Achja, Kreator....
Eine meiner absoluten Lieblingsbands, und eine der ganz, ganz wenigen Bands mit mehr als drei Alben, bei der ich kein Werk als wirklich schlecht bezeichnen würde.
Einzige Kritikpunkte an den Herren heutzutage sind für mich die in der Tat doofen Live-Ansagen (die aber letztlich eben auch nur das sind - wie sehr sich mancher darüber echauffieren kann, will mir dann auch wieder nicht recht in den Kopf) und - viel, viel schlimmer! - die völlig unkreativen Livesets, bei denen seit Jahren nur dieselben alten Schoten durchrotiert werden. Bei einer Band mit einem derart großen und qualitativ vorwiegend hochwertigen Backkatalog sollte da bedeutend mehr drin sein!
Alben:
Endless Pain:
Brachiales Debut, durchaus einige gute Nummern darauf vertreten, aber aus heutiger Sicht dann doch eher für die Stumpf/Rumpelthrash und die Kultfraktion wirklich wertvoll. Dennoch absolut solide. Tormentor und Flag of Hate sind natürlich nicht mehr wegzudenken.
7,5/10
Pleasure to Kill:
Der erste kleine Entwicklungsschritt, die rohe Energie wird schon etwas mehr in geordnete Bahnen geleitet. Insbesondere der Mittelteil mit dem Titelstück, Riot of Violence und dem großartigen Pestilence ist ganz groß. Muss aber zugeben, dass ich bei Pestilence die Liveversion von dem RockHard Livealbum vorziehe. jetzt, wo sie spielen können, wirkt die Nummer gelich nochmal mehr *g*
9/10
Terrible Certainty:
Ist in den letzten Jahren bei mir deutlich gewachsen, wirkt aber leider nach wie vor wie das etwas unausgegorene Bindeglied zwischen den stürmischen Anfangstagen und den technisch deutlich weiter entwickelten folgenden Alben. Hat dennoch diverse Highlights zu bieten (Terrible Certainty, Toxic Trace, Behind the Mirror)
8/10
Extreme Aggression:
Now we're talking! Thrash, so wie er sein muss. Riffs down your throat, technisch ausgefeilt und dennoch wild und rasend. Kein Song fällt wirklich ab.
9,5/10
Coma Of Souls:
Nach wie vor das Meisterwerk der Band. Die wilde Raserei des Vorgängers wird ergänzt um drückende Midtempo Parts, was der Band hervorragend zu Gesicht steht. 'When the Sun Burns Red' dürfte das beste Kreator Stück aller Zeiten sein, und auch beim Rest gibt es keinen Grund zu meckern. Coma Of Souls hat obendrein das wohl beste Solo auf nem Kreator Album.
10/10
Renewal:
Willkommen in den 90ern. Die stetige und nachvollziehbare Entwicklung der Vorgängeralben wird durch wilde Experimente ersetzt, was viele Betonköpfe natürlich selbst heute noch oft heillos überfordert. Mit Renewal gabs dann auch gleich einen krassen Stilbruch - im Grunde genommen findet sich auf dieser Scheibe nichts von dem, was die Vorgänger ausgemacht hat. Ich halte sie dennoch - oder gerade deswegen - für eins der absoluten Highlights in der Diskographie. Ich habe bis heute kein zweites Album gehört, das eine ähnliche Stimmung verbreitet wie Renewal. Für mich ist es irgendwie auch ein perfektes Herbst-Album, da es die gedrückte Stimmung, in die einen ekelhafte, graue Novembertage versetzen, perfekt einfängt. Das Album funktioniert am besten als Gesamtkunstwerk, aber Winter Martyrium, Europe after the Rain, Karmic Wheel (!!!) und auch das leider komplett totgenudelkte Titelstück funktionieren auch allein bestens. Die Hintergrundgeschichte von Karmic Wheel (bzw. dem gesprochenen Part in der Mitte) hat es auch noch derbe ins sich.
9/10
Cause for Conflict:
Dieses Album stand prinzipiell wieder unter dem Thrash-Banner, unterscheidet sich aber dennoch deutlich von den Werken der 80er. Das mag daran liegen, dass es das einzige ohne Ventor an den Drums ist, aber letztlich ist auch das Songmaterial und die Riffs anders aufgebaut, ander strukturiert. Grade beim Eröffnungsdoppel erinnern Kreator teils eher an Slayer als an Kreator. Das Album enthält viel rohe, ungezügelte Energie und funktioniert bei mir, wie der Vorgänger, als Gesamtes am besten.
7,5/10
Outcast:
Und weiter gehts mit den Experimenten. Dieses ist meiner Meinung nach am wenigsten gelungen. Insbesondere der zweiten Hälfte kann ich bis heute nicht wirklich etwas abgewinnen, und wären nicht die vereinzelten Highlights (Black Sunrise, Phobia, Leave this World Behind) müsste ich den Titel 'einzig schlechtes Kreator Album' dann eben doch vergeben. So ist es eben das einzige schwache Album.
6/10
Endorama:
Skandal! Ausverkauf! Ausgewhimpt!
*LOL*!
Ja, natürlich gibts hier erneut deutliche Änderungen zu hören.
Cleaner Gesang, und dann auch noch ne Kooperation mit der Gothic-Tucke von Lackier mich Rosa - geht ja gar nicht!
