Ich bin ja als recht tolerant bekannt, und ich finde neuere Virgin Steele vermutlich deutlich weniger furchtbar als die meisten anderen Menschen, aber ich hab schon auch meine Schwierigkeiten mit allem, was nach den beiden Atriden-Alben kam. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig. Die Produktionen sind natürlich - auf unterschiedliche Weise - ziemlicher Murks, aber das quält mich jetzt nicht so sehr. Bei mir wird's eher schwierig, wenn entweder am Gesang was nicht passt, oder wenn kompositorisch Sand ins Getriebe kommt.
Nachdem der geschätzte Kollege
@Jhonny bei uns den Vorgänger "Seven Devil's Moonshine" mit 3 Punkten versenkt hat, hatte ich mir fest vorgenommen, dazu eine wohlwollendere Zweitbesprechung zu verfassen. Seither liegt das Ding auf meinem Wohnzimmertisch und harrt weiterer Hördurchläufe, um hier noch einen Punkt zu machen, und jetzt hat es sich durch die neue Scheibe wieder überholt. Die Zeit ist aber auch ein Haderlump! So schnell. Gerade noch auf den Tisch gelegt, und schwupps sind schon wieder fünf Jahre vorbei.
Irgendwie mochte ich die beiden "Ghost Harvest"-Hauptteile der "Seven Devil's Moonshine", weil ich sie in ihrer verschrobenen Skurrilität durchaus spannend fand. Sie klangen nicht wie viel gewollt und nichts gekonnt, sondern mehr nach bizarrer künstlerischer Selbstverwirklichung. Allerdings habe ich fünf Jahre lang nicht die richtigen Worte dafür gefunden, so dass ich sie wohl jetzt irgendwann mal unrezensiert regalisieren werde.
Mit der Neuen verhält es sich irgendwie anders. Die ist kompositorisch und stilistisch wieder traditioneller. Da bricht der Makel viel stärker durch, dass man daraus mit mehr Augenmerk auf der Produktion und externem Input hierzu vielleicht durchaus was draus hätte machen können. Immer wieder finde ich schon auch Passagen und Ideen sehr cool. Aber die völlig flache Produktion sorgt im Zusammenspiel mit den meist zu langen Songs doch für viel zu viele und zu ausgedehnte Parts ohne jeden Höhepunkt, und der Überhall auf dem Gesang macht's echt nicht besser.
Ich muss im dritten, alkoholfreien Volldurchlauf jetzt erst mal abschalten und was anderes hören.