Der große Death und Funeral Doom Thread, 2. Versuch

hat jemand sowas wie FB und kann mal bei Everlasting Spew gucken obs seit November was neues wegen der Assumption gibt?

So langsam glaub ich nicht mehr an nen Release :/

Ich hab mal nachgesehen. Am 13. November haben sie damit gerechnet, die Vinyl-Version im Januar zu bekommen. Danach hab ich nichts mehr dazu gefunden.

Eben noch einen Kommentar vom Label vom 3.2. gefunden, aktuell hoffen sie auf März. Haben da wohl aber auch keine Wahl als zu warten.
 
So ein tolles Album, da öffnen sich die Pulsadern ganz von selbst:

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Meine Doom-Playlist der letzten Tage:

Shades of Deep Water: Deluge towards Its Close
https://shadesofdeepwater.bandcamp.com/album/deluge-towards-its-close
Typisch finnischer, lebensverneinender Funeral Doom.

They Grieve: To Which I Bore Witness
https://theygrieve.bandcamp.com/album/to-which-i-bore-witness
Nicht so leicht einzugrenzen. Die Basis ist Sludge, es wird aber viel mit ruhigen Einsprengseln gearbeitet und offen gehalten ist es in Richtung Death/Doom, Neurosis, Postrock.

Fragments of Lost Memories: Life is Fleeting
https://fragmentsoflostmemories.bandcamp.com/album/life-is-fleeting
Melodiebetonter, strukturierter, konservativer Funeral/Death Doom mit Gothic-Vibes, optimistischem Feeling.

It Doesn’t Get Better: Below
https://itdoesntgetbetterband.bandcamp.com/album/below
Brachialer, noisiger Death/Doom mit Einflüssen von Gruftcombos wie Abyssal (UK).

When Hearts Wither: This Is Where It Ends
https://whenheartswither.bandcamp.com/album/this-is-where-it-ends
Der Ausgleich dazu: Schwelgerische, von orchestralen Synthies unterlegte Atmo-Doom-Kost ffo Saturnus u.ä.

Corvus Corone: Abandoned in Spring
https://sludgecrow.bandcamp.com/album/abandoned-in-spring
Repetitives, cineastisches Ambient-Post-Doom-Gemisch, bei dem man einen langen Atem braucht, dafür aber mit hochatmosphärischen Klangwelten entlohnt wird.

So ein tolles Album, da öffnen sich die Pulsadern ganz von selbst:

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Finde das Debüt noch besser.
Clouds spielen auf dem diesjährigen In-Flammen-Open-Air übrigens ihren ersten Deutschland-Gig überhaupt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und hier ist sie nun, die neue Carma, "Ossadas", im offiziellen Stream:
Episch, melodiös, ausschweifend, dynamisch, gleichzeitig zäh und widerspenstig, insgesamt sehr wohldurchdacht klingend mit den vielen Details, den Black-Metal-Einflüssen, den Interludes. Wird Erschließungszeit brauchen und sicherlich belohnen.
 
Die neue ist m.E. seine beste bis jetzt, auf jeden Fall am besten produziert. Die "Death's ..." war mir (trotz LoFi-Gelüsten in bestimmten Doom-Bereichen) noch zu krachig.
Schnell versenden tut er. Hatte das Päckchen mit der CD nach wenigen Tagen, trotz Reisestart Finnland.
Danke für den Tipp! Heute kam auch schon mein Päckchen aus Jyväskylä mit den beiden letzten Releases an!
 
Die neue God Disease, "Apocalyptic Doom", gibt es jetzt im Stream bei NCS:
https://www.nocleansinging.com/2023...re-and-a-review-god-disease-apocalyptic-doom/
Death/Doom, der viel aus dem Death Metal seine Inspiration zieht. Allein durch die tonnenschwere Riffpracht und die monströsen Growls entsteht eine Urgewalt, der man sich schwer entziehen kann. Eigentlich gar nicht meine Doom-Variante, aber ich bin nach zwei Durchgängen platt im positiven Sinn.
 
Die neue God Disease, "Apocalyptic Doom", gibt es jetzt im Stream bei NCS:
https://www.nocleansinging.com/2023...re-and-a-review-god-disease-apocalyptic-doom/
Death/Doom, der viel aus dem Death Metal seine Inspiration zieht. Allein durch die tonnenschwere Riffpracht und die monströsen Growls entsteht eine Urgewalt, der man sich schwer entziehen kann. Eigentlich gar nicht meine Doom-Variante, aber ich bin nach zwei Durchgängen platt im positiven Sinn.

Die sind richtig gut, habe das erste Album rauf und runter gehört. Kann man das Teil schon irgendwo vorbestellen? Auf den für mich üblichen Verdächtigen (großer Fluss, etc.) habe ich bis dato nix gefunden...
 
