Bongripper
Till Deaf Do Us Part
Die Niederländer sind schon seit über 10 Jahren aktiv, trotzdem stellt Skym ihr Debütalbum dar. Davor gab nur eine Splitscheibe und 2010 eine EP. Man merkt der Band durchaus einen gewissen Erfahrungsgrad an und die Scheibe macht insgesamt einen sehr zufriedenstellenden Eindruck auf mich, weshalb ich sie hier auch kurz vorstelle. Ihr müsst euch euer Urteil natürlich selber machen.
by rottinghill.euMittlerweile gibt es Kjeld seit über zehn Jahren. Dass ich vor knapp drei Jahren aber deren EP De Tiid Hâldt Gjin Skoft gefunden und gekauft habe, betrachte ich heute als glücklichen Zufall, war sie mir zu diesem Zeitpunkt gänzlich unbekannt. Mit den lediglich zwei darauf enthaltenen Tracks konnte mich die Truppe jedoch voll und ganz überzeugen. Schließlich war es mir auch ein Bedürfnis, meine Erfahrung mit dem Werk mit anderen Musikliebhabern zu teilen und habe mich dazu entschlossen, eine Rezension darüber zu verfassen. Doch nicht nur ich war überrascht, auch Kjeld haben sich sehr überrascht gezeigt, als ein Review ins Haus geflattert kam, wurden sie 2012 ja auch noch nicht von Promo-Agenturen oder Ähnlichem unterstützt. Im kleinen Rahmen machte De Tiid Hâldt Gjin Skoft die Runde und wurde in meinen Augen nicht gebührend wahrgenommen, doch mit ihrem neuen Werk, dem Full Length-Album Skym, soll sich das nun ändern. Mittlerweile kann man den Namen Kjeld durchaus schon kennen und auch werden sie entsprechend unterstützt, was ich sehr gutheiße.
Hand aufs Herz: Ich habe das Intensiv-zu-Gemüte-Führen immer ein wenig aufgeschoben. Grund dafür war, dass ich den überwältigenden Ersteindruck nicht verlieren wollte, den ich im Jahr 2012 gewonnen habe. Auf der vorangegangenen EP gab es zwei Tracks denen man lauschen konnte, beide für sich sehr gelungen und auch gemeinsam äußerst stimmig. Trotz oftmaliger Wiederholungen wurden sie nicht langweilig und konnten mich bis heute immer wieder begeistern. Da erbaute sich, als ich die Promo zu ihrem neuen Album bekommen habe, von dem ich im Vorfeld nicht mal etwas mitbekommen hatte, in mir ein Gefühl oder eigentlich eine Angst, das Full Length-Album könnte keine würdige Fortsetzung werden. Doch letztlich musste ich natürlich reinhören und war sehr angetan von dem, was mich darauf erwartet hat. So, wie ich Kjeld vor rund drei Jahren kennengelernt habe, bieten sie auch auf Skym wieder im Grundsatz roh gehaltenen Black Metal, der es in ausgezeichneter Weise schafft, für Abwechslung zu sorgen. Ohne großes Tam-Tam und ohne technische Spielereien oder sonstiges, unnötiges Zeug bieten die Musiker aus dem Raum Niederlande/Deutschland eine sehr variantenreiche Interpretation des ursprünglichen Black Metals skandinavischer Natur, die von Brachialität bis hin zu melodischer Atmosphäre eine breite Palette an Emotionen bietet. Vor allem die Gitarrenarbeit ist dabei wieder mal herausragend geglückt und beschränkt sich nicht selbst, sondern überzeugt durch vielseitiges Spiel, ohne dabei die Grundidee des Genres zu vergessen. Das abwechslungsreiche Schlagzeug und die hasserfüllten, passenden Vocals tun ihr Übriges dazu, um die elf Titel am Ende sehr stimmig, kurzweilig und überzeugend zu gestalten. "Ivich Libben" ist übrigens eines der beiden Stücke, die bereits auf der EP De Tiid Hâldt Gjin Skoft vertreten waren. Nur der Titeltrack hat es nicht auf das aktuelle Album geschafft, aber das finde ich auch gut so. Ich bin kein Freund vom Vermischen von Veröffentlichungen. Kjeld halten aber nicht nur im Songwriting, sondern auch beim Sound die Waage zwischen räudigen, kalten Klängen und einer angemessenen Portion Technik in der Produktion. Obwohl Skym genau wie der Vorgänger sehr ausgeglichen, druckvoll und sauber daherkommt, wirken die sägenden Gitarren, das leicht verhallte Schlagzeug und die bösartigen Vocals sehr finster und bedrohlich. Das Material klingt nicht weniger düster und büßt auch keinerlei Aggressivität dadurch ein, dass dieses Album produziert und nicht nur aufgenommen wurde.
Leider verstehe ich von den Texten kein einziges Wort, doch die Art, wie alles in Summe rüber kommt, ist sehr eindeutig und klar und leicht verständlich. Die Nachricht kommt an. Ich bin sehr froh, dass sich meine ursprüngliche Angst gegenüber diesem Full Length-Werk nicht bestätigt hat und ich Kjeld auch heute noch mit Begeisterung gegenüberstehen kann. Die friesischen Musiker schaffen es auch auf ihrem Album Skym, die Kompromisslosigkeit des Black Metals mit mitreißenden Melodien zu versetzen, die zu keiner Sekunde langatmig, klischeehaft oder gar lächerlich klingen. Dadurch ergibt sich nicht nur ein ausgewogenes und stimmiges, sondern auch ein sehr überzeugendes und intensives Gesamtwerk, das ich dem Genrefreund nur ans Herz legen kann. Ich bin sehr erleichtert und kann es kaum erwarten, dass wieder nachgelegt wird!
https://hammerheart.bandcamp.com/album/skym