Was die Mindcrime angeht, muss ich ja sagen, dass ich da in einem echt krassen Erste-Welt- Dilemma gefangen bin: Ich verehre die Platte, seit ich damals das 7-Punkte-Review im Metal Hammer gelesen hab und direkt in den Frankfurter Musikladen gerannt bin und mir die Platte geholt hab. Irgendwann hab ich mir für eine schicke, rote Doppelvinylversion entschieden, die es vor ein paar Jahren noch zu humanen Preisen gab, allerdings: Die Operation ist nun mal ein Gesamtkunstwerk, das für eine einzelne Schallplatte konzipiert wurde – zu viel Musik und damit einhergehender Qualitätsverlust hin oder her. Die A-Seite hat mit The Mission aufzuhören und die B-Seite mit Suite Sister Mary anzufangen, das hat ja auch einen dramaturgischen Sinn. Abgesehen davon fließen die Songs teilweise ineinander, sodass bei einer Doppelvinylversion ursprünglich nicht intendierte Songlücken entstehen. Also wieder verhökert und viel mehr Kohle für eine schwarze Neuauflage bezahlt.
Also nicht auflösbarer Sonderfall: Soundsmäßig ist das Aufblasen von einer Einzel- zu einer Doppelvinylversion ausnahmsweise zu begrüßen – 60 Min. sind einfach zu viel – aber dramaturgisch und einfach musikgenussmäßig ist es noch döfer, Fade-outs in Songs zu hören, die eigentlich ineinanderfließen. Mein pawlowscher Lechzreflex wird natürlich unmittelbar ausgelöst, der Plattenfirma meine sauer verdiente Kohle entgegenzuwerfen, aber ich krieg’s einfach nicht hin, das zu rechtfertigen.