Werbetrommel:

Decembrance: Implosions (Death/Doom mit proggigem Bass und perfekt eingesetztem Cello)
https://decemberance-official.bandcamp.com/album/implosions-2023

Ikarie: Arde (emotionaler Brüll-Post-Metal-Ecke a la Isis, mit sehr ausgeprägter Doomkante)
https://avantgardemusic.bandcamp.com/album/arde

Untier: Untier (Black-Doom-Sludge, z.T. noisy, z.T. melancholisch, mit andauernden Sprechsamples – ich dachte manchmal, ich habe versehentlich noch ein zweites Musiktab offen)
https://thecrawlingchaosrecords.bandcamp.com/album/untier

Und Mesmur schlagen zum vierten Mal auf den Gong. „Petroglyph“, der Lustmacher auf das im April erscheinende neue Album „Chthonic“, wirft einen mit den Mitteln des Funeral Doom in eine nur sporadisch beleuchtete, lebensfeindliche, dystopische Welt, in der Angst und Wahnsinn regieren. Vereinzelte melodiöse Leads und Gitarrensoli sorgen dafür, dass man auf dem Weg durch dieses klanggewordene Elend gerade so nicht erfriert. Cineastische, in ihrer Urgewalt erdrückende Gourmetkost für eine sicher überschaubare Zielgruppe, die aber dafür in höchster Vollendung bedient wird. Das Ausgangsriff ist reine Finsternis.
https://mesmur.bandcamp.com/album/chthonic
 
EHRERBIETUNG, TEIL I

Laberlabervorrede zur Vorrede

OK, Kinners. Doomtime. Da in den warmen Monaten Doom in die zweite Reihe tritt, und ich daher bis Herbst eher sporadisch in missionierender Absicht hier herumflanieren werde, haue ich vorher nochmal einen richtig dicken Oschi in Forum, damit zwischenzeitlich keinem langweilig wird. Nachdem die letzte Ehrerbietung die Schnittstelle zwischen Funeral bzw. Death Doom und Klassik beleuchtet hat, geht es jetzt um die Schnittstelle zum Ambient. Ja, genau, dieses Zeug, wo jemand auf dem Keyboard den Schädel fürs Mittagsschläfchen ablegt und aus dem Ergebnis dann ne Platte macht. Kuscheldecke umme Füße, es wird lang. Doom muss lang.

Den Übergang vonne Klassik zum Ambient inne Doom-Kontext markieren Of Darkness (die Spanier, nicht die fast gleichnamigen Schweden), deren einziges Album „Tribute to Krzysztof Penderecki - Passio et mors Domini nostri Jesu Christi secundum Lucam“ – siehe Artwork, Titel und Musik – klar einen auf etepetete und hohe Kunst macht. Mit Penderecki haben sie sich einen schwerverdaulichen Komponisten und dessen Lukaspassion einen Klassiker der Neuen Musik als Referenz gesucht. Der zählt als Vertreter einer geräuschlastigen Moderne, die bei den Intellektüllen als Sonorismus gehändelt wird, und wer in der Lukaspassion mal z.B. zum „Miserere mei, Deus“ oder „Et surgens omnis“ skippt, wird mit dissonanten Clustern, gequält dahinquietschenden Instrumenten und Sprecherstimmen überschüttet. Sonorismus = im Dark Ambient: Hartei. Diese Anteile bieten dann entsprechend auch Of Darkness, absolut passend ergänzt um bassige Gitarrenakkorde, wobei hier von den zwei jeweils zwanzigminütigen Stücken insbesondere der Titeltrack dem Fass den Boden ausschlägt.

Vom Doom zum Ambient …

Jetzt aber. Ich habe mich vor einer Weile auf einer Betriebsfeier mit einer Kollegin der Generation Z über Musik unterhalten und sie bestätigte meine Vermutung, dass ihre Generation sich weniger mit einer spezifischen Musikszene identifizieren und Musik mehr in die Breite statt Tiefe, vulgo: oberflächlicher hören würde. Sie meinte aber auch, dass die Metaller:innen in ihrem Bekanntenkreis hier eine Ausnahme seien. „Die sind so analytisch beim Musikhören: Boah, und jetzt das geile Riff nach der Bridge, wie das hochgeht nach dieser kurzen Pause, und wie der Drummer aussetzt, nur um dann …“
Natürlich habe ich mich und all meine Metalfreunde der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sogleich in dieser Beschreibung wiedergefunden. Alle mir bekannten Personen, die Metal hören, sind vernarrt in Struktur und Arrangements. Das macht die spezielle Ausprägung des Ambient Funeral Doom zu einer harten Nuss im DFF-Kontext. Denn Struktur sucht man da vergebens.

Im Thread zu Cyclic Law habe ich rumschwadroniert, wo ich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Metal und Dark Ambient sehe. Während es in den Merkmalen der Langsamkeit, Informationsarmut und Monotonie durchaus eine gerade Linie vom Dark Ambient in den Funeral Doom gibt, und auch das Cineastische, Bilderreiche eine gemeinsame Schnittmenge darstellt, ist das Songwriting im Dark Ambient erstmal anders gepolt, weil strukturbereinigt. In einem Dark-Ambient-Stück geht es eher um die interne Entwicklung und Ausdifferenzierung eines einzelnen Themas (Akkords, Akkordwechsels, Sounds) statt um den regelgeleiteten Wechsel mehrerer Themen, die am Ende eine Unterteilung in bspw. Strophe und Refrain erlauben. Wer in einem Metal-Stück willkürlich zwei Minuten nach vorne skippt, wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in einem neuen Riff landen; im Dark Ambient dagegen eher im selben Thema wie vorher, aber z.B. der Sound hat sich geändert, oder es wurde ein Layer mit Field Recordings dazuaddiert etc. pp., bla, langweilig, zum Thema kommen –

