Wann ist der Ofen aus oder: wie weit kann Verbundenheit reichen?

Versaut haben es bei mir eher ein paar Bands damit, dass sie nach Jahrzehnten im Ruhestand nochmals eine Reunion machen mussten und dann auch noch ein neues Album einspielen mussten.

Speziell Bands, die eine Art "Nimmerwiedersehen" prophezeit haben machen es mir da abseits des nicht selten auch musikalisch fragwürdigen Inhalts nicht leicht. Jüngst Mötley Crüe sind ein Beispiel, die Onkelz im Speziellen (kommt schon, @Hexe4.0 hat auch schon Sabaton im Hut gehabt :D), aber auch Ozzy mit seinen zahlreichen Abschiedstourneen, ebenso wie die Scorpions, die ich lange Zeit nicht ernst nehmen konnte hinsichtlich ihrer gefühlt 100jährigen Abschiedstournee. Selbst die von mir so hoch verehrten Saga haben sich vollmundigst verabschiedet, um nun wieder on Tour zu sein.

Ein Sängerwechsel ist auf jeden Fall ein Wechsel auf der Position, auf der man es am unmittelbarsten hört. Das kann einem eine Band schon sehr zunichtemachen oder sie im Gegenteil aufwerten, wobei mir durchaus auch Bands einfallen, die sowohl mit dem einen als auch dem anderen Sänger mag, teilweise sogar mit drei verschiedenen.

Der Sänger ist das Aushängeschild, ganz klar. Nicht nur stimmlich auf Konserve, sondern eben auch auf der Bühne als Frontmann. Prominentestes Beispiel sind Maiden mit den "X"-Alben: ich könnte versuchen, mir diese Alben schön zu hören, aber es klingt für mich eben nicht nach Maiden. Ich weiß nicht, wie ich es gesehen hätte, wenn Damian Wilson damals das Rennen für den Sängerposten gemacht hätte, der natürlich über völlig andere stimmliche Qualitäten verfügt, aber selbst das wäre in jedem Fall schon mal seltsam gewesen. Wenn Bruce den "Clansman" live gibt, dann haut mich das schon ganz gut weg. Auf Konserve aber wirkt das Original mit Blaze einfach nicht. Natürlich hatten wir da auch mal früher den Paule, aber der hatte eine Attitüde, die sogar auf Platte zu hören war und Maiden waren zu diesen Zeiten auch noch "rotziger" unterwegs.

Line-up-Wechsel an anderen Instrumenten sind zumindest für mich hintergründiger. Kürzlich ging es darum im Death-Angel-Thread. Ab 2010, nachdem Andy Galeon und Dennis Pepa weg waren, hat mir kein Album mehr wirklich gefallen, da gab es plötzlich "nur" noch soliden Thrash - aber wo war der Funk hin, wo der Hüftschwung? Das Erleben war aber hier klar ein anderes als bei einem Sängerwechsel: Es war nicht sofort klar, was plötzlich anders war, sondern es erschloss sich erst mit der Zeit.

Ich hatte eine sehr lange "No Death-Angel"-Phase und kannte außer meinem absoluten Lieblingsalbum "Act III" nur Fragmente. Mittlerweile habe ich das geändert, wenn auch noch nicht in Gänze verinnerlicht, aber es stimmt: Death Angel "fühlen" sich andres an, gerade dieses unterschwellig "funkige" ist weg. Macht die neueren Alben nicht schlechter, aber in der Tat anders.

Ich denke, hätten Queen je den Gitarristen getauscht wäre es vielleicht nicht ganz so gravierend ausgewirkt wie das Fehlen Freddies, doch der Sound der Red Special und Mays Spielweise (die ich für äußerst einzigartig halte) hätte in jedem Fall gefehlt. Möglicherweise trifft das in diesem Kontext auch auf Deacon und Taylor zu - und Rush mit einem anderen Schlagzeuger mögen in irgendeiner Form funktionieren, aber sie sind irgendwie trotzdem nicht mehr Rush.

Bei mir haben diesen "Unantastbar"-Status ganz klar Motörhead! Ich habe Maiden in den 90ern - durchaus mit viel Pein - links liegen gelassen, so enttäuscht war ich von ihnen. Könnte auch daran liegen, dass ich ab den späten 80ern und durch die gesamten 90er v.a. Punk/Hardcore und Extreme Metal in etwa gleichem Maße gehört habe. Da waren viele alte Helden außen vor, was Neuwerke betraf. Sabbath, Priest, Manowar, AC/DC, da kam nix Substanzielles mehr für mich, was mich irgendwie gekickt hätte. Manche haben okaynes aber nix weltbewegendes rausgebracht, manche nur noch Murks. Interessanterweise finde ich doch viele Sachen aus der Zeit im heutigen Nachgang gut und habe mir vieles nachbesorgt, da ich heute wieder "anders" höre, zuhöre (mitschuld daran dürfte die Maiden-Reunion und "Brave New World" sein, die die alte Liebe zum klassischen Metal und Hardrock wieder voll entfacht hat). Ausnahme Metallica, da finde ich alles nach AJFA richtigen Mist. Nur Motörhead haben es sich bei mir nie versaut. Auch wenn ihre 90er-Sachen nicht mehr an das alte Zeugs anknüpfen konnten, ich fand es immer mindestens gut bis geil. Liegt es daran, dass sie halt noch immer genügend Punk im Tank hatten, liegt es an ihrer kompromisslosen Attitude? Im Nicht-Extreme-Metal-Bereich waren sie die einzigen, wo ich noch auf Konzerte all die Jahre hindurch hin bin. Nicht mehr jede Tour, aber doch meist. Ein Fakt ist halt auch, dass die Band durch Lemmys Tod in der Hinsicht nix mehr verbocken kann. Keine dummen Zeitgeist-Statements, die sie mir verleiden könnten (s. Hansen), keine miesen Platten (s. Manowar), kein halblauer Aufguss um vergeblich an glorreiche Zeiten anknüpfen zu können (s. Metallica). Da ändert auch die ausschlachtende Art und Weise der Nachlass-Verwaltung nix dran. Bevor es jetzt in den falschen Hals kommt: natürlich wäre es toll, wenn Lemmy noch leben und die Band weiter aktiv wäre, ich denke das sollte klar sein..
P.S.: Slayer habe ich auch weiterhin durch die 90er verfolgt und bin zu Konzerten hin. Auch wenn ich nicht alle Alben mehr zwingend geil fand, aber sie verkörperten etwas, dass nicht gut erklären kann.

