Jahre war ich vor allem großer German Melodic Speed Metal Fan. Aber auch US-Metal und bekanntere NWoBHM Bands stehen auf dem Programm.

Dabei standen mir das Rock Hard und ein älterer Metal-Fan in meinem Ort zur Seite, gekauft wurde bei EMP oder in der Musikbox in Bünde. Auch auf Metalbörsen ging ich damals gerne, zunächst mit älteren Freunden ins Kick, später mit dem eigenen Wagen auch in weiter entfernte Venues.

Natürlich war jeder Schulausflug in eine größere Stadt ein wahres Fest, da man hier neue Läden finden konnte. Man fragte einfach den ersten Langhaarigen oder Punk nach dem Weg.
 
Hier ist es aber sehr still geblieben. Schade.

Dann will ich mal:

Das erste musikalische Erlebnis hatte ich wohl so um 1981 als ich kurz vor der erstmaligen Abschiebung in den Kindergarten meine Eltern damit genervt habe, ständig Santa Maria von Roland Kaiser zu grölen. Das war mein erster Lieblingssong. Meine Mutter rächte sich alsbald: ich musste eine rote Cord-Latzhose tragen...
Bald folgte die Hitparade der Mainzelmännchen (Spinat mit Ei, Wo kommt der elfte Finger her)
Im Übergangszeitraum von Grundschule und Orientierungsstufe waren es dann zu Kinderhits umfunktionierte Songs von Rick Astley oder Kylie Minogue, zu denen ich abgehottet habe.
Den ersten Kontakt zu harter Musik gab es im Sommer 1989. Ende der 5. Klasse ging es ins Sommerzeltlager und einer der Betreuer hatte lange Haare und einen bemalten Jutebeutel. Darauf müsste, soweit ich mich erinnere, das Logo von Metallica mit einem angedeuteten Ride the Lightning Motiv gewesen sein. Er hatte einen Walkman dabei und mir - fasziniert von der Optik des Jutebeutels - angeboten, einmal zu hören.
Ich nehme ab, dass es Metallica waren; zumindest war es Thrash: laut, schnell, schrill.
Neenee, damit konnte ich nix anfangen. Ich war noch nicht soweit, die harten Sachen zu hören.
Da konnte ich schon eher was mit der Mucke von meinem nur 10 Jahre älteren Onkel anfangen.
Bei dem habe ich immer Stunden damit verbracht, mich durch seine Schallplattensammlung zu hören. Irgendwann im späten 1989 bekam ich ein Mixtape geschenkt, dass ich mir als CD Sampler längst wieder zusammen gestellt habe:
Billy Joel - Leningrad
The Police - Message In The Bottle
The Hooters - Johnny B, Satellite
The Cure - Spiders Lullaby, Boy´s Don´t Cry
Bruce Springsteen - Born In The USA
U2 - Sunday Bloody Sunday, Pride (In The Name Of Love) und noch ein paar andere. Das war zweifelsohne richtig gute Musik und besser als New Kids On The Block und der ganze andere Schmonz, den ich aus der Bravo kannte.

Zu Weihnachten gab es eine Kompaktanlage mit Kassettenteil und Plattenspieler. Nur leider hatte ich noch keine Platten.
Mein Onkel bot mir eine Scheibe an, die er nicht mehr mochte und meinte, das könnte etwas für mich sein. Ich sollte sie mal mit nach Hause nehmen.
Die Platte sah ziemlich langweilig aus, ich hätte ja gerne "Ihre größten Hits" von Extrabreit gehabt, weil ich das Cover damals ziemlich geil fand, aber ich habe das genommen, was ich bekommen konnte.
Also zu Hause gespannt die Platte aus dem öden Cover genommen, aufgelegt, den Start-Knopf am Plattenspieler gedrückt und dann...







...erklangen zuerst Glockenschläge und die Töne einer Gitarre. Alles was danach geschah, war, wie ich mir einen Trip vorstelle, spätestens bei den ersten Worten des Reibeisenorgans von Brian Johnson war ich in einer anderen, besseren Welt.

I'm a rolling thunder, a pouring rain
I'm comin' on like a hurricane
My lightning's flashing across the sky
You're only young but you're gonna die

Das war der pure Wahn. Ich habe das Album rauf und runter gehört, noch und nöcher.
Back In Black war die Initialzündung, wofür ich meinem Onkel auf Ewig dankbar sein werde.