… und wieder zurück …

– also zu Bands im Funeral Doom, die Ambient-Einflüsse aufgreifen. Die übernehmen im Extremfall auch die beschriebene monothematische Form des Songwritings. Dann gibt es keine echten Riffs mehr, die Gitarre spielt nur Grundakkorde und hat eher eine Bass-Funktion, während das Stück von anderen Instrumenten, häufig Synthies, geführt wird. Die Produktion fällt bewusst Lo-Fi aus, z.B. ist das Schlagzeug kaum hörbar, weil sich auf diese Weise eher eine Klanglandschaft kreieren lässt. Am Ende kommt, übertrieben formuliert, Dark Ambient raus, der sich in den verwendeten Instrumenten eben hier und da des Metals bedient. Ganz wichtig ist hier das Sounddesign.
Aber das ist nur der äußerste Pol. Summa summarum ist es natürlich eine Frage der Dosis, und nicht jede Funeral-Doom-Band, die Ambient-Einflüsse aufgreift, zieht das bis zu diesem Ende durch.

Vorreiter in der Kreuzung sind Ysigim aus Polen, die 1994 auf „Ain Soph Or“ eine Menge psychedelische Zugaben in ihre doomige Lo-Fi-Suppe schmissen, die Schweizer Mordor, die auf „Odes“, „Csejthe“ und einigen Splits Industrial-Elemente mit Doom kreuzten, sowie am bekanntesten natürlich Esoteric, deren hochkomplexe Fiebertraumvertonungen schon immer von vielfältigen Synthesizern, Loops, Samples, tonnenweise Delay sowie einer ausgeprägten Affinität zum Spiel mit Klangfarben und schrägen Akkorden geprägt sind. Die Anschlussfähigkeit an Dark Ambient demonstrieren am besten das kaleidoskopartige „Metamorphogenesis“ und „Subconscious Dissolution into the Continuum“, das monolithischste Album der Band bis dato.

Der Einfluss von Esoteric ist heutzutage u.a. bei Atramentus erlebbar, und Mastermind Greg Chandler bereichert als Produzent, Gastmusiker und durch die enge Zusammenarbeit mit Aesthetic Death auch darüber hinaus die Doom-Szene, hat sich aber durch die Produktion von vielem Nichtmetallischen bis heute ein offenes Ohr bewahrt und darum sind Esoteric auch nach knapp 30 Jahren so eigen, offen und experimentierfreudig geblieben. Gottband.

Mit Esoteric sind wir nun in Funeral-Dimensionen im Mainstream – ha, wat ne absurde Wortzusammenstellung –, während aus dem weiter oben Beschriebenen ersichtlich sein sollte, dass wir uns beim Ambient-lastigen Funeral Doom in einer Richtung bewegen, die in der Metalszene im weiteren Sinn ebenso wie in der Doom-Szene im engeren oft nur am Rand rezipiert wird, weil die Hörgewohnheiten andere sind. Die Topographie dieser Nische in der Nische schildere auch ich nur in Ansätzen und weder mit Anspruch auf Vollständigkeit noch Repräsentativität, da ich schlicht hier viel nicht kenne.

Bewegung 1, die Breitwand

Mal langsam rantasten, klar, Doom halt. Es gibt im Funeral Doom einige Bands, die sich dem Ambient dahingehend annähern, dass die Songs stark um einzelne Themen kreisen, zu denen dann Soundelemente addiert und subtrahiert werden, oder um mehrere Themen, die sich aber stark ähneln, so dass eher eine Art Gesamtbewegung entsteht als ein mehrteiliges, strukturiertes Etwas. Sie sind aber von der Instrumentierung her fest im Doom verankert und meist auch metallisch heavy produziert. Im Ergebnis wird man wie von einer Welle überrollt. Reine Ambientpassagen sind ein Kann, aber kein Muss.

Am bekanntesten sind hier Slow, das beste Projekt von Déhà aus Brüssel. Das Bild von der Welle ist bei Slow besonders passend, weil der Ozean Titel und Covermotiv von „V – Oceans“ ist. Die Stimmung ist schwelgerisch und zugänglich, durch die omnipräsenten Keyboardflächen ist auch eine gewisse Dramatik da. „V“ war das Durchbruchsalbum für Slow, lohnend sind auch die Nummern II, III und VI. Die Affinität zu Ambient ist kein Zufall, im Oeuvre von Déhà findet sich einiges in der Richtung, und von Album Nummer IV existiert auch eine reine (nur bedingt lohnenswerte) Ambient-Fassung.
https://slowdooom.bandcamp.com/album/v-oceans

Bei Iniquitatem hat Déhà neben dem vergleichbar umtriebigen Swartadauþuz ebenfalls die Finger im Spiel, und eine Nähe zu Slow ist auch mit Blick auf Stil und Atmosphäre nicht von der Hand zu weisen, zumindest was Album Nummer drei, „Through Dead Forests, He Dwells“, betrifft – die beiden Vorgänger waren reiner Dark Ambient.
https://amorfatiproductions.bandcamp.com/album/iniquitatem-through-dead-forests-he-dwells

Daniel „Daan“ Neagoe ist auch so ein Tausendsassa mit einer zweistelligen Anzahl an Pfeilen im Köcher, die weitestgehend im extremen Doom Metal beheimatet sind. Zu seinen radikalsten Veröffentlichungen zählt das bis dato einzige Album von Obseqvies, das derart langsam dahinkriecht, dass es zu erstarren droht. Allein des Schneckentempos wegen kann man trotz immenser Heavyness kaum eine Spur wirklich als „Riff“ titulieren, da man bis zum folgenden Akkordwechsel den vorherigen schon wieder vergessen hat. Dafür drücken einen Angst und Qual tief in den Sitz.
https://naturmachtproductions.bandcamp.com/album/the-hours-of-my-wake