Für mich sind Motörhead, mehr als Musik, eher ein Gesamtkunstwerk für sich. Unter "Kompromisslosigkeit" sollte im Prinzip im Lexikon ein Foto von Lemmy zu finden sein. Gleich, wer in der Band war, Motörhead waren immer als Motörhead zu erkennen. Ich habe zum Thema "AC/DC" schon weiter oben einen Satz geschrieben, ich sehe Motörhead ganz ähnlich, unverzichtbar für die Szene, ganz gleich, wie sehr man nun auf "Nebenkriegsschauplätzen" von Parfum über Whiskey und sonstwas das Vermächtnis der Band ausschlachtet - was ja auch vor Lemmys Ableben schon stattfand. Motörhead machen jedeoch, ebenso wie Rush, bewusst, dass es eben nicht ewig gehen kann mit der Musik.

Für mich gibt es schon ein paar Bands mit lupenreiner Weste, was die Kreativität über die Jahre hinweg angeht... Slough Feg, Reverend Bizarre, Atlantean Kodex oder Cirith Ungol, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wenn eine Band bei mir einmal in diesem Ruf steht, müsste sie schon verdammt viel über einen längeren Zeitraum falsch machen, um mich komplett zu verlieren.

Man könnte jetzt auch sagen, dass diese Bands eine überschaubare Anzahl an Tonträgern veröffentlicht haben, was den Output von Qualität demzufolge erleichtern würde. Auch "nutzt" sich eine Band dann nicht in einer permanenten Tretmühle ab. Ich würde hier z.B. Armored Saint ergänzen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt dieser Veröffentlichungspolitik ist hier zudem ein regelrechtes Fieber, wenn nur erwähnt wird, das nach etwa 10 Jahren mal was Neues kommen könnte.

Bei jungen Bands bin ich, glaube ich, weniger wohlwollend. Spätestens beim zweiten schlechten Output in Serie sind sie erst mal runter von meinem Radar. Erfahrungswert, würde ich sagen. Kommt selten vor, dass eine Band, die schon früh in ihrer Karriere den qualitativen Knick nach unten mitnimmt, sich wieder fängt.

Ein wenig unfair den jungen Bands gegenüber, ganz sicher - aber ich bekenne, dass es mir ähnlich geht.

Selbst Manowar, die in diesem Jahrtausend echt schwach gewesen sind, was neues Material angeht, kriegen von mir immer wieder zumindest ein aufmerksames Ohr.

Von mir schon lange nicht mehr, hier reichen mir meist ein paar Minuten. Manowar machen es mir aber auch recht leicht, da mir das ganze Brimborium drumherum gleich mit auf den Zeiger geht, Konzert Ab- und Zusagen usw. usf. Das letzte Positive an Manowar bleibt für mich ihr Sänger, danach ist Feierabend - aber ja, ich weiß, was Du sagen möchtest und ich denke, mir fällt es hier auch etwas leichter, weil ich hier nie ein "Die-Hard"-Fan war.

Also AK klingen für mich durchaus eigenständig und die Einflüsse hört man viel schlechter raus als bei anderen neuen Bands. Aber hat das wirklich was mit dem Alter zu tun? Gibt auch viele ältere unter den Fans und ich bin eingentlich mehr Fan der traditionellen Heavy Metal Sachen (während ich viele Bands der NWoTHM eher meh finde).

Soll so sein, soll so bleiben. Ich denke, speziell dieses "Einflüsse raushören" funktioniert bei Jedem anders, da muss man hier nur so mal ein wenig quer lesen durch alle möglichen Threads. In jedem Fall machen AK ja etwas richtig und treffen auf breiter Basis einen Nerv bei Jüngern wie Älteren, als Band sei ihnen dies mehr als vergönnt.

@RageXX Danke dir :) Ja, weil ich das Schaffen vieler Bands immer retroperspektiv verfolge und man als junger Mensch ganz andere Mittel hat, die Gesamtdiskographie zu verfolgen. Das, was ältere zum VÖ-Zeitpunkt als doof erfassen, kann für uns ein Grower werden.

Also AK klingen für mich durchaus eigenständig und die Einflüsse hört man viel schlechter raus als bei anderen neuen Bands. Aber hat das wirklich was mit dem Alter zu tun? Gibt auch viele ältere unter den Fans und ich bin eingentlich mehr Fan der traditionellen Heavy Metal Sachen (während ich viele Bands der NWoTHM eher meh finde). Wie so einige unter 30, die den 70er/80er Helden huldigen.

Bezüglich MANOWAR: Bevor ich nur einen Ton der Band gehört habe, habe ich die Band gemieden, weil mir deren stumpfes Image bekannt war (ja, das liegt hier wirklich am Alter). Mit belanglos meine ich alles, was nach der Kings of Metal herauskam (obwohl diese Entwicklung schon bei Louder than Hell begonnen hat). AK mag musikalisch besser als MANOWAR sein, aber kommerziell spiegelt sich das überhaupt nicht wieder (und ich glaube auch, dass die Band das nicht will). Ich sehe die Band aber wie gesagt nicht als MANOWAR-Klon an und für mich sind MANOWAR keine übelste Legende (MAIDEN und PRIEST schon und ich denke mal, das Liegt am Image und an den...ähm...dem Protagonisten)

Nun, Kings of Metal war noch vor Louder than Hell (Klugscheißermodus aus, sorry dafür), aber Deine Meinung spiegelt auch die vieler langjähriger Fans wider: alles, was nach den "Kings..." kam ist zumindest...sagen wir, grenzwertig. Als Manowar-Klon kann man AK tatsächlich nicht sehen, aber da sind wir wieder beim Zutatenmix und da haben sie meinen alten Ohren nach auch ein wenig im "Old-Manowar-Setzkasten" nachgeschaut. Der Mix in sich ist epischer Natur und bedient sich einer Vielzahl von Zutaten, als Manowar-Klon könnte man meiner Meinung nach Majesty sehen (nein, nicht den Dream-Theater-Vorläufer...). Maiden und Priest als "übelste Legende" - das ist schon starker Tobak, aber eben auch eine Sichtweise.
 
