Wann funktioniert eine Band nach einer frappierenden Umbesetzung?

Dogro

Till Deaf Do Us Part
Wie die Frage im Titel schon aussagt: Ich hatte nach dem tollen Sanctuary-Auftritt bei HOA eine angeregte Diskussion mit einem Kollegen, der meinte, unter der gegebenen Vorzeichen könne er sich das nicht ansehen, da ein massiver Eingriff in die Bandchemie stattgefunden habe. Er war erstaunt, dass ich in dem Fall weni Probleme mit der neuen Besetzung habe und fragte mich, wie ich darauf reagiert hätte, wenn zum Beispiel Motörhead mit einem Ersatz für Lemmy weiter gemacht hätte. Klar, das hätte ich auf jeden Fall vollrotzig gefunden.
Stellt sich halt die Frage, wo man den Unterschied beziehungsweise eine persönliche Grenze zieht.

Tante Edith meint: Ich möchte hier keine reinen Listen lesen, in denen die Bands genannt werden, bei denen das für Euch funktioniert. Es geht mir ausschließlich um die Gründe, warum es mal geht und mal nicht.
 
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Desaster ohne Okkulto fallen mir zuerst ein. Immer noch gut und symphatisch sowieso, aber halt nicht absolut großartig.

Ebenso Marduk ohne Legion.

Exodus ohne Baloff nicht das gleiche, aber eigentlich noch gut, mit dem Brüllaffen Dukes dann aber unhörbar.

Mag die beiden Sylvain Houde Alben von Kataklysm eigentlich ganz gerne. Danach geht garnicht.

Christian Death ohne Rozz Williams sind auch nichts.

Carpathian Forest ohne den Nordavind sind irgendwie doof.

Sogar Six Feet Under waren mit Allen West ja noch ganz Ok.




Bei Morbid Angel dagegen stört mich der erste Sängerwechsel garnicht. Incantation oder Mayhem mag ich auch durch alle Besetzungswechsel.
 
Ich bringe mal ein prominentes Negativ-Beispiel:

Bei der Firepower-Tour ist mir in der Westfalenhalle - trotz eines objektiv betrachtet starken Konzertes - sehr bewusst geworden, dass Priest ohne K.K. und Glenn (der nur zur Zugabe - glücklicherweise - auf die Bühne kam) für mich nicht funktionieren. Die Band lebte - neben Rob - eben von diesem grandiosen Gitarren-Duo... man schaue sich nur den Auftritt an selbiger Stelle im Jahre 1983 an. @Siebi schrieb mal, wenn ich mich nicht täusche, von der Halford-Hill-Band - genau so kam es mir vor. Das ändert nichts an meiner Wertschätzung für die gute Firepower. Aber LIVE brauche ich das in dieser Besetzung nicht.

BTW, alles erdenklich Gute, Glenn!
 
Ich bringe mal ein prominentes Negativ-Beispiel:

Bei der Firepower-Tour ist mir in der Westfalenhalle - trotz eines objektiv betrachtet starken Konzertes - sehr bewusst geworden, dass Priest ohne K.K. und Glenn (der nur zur Zugabe - glücklicherweise - auf die Bühne kam) für mich nicht funktionieren. Die Band lebte - neben Rob - eben von diesem grandiosen Gitarren-Duo... man schaue sich nur den Auftritt an selbiger Stelle im Jahre 1983 an. @Siebi schrieb mal, wenn ich mich nicht täusche, von der Halford-Hill-Band - genau so kam es mir vor. Das ändert nichts an meiner Wertschätzung für die gute Firepower. Aber LIVE brauche ich das in dieser Besetzung nicht.

BTW, alles erdenklich Gute, Glenn!

Amen. War für mich ein unangenehmes "Rob-Halford-Band"-Feeling, obwohl ich das Album ohne weiteres als Priest annehmen kann. Das deutet schon mal drauf hin, dass es im "Funktionieren" nach Besetzungswechseln zwischen "live" und "Studio" auch noch mal einen Unterschied geben kann.

Auf Album merkt man es halt meistens krass, wenn wichtige Songwriter weg sind. Sängerwechsel auch, aber das muss kein Beinbruch sein, wenn die Band immer noch charakteristisch sie selbst ist, vielleicht nur in einer anderen Schattierung. Ad hoc fallen mir da Satan und Nocturnal als Positivbeispiele ein.