Ganz anders Heimskringla. Die verantwortet ein gewisser Niðagrisur zwar von den USA aus, aber Bandname, Album- und Liedtitel verweisen nach Skandinavien. „Heimskringla“ ist ein hochmelodisches, majestätisches Album mit Chor-Synthies, die über alles Andere drüberbügeln. Egal, was darunter passiert – und das ist bei Schlagzeug und Gitarre einiges –, man arbeitet sich als Hörender doch ununterbrochen an dieser Klangbreitwand ab. Wer Ea mag, kann Heimskringla unmöglich schlecht finden.
https://heimskringla.bandcamp.com/album/vikingl-ypa

Das tasmanische Projekt Apathetic packt auf „Infurnose“ einen einstündigen Song, der beständig um sich selbst kreist. Konzept und Leadgitarre weisen Einflüsse von Monolithe auf, die im Vergleich dazu aber ein Quell der Spielfreude und Abwechslung sind. In der Ausführung ist „Infurnose“ noch ausbaufähig, der Produktion mangelt es an der für diesen Stil notwendigen Kraft, der eine oder andere schiefe Ton von Gesang und Gitarre ist dringeblieben, der Macher kommentiert auch „I don't perceive this to be good, it's just that I can't help myself“ und das Promobild für die CD-Fassung präsentiert eine beschädigte Hülle. Na denn. War´s das? Das grenzwertige Cover verdient noch Erwähnung. Ist aber musikalisch keineswegs so schlecht wie es zu sein vorgibt.
https://apatheticfuneraldoom.bandcamp.com/album/infurnose

Void of Silence spielen unter die Haut gehenden, von ausladenden Ambientflächen geprägten, sinfonischen, instrumentallastigen, tempomäßig häufig bis auf Funeral-Region gedrosselten, routinemäßig mit Tracklängen jenseits der 15 Minuten gesegneten und deshalb mit diesem Schachtelsatz gewürdigten Epic Doom mit Ausflügen in andere Doom-Spielarten und klingen auf jedem Album etwas anders, wobei insbesondere das bis dato jüngste davon, „The Sky Over“, zu empfehlen ist und der Zweitling „Human Antithesis“ für DF-Leser:innen auch deshalb interessant sein könnte, weil den Gesang hier Alan Averill übernimmt.
https://voidofsilenceofficial.bandcamp.com/album/the-sky-over

Zuletzt und als Randnotiz Anthems Of Isolation aus dem Irak. Die folgen noch am ehesten von den genannten den Reinheitsgeboten des Metal-Songwritings und haben bergeweise „richtige“ Riffs in petto, doch die entrückte Atmosphäre, die durch geheimnisvolle Synthiesounds und Sprechsamples kreiert wird, hat Ambient-Charakter.
https://satanath.bandcamp.com/album/sat347-anthems-of-isolation-apocalyptic-portrayals-2022
 
EHRERBIETUNG, TEIL II

Bewegung zwei, der Industrial

Dark Ambient entstand in den 1980ern unter dem Einfluss des Industrial und wer die stilprägenden Lustmord-Alben der 80er und 90er hört, erkennt die Einflüsse aus der Richtung sofort, die Abstraktheit und Maschinenhaftigkeit. Dasselbe gilt für Raison d'être, einen weiteren stilprägenden Act, und diverse Künstler:innen im Angebot von Cold Meat Industry, dem Label, das in den 80ern und 90ern die Dark-Ambient-Szene dominierte. Nun ja. Das Roster von CMI findet sich sicherlich auch in den Regalen diverser Doomster.

Der bekannteste Funeral-Act mit Nähe zu einer eher Industrial-geprägten Auslegung des Dark Ambient sind vermutlich die Finnen Tyranny. Sie gehören zu der Gruppe Bands, die konsequent über Albumlänge pechschwarz bleibt und präsentieren Funeral Doom in einer komplett entmenschlichten Variante: Der Drumcomputer schleppt sich mechanisch durch die Einöde, die Gitarrenleads sind verhallende Töne aus dem Nirgendwo und das kellertiefe Geraune lässt an eine bösartige Kreatur denken, die der Menschheit den Garaus macht. Obendrauf kommen bassige Keyboards, Geräuscheinsprengsel und düstere Samples. Die beiden Kerls haben es in über zwanzig Jahren auf ganze drei Veröffentlichungen gebracht, die beste davon ist m.E. die "Bleak Vistae"-EP. Die Industrial-Einflüsse kommen aber auf „Aeons In Tectonic Interment“ am stärksten zur Geltung.
https://darkdescentrecords.bandcamp.com/album/aeons-in-tectonic-interment