Einen ewigen Stein bei mir im Brett haben
  • Dream Theater (trotz "The Astonishing", Erläuterung erübrigt sich)
  • Fates Warning (alles archgeil, Alder!)
  • Maiden (auch wenn die wirklich magischen Momente nach Geburt des siebten Sohn bisweilen rar gesät gewesen sind)
  • Neal Morse (selbst wenn er das große Halleluja auf der dicken Zehe gepfiffen aufnehmen sollte)
  • Opeth (trotz "Heritage", da finde ich keinen Zugang, einfach nichts zu machen)
  • Savatage (selbst wenn das immer mal wieder im Raum stehende Comebackalbum ein Totalflop werden sollte)
  • Threshold (weil Threshold)
Komplett raus bin ich hingegen bei meiner großen Jugendliebe Metallica. "Load" und "Re-Load" - für meine musikalische Sozialisation nicht unwichtig - habe ich zwar noch im Regal stehen, laufen aber nie. Nicht mal mehr im Regal steht "St. Anger", damit war seinerzeit Schluss. Mit "Death Magnetic" habe ich es nochmal versucht, aber nachhaltig zu beeindrucken vermochte das Werk nicht. Die aktuelle Scheibe kenne ich nicht einmal.

Dem muss ich aufgrund geschmacklich sehr ähnlicher Lagerung meiner Person ja nicht viel hinzufügen, wobei Mr. Morse nicht ein ganz so hohes Standing bei mir genießt: bedingt durch seine absolute Überpräsenz (gefühlt 5 Alben p.a.) ist das schon fast erzwungene Reizüberflutung. Mit Heritage komme ich hingegen ganz prima zurecht.
 
Dem muss ich aufgrund geschmacklich sehr ähnlicher Lagerung meiner Person ja nicht viel hinzufügen, wobei Mr. Morse nicht ein ganz so hohes Standing bei mir genießt: bedingt durch seine absolute Überpräsenz (gefühlt 5 Alben p.a.) ist das schon fast erzwungene Reizüberflutung. Mit Heritage komme ich hingegen ganz prima zurecht.
Onkelz???? Die gibts doch schon eeeewig nich mehr. So eeewig nich, dass ich vergessen hab, seit wann. Die ollen Kamellen feier ich heut noch, aber heut kann ich Kevin nich mehr röcheln hörn und der W performed eh in andern Sphären. :schnuller::D
 
Lieber alte Säcke, die nur noch teilweise in Originalbesetzung gute Musik machen (Priest, Saxon) als alte Säcke, die fast in Originalbesetzung käsige Musik im Gegensatz zu früher machen (Metallica, Hosen).

Und dann eben die vielen "jungen" Säcke, allein in diesem Jahr von Animalize über Maule und Venator bis hin zu Sumerlands...doch, da geht noch was und das sind auch nur ein paar, die ich da mal nennen könnte.

Mit Priest und Saxon sprichst Du exakt 2 Bands an, deren letzte Alben zwar durchaus auf einem hohen Niveau agieren, aber letztlich auf Nummer Sicher gepolt sind. Bei Erscheinen fand ich z.B. die neue Saxon richtig klasse, mittlerweile aber bleibt es ein Aufguss - wenn auch ein "Originaler Aufguss". Ich mag zwar beide Bands sehr, aber der Hunger und die Wildheit, die eben auch gute Songs zu Überknallern werden lässt, die können beide nicht mehr bieten, was völlig normal ist.

Demzufolge habe ich die o. g. Bands auch physisch im Regal, "Firepower" durfte warten, bis es für € 5,- zu greifen war und die Saxon....ich weiß gar nicht, ob ich die wirklich brauche....
 
Onkelz???? Die gibts doch schon eeeewig nich mehr. So eeewig nich, dass ich vergessen hab, seit wann. Die ollen Kamellen feier ich heut noch, aber heut kann ich Kevin nich mehr röcheln hörn und der W performed eh in andern Sphären. :schnuller::D

Naja, seit Neal Morse auch dort spielt haben sie mit den noch unveröffentlichten "Heritage" ein echtes As im Ärmel :D.
 
Speziell Bands, die eine Art "Nimmerwiedersehen" prophezeit haben machen es mir da abseits des nicht selten auch musikalisch fragwürdigen Inhalts nicht leicht. Jüngst Mötley Crüe sind ein Beispiel, die Onkelz im Speziellen (kommt schon, @Hexe4.0 hat auch schon Sabaton im Hut gehabt :D), aber auch Ozzy mit seinen zahlreichen Abschiedstourneen, ebenso wie die Scorpions, die ich lange Zeit nicht ernst nehmen konnte hinsichtlich ihrer gefühlt 100jährigen Abschiedstournee. Selbst die von mir so hoch verehrten Saga haben sich vollmundigst verabschiedet, um nun wieder on Tour zu sein.



