Sandman
Till Deaf Do Us Part
Das Anselmo-Interview ist sicher lesenswert, bietet vom Verlauf aber letztlich wenig Überraschendes: Götz nimmt Phil kräftig in die Mängel, ist aber, da er ihn lange kennt, grundsätzlich bereits auf dem Standpunkt, dass dieser keine rassistischen Überzeugungen hegt. Philip zeichnet plausibel nach, dass aufgrund seiner sozialen Prägung rassistische Motive abwegig sind und er (einmal mehr) im falschen Rahmen eine falsche Reaktion zeigte. Am Ende darf der Leser für sich entscheiden, ob er Anselmo diese Entgleisung verzeiht oder eben nicht. Also, ich persönlich war in diesem Punkt bereits vor zwei Jahren... Immerhin sind die Umstände nun klarer.
Nichtsdestotrotz ein interessanter, weil sehr intimer Einblick in Phils Seelenleben mit all seinen inneren Kämpfen, die sich eben manchmal nach außen verlagern.
Was Phil da von sich gibt ist alles irgendwo nachvollziehbar. Ich stelle mir aber auch nicht die Frage, ob er ein Rassist ist oder nicht. Er ist ein Vollhorst! Gerade wenn man sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche engagiert, stellt man sich nicht auf die Bühne und zieht so einen Scheiß ab. Denn ansonsten läuft man Gefahr, sich alles kaputt zu machen, was man vorher mühevoll aufgebaut hat ... besonders dann, wenn der Ruf eh angekratzt ist.
Phil ist alt genug, um zu wissen, was er tut. Und er hätte auch die nötige Reife haben müssen, zu wissen, wann man besser mit dem Saufen aufhört, bevor man irgendwelchen Dünnpfiff von sich gibt. Hat er ja offenbar selber eingesehen und lässt nun den Alkohol weg.