Was anderes ist es, wenn die Live-Chemie dann einfach nicht mehr passt. Was habe ich es gehasst, als Mark Osegueda sich 2013 da mit seinem Haufen no-names hingestellt hat und die "neuen Death Angel" gleich einmal mit einer reinen Reunion-Setlist hat antreten lassen. Slayer waren mir ohne Lombardo gleich noch einmal egaler als vorher und brauche ich ohne Lombardo und Hannemann so wenig wie einen Kropf.

Ein Sonderfall ist es, wenn gleich jemand rausfliegt, der nicht nur musikalisch oder in punkto Gesamtbild wichtig für die Band war, sondern die (für einen selbst) wirklich irgendwie symbolisiert hat. Pixies ohne Kim Deal geht mir komplett am Arsch vorbei, das brauche ich mir nicht mal anzuhören, egal ob live oder Studio. Dream Theater ohne Portnoy das gleiche, da geht es erstmal gar nicht um die Musik. Komischerweise stehe ich dem neuen Sanctuary-Lineup trotz extremer Warrel Dane-Vergötterei auch sehr aufgeschlossen gegenüber. Bei Nevermore hätte ich das keine Sekunde akzeptieren können. Vll will ich einfach, dass sein Erbe auch abseits von meinem Plattenteller irgendwie weiterlebt. Oder sehen, was der Rest noch zu sagen hat und ob das alles auch ohne Warrel überzeugt.

Gibt auch genug Bands, die ich liebe und bei denen mir (wohl aus Mangel an interessanten Neu-VÖs) komplett egal ist, wer da zockt, Hauptsache live passt es. Entombed (A.D.) und Terrorizer (L.A.) fallen mir da ein - möge der bessere gewinnen, mir egal.
 
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Kommt wohl auf den Einzelfall an. Mache Bands wären besser beraten gewesen, sich aufzulösen (Metallica mit dem Einstiegt von Hetfield). Andere konnten problemlos, wenn auch manchmal etwas kurskorrigiert, weiter machen (Black Sabbath mit Dio) oder schwangen sich gar in neue Höhen (sog. "King Crimson II" oder "King Crimson III").
 
Ich bringe mal ein prominentes Negativ-Beispiel:

Bei der Firepower-Tour ist mir in der Westfalenhalle - trotz eines objektiv betrachtet starken Konzertes - sehr bewusst geworden, dass Priest ohne K.K. und Glenn (der nur zur Zugabe - glücklicherweise - auf die Bühne kam) für mich nicht funktionieren. Die Band lebte - neben Rob - eben von diesem grandiosen Gitarren-Duo... man schaue sich nur den Auftritt an selbiger Stelle im Jahre 1983 an. @Siebi schrieb mal, wenn ich mich nicht täusche, von der Halford-Hill-Band - genau so kam es mir vor. Das ändert nichts an meiner Wertschätzung für die gute Firepower. Aber LIVE brauche ich das in dieser Besetzung nicht.

BTW, alles erdenklich Gute, Glenn!
Das ging mir schon mit "Firepower" so. Einerseits unbestritten ein starkes Metal-Album, andererseits vermisste ich von Beginn an dieses typische "Priest-Feeling". Konnte mir das zunächst auch gar nicht erklären, kam aber dann irgendwann zu dem Schluss, dass es neben der moderneren Produktion vor Allem am Fehlen von Downing und dem wohl geringeren Input von Tipton liegt. Deren Girarrensound und -spiel war schon einzigartig. Keiner konnte seine Gitarre so schön auheulen lassen wie KK Downing. Live hab ich mirs dann gar nicht mehr angesehen.
 
Kann man nicht wirklich beantworten, oder ? o_O

Entweder es klappt, oder es klappt nicht.
Ich könnte keine Parameter nennen, an denen ich das festmachen würde.
Nehmen wir mal als massiven Eingriff ins Bandgefüge Sepultura Max vs. Derrick.
Ich habe Sep leider nur mit Derrick live gesehen. Aber was soll ich sagen, es hat mich live nicht die Bohne gestört. Ich habe allerdings auch keinen Vergleich.
Auf Platte kamen sie nicht mehr an die Glanzzeiten heran, aber das schaffen auch unzählige Bands in "original" Besetzung. Somit ist das für mich kein Indikator.

