Eine Band, die mich momentan ziemlich begeistert und aus dem Witch House Umfeld kommt, sind
filejacker mit ihrem aktuellen Album
"You Cant go home again".
Die Band und Label beschreiben den Sound mit:
Witch House music and new Dark Electronic music.
Open the Seal of Silence and Fall into the Void.
Und ich finde das beschreibt die hier gespielte Musik extrem gut. Denn auf
"You cant go home again" wird eine sehr düstere, fast schon doomige Art des Witch House gespielt.
Die Songs sind alle im unteren Tempobereich angesiedelt, richtige Up-Tempo Nummern gibt es nicht und auch die eingesetzten Synthesizer bauen eine eher dunkle, obskure und bedrohliche Atmosphäre auf.
Generell könnte man den Sound von
filejacker mit "Lana del Ray, Darkher, Anna von Hausswolff und Chelsea Wolf treffen sich und nehmen ein Witch House Album auf" umschreiben.
Schon der Opener
"Lacerate" startet extrem düster und depressiv, dazu der leidende und gehauchte Gesang, der Texte über Verzweiflung, Wut und Selbsthass preisgibt. Ich muss ehrlich sagen, dass der erste Song mich beim ersten mal hören extrem runtergezogen hat...auch die Musik macht keine anstalten in irgendeiner Form positiv, oder fröhlich zu sein. Dröhnend düstere Beats und eine recht simple, aber dafür um so einprägsamere Melodie begleiten den Gesang. Zusammen ergibt das eine schwer zu fassende, unwirkliche und deprimierende Atmosphäre.
Schade, dass die nächsten Lieder nicht ganz so stark weitermachen.
"Lost" ist ein recht gewöhnlicher Witch House Track in dem das einzig besondere der highpitched Gesang ist, der sich mit dem "normalen" Gesang abwechselt. Nicht schlecht, aber nach dem tollen Opener leider eher verzichtbar. Dafür macht das darauffolgende tolle
"Omen" wieder einiges an Boden gut....denn man macht hier weiter wo der Opener aufgehört hat: Langsam, extrem melancholisch bis deprimierend, komplett ohne Gesang und in seiner Monotonie einfach nur erdrückend. Ich habe den Song das erste mal gehört, als ich auf dem Sofa lag und die Augen geschlossen hatte, mich entspannen wollte, da hat mich das Lied dann direkt noch mehr gepackt...ein wirklich tolles, düsteres Stück Musik.
Das anschließende
"Unbound" macht dann einfach weiter...hier jetzt wieder mit Gesang versehen, aber auch extrem düster. Das "Uh uhu uh", was die ganze Zeit im Hintergrund zu hören ist hat mich beim ersten mal hören erst ein wenig irritiert, aber jetzt mag ich es nicht mehr missen: Es sorgt durch seine Monotonie wieder für so eine herrlich melancholische Atmosphäre und auch wenn es sich mit dem normalen Gesang zusammenlegt stört es zu keiner Zeit. Musikalisch ist der Song wieder extrem langsam, man könnte den Song wohl am besten mit "Doom (nein nicht das Computerspiel) Tance" bezeichnen.
Und dann kommt der Hit des Albums....und der hat mich beim ersten mal hören ganz kalt erwischt: "
One Last Time".
Ich kann gar nicht genau sagen was mich an dem Lied so begeistert und mitnimmt...eigentlich ist es weder vom Gesang noch von der Musik her irgendwie etwas groß besonderes, aber vielleicht wird gerade dadurch eine so dichte und traurige Atmosphäre geschaffen, die den Song so besonders macht. Hört am besten selbst rein und bildet euch euer eigenes Urteil. Ich denke das ist auch ein Lied, das feiert man ab, oder findet es einfach nur langweilig. Das darauffolgende "The Night Brigade" könnte man wieder mit guten Witch House zusammenfassen. An dem Song ist absolut nichts besonderes, macht aber wie eigentlich alle Lieder auf dem Album spaß. Zudem wirkt der Song auch nicht ganz so deprimierend wie die Lieder zuvor, sodass er eigentlich recht gut an diese Stelle passt: Er lockert das Album ein wenig auf.
"Aurae" ist dann die Ballade auf dem Album...sehr ruhiger und besinnlicher Song, der mir gerade durch seine minimalistischen Beats und Synthi-Einsätze so gefällt. Der Gesang ist hier auch wieder herrlich traurig und entrückt. Ein Song für die traurigen Momente im Leben, er legt sich wie eine warme Kuscheldecke einfach um deine Schultern und spendet dir Wärme bis es dir wieder besser geht.
Und das macht den Song so großartig in meinen Ohren...er berührt mich. Mit "Heliscal Rise" bekommen wir dann einen richtigen, kleinen, instrumentalen Stimmungsaufheller. Der Song ist erstaunlich freundlich und kaum melancholisch. Also im Gegensatz zu den anderen Liedern jetzt. Klar, fröhlich im eigentlichen Sinne ist das Lied immer noch nicht, aber im Albumkontext wirkt es wie einer der positiveren Songs. Macht Spaß, mir fehlt hier allerdings der Gesang.
"Never be the Same" ist dann wieder mit Gesang versehen, der allerdings ein wenig anstrengend ist, weil sich viele Stimmen überlappen. Das Lied ist für mich auch mit Abstand der schwächste Song auf dem Album und man hätte, meiner Meinung nach, auch gut drauf verzichten können. Die beiden folgenden Lieder "Love can bring you down" und "Preternatural Boscage" sind dann wieder typische Witch House Nummern mit kaum bis gar keinem Gesang. Machen Spaß, keine Frage, aber irgendwie auch nicht soooo besonders. Aber gut, gehen nicht zu lange und wirken dadurch eigentlich auch recht kompakt und angenehm im Albumkontext. Beim abschließenden "Triumvirate" hat sich die Band dann nochmal gezeigt was sie können: Das Lied ist ein wunderschönes, düsteres und trauriges Witch House Lied, welches mit spärlich eingesetzten Vocals (highpitched und normal) für eine angenehm verträumte und entrückte Atmosphäre sorgt.
Noch ein paar Hintergrundinfos zu dem Release:
01. Lacerated
02. Lost
03. Omen
04 .Unbound
05. One Last Time
06 .The Night Brigade
07. Aurae
08. Heliacal Rise
09. Never Be The Same
10. Love Can Bring You Down
11. Preternatural Boscage
12. Triumvirate
Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=ervML9ZKshU
Bandcamp:
https://untitledburial.bandcamp.com/album/you-cant-go-home-again
Wenn ihr Interesse an düsterer, elektronischer Musik habt kann ich euch nur empfehlen in das Album reinzuhören.
Ich mag es echt gerne, weil ich es auch gerade in einer Phase kennengelernt habe, wo man "anfällig" für solch kitschig düsteres Zeug ist.