Nö, uns nicht. Es gab ja schon einen Thread von
@HellAndBack , der RUNNING WILD würdigte. Doch dann war der Thread auf einmal weg. Und auch alle Postings von Usern, die sich Mühe gegeben hatten, da viel reinzuschreiben.
Darum bin ich jetzt vorsichtig und warte, ob dieser Thread auch verschwinden könnte.
Doch zum Anfang nur kurz: die ''Death or Glory'' braucht man. Und so soft ist die Scheibe auch gar nicht. Diesbezüglich muss man eben bereit sein, sich klassischem Heavy/Power Metal zu öffnen, der vor beeindruckenden Riffs und mit dramatischen, eingängigen Ewigkeits-Hits nur so ausgefüllt ist, dass einem das Piratenschiff nur so um die Ohren segelt.
Ich empfand die ''Death or Glory'' eine Zeit lang als das beste deutsche Metal-Album, aus dem traditionellen Sektor, bevor dann GRAVE DIGGER ihr ''Tunes of War'' aus dem Ärmel schüttelten.
Alleine der sensationelle Opener, der an Epik nicht zu überbieten ist und bei dem ich schon bei den ersten Textzeilen, die da
''Breaking the waves, a ride on the wild raging sea
Playing with fortune, oh, what a lust to be free
Flashlights and thunder, the pattering rain on the hull
From a stormy horizon we get our course''
lauten, steil gehe, macht mich auch jetzt noch, ein paar Jährchen später, rasend. Okay, mein Nickname stammt ja auch von dem Piratenschiff von Captain Jack Sparrow.
Bin geil auf solchen Scheiß.
Aber es gibt auch politisches, wie die ''Fuck off, you Nazi Scum''-Hymne ''Bad to the Bone''. Kauf Dir die erst mal als erstes. Bereuen wirst Du es nicht.
Wollte eigentlich gerade "gefällt mir" klicken, bis der Absatz mit GRAVE DIGGER kam...
Ganz ehrlich, GD gehören für mich vorsichtig ausgedrückt insgesamt eher zu den durchschnittlichen Bands mit sehr nervigem Gesang. Das ist für mich der Inbegriff von generischem Klischee-Metal, lediglich textlich/konzeptionell machen die sich seit etwa 20 Jahren ja echt Mühe (mit historischen Recherchen).
Die oft als Kult verehrten 80er Platten haben für mich zudem grauenhafte Refrains und die späteren Sachen meist zu viel Pathos.
The Reaper würde von mir als einziges mir bekanntes Album der Band mit einem zugedrückten Auge noch als gut bezeichnet werden,
Heart Of Darkness ging auch noch, aber danach gibt's für mich allerhöchstens noch eine Handvoll akzeptabler (nicht guter) Stücke pro Album, kenne allerdings die Alben der letzten 10 Jahre nicht... (hatte die Sachen von
The Reaper bis zur
The Grave Digger aber noch alle kurz nach Erscheinen gekauft, haben nur den Test of Time nicht bestanden und inzwischen befindet sich darum auch kein einziges Album der Band mehr in meinem Besitz)
Tunes Of War ist für mich eine der überbewertetsten deutschen Metalplatten überhaupt. Allein schon das als Hit angesehene
The Clans Are Marching mit seinem zwar effektiven aber stumpfen und sich schnell abnutzenden Riff und dem bei BLIND GUARDIAN geklauten Refrain....
Aber mit dem Rest hast du natürlich Recht, wobei ich inzwischen
Port Royal leicht vorne sehe, da die keinen einzigen schwächeren Song hat (auf
DOG finde ich
Renegade doof, zumindest den Refrain). Nur die Produktion ist da leider sehr dünn und kraftlos ausgefallen, was mich früher sehr gestört hat, mich heute aber aufgrund des wahnsinnig einfallsreichen Songwritings nicht mehr so sehr kratzt. Dennoch,
Port Royal mit dem Sound der
Under Jolly Roger wäre der absolute Wahnsinn!
Ich hab RUNNING WILD 1992 mit der
Under Jolly Roger kennengelernt, war im Grunde ein Blindkauf, weil ich das Cover cool fand und ich glaube vorher ein Review der gerade erschienenen
Pile Of Skulls gelesen hatte.
Ab da war es um mich geschehen, hab die Alben verschlungen und war bis zur
Rivalry großer Fan der Band (ab
Masquerade allerdings nicht mehr ganz so groß).
Victory war dann für mich eine derbe Enttäuschung, hab sie gleich nach Erscheinen gekauft und konnte gar nicht fassen, wie billig die Produktion, wie einfallslos die Songs inzwischen geworden waren. Nach einigen Wochen und ein paar weiteren Versuchen hab ich die Scheibe wieder verkauft und die kommenden Veröffentlichungen links liegen gelassen (auch wenn ich mir interessehalber alle neuen Veröffentlichungen angehört habe).
Im Nachhinein sehe ich die
Black Hand Inn - ja eigentlich anscheinend das Konsensalbum neben
Death Or Glory - übrigens als etwas überbewertet an. Die konnte mich damals zwar noch restlos begeistern, ist für mich heute aber nur noch ein guter Abklatsch der
Pile Of Skulls mit etwas zu viel monotonem Doublebass-Gedonner. Zumal das Abschlussepos hier erstmals einige Längen aufweist und
Treasure Island bei weitem nicht das Wasser reichen kann. Ab da nahm die Selbstkopie für mein Empfinden auch überhand. Mit
Port Royal, spätestens mit
Death Or Glory hatte die Band ja ihren Stil definiert, wobei bis 1992 jedes Album trotzdem noch etwas anders klang, danach wurde es immer "bekannter" (nach dem Motto "alles schon gehört"), austauschbarer, wobei bis 1998 halt noch auf recht hohem Niveau. Die letzte Scheibe scheint mir zwar die beste seit
The Rivalry geworden zu sein, was für mich aber dennoch nicht ausgereicht hat, sie mir kaufen zu wollen. Die Band (bzw. ihre früheren Scheiben) halte ich in Ehren, brauche da aber nichts Neues mehr.