Hier die
einzig wahre Liste der h-marillion minus "F.E.A.R., die habe ich nicht - Marillion waren viele Jahre meine meistgehörte Band, aber irgendwann war dann doch etwas die Luft raus.
Was die Band in der h-Ära auszeichnet, ist, dass sie immer in die Vollen geht: Wenn es bedrückend und traurig wird, dann erreichen Marillion dabei eine Tiefe wie keine andere Band und schreiben die schwermütigsten Songs, die es gibt auf der Welt. Wenn sie poppig sind, dann mit richtig viel Schmalz und Gesäusel. Und wenn ausgefallene Ideen eingeflochten werden, wird es schnell doppelbödig und ironisch. Egal wie man zu den einzelnen Ergüssen von Marillion steht, es ist unmöglich, von dieser Konsequenz nicht ein klein wenig beeindruckt zu sein.
Im Ergebnis sind die Alben von Marillion in meiner Wahrnehmung entweder richtig gut oder völlig daneben, Top oder Flop - es gibt keine Mittelklasse, nur Welt- und Oberklasse oder Scheiß. Und das macht die Band besonders.
WELTKLASSE
BRAVE 9,5/10
Wenn "Living With The Big Lie" mit seinen Gitarrenflageoletts einsetzt, überkommt einen die Gänsehaut meterdick und mit "The Great Escape" enthält das Album einen Klassiker auf Ewigkeit, ein Feuerwerk an wunderschönen Melodien, das einem Tränen der Rührung in die Augen treibt.
AFRAID OF SUNLIGHT 9,5/10
„Out Of This World" ist ein Werk von Götterhand, eines der Stücke, die auf einer Skala bis 10 einfach eine 11 bekommen müssen, ein Lied, zu dem man mit dem Glas Rotwein in der Hand aus dem verregneten Fenster schaut und nichts mehr spürt außer Schmerz und Verlust.
MARBLES 10/10
Ja, ich gehöre auch zu denjenigen welchen. Als "Marbles" erschien, bin ich über Wochen jeden Tag eine Stunde eher aufgestanden, um dieses Album vor der Arbeit hören zu können.
OBERKLASSE
SEASONS END 8/10
Hat mir insgesamt zuviel 80er-Flair, aber „Berlin“ (in Berlin 2009 auf der „Somewhere Else“-Tour als Zugabe kredenzt – Hammer!), „The Space“ und der Titlelsong sind natürlich Magie.
MARILLION.COM 8/10
Saxophongebläse, Schmusegesäusel, wilde Prog-Abfahrten - je nachdem, wo man reinhorcht, kommt auf diesem Album etwas Anderes raus. "marillion.com" ist deutlich anzuhören, dass die Band auf der Suche nach etwas Neuem war. Das Album verkörpert Orientierungslosigkeit und Wildwuchs, aber auch Mut und Vitalität und ist daher durchweg spannend.
ANORAKNOPHOBIA 8/10
Im Vergleich mit dem vorhergehenden "marillion.com" ist das Album einheitlicher, aber jedes Stück entwickelt dennoch seinen eigenen Charakter.
SOMEWHERE ELSE 8/10
"Somewhere Else" wäre eine gute Vorbereitung für "Marbles" gewesen, erschien aber danach und wird daher immer etwas im Schatten von "Marbles" stehen. Die Gangart ist über weite Strecken ähnlich ruhig, aber die emotionale Dichte des Vorgängers wird nicht erreicht.
SOUNDS THAT CAN´T BE MADE 8/10
Die typische Marillion-Melancholie hat etwas Befreites, eine stets mitgemeinte optimistische Wendung. Ein reifes Album, das kein bisschen nach alten müden Männern klingt, aber auf jeden Fall nach Vollprofis.
DER REST
HOLIDAYS IN EDEN 3/10
Viel zu banal, um ernstgenommen zu werden. Klar, große Gefühle gehören zu Marillion wie der Anus auf den Pott, aber in derart oberflächliche Arrangements gekleidet kommt leider nur noch die Sülze an. Die Grenze zwischen Substanz und Sülze markiert der Opener "Splintering Heart", der zeigt, wie dieses Album hätte klingen können, hätte die Band sich für die Tiefe entschieden, für die sie eigentlich steht.
THIS STRANGE ENGINE 4/10
Zu viel Akustik-Geschrammel ("Man Of A Thousand Faces", "One Fine Day", "80 Days") vergällt einem auch die brauchbaren Momente, die in der gefühlvollen Mitte des Albums "Estonia" und das ruhig-dunkle "Memory Of Water" bieten.
RADIATION 2/10
Stilbruch, der kein bisschen authentisch rüberkommt. "Radiation" ist ein Album, bei dem man der Band permanent zurufen möchte: Leute, ihr könnt viel, aber verdammt nochmal nicht alles!
HAPPINESS IS THE ROAD 4/10
Wenig an diesem Album wirkt ausgearbeitet - die nicht vorhandenen Songstrukturen, die dahingespielten Gitarrensoli, die trägen Melodien, die saftlosen Synthiesounds, alles macht den Eindruck, in einem Zwischenstadium der Konzeptbildung von der Rohidee zum Song aufgenommen worden zu sein. Das Ergebnis ist ein planloser Leerlauf, den man kurz nach dem Hören schon wieder vergessen hat.
Edit:
@SMM , tolles und unerwartetes Special! Danke für die Zusatztipps, die mir alle nicht bekannt waren.