Rock'n'Roll Will Save Your Soul oder: Der Rock'n'Roll als Lebensgefühl

Aber schließt es sich denn einander aus, nett und zugleich Rock'n'Roller zu sein? Ist der Rock'n'Roll nicht eine Sache des Herzens und ist somit echte, unverstellte Achtsamkeit nicht auch ein Merkmal dessen? Es sei denn, die Zuschreibung nett meint in diesem Zusammenhang angepasst oder milde oder sonstwie ohne Ecken und Kanten. Dann könnte ich das schon eher verstehen.
 
Aber schließt es sich denn einander aus, nett und zugleich Rock'n'Roller zu sein? Ist der Rock'n'Roll nicht eine Sache des Herzens und ist somit echte, unverstellte Achtsamkeit nicht auch ein Merkmal dessen? Es sei denn, die Zuschreibung nett meint in diesem Zusammenhang angepasst oder milde oder sonstwie ohne Ecken und Kanten. Dann könnte ich das schon eher verstehen.
Ecken und Kanten hab ich schon,aber manchmal passe ich mich zu sehr an um gemocht zu werden.
 
Ein Rock'n'Roller ist für mich jemand, wo [Die Krachmucker-Ernie-Gedächtnis-Geste machend] das Gefühl der Musik und des Lebens des ganzen drumherums HIER ist. Im Herzen. Wo das Hören der Musik, das Besuchen der Konzerte, wo all das einfach zu einem Mehr als nur Konsumieren wird. Und da ists egal welche Musik das ist. Ob Hard 'n' Heavy, ob Hip Hop, Soul, Funk, Jazz, jegliche elektronische Musik oder sonst was. Wenn es HIER ist, und man durch und mit der Musik zusammen lebt, ist das verdammt noch mal Rock'n'Roll. Das ist für mich der Spirit, die Essenz.
Die Prägung des Begriffs dürfte natürlich zu einer Zeit statt gefunden haben, wo ca 3/4 aller meiner aufgelisteten Musik noch gar nicht existent war und demnach haben Menschen den Begriff mit einer ganz anderen Musik geprägt. Aber die Essenz, das Leben, das sollte gleich sein.
 
Ein Rock'n'Roller ist für mich jemand, wo [Die Krachmucker-Ernie-Gedächtnis-Geste machend] das Gefühl der Musik und des Lebens des ganzen drumherums HIER ist. Im Herzen. Wo das Hören der Musik, das Besuchen der Konzerte, wo all das einfach zu einem Mehr als nur Konsumieren wird. Und da ists egal welche Musik das ist. Ob Hard 'n' Heavy, ob Hip Hop, Soul, Funk, Jazz, jegliche elektronische Musik oder sonst was. Wenn es HIER ist, und man durch und mit der Musik zusammen lebt, ist das verdammt noch mal Rock'n'Roll. Das ist für mich der Spirit, die Essenz.
Die Prägung des Begriffs dürfte natürlich zu einer Zeit statt gefunden haben, wo ca 3/4 aller meiner aufgelisteten Musik noch gar nicht existent war und demnach haben Menschen den Begriff mit einer ganz anderen Musik geprägt. Aber die Essenz, das Leben, das sollte gleich sein.

Könnte man vielleicht sagen, dass beim Rock'n'Roller die Leidenschaft so durchdringend ist, dass selbst der reine Konsum zu einer Art Schöpfungsakt gerät? Was den Rock'n'Roller wiederum vom reinen Sammler unterscheiden würde. Bei diesem Ansatz gehe ich übrigens mit @Dogro mit, der zuvor etwas ähnliches feststellte. Leidenschaft ist das eine. Rock'n'Roll ist jedoch auch immer ungesund. Vielleicht fast schon eine Art Besessenheit.
 
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Aber schließt es sich denn einander aus, nett und zugleich Rock'n'Roller zu sein? Ist der Rock'n'Roll nicht eine Sache des Herzens und ist somit echte, unverstellte Achtsamkeit nicht auch ein Merkmal dessen? Es sei denn, die Zuschreibung nett meint in diesem Zusammenhang angepasst oder milde oder sonstwie ohne Ecken und Kanten. Dann könnte ich das schon eher verstehen.