Der Sänger ist das Aushängeschild, ganz klar. Nicht nur stimmlich auf Konserve, sondern eben auch auf der Bühne als Frontmann. Prominentestes Beispiel sind Maiden mit den "X"-Alben: ich könnte versuchen, mir diese Alben schön zu hören, aber es klingt für mich eben nicht nach Maiden. Ich weiß nicht, wie ich es gesehen hätte, wenn Damian Wilson damals das Rennen für den Sängerposten gemacht hätte, der natürlich über völlig andere stimmliche Qualitäten verfügt, aber selbst das wäre in jedem Fall schon mal seltsam gewesen. Wenn Bruce den "Clansman" live gibt, dann haut mich das schon ganz gut weg. Auf Konserve aber wirkt das Original mit Blaze einfach nicht. Natürlich hatten wir da auch mal früher den Paule, aber der hatte eine Attitüde, die sogar auf Platte zu hören war und Maiden waren zu diesen Zeiten auch noch "rotziger" unterwegs.



Ich hatte eine sehr lange "No Death-Angel"-Phase und kannte außer meinem absoluten Lieblingsalbum "Act III" nur Fragmente. Mittlerweile habe ich das geändert, wenn auch noch nicht in Gänze verinnerlicht, aber es stimmt: Death Angel "fühlen" sich andres an, gerade dieses unterschwellig "funkige" ist weg. Macht die neueren Alben nicht schlechter, aber in der Tat anders.

Ich denke, hätten Queen je den Gitarristen getauscht wäre es vielleicht nicht ganz so gravierend ausgewirkt wie das Fehlen Freddies, doch der Sound der Red Special und Mays Spielweise (die ich für äußerst einzigartig halte) hätte in jedem Fall gefehlt. Möglicherweise trifft das in diesem Kontext auch auf Deacon und Taylor zu - und Rush mit einem anderen Schlagzeuger mögen in irgendeiner Form funktionieren, aber sie sind irgendwie trotzdem nicht mehr Rush.



Für mich sind Motörhead, mehr als Musik, eher ein Gesamtkunstwerk für sich. Unter "Kompromisslosigkeit" sollte im Prinzip im Lexikon ein Foto von Lemmy zu finden sein. Gleich, wer in der Band war, Motörhead waren immer als Motörhead zu erkennen. Ich habe zum Thema "AC/DC" schon weiter oben einen Satz geschrieben, ich sehe Motörhead ganz ähnlich, unverzichtbar für die Szene, ganz gleich, wie sehr man nun auf "Nebenkriegsschauplätzen" von Parfum über Whiskey und sonstwas das Vermächtnis der Band ausschlachtet - was ja auch vor Lemmys Ableben schon stattfand. Motörhead machen jedeoch, ebenso wie Rush, bewusst, dass es eben nicht ewig gehen kann mit der Musik.



Man könnte jetzt auch sagen, dass diese Bands eine überschaubare Anzahl an Tonträgern veröffentlicht haben, was den Output von Qualität demzufolge erleichtern würde. Auch "nutzt" sich eine Band dann nicht in einer permanenten Tretmühle ab. Ich würde hier z.B. Armored Saint ergänzen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt dieser Veröffentlichungspolitik ist hier zudem ein regelrechtes Fieber, wenn nur erwähnt wird, das nach etwa 10 Jahren mal was Neues kommen könnte.



Ein wenig unfair den jungen Bands gegenüber, ganz sicher - aber ich bekenne, dass es mir ähnlich geht.



Von mir schon lange nicht mehr, hier reichen mir meist ein paar Minuten. Manowar machen es mir aber auch recht leicht, da mir das ganze Brimborium drumherum gleich mit auf den Zeiger geht, Konzert Ab- und Zusagen usw. usf. Das letzte Positive an Manowar bleibt für mich ihr Sänger, danach ist Feierabend - aber ja, ich weiß, was Du sagen möchtest und ich denke, mir fällt es hier auch etwas leichter, weil ich hier nie ein "Die-Hard"-Fan war.



Soll so sein, soll so bleiben. Ich denke, speziell dieses "Einflüsse raushören" funktioniert bei Jedem anders, da muss man hier nur so mal ein wenig quer lesen durch alle möglichen Threads. In jedem Fall machen AK ja etwas richtig und treffen auf breiter Basis einen Nerv bei Jüngern wie Älteren, als Band sei ihnen dies mehr als vergönnt.



Nun, Kings of Metal war noch vor Louder than Hell (Klugscheißermodus aus, sorry dafür), aber Deine Meinung spiegelt auch die vieler langjähriger Fans wider: alles, was nach den "Kings..." kam ist zumindest...sagen wir, grenzwertig. Als Manowar-Klon kann man AK tatsächlich nicht sehen, aber da sind wir wieder beim Zutatenmix und da haben sie meinen alten Ohren nach auch ein wenig im "Old-Manowar-Setzkasten" nachgeschaut. Der Mix in sich ist epischer Natur und bedient sich einer Vielzahl von Zutaten, als Manowar-Klon könnte man meiner Meinung nach Majesty sehen (nein, nicht den Dream-Theater-Vorläufer...). Maiden und Priest als "übelste Legende" - das ist schon starker Tobak, aber eben auch eine Sichtweise.
Mit Rush sagst du was. Hätte ich auch nennen müssen. Zwar keine rein makellose Diskografie, aber von so hoher Wertigkeit plus einfach Integrität und charakterliche Sympathie pur! Ja, ich gebe dir völlig recht, das ist ein riesiges Loch in unserer Musikwelt.. bei AC/DC sehe ich es ähnlich, nicht wegzudenken. Aber einige nicht ganz so starke Werke waren dann doch am Start. Ändert aber nix dran, sind sich auf ihre Art immer treu geblieben, weshalb sie so eine große Identifikationsfläche für ihre vielen Fans haben.
 