Mit ihrem Drittling „Mors Principium Est“ wanderten Urna endgültig in den Soundscape-Sektor ab. Das Album ist vordergründig eine Kreuzung aus Funeral Doom, Black Metal und Industrial, hat Riffs, Melodien, Rhythmen, aber all das ist für sich genommen nicht wesentlich. Im Vordergrund steht der Soundeffekt, der sich ergibt, wenn all diese Elemente in Schichten übereinander gelagert werden. In den größten Augenblicken hat man drei Gitarrenspuren, eine für den verzerrten Grundteppich, eine solierend, eine clean, dazu die klackernden PC-Drums, breite Synthesizerflächen und das heisere, mittelhohe Brüllen von RM übereinander - eine beeindruckende Soundwand. Urna klingen dann dicht und intensiv, aber auch raum- und schwerelos. Das ist der Ambient-Faktor, der durch einige elektronische Spielereien und vereinzelte ruhige Passagen bis hin zum reinen Geräusch noch verstärkt wird. Er repräsentiert Chaos und Ruhe gleichermaßen, ist spacig und psychedelisch, überfordert einen der vielen Elemente und der sonderbaren, höhen- und Hall-lastigen Abmischung wegen bei den ersten Hördurchläufen, entfaltet aber später durchaus eine gewisse Wirkung.
Bis dahin muss man allerdings erstmal kommen und Urna machen es dem Hörer schwer, sich diese späteren Hördurchläufe zu geben. „Mors Principium Est“ bietet für eine lange Annäherungszeit fast nichts Greifbares, an das sich eine Emotion des Hörers heften kann, kaum ein eingängiges Riff, kaum eine markante Gesangs- bzw. Growl/Scream-Linie, nicht mal die Heaviness, die man als Genre-Fan erwartet. Urna versperren sich derart konsequent einer emotionalen Logik, dass die Grundatmosphäre von „Mors Principium Est“ eigentlich nur als gefühllos beschrieben werden kann. Sehr speziell sind die Texte ausgefallen, die eine Art Themenpark für die kosmologischen Elemente verschiedener Religionen, namentlich des Buddhismus, antiker Hermetik und des Judentums, geworden sind, mit Dominanz des letzteren. Eine aus dem Black Metal stammende Band, die die Zeit mittels des jüdischen Kalenders einteilt, wo hat man das schon? Vorgetragen wird aber nicht auf Althebräisch, sondern Latein. Noch Fragen?
https://atmfsssdtp.bandcamp.com/album/mors-principium-est

Arcana Coelestia, bei denen dieselben Leute beteiligt sind, haben eine vergleichbare Reise von der Greifbarkeit auf einem sehr schönen, luftigen Debüt hin zur emotionalen Ausdünnung vorgenommen. Sie sind aber etwas melodiöser und arbeiten mit auflockernden Elementen des Gothic und der Neoklassik. Auch empfehlenswert.
https://arcanacoelestia.bandcamp.com/album/le-mirage-de-lid-al

Blood of Sokar: “Their ritualistic death hymns slither into your reality only to choke you out! On their latest offering, CINIS, these architects of audio horror conjure up an atmosphere of uncut dread. Blood of Sokar’s songs have different layers of pain that will drag you down into their pits of filth. If their records were horror films no one would survive.” (CVLT Nation, Blood of Sokar “CINIS”)
https://bloodofsokar.bandcamp.com/album/cinis

Bewegung drei, der Minimalismus

Packt die Energy Drinks ein, den Kaffeebecher oder zwanzigtausend Mate-Liter. Wir stoßen jetzt in Bereiche vor, für die Polemik überhaupt erfunden wurde, und angesichts derer man in Rezensionen tausend Synonyme für "Langeweile" lernen kann. Die Minimalisten fahren die Anzahl der songwriterischen Mittel auf Sparflamme runter. Wenn sie ein Riff gefunden haben, das möglichst wenige Töne in möglichst langsamem Wechsel miteinander verbindet, wird dieses endlos wiederholt, und zwar ohne interne Ausdifferenzierung. Xathagorra Mlandroth aka John del Russi hat in der Richtung ab 1999 mit Hierophant und dem Nachfolgeprojekt Catacombs Pionierarbeit geleistet, die in den 2000ern dann von Musikern aufgegriffen wurde, die häufig aus dem Black Metal kommen. Hier gibt es Bands wie Dispersed Ashes oder Furva Ambiguitas, deren Musik im Prinzip bpm-gebremster DSBM ist, und Bands, die ihren Fuß ein Stück stärker in den Doom kriegen – um die geht es mir. Eigenheiten sind eine gewisse Horror-Affinität, das Aufgreifen des Themas Suizid aus dem DSBM, der Einsatz von Screams. Im Genre gibt es nichts Ungnädigeres und Trostloseres.

Die stärkste Rezeption erfährt sicherlich das dänische Projekt Nortt, das in den frühen 2000ern einen kleinen Boom mehr in der Black- als Doom-Szene auslöste. Mich hat damals eine Rezension im Myrrthronth angefixt, in der es hieß: „Gefühle wie Trauer und Depression sind schon überwunden; man ist einen Schritt weiter; ja, es ist einfach nur Leere.“ Nortt beschränkt sich gesanglich auf in den Hintergrund gemischte, gelegentlich auftretende Kreischröchler. Das Schlagzeug bewegt sich am untersten Rand dessen, was an Simplizität überhaupt möglich ist. Die Gitarre bleibt auf einzwei Akkorden liegen. Die ganze Wucht liegt auf den Sounds und Themen, die auf diesen Hintergrundteppich draufkommen, und die sind nicht durchgängig, aber in den richtigen Momenten, von denen es auf jedem seiner Alben welche gibt, kälteste Lebensverneinung. Anspieltipp: „Dødsrune“.
https://avantgardemusic.bandcamp.com/album/ligf-rd

Dictator ist das Kompromissangebot zu der Extremität von Nortt für den Black Metal: Mehr Anschlussfähigkeit an den DSBM, mehr echte Gefühle wie Verzweiflung, mehr Majestätik, insgesamt mehr Bewegung. Funeral Mourning ist das Kompromissangebot zu der Extremität von Nortt für den Death Metal: Mehr Bass, mehr Growl, mehr „richtige“ Riffs.