Danach ging es Schlag auf Schlag, irgendwann hatte ich die "Creeping Death/ Jump In The Fire" von Metallica und von Maiden die "Can I Play With Madness/ The Evil That Men Do" zu Hause und den "Doomsday News" VHS Sampler von Noise, bei dem mich Helloween, Tankard, Coroner und vor allem Running Wild und Kreator beeindruckt haben.
Mit VoiVod konnte ich weniger anfangen und Celtic Frost haben mich mit Cherry Orchards und Circle Of The Tyrants eher verwirrt. V2 und S.A.D.O. fand ich öde.
Als Schulhof-Tapetrader habe ich dann dann die Tales... von Blind Guardian lieben und die Böhsen Onkelz kennen gelernt.

Das nächste große Aha-Erlebnis gab es mit dem Kauf des ersten Rock Hard (Ich konnte meine Musik nicht nur hören, sondern auch über sie lesen, fuck Bravo!) und einem weiteren Album für die einsame Insel: 1916 von Motörhead. Bäm, allein das Eröffnungsdoppel The One To Sing The Blues und I'm So Bad ( Baby I Don't Care) hat mir dermaßen die Schuhe ausgezogen, Wahnsinn.
Bald schon musste ein CD Player her, die erste CD, die ich mir kaufte, bevor ich das Gerät überhaupt hatte - ich habe sie bei meinem Onkel gehört - war der erste "Death Is Just The Beginning"-Sampler aus dem Hause Nuclear Blast, weil mich das Cover so fasziniert hatte. Mein Onkel ist dann immer raus gegangen, ich war seinem Musikgeschmack entwachsen... Denn das, was auf diesem kleinen silbernen Ding drauf war, war einfach...geil! :D
Auf dem Schulhof erwarb ich die Butchered At Birth von Cannibal Corpse mit Originalcover.

Als im mich Sommer 1991 mit ein paar Freunden in der Eisdiele traf um über Musik zu fachsimpeln mussten wir über eine große Enttäuschung sprechen, die ich zu Hause hatte: Das schwarze Album von Metallica. Meine Güte, wie lahm im Vergleich zu allem, was die Jungs vorher gemacht haben (zum Glück sehe ich das inzwischen deutlich anders - letztes richtig gutes Album von denen).
Tankard und Kreator waren dann eine zeitlang das Nonplusultra, eine weitere Scheibe die ich für immer lieben werde ist die Coma Of Souls.
Und bevor ich den Sermon hier beende, möchte ich noch ein weiteres Album erwähnen, welches mich nachhaltig beeindruckt hat: Human von Death.
Nun sind wir im glorreichen Death Metal Jahr 1991, welches für mich das ist, was für viele etwas ältere Semester die Jahre ´84 - ´86 sind. Ein unglaublich guter Jahrgang.

Eine kleine Anekdote: Ich habe wirklich alles an Metal aufgesogen, was nur ging und alsbald konnte ich - dank EMP - auch meine ersten Shirts tragen.
Die Jungs zwei Jahrgänge über mir in der Realschule haben uns in der 7. immer geärgert, Metaller waren wir in deren Augen nicht.
Einmal trug ich ein Leading The Rats-Longsleeve von Morbid Angel, da habe sie mich zu viert in die Mangel genommen. Was ich denn mit dem Shirt wollte, ich hätte doch keine Ahnung von Morbid Angel.
Ich habe dann erwidert, dass ich schon Ahnung hätte.
Also wurde mein Wissen auf die Probe gestellt: Welches wäre denn das erste Album von Morbid Angel.
Ich habe dann geantwortet, dass zuerst Altars... veröffentlich wurde, aber eigentlich Abominations... das erste Album war, das hatte ich - glaube ich - im Death Metal Sonderheft vom Rock Hard gelesen.
Danach haben sie mich in Ruhe gelassen, ich hatte meine Fachexpertise anscheinend unter Beweis gestellt.
 
Ich krame mal ganz weit hinten und erinnere mich als ganz kleiner Steppke meine Mutter gebeten zu haben mir 2 Sachen auf der heimischen Anlage aufzulegen (eigentlich verboten, weil mein Dad arbeiten war....). Das waren einmal die Beatles generell, weil die Musik so schön war und die Best of von Spooky Tooth, weil ich das Säbelzahntiger Cover so geil fand.

Später war es bei mir so, dass ich als Kind schon eine "richtige" Anlage von meinem Vater ins Kinderzimmer bekommen habe. Sprich er hatte mir seinen alten Plattenspieler, Verstärker, Boxen und Tape aufgebaut. Ich kann daher behaupten, noch nie in meinem Leben eine Kompaktanlage besessen zu haben. Anfangs liefen auf o.g. Plattendreher noch altbekannte Klassiker wie Räuber Hotzenplotz und Der kleine Muck.