Mir fällt gerade noch Jethro Tull ein. Die haben eigentlich auch noch nie ein wirklich schlechtes Album abgeliefert, und das letzte Album "The Zealot Gene" fand ich ziemlich gelungen. Im Gegensatz zu AC/DC hatte ich auch nie das Gefühl, dass man sich selbst kopiert und schablonenhafte Musik abliefert. Natürlich, sonderlich innovativ ist die Gruppe auch nicht mehr, klingt eben nach Tull (natürlich ist die Stimme von Ian Anderson hier auch sehr wichtig, die Musiker haben ja auch immer wieder gewechselt).
Liegt vielleicht aber auch nur an der generell komplexeren und abwechslungsreicheren Musik, da fällt ein Mangel an Neuerungen nicht so doll auf.
Einen Klassiker wie "Aqualung" erwartet keiner mehr, aber langweilig ist es nie geworden. Was bei AC/DC, Scorpions oder leider auch Priest bei mir schon der Fall war - kann man alles hören, aber der Spaßfaktor ist nicht gegeben und Geld möchte ich dafür eben auch nicht ausgeben.
Insofern ist bei Tull der Ofen, zumindest bei mir, auch noch nicht aus.
 
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Hoje, das Thema ist gut, aber eine Antwort abzuliefern ist echt fast schon überfordernd, da das Anfangspost so viel reingeworfen hat.

Also, nach locker 10 Jahren aufwärts des Black Metal only Hörens, kam Iron Maiden und hat mich nicht nur - wie anderorts bereits oft schon genauer erläutert, komplett überrollt, sondern in Windeseile meine Ergebenheit zum Black Metal zerbröselt.

Ich habe plötzlich selbst bei Bands, welche ich absolut gefeiert und verinnerlicht habe, keinerlei Verbundenheit mehr gefunden.
Die Flamme war erloschen und die schlechten Produktionen stachen auf einmal enorm negativ hervor.
Mich nervte plötzlich das unmelodische Geblöke und Gekreische. Das ganze (oft so oder so pseudo-) böse Image samt- für mich, unbrauchbare Texte, etc. - wurde mir zuwider.
Vieles wird evtl. auch mit meiner damaligen Lebenssituation zu tun haben.
When Black (Metal) is not black enough anymore - oder so.

Heute höre ich so gut wie täglich Iron Maiden, bin dem Heavy Metal endlich verfallen und fühle mich mit der Musik richtig wohl.
Das subjektive Gefühl, ist schwer zu beschreiben...ein Soundtrack für den aktuellen Lebensweg evtl?

Auch hat mich der gebrochene Black Metal Bann wieder Orchester Metal Bands wie Therion, Nightwish und Epica näher gebracht.
Habe ich vor BM rauf und runter gehört...

Bands, an die ich uneingeschränkt abhuldige?
Ganz klar IRON MAIDEN.

Iron Maiden hat in meinen Augen, besser gesagt Ohren keinen einzigen unnötigen Ton rausgebracht, haben 17 Alben hervorgebracht, welche mich, seit dem "Hell in Earth" Weckruf im September letzten Jahres, so gut wie täglich begleiten und bereichern...


Evtl habe ich das Thema verfehlt...
 
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Ich glaube ich bin auch ein Verfechter der Motörhead und AC/DC Schule. Ich glaube am meisten Alben ich immer von Bands, die sich eher treu gebleiben sind. Bei Bands, die sich stärker verändert haben, steh ich dann meistens am meisten auf die schrammeligen Demos. Manchmal denke ich, daß ein anderer Bandname mir oft helfen würde da unvoreingenommener ranzugehen. Wobei es bei mir auch immer viel gibt, was ich grundsätzlich schon gut finde, aber nie höre. Plattensammlung ist halt inzwischen riesig und man kennt auch noch viel mehr. Weiß man halt, das man von Band xy eh' nur die ersten 3 hört und nie Album 4-10, abe rkauft dann doch Album 11, weil man es beim reinhören schon irgednwie gut findet und es günstig kriegt...

PS Was mich aber immer nervt, sind so Doppelinkarnationen von Bands. Da habe ich dann manchmal auf keine Version Bock. So aus Prinzip.
 
Ich seh das ganz pragmatisch. Nibelungentreue gibt es für mich meist nicht für Bands, sondern für Alben oder Songs. Metallica bis einchliesslich schwarzes Album super und das bleibt auch so. Auch immer noch eine tolle Live Band. Alben nach dem schwarzen...weitestgehend uninteressant für mich.
Wenn wieder ein tolles Album kommen sollte, wird das gekauft, wenn nicht, dann nicht.
Celtic Frost bin ich halt Sammler und hab manche Sachen mehrfach, daher kann ich Sammelleidenschaft für die eigenen Lieblinge verstehen. Und ne vollständige Sammlung, zb auch von Metallica ist ja auch cool und spannend.
 
Ich glaube ich bin auch ein Verfechter der Motörhead und AC/DC Schule. Ich glaube am meisten Alben ich immer von Bands, die sich eher treu gebleiben sind. Bei Bands, die sich stärker verändert haben, steh ich dann meistens am meisten auf die schrammeligen Demos.

Veränderungen gab es ja speziell in den 90ern. Es waren ja nicht nur Metallica, die einen Stilwechsel vollzogen haben. Eine Band wie Chroming Rose, die sich mit ihren ersten Alben eher in Richtung "Helloween" einsortiert hatten brachten mit "Pressure" (einem härteren Pendant zu Pink Cream 69's "Games People Play") und "New World" zwei in meiner Welt überaus "modernisierte" Werke auf den Markt, die mir in der Rückschau sogar besser gefallen als die Kürbiskopien. Ein weiteres Beispiel sind sicher Dokken, deren "Dysfunctional" ich als völlig übersehenes Juwel in deren Discographie ansehe, wohingegen das darauf folgende "Shadowlife" an Banalität nicht zu überbieten ist.

Bands, die sich stilistisch treu blieben, hatten es recht schwer, Lemmy hat seinerzeit in späteren Interviews betont, dass man in den 90ern arg zu kämpfen hatte, was Plattenverkäufe oder Konzerte anging - dabei hatte man mit "1916" (was noch nicht so sehr in die "Grunge/Nu-Metal-Phase" fiel), "March ör die" und "Bastards" mindestens 3 Hochkaräter im Köcher. Die Vicious Rumors und auch Metal Church stürzten regelrecht ab, die Alben "Word of Mouth" und "Hanging in the Balance" sind heute massivst wertgeschätzt, konnten aber seinerzeit zunächst nur als Importe geholt werden.

