Non-Metal-Jahresrückblick 2022

God Alone - „ETC“

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Die Kreativität, die das Cover vermissen lässt, können die Iren von God Alone musikalisch locker kompensieren. Stilistisch sitzen sie etwas zwischen den Stühlen: Für Prog-Rock zu heftig (vor allem die Vocals sind oft gebrüllt) und für Mathcore nicht brachial genug. Anders ausgedrückt: verspielte, kreative Frickeligkeit trifft auf einen ins Mathcorige gehenden Härtegrad (nur teilweise). Ich versuche hier nur zu beschreiben, also bitte nicht von genannten Genres abschrecken lassen, Genregrenzen interessieren God Alone nämlich offenbar wenig. Am besten mit dem unten verlinkten Track der Studiosession anfangen. Ich sehe gerade, auf Bandcamp nennen sie ihren Stil selbst „dance infused math/noise rock“. Auch recht.

Studiosession zum Titeltrack:
Komplettes Album: https://godalone.bandcamp.com/album/etc
Volltreffer!
Finde es absolut fantastisch, danke Dir!
 
Im Hip-Hop-Bereich fand ich neben Danger Mouse, meiner innig geliebten Little Simz und Denzel Curry, auch diese beiden Alben noch sehr stark:
Ghais Guevara - There Will Be No Super-Slave:
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Sehr sehr interessantes Album. US Hip Hop, eher Old School, mit vielen tollen, kreativen Samples und Interludes aus allen möglichen Bereichen. Vereinzelt orchestriert, vereinzelt arabische Einflüsse. Mal episch, mal wütend, mal triumphal. Immer unvorhersehbar und doch durchdacht. Es gibt viel zu entdecken und ich persönlich hab etwas gebraucht mich zurechtzufinden, aber es lohnt sich sehr.
Dazu dann noch kluge, politische, konfrontative Texte mit großartigen Titeln wie "Patrisse Cullors Stole My Lunch Money" oder "I Personally Wouldn't Have Released John McCain".

Anspieltipps: "Patrisse Cullors Stole My Lunch Money", "C.R.B.", "Face/Off"

Nur einmal durchgehört bisher, aber die Beats sind schon ziemlich geil in Kombination mit den Samples. Werd ich mir definitiv noch ein paar mal zu Gemüte führen.
 
Tempers - „New Meaning“

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Das New Yorker Duo Tempers habe ich erst durch das Line-up des von mir neulich besuchten Grauzone Festivals kennengelernt (wie übrigens auch schon die auf der vorigen Seite vorgestellten Rue Oberkampf). Synth-Pop mit leichtem 80er-Einschlag, weibliche Vocals, gleichzeitig sanft, düster und melancholisch. Klingt im ersten Moment vielleicht nicht besonders spektakulär, aber jedenfalls bei mir ist das Album mit wiederholten Durchläufen noch deutlich gewachsen und der Auftritt beim Festival gehörte für mich zu den Highlights, obwohl die „Konkurrenz“ auch nicht von schlechten Eltern war.

Kostprobe „Nightwalking“:
Komplettes Album: https://tempers.bandcamp.com/album/new-meaning
 
Früher habe ich ja einfach auch sämtliche Metalfavoriten hier in den Non-Metal-Thread mit reingekloppt. Inzwischen habe ich zumindest die eindeutigen Subgenres, zu denen es auch eigene Highlight-Threads gibt (wie z. B. Black und Death Metal) ausgelagert. Aber andere metallische Subgenres bzw. Stilgebräue landen eben nach wie vor hier. Sorry.


Abest - „Molten Husk“

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Abest aus Göttingen kann man schon klar im Metal verorten. Angesichts der schweren Sounds sagt das Bauchgefühl ziemlich schnell Sludge. Aber so 100%ig passt das dann doch nicht, dafür ist die Durchschnittsgeschwindigkeit zu hoch. Bulldozer-Sound mit tiefem Gebrüll. Sehr heavy.

Video zum Titeltrack:
Komplettes Album: https://abest.bandcamp.com/album/molten-husk
 
Früher habe ich ja einfach auch sämtliche Metalfavoriten hier in den Non-Metal-Thread mit reingekloppt. Inzwischen habe ich zumindest die eindeutigen Subgenres, zu denen es auch eigene Highlight-Threads gibt (wie z. B. Black und Death Metal) ausgelagert. Aber andere metallische Subgenres bzw. Stilgebräue landen eben nach wie vor hier. Sorry.