Da mit Beginn der Schule ja auch irgendwie "der Ernst des Lebens" beginnt, hatte mein alter Herr sich dann wohl entschlossen, noch einmal seine Sammlung durch zu gehen, um mir dann selten gehörte oder auch von (mittlerweile) minderer Qualität behaftete LP's zu überlassen. Ich kann mich noch relativ genau an meine „Grundausstattung“ erinnern:


Beatles - Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
Joe Cocker – Best of
Ike & Tina Turner – Best of
MC5 – Kick out the Jams
Led Zeppelin – II


Kurz darauf folgten dann noch Uriah Heep – Live (die Schwarze) und die 1. Asia. Bis auf die Ike & Tina habe ich die Alben auch fleißig gehört. Die MC5 war einfach wild und die Typen auf dem Cover seltsam bunt angezogen. Ich weiß nicht, ob die Band Anfang der 80er noch/schon eine so große Bedeutung hatte. Hab immer das Gefühl gehabt, das kam erst mit den Hellacopters und der Schweden Rock Welle. Die LZ II ähnlich. Die Musik hatte eine Magie, der man sich schon als kleines Kind nicht entziehen konnte. Damals dachte ich allerdings auch, dass alle Leute auf dem Cover zur Band gehörten….

Der nächste Step hier nur verkürzt, da bereits im Kiss Thread geschrieben. Ein Bekannter hat mir auf dem Hamburger Dom einen großen Kiss Backpatch gekauft. Motiv war das Cover der Gene Simmons Solo Scheibe. Es folgte die dazugehörige Scheibe (Geschenk meines Vaters und meine 1. Eigene Platte!), die ich aber scheiße fand. Dran geblieben, Alive II bekommen (weitere Kiss Alben folgten) und für GEIL befunden. Mit dem Backpatch war natürlich auch meine 1. und einzige Kutte geboren. Damals gab es Patches und Plaketten (heutzutage Buttons) noch auf jedem Schützenfest. Somit war ich jetzt offiziell Kiss Fan!

Bis dann im ZDF bei Rockpop in Concert die Heavy Metal Night lief. Mein Dad hatte zu der Zeit fast alles was im TV an Musik lief auf Video aufgenommen (er hing sogar bei Live Aid trotz mega Hitze den ganzen Tag im Wohnzimmer ab). Natürlich auch die Metal Night. Am besten gefielen mir damals Ozzy Osbourne, Quiet Riot, Judas Priest und Def Leppard (in der Reihenfolge. Bei Maiden und den Scorps fand ich einfach den Gesang nervig oder langweilig.

Dann ging es damit weiter. Erst mal Bark at the Moon gekauft, danach die beiden restlichen von Ozzy (bzw. 3 mit der Blizzard).

Es folgte der nächste Schritt. Bei uns in Hamburg – Harburg gab es ein großes neues Kaufhaus namens Suba-Center mit einer sehr großen Zeitschriften Abteilung. Dort erwarb ich dann eines Tages meinen 1. Metal Hammer, es war die Ausgabe 7-8/1985 mit Dio auf dem Cover. Inhaltlich eher interessant vielleicht der Bericht über das Heavy Sound Festival in Belgien und das dazugehörige Slayer Interview.

Von diesem Moment an wurde der Hammer gesammelt(später kam noch das Rock Hard dazu). Wir hatten 2 Plattenläden im Stadtteil. Oft wurde noch über das Album Cover gekauft, teilweise über Reviews. Dies ergab dann eine bunte Mischung bestehen aus z.B. Warlock, Ratt und Slayer. Als ich mit der Show No Mercy zur Kasse ging, fragte mich der Kassierer: „Bist du dir sicher? Ganz schön harter Kurswechsel…“. Konzerte waren zu der Zeit allerdings noch nicht angesagt, da ich zu klein war. Das fing erst in der Death Metal Phase an.

Wie auch immer, es stellte sich heraus, dass Thrash Metal mein Ding war. Meine letzte (ungehörte) Kiss Scheibe war dann übrigens Asylum. Später bin ich dann auch mal „rüber“ nach Hamburg rein, habe da WOM (riesige Auswahl, aber auch sehr teuer) und Michelle Records (kleiner aber auch günstiger) entdeckt. Das hat mir dann auch Perlen wie Killing Technology oder Within the Veil beschert.

Ich habe dann nicht mehr durchgehend Metal gehört. Nach Death Metal war auch Grunge/Alternative interessant, aber auch die IDM/Electronica Ecke hat mich in den 90ern fasziniert. Dann komm die erste große Led Zeppelin Revival Welle. Seit dem geht es musikalisch eher immer mehr rückwärtsgewandt Richtung 70er/60er.

Résumé: Danke an meinen Vater für die musikalische Sozialisation!



PS: Irgendwie hab ich das Gefühl, ich hätte das Ganze hier schon einmal an anderer Stelle niedergeschrieben… Aber egal, macht trotzdem Spaß.
 
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