Manchmal blieb die Frage offen, wie "ehrlich" die Band den Stilwechsel gemeint hat, was letztlich auch gerade bei Die-Hard-Fans schon mal Sympathiepunkte gekostet hat und nicht Wenige haben sich einfach von den Bands abgewandt. Letztlich war aber die Vorgabe "Schuster bleib bei Deinen Leisten" wohl der richtige Ratschlag, am Ende sind zumindest Motörhead aus dieser "Krise" stärker hervorgegangen als sie reingeschlittert sind.

Vielfach lässt sich auch beobachten, dass der "neue heiße Scheiß" (Korn, Limp Bizzkit, Deftones, Slipknot - um mal ein paar zu nennen) mit einem Mal "geiler" war als jegliche Maiden-Platte, gleich, welches Standing diese nun hier im Forum bekanntermaßen und aus meiner Sicht heraus auch zu Recht haben. Eine Art "Trending" in der Harwurstszene, das sich danach nicht wieder beobachten ließ - haben wir also "gelernt" oder ist einfach die Halbwertzeit des "Nu-Metal" eine Andere?
 
Ich habe genau zwei Bands, von denen ich alles abfeiere: Death und Satyricon. Beide haben keinen einzigen schlechten Song veröffentlicht. Trotzdem bleiben Metallica meine ewigen Favoriten, die ersten 5 Alben haben bei mir einen so hohen Stellenwert, dass sie danach auch nur noch weißes Rauschen hätten veröffentlichen können. Ich habe auch alle Alben gekauft, manches kaum ( St. Anger) und eines (Lulu) bis heute kein einziges Mal angehört, ernsthaft.
 
Super Thema, aber viel zu komplex...

Zunächst: Ich bin nie jemand gewesen, der "Fan auf Teufel komm raus" gewesen ist. Ich würde mich beispielsweise eindeutig als Fan von Judas Priest bezeichnen. Brauche ich daher die komplette Diskographie? Nein, denn eine Scheibe, die mir nicht gefällt, werde ich deswegen nicht zwingend kaufen. Maiden sind bis zur Seventh Son unantastbar, aber danach ist die Diskopgraphie unvollständig und wird höchstens gefüllt, wenn ich die Scheiben als Sonderangebot finde.

Neben ein paar schon genannten Bands (z.B. Motörhead) fällt mir noch eine altgediente Band ein, die noch nie ein schlechtes Album veröffentlich hat (wobei ich ein oder zwei Alben nicht kenne): Demon. Ja, The Plague ist sperrig und British Standard Approved sehr ruhig, aber gut sind beide Alben auf jeden Fall. Gerade die Spätwerke "Unbroken" und "Cemetary Junction" zeigen, dass man auch im Alter noch berührende Alben machen kann, die mit altem Kram mithalten. Auch Satan sind ein Beispiel für hochklassiges Spätwerk.

Spannend finde ich, dass ich seinerzeit zunächst sehr angetan von einigen neuen Strömungen war (Euro-Power-Metal à la Stratovarius oder symphonischer Metal à la Epica), sich diese aber sehr schnell abgenutzt haben und die nur noch in wenigen Ausnahmefällen im Player landen. Es gab also offenbar den Reiz des Neuen, die musikalische Substanz hat sich aber nicht als ausreichend nachhaltig erwiesen.

Zu den Bands, die ich bis Anfang/Mitte der 90er vergöttert habe, die mich dann aber überhaupt nicht mehr abgeholt haben, gehören Blind Guardian und Overkill. Letztere haben aber mit den letzten Alben immerhin wieder Achtungserfolge bei mir erzielt.

Das für den Moment. Zu diesem Thema fällt mir bestimmt noch mehr Senf ein.
 
Das führt zu der Frage: ist überhaupt irgendeine Band in der Lage, einen "echten späten" Klassiker rauszuhauen?

Ich finde die Frage ist eher, unter welchen Umständen kommt ein starkes Alterswerk zusammen? Also so ein ganzes Album, oder gar mehrere, die nicht nur handwerklich über jeden Zweifel erhaben sind, sondern auch wirklich inspiriert, etc?

Für mich gibt es zwei Möglichkeiten: entweder, die Band hat über einen längeren Zeitraum pausiert (bspw. Cirith Ungol) und die Beteiligten haben was anderes gemacht, oder die Band hat über eine längeren Zeitraum Musik geschrieben, die weit weg von dem war, was sie "berühmt" gemach hat (Beispielsweise Kreator, aber auch Metallica). Klar klingen Kreator heute nicht wie in den 80ern, aber sie sind wirklich gut in dem was sie seit fast 20 Jahren seit den Experimenten in den 90ern machen. Metallica haben mit Load/Reload und Lulu Sachen gemacht, die vielen vor den kopf gestoßen haben, aber selbst die Scheiben waren, wenn man keine Metal-Standards anlegt, nicht schlecht oder zumindest erfrischend.

Eine Band die über Jahrzehnte Scheiben am Fließband schreibt und deswegen irgendwann auf Stangenware zurückgreifen muss wird am Ende nicht mehr viel zu bieten haben. Beispiele gibt es da ja zuhauf.
 
Eine Band die über Jahrzehnte Scheiben am Fließband schreibt und deswegen irgendwann auf Stangenware zurückgreifen muss wird am Ende nicht mehr viel zu bieten haben. Beispiele gibt es da ja zuhauf.

Das ist halt immer eine Frage von "möchte die Band von der Band tatsächlich leben?". Am Ende kommt dann sowas wie bei Grave Digger heraus. Jedes Jahr, allerspätestens alle 2 Jahre ein neues Album. Bis auf den Russkaja-Song keine Überraschungen in den letzten 15 Jahren. Touren im jährlichen/zweijährlichen Takt in immer den selben Städten und Locations. Zumindest hier in Memmingen spielen sie in aller Regelmäßigkeit nach jedem Album immer wieder in der selben Halle.
Da die Fanbase nicht so riesig wie bei Metallica ist, bleibt wohl immer die mutmaßlich sichere, gleichklingende Albumnummer mit wenig Versuchen mal etwas zu "riskieren" bspw. jetzt wie Metallica mit Lulu. Darauß schlußfolgernd bremst der Kapitalismus bzw. der Wunsch von der Band leben zu wollen, in den klein- und mittelständischen Bands durchaus die Kreativität ein.
 