Lemmy hatte zwar eine harte Schale, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich wie ein Gentleman zu verhalten ;), aber "nett" ist kein Adjektiv, was ich mit ihm in Verbindung bringe. Ob man jemanden nett/lieb findet, ist subjektiv und der Begriff selber sehr multidimensional. Als Blaupause für Rock'n'Roll kann man ihn ohne jegliche Diskussion nehmen...wer fällt euch noch zu dieser Beschreibung ein? G.G. Allin wäre wohl hier als negatives Extrembeispiel zu nennen.

Ich muss erfahrungsgemäß sagen, dass wenn man zu nett und weich wirkt, das viele Ecken und Kanten aus einem Menschen nimmt. Was nicht heißen soll, dass sich beides ausschließt, ganz im Gegenteil.

Warum man Musiksammler trotz ihrer Leidenschaft nicht in diese Kategorie packt, könnte daran liegen, dass diese Tätigkeit etwas cerebrales und verkopftes hat, während Rock'n'Roll sich auf der instinktiven Ebene, sozusagen aus dem Bauch heraus, abspielt. Was in Extase gipfelt, ob mit oder ohne Rauschmittel - ungezügelt sollte es sein. Das ungezügelte bringt dann auch ein gewisses Chaos und Energie in die Sache.

Viel eher ist die Frage, ob der Rock'n'Roll in Zeiten von Pandemie und Krieg als zeitgemäß angesehen wird.

Und verliert der Rock'n'Roll seine Bedeutung, wenn der gesellschaftliche Mainstream auf Chaos, Instinkt und Energie statt auf Beamtentum und Biedermeier steht?
 
Ich finde sogar, dass der reine Sammelwahn, dieses Kaufen, um es einfach zu besitzen, so ziemlich das un-rock'n'rolligste ist...
Rock'n'Roll Lifestyle hat für mich viel mit Genuss zu tun, Genuss der Musik, aber auch der vielen besonderen Momente, die damit einhergehen auf Konzerten, Festivals, Parties, einfach mit Freunden usw. Klar, dass dabei auch Genussmittel eine Rolle spielen können, aber nicht müssen.
 
Ich finde sogar, dass der reine Sammelwahn, dieses Kaufen, um es einfach zu besitzen, so ziemlich das un-rock'n'rolligste ist...
Rock'n'Roll Lifestyle hat für mich viel mit Genuss zu tun, Genuss der Musik, aber auch der vielen besonderen Momente, die damit einhergehen auf Konzerten, Festivals, Parties, einfach mit Freunden usw. Klar, dass dabei auch Genussmittel eine Rolle spielen können, aber nicht müssen.

Das ist für mich auch ein ganz wichtiger Punkt, nämlich dass dem Rock'n'Roll eine immaterielle Essenz innewohnt. Das Sein ist immer wichtiger als das Haben...!
 
Ich finde sogar, dass der reine Sammelwahn, dieses Kaufen, um es einfach zu besitzen, so ziemlich das un-rock'n'rolligste ist...
Rock'n'Roll Lifestyle hat für mich viel mit Genuss zu tun, Genuss der Musik, aber auch der vielen besonderen Momente, die damit einhergehen auf Konzerten, Festivals, Parties, einfach mit Freunden usw. Klar, dass dabei auch Genussmittel eine Rolle spielen können, aber nicht müssen.
Ich will es nicht nur besitzen,sondern anhören ,drin aufgehen ,im Herzen spüren und nicht einfach in das Regal stellen ,sondern immer wieder hervorholen, Texte lesen usw.....und ob Ballerbrühe dabei ist ,ist mir persönlich egal.
 
Warum man Musiksammler trotz ihrer Leidenschaft nicht in diese Kategorie packt, könnte daran liegen, dass diese Tätigkeit etwas cerebrales und verkopftes hat, während Rock'n'Roll sich auf der instinktiven Ebene, sozusagen aus dem Bauch heraus, abspielt. Was in Extase gipfelt, ob mit oder ohne Rauschmittel - ungezügelt sollte es sein. Das ungezügelte bringt dann auch ein gewisses Chaos und Energie in die Sache.

Ich dachte gerade, dass wer sich dem Rock'n'Roll als Lebenseinstellung verschreibt, willentlich riskiert alles zu verlieren, um selbst daraus noch etwas zu formen und sei es die Erfahrung.
 