Exzellent finde ich die beiden Demos des norwegischen Projekts Geodaehan. Hier werden wirklich nur Mollakkorde aneinandergereiht, mit dem immer gleichen Streichersound des Keyboards, und schon wegen der herrlich verwaschenen Produktion sind kaum Details wahrnehmbar. Aber wen kümmert das, wenn einem eine derart bleierne, bedrückende Atmosphäre langsam den Nacken hochkriecht?
https://geodaehan.bandcamp.com/album/demo-ii-mmxvi

Der Belgier Stijn Van Cauter ist in einer Hundertschaft an Projekten aktiv, die wahlweise im Dark Ambient oder extremen Doom beheimatet sind, bei Until Death Overtakes Me in beidem. Das Schlagzeug ist hier derart hintergründig und funktionslos, dass man es auch gleich weglassen könnte, die gesamte Musik geht in Flächen auf. Wegen der alles übertönenden Synthies mit vielen hohen Tönen und geradezu ausschweifender Melodiösität ist die Stimmung gelöster als bei den anderen Projekten der Vergleichsgruppe. Hat nur noch auf der Oberfläche was mit Metal zu tun.
https://udom.bandcamp.com/album/collapse-of-light

In der minimalistischen Ausprägung gibt es Projekte wie Sand am Meer. Sie sind von wechselnder Qualität, denn bei Reduktion in der Anzahl der verwendeten Mittel liegt auf den wenigen Mitteln dafür die umso größere Last, einen Song tragen zu müssen, und dafür taugt nicht jeder Ton, den man bei drei Promille auf dem Kessel nachts im Keller tiefberührt aus dem Synthie presst, automatisch. Wer sich tiefer eingraben möchte, findet Anschluss z.B. bei The Cold View und Amort und Auaesuve und, klar, Strangulation. Und The Ethereal. Und Aarsland und Mohraang.

Bewegung vier, karge Landschaften

Ambient hat ja schon vom Grundsatz her etwas Cineastisches: Es geht um die Abbildung eines bestimmten Ambientes. Im Dark Ambient haben sich Projekte wie Northaunt, Ugasanie, Enmarta, Mulm oder Northumbria ganz der Reproduktion karger Landschaften mit musikalischen Mitteln verschrieben. Das in Rom ansässige Label Glacial Movements vertreibt ausschließlich Acts, die sich dem Polar Ambient, also der Vertonung von Eis und Schnee, widmen.
Auch dieser bilderreiche Zugang hat seinen Niederschlag im Funeral Doom gefunden.

Federführend sind bzw. waren hier Longing for Dawn. Die Kanadier waren Tätigkeitsfeld von Gitarrist und Keyboarder Frederic Arbour, bevor er sich ausschließlich auf seine Aufgaben bei Cyclic Law konzentrierte, und haben drei überdurchschnittliche Alben mit hohem Wiedererkennungswert auf den Weg gebracht, bei denen ich mich jedesmal wie auf eine Reise durch die verschneiten Wälder Québecs mitgenommen fühle, einen kräftigen Föhn im Rücken, die Sehnsucht nach Erlösung in der Seele. Und das, obwohl im Songwriting auch viel Traditionsdoom Platz findet. Ganz groß.
https://longingfordawn.bandcamp.com/album/a-treacherous-ascension

Towards Darkness kann man durch die Personalkonstante Simon Carignan als inoffiziellen Nachfolger von Longing for Dawn betrachten, wobei einen cineastischen Ansatz leider nur das Album „Barren“ verfolgt. Die Landschaft ist hier schon spürbar wärmer und menschlicher geworden, im grandiosen „Holy ... Dying ... Lifting ...“ sind sogar Sprechsamples zu hören.
https://towardsdarkness.bandcamp.com/album/barren

Bei Funeral Inconscientemente Natural aus Chile hat schon der Albumtitel “Voyageur” in Verbindung mit dem Covermitov, das einen schneebedeckten Berg zeigt, Signaturfunktion. Die Hälfte des Albums ist hier reiner Dark Ambient. Kommt der Metal dann doch um die Ecke, bedient er nur momentweise („December March“) dessen Hörgewohnheiten, hat ansonsten eine Drone-lastige Ausprägung („Sur les champs de la Mort“) oder konterkariert die verzerrte Gitarre mit begleitendem Flüstern (Titeltrack).
https://doomfin.bandcamp.com/album/voyageur-2

Das ist aber noch nichts gegen Celestiial, bei denen die Brücke zum Metal zwar in einer Liste der Instrumente sichtbar werden würde, die Umsetzung aber komplett auf Ambient gepolt ist. Wenn in „Offering in Cedar Smoke“ minutenlang die Field Recordings zwitschernder Vögel (Ornithologen sollen mich korrigieren, können auch andere Tiere sein) die Leitstimme übernehmen, ist das nur konsequent.*
https://bindrunerecordings.bandcamp.com/album/where-life-springs-eternal

Corvus Corone führen das Naturkino konsequent fort, indem sie Elemente des ebenfalls bilderreichen Post Rock/Metal in ihren Doom integrieren. Die Basis wird gottlob nicht zu Doomgaze verwässert, sondern bleibt der Funeral Doom, was allein Songlängen jenseits der zwanzig Minuten anzeigen. Ich finde das Mixergebnis in der Mitte des Dreiecks Ambient-Funeral-Post total schlüssig und wundere mich, dass es so wenig Bands zu geben scheint, die in diesem Dreieck zu verorten sind.
https://sludgecrow.bandcamp.com/album/abandoned-in-spring

*Dieses originelle Stilmittel kenne ich ansonsten im Metal nur von Stellar Descent, die ihren Ambient/Cascadian Black Metal auf „Fading“ eine Stunde von Gänseschnattern anführen lassen. Aber anderes Thema.
 