Abest - „Molten Husk“

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Abest aus Göttingen kann man schon klar im Metal verorten. Angesichts der schweren Sounds sagt das Bauchgefühl ziemlich schnell Sludge. Aber so 100%ig passt das dann doch nicht, dafür ist die Durchschnittsgeschwindigkeit zu hoch. Bulldozer-Sound mit tiefem Gebrüll. Sehr heavy.

Video zum Titeltrack:
Komplettes Album: https://abest.bandcamp.com/album/molten-husk
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Gymcore. Aber super gemacht und produziert
 
Im Hip-Hop-Bereich fand ich neben Danger Mouse, meiner innig geliebten Little Simz und Denzel Curry, auch diese beiden Alben noch sehr stark:

Backxwash - His Happiness Shall Come First Even Though We Are Suffering:
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Empfehl ich gefühlt jedes Jahr, aber was soll ich machen, wenn sie jedes Mal wieder abliefert. Industrial Hip Hop / Rap Metal / Horrorcore à la clipping, Death Grips, Dälek etc.
Kaputt, zermürbend, intensiv, (selbst-)destruktiv. Viele Soundexperimente, durchaus noisig. Kein Easy-Listening, auch die oftmals sehr persönlichen Texte betreffend.

Anspieltipps: "Vibanda", "Nyama", "Juju"

Vibanda ist nen Hammertrack, aber auf Albumlänge packt es mich leider überhaupt nicht, schade. Wahrscheinlich ist es mir zu experimentell.
 
OvO - „Ignoto“

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Das italienische Duo wird gerne mal als die europäischen Jucifer bezeichnet und da gibt es in der Tat einige Parallelen. Auch Ovo sind sehr viel auf Tour (wobei ich sie komischerweise bis letztes Jahr nicht kannte) und entfalten vor allem live ihre Durchschlagskraft (wenn auch nicht ganz so auf Steroiden wie Jucifer). Der fabrizierte Krach (für mich in Bezug auf Musik eine mindestens wertneutrale, mitunter sogar positive Beschreibung) ist ein Stilmix aus Sludge, Noise-Rock, Industrial, etc. Scheinen auch sympathische Leute zu sein – man hat eh einen guten Start, wenn einem bei Ankunft an der Location erst einmal freundlich lächelnd die Tür aufgehalten wird und man erst mit etwas Verspätung realisiert „hey, das war ja die Sängerin der Band“. Nach dem Konzert war ich dann kurz etwas geschockt, denn ihre Sprechstimme am Merchstand klang genauso kaputt wie am Mikro auf der Bühne. Kommt wohl vom vielen Touren.

Live (2020):
Komplettes Album: https://ovomusic.bandcamp.com/album/ignoto
 
Ploho - „Когда душа спит“

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Ploho stammen aus dem sibirischen Nowosibirsk, waren aber laut Aussage der Band gezwungen, Russland zu verlassen (und leben aktuell wohl irgendwo in Europa, glaube ich). Passend zur sibirischen Herkunft bekommt man von Ploho kühlen, düsteren Post-Punk zu hören. Am auffälligsten ist hierbei die sehr tiefe Singstimme, die durchaus auch eine gewisse Monotonie transportiert. Daher war ich vor dem mit immerhin 70 Minuten angesetzten Auftritt beim Grauzone Festival etwas skeptisch, ob das über die gesamte Distanz kurzweilig genug bleibt. War dann aber ein überzeugender Auftritt, denn sie hatten genügend starke Songs im Repertoire, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Video zu „Не Будем Прощаться“:
Komplettes Album: https://plohoband.bandcamp.com/album/when-the-soul-sleeps
 
Ploho - „Когда душа спит“

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Ploho stammen aus dem sibirischen Nowosibirsk, waren aber laut Aussage der Band gezwungen, Russland zu verlassen (und leben aktuell wohl irgendwo in Europa, glaube ich). Passend zur sibirischen Herkunft bekommt man von Ploho kühlen, düsteren Post-Punk zu hören. Am auffälligsten ist hierbei die sehr tiefe Singstimme, die durchaus auch eine gewisse Monotonie transportiert. Daher war ich vor dem mit immerhin 70 Minuten angesetzten Auftritt beim Grauzone Festival etwas skeptisch, ob das über die gesamte Distanz kurzweilig genug bleibt. War dann aber ein überzeugender Auftritt, denn sie hatten genügend starke Songs im Repertoire, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Video zu „Не Будем Прощаться“:
Komplettes Album: https://plohoband.bandcamp.com/album/when-the-soul-sleeps
Große Liebe! Mein meistgehörtes Postpunk - Album des letzten Jahres. Die schwanken so schön zwischen grauer The Cure-Tristesse und tanzbarer Träumerei, gepaart mit diesem Ostblockflair.... Leider nicht auf Vinyl erhältlich. Der Rest der Diskographie macht auch Spaß!
 
