Das Jahr 1978 ist noch jung und erhält bereits am 10. Februar sein Jahreshighlight. Judas Priests vierter Longplayer: Stained Class! Lyrisch und thematisch wohl das dunkelste Werk der Herren und auch musikalisch sehr abwechslungsreich.
Ohne Besetzungswechsel ging bei Priest zu dieser Zeit natürlich nicht, also musste sich diesmal Simon Philips von den Drums verabschieden und wird durch, Judas Priests besten Drummer, Les Binks ersetzt. Onbeat, Offbeat, Fills, Doublebass, der kann alles! Der Typ hat den Groove wahrscheinlich schon aus Hipp Gläschen zum Fressen bekommen.
Eine weitere Neuerung ist eines DER Erkennungsmerkmale schlechthin. Das Cover ziert nun einen neuen Schriftzug. Das (ebenfalls coole) geschwungene und altertümlich anmutende Logo der letzten zwei Alben wird mit dem, bis heute aktuellen (Ripper Alben und Nostradamus ausgeklammert), eher kantigen Logo ersetzt. Passend wie ich finde, da auch die Musik immer mehr Ecken bekam.
Die Havy Metal Sucide Geschichte bezüglich "Better By You, Better Than Me" kennt sicher jeder, weswegen ich diese Lächerlichkeit an dieser Stelle unkommentiert lasse.
Los geht es!
Es gibt mit Sicherheit keinen geileren Opener auf einem Priest Album (0der überhaupt) als
Exciter!
Drums, Doublebass, Lead, Powerchord. RACING 'CROSS THE HEAVENS....! Animiert einfach direkt zum wilden bangen, mitsingen und abgehen! Die Blaupause für Speed Metal, nicht umsonst hätten sich mit die besten Vertreter des Genres nach diesem Song benannt!
Ich muss einfach auch erwähnen, dass Powerchords (allein hier bei Exciter im Intro. Laut machen und Gänsehaut bekommen!) und der gesamte Gitarrensound auf keinem Priest Album so unfassbar geil kommen wie auf dieser Scheibe. Nichtmal stark verzerrt, aber hat einfach so was rasiermesserscharfes. Es ist einfach verdammt zwingend, wie sich das anhört. Vielleicht kann mir auch jemand das besondere an dem Gitarrensound erklären. Manchmal bilde ich mir ein, einen leichten Flanger zu hören...
Das geilste an Exciter: Das wiederholen der ersten Strophe, nachdem man denkt jetzt ist mal gut, wird noch einer draufgesetzt! Wahnsinnssong, den man nicht geil genug finden kann.
Mit
White Heat, Red Hot gibt es danach einen eher groovigen Song auf die Ohren, der nicht unbedingt Priest typisch klingt. Halfords Gesang finde ich hier aber extrem cool, da er die Strophen ja schon generell recht hoch singt, aber bei manchen Worten nochmal solche Spitzen setzt. Kein Albumhighlight, aber trotzdem top!
Hatte das Album übrigens diese Woche im Auto laufen. Total fahrlässig, neigt es doch dazu, aggressives Fahrverhalten und überschreiten der Hächstgeschwindigkeit zu fördern...
Better By You, Better Than Me ist ein Cover der britischen Bluesrocker Spooky Tooth, deren Original ist von der atmosphäre her total anders. Aber macht euch euer eigenes Bild, solltet ihr den Song nicht kennen.
Meiner Meinung nach eines der am verzweifeltsten klingenden Lieder der Menschheitsgeschichte! Der Effekt zwischen "Everybody, everybody knows" und dem Refrain klingt einfach wie zerspringendes Glas, zerstörte Träume und eine gebrochene Welt in einem! Was der Text wirklich bedeutet weiß ich nicht, aber es gibt mir einfach ein Gefühl der inneren Verzweiflung von etwas klein gehalten zu werden und dem entkommen zu wollen. Gänsehaut Song und Robs thetralische Präsentation setzt dem ganzen dann auch noch die Krone auf! Der pure Wahnsinn. Ein Cover, das sein Original in allen, aber auch wirklich allen Bereichen pulverisiert.