Leidenschaft ist das eine. Rock'n'Roll ist jedoch auch immer ungesund. Vielleicht fast schon eine Art Besessenheit.
Puh, da gehe ich nicht mit. In meinem Weltbild waren nur wenige Rock'n'Roller wirklich ungesund um des ungesund willen. Vielmehr war es eine Begleiterscheinung und ein antrainiertes Verhalten, da bin ich recht "nüchtern".
 
Puh, da gehe ich nicht mit. In meinem Weltbild waren nur wenige Rock'n'Roller wirklich ungesund um des ungesund willen. Vielmehr war es eine Begleiterscheinung und ein antrainiertes Verhalten, da bin ich recht "nüchtern".

Ich meine damit nicht Drogenexzesse, sondern die Tendenz, sich so sehr in etwas zu versenken, dass man nur noch dem Objekt seiner Hingabe verschrieben ist, zum Nachteil der Alltags- und Gesellschaftstauglichkeit, aber auch zum Nachteil der eigenen Regenarationsfähigkeit. Henry Rollins etwa, Straight edge wie es nur geht, ist für mich ein Vollblut-Rock'n'Roller. Das macht ihn einsam, das raubt ihm Schlaf, das zehrt ihn trotz Fitness und Abstinenz aus. Gesund ist das nicht, aber er MUSS es tun.
 
Wenn ich so ein paar Gedankenfetzen formuliere, dann ist Rock‘n‘Roll für mich Sex. Lust, Hingabe, Leidenschaft. Etwas Feuriges. Mehr in den Sinnen, als im Versand. Er muss gefühlt werden, ausagiert werden. Darin kann auch Aggression liegen, die Bandbreite ist da ja ähnlich groß. Dreck, Scumfuck. Schönheit in dem, was nicht objektiv schön sein mag und doch wahre Schönheit ist und berührt (btw: warum schlägt mir die Autokorrektur „Schwanz“ vor, wenn ich „Schönheit“ eingebe o_O )

Für meine Begriffe liegt darin viel Freiheit, die ich dafür als ähnlich zentral ansehe. Loslassen können. Kontrolle abgeben, auch Exzess. Ich glaube, dass ein Rock‘n‘Roller weniger auf Sicherheit aus ist. Er nimmt auch Unsicherheiten in Kauf, wenn sie der Preis sind, nicht in Strukturen oder Konventionen gebunden zu werden, die sich irgendwie eng anfühlen. Die Freiheit im Geist strahlt er vielleicht auch ab, sodass man sich in seiner Gegenwart recht locker fühlen kann. Damit meine ich nicht fehlenden Fokus. Im Gegenteil. Ich glaube, dass man spürt, dass derjenige einer Sache verschrieben ist. Das kann durchaus kompromisslos sein in der Art, sich immer wieder dafür zu entscheiden.

Beweglich zu bleiben und auch autonom, selbst im Verbund, das verbinde ich ebenfalls mit Rock‘n‘Roll. Weniger gefallen wollen und mehr Echtheit. Nicht so sesshaft, immer hungrig auf das Leben.

Der letzte Aspekt, der mir einfällt, meint eine Art unverstellte Kindlichkeit, ein Sein im Moment, etwas Selbstvergessenes. So wie Kinder auch ein ganz anderes Sein in und Umgang mit der Zeit haben. Vielleicht sind das Momente des Loslassens, in denen man frei ist.
 
Du weißt ja, was Augustinus über das Wesen der Zeit sagt. - "Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es. Wenn ich es jemandem erklären möchte, weiß ich es nicht." Daran und an den Kommentar von @El Guerrero anküpfend könnte man ausrufen: Et sic Rock 'n Roll(us?)!

Anders (ganz anders): Ich würde sagen, es macht wenig Sinn, Menschen einzuteilen in diejenigen, die Rock 'n Roll sind, diejenigen, die es nicht sind, und diejenigen, die es vielleicht manchmal sind. Nicht Menschen sind Rock 'n Roll, sondern Rock 'n Roll ist etwas in den Menschen. - Ein Ideal. Ein Traum. Eine Erinnerung. Eine Sehnsucht. Eine Kraft und eine Schwäche zugleich. Insofern finde ich die Metapher des Fragezeichens auch sehr schön und würde sie jedem definitorischen Festschreibungsversuch entgegensetzen.
 
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