EHRERBIETUNG, TEIL III

Bewegung fünf, Space Ambient

Im Space Ambient geht es auch um Cineastik, nur dass eben, ja, was´n´nu, dreimal Raten ist erlaubt ... der Weltraum abgebildet wird. Da der weitestgehend schwarz ist, ist der Weg zum Doom nicht weit.

Da sind Mesmur mit „S“ zu nennen, einem kalten Album, dessen Space-Elemente auf musikalischer Ebene viel Hall (Weite), futuristische Samples (Raumschiffe) und helle Synthieflächen (Milchstraße) sind, welche die gewundenen Riffstrukturen mit einer Atmosphäre der Verlorenheit umschließen. Auf dem Nachfolger „Terrene“ wandten sie sich der Erde zu und prompt wurde es etwas wärmer.
https://mesmur.bandcamp.com/album/s

Geheimtipp sind Spüolus aus Ungarn. Exzellente, immer leicht dissonante Synthies, bei denen – ich schwöre – ich selbst dann sofort an Weltraum gedacht hätte, wenn das Album nicht schon programmatisch „Behind the Event Horizon“ heißen würde, ein atmosphärisches Beieinander aus Sehnsucht und Horror, die kontinuierliche Ahnung, dass irgendetwas nicht stimmt, eine eher mitten- und höhenorientierte Produktion, die sehr gut passt – hier kommt viel Gutes zusammen. Das Ende des Albums ist der Horror. Unbedingt empfehlenswert und leider komplett unter dem Radar der Doom-Community geblieben. Liberate tuteme ex inferis.
https://kunsthauch.bandcamp.com/album/behind-the-event-horizon-full-length

Astral Silence klingen wie eine Mixtur aus Déhà (Slow etc.), Bornyhake (Borgne etc.), Zhaaral (Darkspace) und C.Z. (Vinterriket etc.). Sind sie auch.
https://transcendance-bm.bandcamp.com/album/astral-silence-sagittarius-a

Ancient Lament haben den Fuß ein Stück tiefer im Ambient. So spielt das Schlagzeug keine nennenswerte Rolle, die Riffs klingen so, als ob sie eigentlich für Keyboard geschrieben wurden, und die Lo-Fi-Produktion sorgt endgültig dafür, dass wir den Gipfel der Scheißigkeit für ganz traditionsgepolte Metallerohren besteigen. Hat auf Albumdauer durchaus eine gewisse Wirkung, aber tief reichen tut sie nicht.
https://frozenlightlabel.bandcamp.com/album/messages-from-the-crystals

Zuletzt die notorisch tollen Monolithe. Sie folgen durch ihr abwechslungsreiches Songwriting natürlich keinen Ambient-Standards im engeren Sinn, aber ihre auf jedem Album aufs Neue austaxierte Weltraumvertonung ist stets cineastisch, eigen und gelungen, von den kolossalen Fünfzigminütern der Frühphase über die konsumierbarere Trilogie bis hin zu den streckenweise experimentelleren letzten zwei Alben. Sie haben eine ganz eigene, abstrakt wirkende Melodik, und dadurch eine eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliegende Klangwelt erschaffen, die auch auf nichtklanglicher Ebene albumübergreifend passend gerahmt wird, etwa mit der permanenten Numerologie bei den Songlängen. Der Ambient-Faktor entsteht hier weniger beim Blick auf einzelne Alben als auf das bisherige Gesamtwerk. Als Einstieg taugt „Nebula Septem“.
https://monolithe.bandcamp.com/album/nebula-septem

Bewegung sechs, Ritual Ambient

Wo andere Ausprägungen im Dark Ambient eher zivilisationsfreie Zone sind, wird im Ritual Ambient gezielt das Menschliche betont. Ritual Ambient, das sind die Kulturwissenschaftler unter den Ambientologen, die sich mit Schamanengesängen, Buschtrommeln und anderen Instrumenten alter Völker, betörenden Zaubertränken und den damit verbundenen Bums- und Rudelorgien auskennen.
Die Kerls trifft man im Ambient an, aber auch im Black Metal immer mehr. Und im Doom.