Spannend finde ich, dass ich seinerzeit zunächst sehr angetan von einigen neuen Strömungen war (Euro-Power-Metal à la Stratovarius oder symphonischer Metal à la Epica), sich diese aber sehr schnell abgenutzt haben und die nur noch in wenigen Ausnahmefällen im Player landen. Es gab also offenbar den Reiz des Neuen, die musikalische Substanz hat sich aber nicht als ausreichend nachhaltig erwiesen.

In Sachen Euro-Metal geht es mir ganz ähnlich. Da holt mich auch mit Nostalgiebonus heutzutage kaum noch etwas ab und obwohl Epica auch hier im Forum vielfach recht positiv betrachtet werden denke ich, dass ich die Handvoll Alben von ihnen schlicht verkaufen werde, da mich da einfach nichts mehr berührt. Stratovarius für mich sind ein Paradebeispiel dafür, dass sich "Euro-Metal" einfach stromlinienförmig in die Bedeutungslosigkeit entwickeln kann: ich schätze die Werke bis hin zur Episode, zumal hier noch oft die Rainbow- und Purple-Einflüsse wahrnehmbar waren, "Visions" glänzt dann noch mit dem grandiosen "Kiss of Judas" - und das war's dann leider.

Das für den Moment. Zu diesem Thema fällt mir bestimmt noch mehr Senf ein.

Ich bitte darum und freue mich drauf :).

Ich finde die Frage ist eher, unter welchen Umständen kommt ein starkes Alterswerk zusammen? Also so ein ganzes Album dass nicht nur handwerklich über jeden Zweifel erhaben ist, sondern auch wirklich inspiriert, etc?

Hm...waren die "experimentellen Phasen" wie z.B. bei Dokken oder Metallica plattenfirmen- oder bandgesteuert? Handwerklich somit auf der sicheren Seite, aber ist das Inspiration? Ein ganz schwierig zu klärender Punkt, wie ich finde, denn wenn es von "innen heraus" gekommen wäre, dann könnte man ja von Inspiration sprechen. Speziell die "alten Hasen" - von Metallica, über Dream Theater bis hin zu Saxon - setzen auf die "handwerklich sichere" Version, die am Ende bei den Fans ankommen dürfte. Aber wirkt es auch "inspiriert"?

Da Du Kreator ansprichst: ich finde diese melodisch-thrashige Ausrichtung überaus interessant und packend. Mich hat die Band damit eher abgeholt als mit dem Versuch, das nächste "Coma of Souls" zu schreiben.

Eine Band die über Jahrzehnte Scheiben am Fließband schreibt und deswegen irgendwann auf Stangenware zurückgreifen muss wird am Ende nicht mehr viel zu bieten haben. Beispiele gibt es da ja zuhauf

Nehmen wir nochmal die eingangs erwähnten Rage, aber auch Saxon würde gut passen: eine schier unfassbar lange Diskografie und man ist sich - im Wesentlichen - treu geblieben. Es gibt Ausreißer nach oben oder nach unten, das Level als Solches würde ich aber als durchaus gutklassig erachten. Obwohl Rage mit Orchester- und Prog-Elementen hantiert haben bleiben sie trotzdem unverkennbar Rage, was ich ihnen einerseits hoch anrechne, trotzdem erwische ich mich dabei, dass es mir zunächst ein müdes Achselzucken entlockt, wenn Peavy ein neues Werk raushaut, denn gefühlt ist das "Alte" ja noch hochaktuell. Möchte ich dann Rage hören, dann bleibe ich am Ende doch bei "Trapped!", "Missing Link" oder auch "Black in Mind" hängen, ehe ich den Wunsch verspüre, Neues zu hören. Eigene Bequemlichkeit oder Übersättigung?

Was mir zum Thema "Metallica" noch einfällt und was auch einen Bogen zu Maiden und deren anhaltender Popularität schlagen dürfte: die Live-Performances haben scheinbar immer gestimmt. Ein Faktor, der auch - zumindest im Falle Metallica - dafür gesorgt haben dürfte, dass man der Band am Ende treu geblieben ist, denn gleich, welche Sorte Musik sie nun gerade im Anstich hatten: Live hat es immer metallisch geknallt und - ab von einigen recht verunglückten 90er Promofotos - hat man auch nie versucht, sich einen sonderlich alternativ-passenden Anstrich in Sachen Auftreten zu verpassen.
 
Interessantes, aber, wie hier auch schon angesprochen, schwieriges Thema.

Die Sache mit Ac/Dc und Motörhead wurde ja schon angesprochen. Manche, mich eingeschlossen, finden die gesamte Diskographie gut. Mal ein paar Ausschläge nach unten, aber kein wirklich schwaches Album, dass einen entsetzt zurück lässt. Dafür gibt es die gleiche Menge an Leuten, die von Angus, Lemmy und Co. maximal 1-3 Alben haben/brauchen und ansonsten mit der alten Leier von wegen "Sind doch immer nur dieselben drei Songs" kommen. Nur: Objektiv gesehen stimmt das so nicht. Wenn man sich eingehender mit den Alben beschäftigt, hört man durchaus Weiterentwicklung und kleinere Experimente. Auch wenn gerade bei diesen extremen Beispielen der Grundstil nie verwässert wurde.