Der titelgebende Track
Stained Class ist einer meiner Lieblingssongs auf diesem Album. Tolles Stakkato Riffing, welches schon symptomatisch für spätere Priest ist und ein Refrain, der so gotterhaben klingt wie kaum was anderes. Was hier vor allem auch im Schluss an Soli abgebrannt wird ist kaum noch mit Worten zu beschreiben. Melodielehre und Spannungsaufbau: Eins mit Sternchen! Und hier ist eben auch vor allem das vorhanden, wie auf dem ganzen Album, was ich von Soli und Leads will! Hier wird songdienlich und unfassbar spannend und kurzweilig gezaubert, ohne dass es in Angeberei oder Selbstdarstellung ausartet. Bleibt mir fern mit Tonleitersaltos und Griffbrettgewichse.
Invader hat wieder so einen unfassbar coolen Gitarrensound am Anfang! Generell wurde hier auf dem Album scheinbar viel mit Effekten gespielt, ohne dass es nach Plastik oder aufgesetzt klingt. Und so geht das nämlich. Passt auch super zum Alienthema des Lieds. Unheimlich toll finde ich seinen hohen clean Gesang, ohne die raue Kante, in der Bridge! Klingt einfach wunderschön. Einfach geil wie er da mit seiner Stimme spielen kann. Die Übergänge auf dem Album sind da einfach fließend und sooooo perfekt.
Mein früherer Lieblingssong auf der Scheibe war
Saints In Hell, aber auch heute finde ich den Song noch soooooowas von bärenstark. Der Übrgang von Strophe zu Refrain ist sowas von ungezwungen und natürlich. Les Binks leitet das mit seinem Fill so simpel ein, billiger aber effektiver geht es nicht! Geil auch, wie der Gesang beim zweiten Refrain die Bridge so fließend einleitet. Der Part nach der "We're going down! Int the fire!" Stelle fickt einfach nur alles. Pardon, aber diese Töne habens einfach drauf.
Der Anfang von
Savage macht mich ebenfalls immer wieder ganz wuschig! Wenn Priest gewollt hätte, hätten sie auch ne 1A Epic Metal Band abgegeben. Der Song ist definitiv weit weg davon auch nur mittelmäßig zu sein, aber ich wünsche mir nach jedem Hören, dass es so episch weitergeht. Zumindest der Refrain erreicht das ja annähernd, der tatsächlich auch sehr emotional gegenüber der doch ernsten Thematik klingt. Hier auch ein kleines Kompliment an Ian Hill. Er war sicher nie der herausragendste Basser, aber vor allem auf dem Album trägt er eindeutig dazu bei, dem Album einen etwas pumpenden Anstrich zu verleihen, indem er die sehr höhenlastigen (was ja auch nötig ist für den Sound) Gitarren super begleitet.
Beyond The Realms Of Death. Ein Song für jede Priest Top 10 und da akzeptiere ich keine Widerrede!
Der Beginn mit "He had enough..." stimmt einen schon genau richtig ein für das was folgt. Der Text und die Atmosphäre versprühen geradezu eine Stimmung der absoluten Frustriertheit, bis im Refrain dann die Ketten gebrochen werden! Wie oft habe ich die Zeilen "This my life, THIS IS MY LIFE, I'll decide - not you!" geschrien!
Nicht zu Unrecht ein absoluter Live Klassiker und auch heute noch gerne im Set enthalten, leider meist als einziger Stained Class Song, was ich absolut nicht verstehen kann.
Gänsehaut überkommt mich, so ein absoluter wahnsinn. Den Akkustikpart des Songs hat übrigens Les Binks beigetragen. Der abschließende Scream, welcher sich dann in der Tonlage senkt, ist natürlich für die Götter.
Den Schluss macht dann ein echter Stampfer!
Heroes End. Leider sehr unglücklich platziert, da hier Beyond The Realms Of Death den Schluss hätte machen MÜSSEN! Der Song leidet sehr darunter, nach so einem unsterblichen Klassiker antreten zu müssen und wirkt auch dementsprechend wie ein Rausschmeißer. Trotzdem ein absolut cooles Lied.
Mitunter die besten 43:53 Minuten der Welt sind hiermit zu Ende und nichts als die Höchstwertung bleibt.
5/5