Karo Lynn - „A Line In My Skin“

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Das dritte Album der Leipzigerin – für mich das Einstiegsalbum. Singer-Songwriterin mit sehr schöner, dunkler, ausdrucksstarker Stimme. Heute startet übrigens ihre Deutschlandtour: Kleine Locations, kleiner Preis, große Stimme.

Video zum Titelsong:
 
Karo Lynn - „A Line In My Skin“

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Das dritte Album der Leipzigerin – für mich das Einstiegsalbum. Singer-Songwriterin mit sehr schöner, dunkler, ausdrucksstarker Stimme. Heute startet übrigens ihre Deutschlandtour: Kleine Locations, kleiner Preis, große Stimme.

Video zum Titelsong:
Hat heute bei mir um die Ecke gespielt. Hatte Bock, bin aber krank leider.
 
CRIM - Cançons De Mort

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https://crim.bandcamp.com/album/can-ons-de-mort

Als Referenzen seien Leatherface, Cock Sparrer und Social Distortion genannt, allerdings stelle man sich selbige mit heißerem Gesang auf spanisch vor.

Zu Ihrem 10jährigen gönnte sich die Band ein Coveralbum inkl. Gastsänger*innen von Toy Dolls, The Baboon Show, The Good, The Bad And The Zugly, Angelus Apatria, und und und...

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https://crim.bandcamp.com/album/10-anys-per-veure-una-bona-merda

Beide Scheiben bereiten einen dermaßen auf den Frühling / Sommer vor, man möchte sofort Bierdosen aufreissen und die nachbarsche Grillparty Schlüpferwedelnd über dem Kopf mit einer Arschbombe ins aufgeblasene Schwimmbecken sprengen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Isafjørd - „Hjartastjaki“

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Die erste zu nennende Referenzband heißt hier Sólstafir, denn das Duo besteht aus deren Sänger Aðalbjörn Tryggvason und Ragnar Zolberg (Sign), der offenbar auch als Live-Musiker für Sólstafir tätig war. Auch wenn ich Sólstafir vor etlichen Jahren mal live gesehen habe, muss ich gestehen, dass ich mit deren Output so gut wie gar nicht vertraut bin. Isafjørd jedenfalls machen ruhigen Postrock, bei dem einem auch die bekannten Landsmänner von Sigur Rós in den Sinn kommen. Dadurch dass sie auf Isländisch singen (oder ist es doch Hopelandish – ich kann das immer so schlecht auseinander halten :D), verströmt die Musik ordentlich Lokalkolorit. Schön.

Video zum Titeltrack:
Komplettes Album: https://isafjord.bandcamp.com/album/hjartastjaki
 
Hocico - „HyperViolent“

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Nachzügler. Die Mexikaner Hocico sind so eine Band, von denen ich mir vor einer gefühlten Ewigkeit mal ein Album zugelegt hatte ("Wrack and Ruin" von 2004, der Kauf erfolgte allerdings erst ein paar Jahre später). Keine Ahnung, was die seither getrieben haben, aber auf das aktuelle Album wurde ich irgendwie wieder aufmerksam und es gefällt mir gut. Stilistisch sortiert sich das unter dem zwar stimmigen, aber dennoch etwas doofen Begriff "Aggrotech" ein. Also mit meinen eigenen Worten würde ich sagen irgendwo zwischen Industrial, Techno und EBM, mit verzerrten Vocals. Läuft gut rein, wenn man mit dem Sound etwas anfangen kann.

Video zu „Broken Empires“:
Komplettes Album: https://hocico666.bandcamp.com/album/hyperviolent
 
Candy - „Heaven Is Here“

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Noch ein Nachzügler. Fand ich letztes Jahr schon gar nicht verkehrt, hatte es dann aber aus den Augen verloren und erst jetzt mit der anstehenden Tour nochmal ins Visier genommen. Wer sich mal kurz ordentlich die Ohren durchpusten lassen will, ist hier goldrichtig. Metallischer Hardcore der härteren Gangart, viel Geballer, aber auch die Passagen, in denen das Tempo herausgenommen wird, sind sehr brachial und oft noch durch elektronische Noise-Sounds angereichert. Das gesamte letzte Drittel des nur halbstündigen Albums besteht dann nur noch aus White Noise. Wer hört sich das an? (Während ich das schreibe, fällt mir ein, dass ich unter anderem ein Merzbow-Album im Regal stehen habe, das ich aber eigentlich auch nie anhöre … :D)

https://candygonnadie.bandcamp.com/album/heaven-is-here
 
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