Da @RageXX auch Grave Digger erwähnt hat, kann ich da jetzt mal schön zum Rundumschlag ausholen. Symbol of Eternity wird gerade von einigen hier abgefeiert und ich lese immer den Satz: Ein solches Album hätte ich der Band nie und nimmer zugetraut. Und hier muss ich mich schon verwundert am Kopf kratzen. Klar, es ist ein starkes Album, aber so anders wie die drei Vorgänger nun auch nicht. Insbesondere Fields of Blood würde ich durchaus als gleichwertig sehen. Ich habe hier eher den Eindruck, das viele die Band in irgendeiner Phase abgeschrieben haben. Und jetzt sind sie wieder mit dabei. Ähnliches beobachtet man auch bei Ac/Dc, Motörhead und allen Bands, die nie größere Stilexperimente versucht haben: Manche kommen nach Jahren zurück und finden es plötzlich wieder total geil ("Das klingt ja wie früher") Warum haben die dann der Band nicht permanent die Treue gehalten? Wahrscheinlich aus persönlichen Gründen. Gerade wenn ein bestimmtes Stil Schema immer erhalten bleibt, langweilen sich manche irgendwann. Haben den Sound über, weil sie neue (interessantere?) Bands entdeckt haben. Aber meiner Meinung nach kann das ein Trugschluss sein: Die Alben müssen nicht langweilig sein. Grave Digger haben zum Beispiel eine sehr hochwertige Diskographie. Nicht nur The Reaper ist geil :D

Wenn eine Band experimentiert, sich stark in andere Richtungen weiterentwickelt ist dass natürlich noch schwieriger. Metallica haben ja viele entsetzt. Aber zum Teil aus unterschiedlichen Gründen. Load/Reload hatten schwache Songs, waren aber stilistisch gar nicht so weit weg vom Black Album. Da kam aber noch der Image Faktor hinzu. Wenn Lars die eigenen Fans als blöd bezeichnet, kommt das halt nicht so gut. Aber als musikalische Entwicklung kann und konnte ich die Alben schon nachvollziehen. Ganz anders bei St Anger. Das war in der Tat eine künstlerische Bankrotterklärung. Man musste dazu auch nicht die haarsträubende Doku gesehen haben. Man hörte bei jeder Note, dass die Band damals am Arsch war. Danach kamen zwei Nummer Sicher Alben und mit Lulu ein erneutes "Experiment" dass außer blutenden Ohren und vielen Fragezeichen nichts brachte. Halte ich der Band trotzdem noch die Stange? Ja, das tu ich. Weil ich Hetfields Stimme und Rhythmusgitarre immer noch abartig geil finde (auch oder besonders auf der Hardwired wieder). Weil immer noch der ein oder andere sehr gute Song abfällt (Spit out the Bone wischt Gitarren- NICHT Drum-technisch mit vielen aktuellen Thrash Bands immer noch den Boden).

Ein anderes Beispiel sind Celtic Frost/Triptykon. Hier erwartet man ja fast schon ein Experiment. Da sind auch nicht alle mitgegangen. Aber treue Follower wissen mittlerweile, dass bei Tom G Warrior alles möglich ist, und sind auch dankbar dafür. Das ist dann genau wie bei Ac/Dc und Co. ein Festhalten am gewohnten. Nur in der anderen Richtung :D

Um es abzuschließen: Vielleicht hat das alles etwas mit Erwartungshaltung zu tun. Was erwarte ich von einer Band? Und wenn ich das nicht bekomme, wie enttäuscht bin ich dann? Und kann ich trotz dieser Enttäuschung noch weitere Alben dieser Band hören? Darauf läuft es wohl hinaus: Die Subjektivität, wie immer :)
 
Um es abzuschließen: Vielleicht hat das alles etwas mit Erwartungshaltung zu tun. Was erwarte ich von einer Band? Und wenn ich das nicht bekomme, wie enttäuscht bin ich dann? Und kann ich trotz dieser Enttäuschung noch weitere Alben dieser Band hören? Darauf läuft es wohl hinaus: Die Subjektivität, wie immer :)

Ein äußerst passender Satz. Gerade in den aktuellen Debatten um Blind Guardian und Megadeth hat Vieles mit "Erwartungshaltung" zu tun. Mir gefallen beide Alben sehr gut, zumal speziell BG sich ohnehin in einem permanenten Wandel befinden - manch einer mag die Kapelle exakt deshalb nicht, andere lieben das Ausufernde des roten Spiegels (an den ich mich gerade mal wieder heran taste). Was also hat man erwartet von BG? "Follow the Blind" oder "Imginations..." für das neue Jahrtausend? Dass es Beides gar nicht werden konnte dürfte außer Frage stehen, doch gleich, ob man die Band nun mag oder nicht: mit dem aktuellen Album ist für meine Ohren der Spagat zwischen "Roher und Härter/leichter Schwenk back to the Roots" und "Orchestrales nicht gänzlich über Bord werfen" vortrefflich gelungen. Ob das auf lange Sicht Bestand haben wird ist ja die nächste Frage.

Die Megadeth habe ich noch nicht so weit durch, dass ich da ein abschließend-fundiertes Fazit ziehen könnte, bestimmte Titel aber verwöhnen schon mit ihrer Aggressivität und vor allem die Gitarrenarbeit ist mal so richtig geil. Die thrashigen Titel, allen voran "We'll be back", haben mich schon mächtig gepackt und bieten Thrash, wie ich in gern mag - und in diesem Fall kommt dazu, dass es irgendwie "ehrlich" wirkt und nicht aufgesetzt. Tatsächlich so, als hätte man eine Menge Freude dabei gehabt.

Ich denke, "Enttäuschung" ist ein gutes Wort, gerade in Bezug auf Erwartungshaltungen. Aus den Zeiten der übersteigerten Erwartungshalten ist man wohl heutzutage raus, es dürfte klar sein, dass so ziemlich alle alten Recken ihre Meisterwerke nicht mehr erreichen dürften - und sei dies auch nur in der subjektiven Wahrnehmung des Hörers. Somit halten sich "echte" Enttäuschungen in Grenzen, vielfach reicht es einfach, wenn man bekommt, was man erwartet und was sich gut anfühlt.
 
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