Doch, geht! Sehr, sehr gut sogar. Imho ist die Scheibe von vorne bis hinten rund und stimmig, und vor allem: richtig gut. Natürlich haben die meisten Nummern hier mit klassischem Thrash nichts mehr zu tun. Das hindert sie aber nicht daran, hervorragende Songs zu sein. Man höre nur mal Golden Age, Passage to Babylon, Chosen Few, Everlasting Flame oder, ja, auch das Titelstück. Ich kann dabei durchaus nachvollziehen, wenn sich einem engstirnigen Old School Thrasher bei den Nummern die Fußnägel bis Unterkante Oberlippe aufrollen - aber das ist ja nicht mein Problem
Und das Album offeriert auch noch ein wunderbares Paradoxon - denn gerade auf dieser Scheibe finden sich einige Nummern, die den folgenden Alben musikalisch teils näher sind als alles auf den dreien davor. So sind die Strophen von 'Shadowland' eine Blaupause für 'Violent Revolution' (den Song), und auch Soul Eraser wäre auf ebenjenem Album nicht fehl am Platz.
9/10
Violent Revolution:
Dieses Album war damals für mich - zusammen mit Coma of Souls - die Einstiegsdroge, und hat deshalb einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich hatte es als Prämie fürs RockHard Abo bekommen, direkt aufgelegt und bin beim Beginn von Reconquering the Throne erstmal halb vom Stuhl gefallen (die Stereoanlage war noch recht weit aufgedreht) *g*.
Kreator hauen hier (für viele wohl endlich) wieder voll ins Mett, aber das muss ich egtl. keinem mehr erzählen. Das Album kombiniert die besten Tugenden der Hochphase Ende der 80er mit der Essenz der Experimente der 90er (Querverweise z.B. zum Vorgänger finden sich durchaus). Mit Replicas Of Life gibts auch den imho zweitbesten Kreator-Song *hust*
.
Einzger Kritrikpunkt: Ich hab irgendwie immer das Gefühl, dass sich die vier Nummern nach ebenjenem 8-Minüter anfühlen wie Bonustracks. Sprich, die halten das enorm hohe Qualitätslevel der ersten acht Songs nicht mehr wirklich.
9,5/10
Enemy of God:
Die erste Hälfte des Albums führt den mit Violent Revolution eingeschlagenen weg konsequent fort. 'Impossible Brutality' klingt dann auch, als hätte man versucht, eine Best Of Violent Revolution in einen Song zu packen. So weit, so gutklassig. Richtig interessant wirds dann aber in der zweiten Hälfte des Albums. Hier zeigt man sich verhalten experimentierfreudig und hat wieder mal etwas eigenes erschaffen. Insbesondere die letzten beiden Nummern - das sehr melodische 'Under a Total Blackened Sky' und das komplett großartige 'The Ancient Plague' - wissen zu überzeugen, was jetzt aber nicht heißen soll, dass 'Dying Race Apocalypse' oder der 'Servant in Heaven, King in Hell'-Klon 'One Evil Comes, A Million Follow' schwach wären.
PS: Mit dem unsäglichen Suicide Terrorist hat das Album leider auch einen absoluten Stinker zu bieten (der seltsamerweise vielerorts abgefeiert wird - aber naja, Stumpf ist Trumpf, Sabaton haben ja auch Erfolg...), und der Text von 'Murder Fantasies' ist auch ganz große Fremdschäm-Grütze, die mir den Song komplett verleidet.
9/10
Hordes of Chaos:
Das Album wurde seinerzeit wegen der erdigen Produktion (bis auf den Gesang komplett live eingespielt) zu Recht abgefeiert. Bis auf 2, 3 Ausnahmen sind die Songs hierauf deutlich kürzer ausgefallen, und insgesamt wirkt das Album etwas punkiger. Damit lief es insbesonderen den Fans der Frühphase meist ziemlich gut rein. Ich finde es, mit zeitlichem Abstand, minimal schwächer als die drei anderen Alben, die nach der Rückkehr zum Thrash enstanden sind. Es ist aber dennoch alles andere als schlecht, einige Songs gehören sogar zu den besten von Kreator überhaupt (Hordes of Chaos, Demon Prince), und auch der Rest ist für sich genommen mindestens sehr gut bis hervorragend (Warcurse, Amok Run, Destroy What Destroys You). Aber insgesamt läuft es mir - vielleicht gerade wegen des tendenziell komplett durchgeteretenen Gaspedals und der damit einhergehenden latenten Eintönigkeit - nicht ganz so gut rein.
PS: Man mache sich mal den Spaß und vergleiche die Refrainriffs von 'All of the Same Blood' und 'Demon Prince' *g*
8,5/10
Phantom Antichrist:
Anders als bei Miffy hat sich das Album bei mir kein bißchen abgenutzt. Tatsächlich würde ich es ohne zu zögern in meine Top 3 der Kreator Alben aufnehmen. Hier stimmt wieder mal einfach alles, geballte Energie trifft auf drückendes Midtempo - und plötzlich können Kreator auch noch zweistimmige Gitarren, richtig große Melodien und Breitwandarrangements! (Andere Lesart: Für Betonköppe war das hier schon wieder zu viel des Guten - und das ist durchaus wortwörtlich zu nehmen
). Highlights für mich: 'The Few the Proud, the Broken' (allein die flirrende Gitarre im Refrain!), 'Until Our Paths Cross Again (Gänsehaut pur, und für Kreator-Verhältnisse sogar ein richtig guter Text) und das zugegebenermassen sehr massentaugliche 'From Flood Into Fire'. Haare in der Suppe gibts es nahezu keine (maximal das etwas platte 'Death to the World' und Milles Reimkunst bei 'Your Heaven, My Hell' ('Hell' reimt sich auf.... 'hell'...
)).
10/10
Aber auch wenn ich nach wie vor große Freude an Phantom Antrichrist und nahezu all seinen Vorgängern habe - gegen ein neues Album habe ich absolut nichts einzuwenden - gerne dürfen dabei auch wieder Old-School-Freaks verschreckt und Menschen wie ich überrascht werden - was zählt, ist nur die Musik, und die war bei Kreator nahezu immer gut