Abysskvlt spielen abweisenden, quälend langsamen Funeral Doom in bester russischer Tradition, bauen aber routinemäßig Instrumente ein, die sie der Bon-Religion zuordnen, der Religion der Tibeter, bevor der Buddhismus Staatsreligion wurde. Na meinetwegen. Bis zum Exzess leben die dieses Element auf reinen Ritual-Ambient-Alben aus, die immer im Wechsel mit den Metalalben erscheinen, von denen es bisher drei gibt. Während sie zu Debützeiten noch sehr von Comatose Vigil beeinflusst waren, ist „Phur g.Yang“ durch das ganze Bon-Gedöns schon recht eigenständig.
https://abysskvltmusic.bandcamp.com/album/phur-g-yang

Cameron von Gospel of Death führt seine Klangwelten konsequent mit einer Zither an, was im Genre so ziemlich einzigartig sein dürfte. Die Vermengung aus Funeral Doom, DSBM, Ambient und Zither hat etwas Befremdliches, Entrücktes, Faszinierendes. Richtig toll.
https://gospelofdeath.bandcamp.com/album/we-are-only-here-to-suffer

Bei Goatpsalm werden die rituellen Elemente, insbesondere tonnenweise Flöten, brillant eingepflegt. „Downstream“ ist ein großartiges, eigenständiges, knorriges Stück Folkmetal mit stark runtergedrosselter Schlagzahl, wie Negura Bunget auf Doom.
https://goatpsalm.bandcamp.com/album/downstream

Bei Дрём aka Dryom, ebenfalls russischer Herkunft, spielt neben der Maultrommel ebenfalls die Flöte eine Rolle. Der – das Gesamtergebnis absolut dominierende – Doom des Projekts ist aber von Folk meilenweit entfernt und archetypische, schwerfällige, alles niederwalzende Funeral-Kost. Zumindest mit dem vierten und bis dato letzten Album kündigte sich durch den Einbau von träumerischem Cleangesang ein Hauch von Erlösung an. Ob sie hält? Nummer fünf abwarten.
https://endlesswinterstore.bandcamp.com/album/4

Auch das ursprünglich in Donezk, später in Montreal ansässige Projekt Ego Depths arbeitet seit dem 2015er-Album „Dýrtangle“ mit einem ganzen Arsenal an Folk-Instrumenten von Rasseltrommeln bis zu tibetischen Flöten, die das zähe, atmosphärisch dichte Funeral-Drone-Bauwerk mit einigen Farbtönen versehen. Inhaltlich gekoppelt wird das Ganze an die buddhistische Dukkha-Lehre, klar.
https://dusktone.bandcamp.com/album/d-rtangle

Blood of the Black Owl haben sich längst ganz vom Metal verabschiedet und sind ein reiner Folk/Ritual/Ambient-Act. Auf den ersten Alben spielte die harte Gitarre aber noch eine Rolle, wobei der Zugang, der eher in fuzzigeren Doom-Varianten und im Sludge zu finden ist, seine Eigenheiten und auch Schwachstellen hat. Richtig konsistent war die Mischung m.E. nicht.
https://glassthroatrecordings.bandcamp.com/album/blood-of-the-black-owl

Alle bisher Genannten gehören, eine Doom-Affinität vorausgesetzt, zu den konsumierbaren Acts dieser Sub-Sub-Sparte. Bei Cursed Cemetery, die neben Funeral Doom mit Elementen des Drone, Black Metal und Noise arbeiten und sich auch nicht davor scheuen, sich in einem neunzehnminütigen Opener beim Mammutteil des zu Hörenden auf gruselige, urige Dark-Ambient-Flächen zu kaprizieren, braucht man schon auch eine Affinität zu Anderem, wird dann aber auf eine tiefsinnige, in Momenten aufwühlende, in anderen auch angenehme und befriedende Seelenreise mitgenommen.
https://dusktone.bandcamp.com/album/a-forgotten-epitaph

Nun ist aber endgültig Schluss mit lustig. Aimeric von Abysmal Growls of Despair nimmt in seine Doomwelt viel mit rein, Hauptsache es ist anstrengend und abstoßend. Da kommt manchmal reiner Ritual Ambient raus – „Ladaraan Ognash, Betlharn Molgaroth“ etwa besteht ausschließlich aus Throat Singing und Priestergeschwätz –, manchmal Drone-Doom mit Ritual-Anteilen. Schwer auszuhalten, aber das ist vielleicht auch der Sinn daran. Zum bestürzenden Hintergrund dieses Projekts hier ein Interview. „As I live in darkness, my music will show this.”
http://www.doom-metal.com/interviews.php?entry=1331

Sektarism. Puh. Also … Ach nö.
https://sektarism.bandcamp.com/album/fils-de-dieu

… und zurück in den Ambient

Schluss. War lang genug. Zurück zu Esoteric. Auf „The Maniacal Vale“ steht mit „Quickening“ ein psychedelisches, Ambient-lastiges Dunkelwerk, das im Wesentlichen auf einem simplen, im Metal verbreiteten Intervall, einer kleinen Sekunde/Halbton, beruht, aus dem mit vielen Effekten und Layern ein sich leise öffnendes Tor in die Dunkelheiten der eigenen Seele wird. Spulen wir dann knapp zehn Jahre vor, finden wir auf „Echo“, einer Kollaboration von Dark-Ambient-Hochkarätern wie Kammarheit, dasselbe Thema, denselben schichtenreichen, geheimnisvollen Zugang wieder: „Drawn Like a Moth“ für den Abend.
 
Was für aktuelle Scheiben im Death-Doom Bereich sind so empfehlenswert?
Ich hör gerade sehr viel Ahab in letzter Zeit und bin auf der Suche nach ähnlich gelagerten Bands - sprich langsamer, doomiger Death Metal (ohne viel Keyboards), aber eben kein Funeral Doom - dieser ist mir oft dann doch ein wenig ZU langsam. ;)
 
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