Live, ja das ist es, was Musik im Kern ausmacht. Und da kann ich zB sagen, dass Derrick seine Sache einfach gut macht.
Ich erinnere mich an ein Erlebnis während einem der Konzerte, als ein Typ neben mir mich fragte - als ich zu Territory voll abging - ob ich das tatsächlich gut finden würde. o_O "Nö ich hab nen Krampf in der Wade".... ich meine mein Ausdruckstanz hat die Frage doch beantwortet. Und wenn er ist nicht gut findet, kann man nur den Kopf schütteln, warum er dann dafür Geld ausgibt, zum Meckern, oder für ne Story a la "ich hab die live gesehen, voll kagge...."

Fazit: Ich komme zu dem Schluss, live wird man es merken, ob Platten damit gut oder schlecht sind, ist kein Vergleich, weil keiner weiß, wie die Alben mit dem alten Bandgefüge geworden wären (gerade bei Sepultura haben wir ja auch gesehen, dass Max es mit Soulfly ein eine ganz andere Richtung gelenkt hat, wäre bei Sep auch so geworden und dann wären wir auch nicht schlauer)
 
Finde das eine schwierige Frage. Nach einigem Nachdenken hat es bei mir mit schwammigen Kategorien "Identität der Band noch da?" und "Ausstrahlung" zu tun. Einzelne Bandmitglieder können unterschiedlich stark die Identität der Band ausmachen. Je ausgewogener das ist, desto weniger schlimm ist ein einzelner Ausfall. Sind es gleich mehrere, bleibt schon eine Lücke zurück. Ausstrahlung ist mehr die Gesamtwirkung oder der Zauber.

Habe Priest und Iced Earth mit Tim Ripper Owens gesehen und es tat mir leid, da er gut singen kann, aber es hatte den Zauber eines eingeschlafenen Fußes. Hat mich irgendwie komplett verschreckt.
 
Das ist echt schwierig zu beantworten, da sehr vom Einzelfall abhängig und die Art der "frappierenden Umbesetzung" sich jeweils total verschieden auswirken bzw. anfühlen kann. Beispiel AC/DC - eigentlich hätten sie nach Bon Scotts Tod in gewisser Weise dyfunktional werden müssen, haben als Gefüge mit Brian aber erstaunlich gut die Kurve gekriegt. Malcolms Wegfall hat dann schon eher deutlich Sand ins Getriebe gekippt. Wahrscheinlich liegt es einerseits daran, wie wichtig besagtes Bandmitglied für die innere Struktur der Band (die man oftmals gar nicht sieht) war, und andererseits, wie entscheidend die Person die Außenwirkung geprägt hat. Der eine Faktor kann wohl den anderen auch in begrenztem Maße kompensieren. Äußere Faktoren des Umfelds (Mannagement, Plattenfirma, soziales Umfeld) können sicher auch richtungsweisend sein.
 
Mich würde hier mal die Meinung der Napalm Death Fans interessieren, die die Band schon mit und ohne Mitch Harris live erlebt haben. Ich hab die Band bisher nur einmal live gesehen, allerdings ohne Mitch und fand den Auftritt sehr gut, dass da aber wahrscheinlich ein ganz anderes Gefühl rüberkommt, wenn einer der Hauptteile der Band auf der Bühne fehlt, ist mir ganz klar.

Im Zuge des Threadtitels finde ich nämlich, dass das schon ein frappierender Unterschied sein wird.
 
Für mich kommt das ganz auf die "emotionale" Bindung an, die ich mit dem ausgetauschten Bandmitglied habe. Ist mir dieses Bandmitglied super wichtig, kann die Band danach eigentlich nur noch einpacken.
Fall Sanctuary: Brauche ich nach Warrel Danes Ableben exakt gar nicht mehr, liegt aber halt an der Bindung.
 
Generell schwierig zu beantworten, aber ich glaube bei Bands in denen die meisten Mitglieder eh nicht mehr sind als Live-Musiker und wenig Einfluss auf den jeweiligen Alben haben funktioniert es meist ganz gut.
 
Bandabhängig. Bei Danzig zB ist Glenn sicher das Aushängeschild und trotzdem - für mich war mit dem Ausstieg von Eerie Von und John Christ ein Stück der Magie weg. Auf der anderen Seite entwickelt sich manch „frappierende Umbesetzung“ ja über die Zeit auch einfach zur klassischen Besetzung.. Dickinson für Di‘Anno, Mickey Dee bei Motörhead...
 
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Deep Putple sind ein gutes Beispiel dafür, dass man weite Teile der Band austauschen kann und es trotzdem noch fluppt. Mk I und die Turner-Inkarnation geben mir zwar gar nix, aber da soll es ja Leute geben …

Es gibt natürlich auch Bands, die nach dem Ausscheiden bestimmter Identifikationsfiguren nicht mehr funktionieren. Motörhead ist latürnich das Nr.-1-Beispiel, aber auch Thin Lizzy sind ohne Lynott nur noch eine Coverband. Egal, ob es ausschließlich Musiker sind/waren, die zu Lynotts Zeiten Bestandteil der Band waren. Type O Negative sind ebenso unwiederbringlich vorbei, trotz der Bedeutung von zumindest Josh und Kenny.
 
Ich bringe mal ein prominentes Negativ-Beispiel:

Bei der Firepower-Tour ist mir in der Westfalenhalle - trotz eines objektiv betrachtet starken Konzertes - sehr bewusst geworden, dass Priest ohne K.K. und Glenn (der nur zur Zugabe - glücklicherweise - auf die Bühne kam) für mich nicht funktionieren. Die Band lebte - neben Rob - eben von diesem grandiosen Gitarren-Duo... man schaue sich nur den Auftritt an selbiger Stelle im Jahre 1983 an. @Siebi schrieb mal, wenn ich mich nicht täusche, von der Halford-Hill-Band - genau so kam es mir vor. Das ändert nichts an meiner Wertschätzung für die gute Firepower. Aber LIVE brauche ich das in dieser Besetzung nicht.

BTW, alles erdenklich Gute, Glenn!
Das mit der Halford-Hill-Band müsste ich gewesen sein. :D

Judas Priest:
Judas Priest ist ein sehr gutes Beispiel, bei dem es für mich nicht funktioniert. Ich denke, es hat auch immer ein Stück weit mit dem persönlichen Bezug zur Band und den eigenen (vielleicht völlig verrückten) Ansprüchen zu tun.
Durch Judas Priest bin ich zum Heavy Metal gekommen, diese Band ist für mich immens wichtig. Und der Kern dieser Band ist für mich Rob Halford, K.K. Downing, Glenn Tipton und Ian Hill. Schon nach dem Austritt von K.K. tat ich mir schwer. Faulkner spielt die Solos einfach anders, die Betonung in den Riffs weicht manchmal von K.Ks ab, das hat mich Live immer gestört. Mit Glenn ist jetzt das zweite Identifikationsmerkmal weggebrochen und es funktioniert für mich nicht mehr als Judas Priest. Ich bin bei dir, Firepower ist ein gutes Album. In meinem Herzen aber keines von Judas Priest. Und die band mag aktuell noch so spielfreudig sein, Halford noch so gut bei Stimme und die Songauswahl gigantisch. Mich reizt das Null.

Riot V
Ich habe Riot erst spät schätzen und lieben gelernt, das war zu Zeiten der Immortal Soul und kurz vor dem Tod von Mark Reale. Ich habe die Band also nie in der Originalbesetzung gesehen (welche nimmt man da überhaupt) und erst spät die zahlreichen Facetten und Eigenschaften dieser Band (welche ja schon immer einen regen Musikerwechsel hatte) in mein Herz gehört. Hier funktioniert für mich Riot V. zumindest Live. Auf Platte fand ich das Material bisher leider zu austauschbar und die Produktion zu fürchterlich.

Slayer:
...existieren in meiner Welt seit dem Ausstieg Lombardos und spätestens seit dem Tod von Hannemann nicht mehr. Auch hier ist mein Interesse komplett erlahmt, hier brauche ich keine Shows und auch kein Material. Das mag aber auch daran liegen, dass ich die letzte Show die ich gesehen habe (noch mit Lombardo und Hannemann) eher mau fand und auf Platte auch schon lange alles gesagt ist. Liegt es hier allso nur an den Namen der nicht mehr beteiligten Musiker oder auch an der (in meinen Ohren) mangelnden Qualität?

Wishbone Ash:
Von dieser Band gibt es aktuell zwei tourende Formationen und zumindest eine veröffentlich regelmäßig Platten. Mit der Martin Turner Variante habe ich mich noch nie befasst, die Andy Powell hingegen schon mehrmals live gesehen. Hier haben wir eine neue Band um einen singenden Gitarristen, der damals ein Gründungsmitglied war. Das funktioniert live sowie auf Konserve (auch wenn das Material leider nicht an die alten Glanzzeiten heran reicht). Wieso funktioniert das hier und nicht bei Priest? Gute Frage. Vielleicht weil ich die Musik/die Band nur liebe und nicht vergöttere, vielleicht weil ich zwar sehr viele Details verinnerlicht habe und nicht jede Note?
 
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