Anselmos Ausfall und die Folgen

Das Anselmo-Interview ist sicher lesenswert, bietet vom Verlauf aber letztlich wenig Überraschendes: Götz nimmt Phil kräftig in die Mängel, ist aber, da er ihn lange kennt, grundsätzlich bereits auf dem Standpunkt, dass dieser keine rassistischen Überzeugungen hegt. Philip zeichnet plausibel nach, dass aufgrund seiner sozialen Prägung rassistische Motive abwegig sind und er (einmal mehr) im falschen Rahmen eine falsche Reaktion zeigte. Am Ende darf der Leser für sich entscheiden, ob er Anselmo diese Entgleisung verzeiht oder eben nicht. Also, ich persönlich war in diesem Punkt bereits vor zwei Jahren... Immerhin sind die Umstände nun klarer.

Nichtsdestotrotz ein interessanter, weil sehr intimer Einblick in Phils Seelenleben mit all seinen inneren Kämpfen, die sich eben manchmal nach außen verlagern.

Was Phil da von sich gibt ist alles irgendwo nachvollziehbar. Ich stelle mir aber auch nicht die Frage, ob er ein Rassist ist oder nicht. Er ist ein Vollhorst! Gerade wenn man sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche engagiert, stellt man sich nicht auf die Bühne und zieht so einen Scheiß ab. Denn ansonsten läuft man Gefahr, sich alles kaputt zu machen, was man vorher mühevoll aufgebaut hat ... besonders dann, wenn der Ruf eh angekratzt ist.
Phil ist alt genug, um zu wissen, was er tut. Und er hätte auch die nötige Reife haben müssen, zu wissen, wann man besser mit dem Saufen aufhört, bevor man irgendwelchen Dünnpfiff von sich gibt. Hat er ja offenbar selber eingesehen und lässt nun den Alkohol weg.
 
27867921_10155906174011327_5032542465167809761_n.jpg


Super. Bis zum nächsten Ausfall. Und zur nächsten Rehabilitation. Mit der dt. Metal-Presse.
 
Hmmm, zwei lange Gespräche, erst im aktuellen DF und dann auch noch im RH.
Dem scheint ja der Arsch mächtig auf Grundeis zu gehen.
Aber wie @Sandman schon schrieb, er ist ein Vollhorst, Vollhonk, Spackonat und genau die Sorte betrunkener Aggro-Schägertyp, der die Leute zusammen schlägt,
weil "sie komisch geguckt haben".
Und später sitzt dann so eine Type nett und bieder im Anzug vorm Richter, setzt einen reuevollen Blick auf, verspricht hoch und heilig Besserung, bekommt Bewährung
und rastet nach Ablauf der Auflagen usw. wieder aus.
So eine Type wird nie zu meinem Bekannten- oder Freundeskreis gehören.

Ich nehme ihm auch ab, daß er sich für benachteiligte Jugendlich einsetzt, daß er kein Rassist ist, auch kein Nazi oder dergleichen, sondern daß er
schlicht und ergreifend eine aggressive Schlägertype aus einem nicht-sehr privilegiertem Milieu ist, die sich eine Zeitlang im Griff hat,
aber wenn die Sterne ungünstig stehen, ihm jemand extrem dumm kommt oder er irgendwelche privaten oder geschäftlichen Probleme hat, wieder verbal
oder anderweitig austickt.

Andererseits, solange er nur verbal ausrastet und sich so ins Aus schießt, soll es mir egal sein, er versaut sich damit nur seine Karriere und kein anderes Leben.

Also entweder hat er aus dem Desaster gelernt und lässt bei öffentlichen Auftritten immer die Finger vom Alk oder er versucht nur Gut-Wetter zu machen und
erzählt der Presse, was sie hören wollen.
Die Zeit wird zeigen, ob er nur labert oder auch Wort hält.
 
Also großer Fan von dem Anselmo als Person werd ich wohl nicht mehr.
Aber das was er da von sich gibt, dass es ihm leid tut usw. ist in meinen Augen zumindest nachvollziehbar und klingt nicht geheuchelt. Auch macht er jetzt in den Interviews nicht gerade den Eindruck eines dieser White Power Idioten.
Ich finde deswegen kann man auch die große Nazi/Rassisten Keule getrost wieder eingepacken. Mir scheint das tatsächlich auch mittlerweile von einigen Seiten etwas aufgebauscht und er kriecht ja auch gerade ( völlig zurecht) zu kreuze. Verharmlosen darf man da natürlich nichts, aber in diesem Fall finde ich kann man es auch einfach mal wieder gut sein lassen.
Das der Typ trotzdem ein Honk ist, der früher oder später den nächsten Ausfall produzieren wird, steht auf einem anderen Blatt. Nicht jetzt unbedingt im Bezug auf die aktuelle Thematik, aber vielleicht wegen etwas ganz anderem.
 
Wird sich auf seine Verkaufszahlen auswirken. Da muss man schon sagen "Einzelfall".

Diverse metal Magazine suchen halt eine Entschuldigung bzw. Argument DOCH wieder seine Alben bzw. PANTERA zu hören
 
Auf der Rückfahrt mit dem Regionalzug habe ich mir das Anselmo-Interview dann doch angetan. Vieles von dem, was er von sich gibt, deckt sich mit dem, wie ich die Amerikaner hier in Stuttgart, einem der größten außeramerikanischen militärischen Stützpunkte weltweit, kennengelernt habe. Ihr Geschichtsbewusstsein ist, gelinde gesagt, mittelprächtig ausgeprägt. Viele Soldatinnen und Soldaten kommen aus amerikanischen Gegenden, zu denen man bei uns nicht einmal ''entlegene Dörfer'' sagen würde. Die kamen noch nie raus in die große Welt. Und dann kommen sie gleich einkaserniert, in europäische Großstädte und sehen etwas wie Zivilisation. Die haben sie größtenteils zuvor nur aus dem Fernsehen erlebt.

Das sind alles Landmenschen. Die kamen in ihrem Leben vielleicht zwei- bis dreimal in eine amerikanische Großstadt. Und keine von denen hat auch nur annähernd die Größe von Stuttgart. Das kennen die alles nicht, soziales Zusammenleben in einer Großstadt, interkulturelle Schmelztigel, das ist Neuland für die. So wie Anselmo redet, so reden die meisten von denen. Das sind große Kinder, die keinerlei Ahnung besitzen, wie es in der Welt abläuft. Die werden in Uniformen gesteckt und raus in die Welt geschickt. Dann sind sie zwei Jahre in Südkorea, zwei in Afghanistan und zwei in Deutschland, kommen, bis aufs einkaufen, nie raus aus ihren Kasernen und haben auch keinen Kontakt zu Einheimischen. Bei denen ist gar keine Sensibilität vorhanden zu Themen wie Rassismus und den politischen regionalen Eigenheiten, weil sie einfach nur tagtäglich in ihrem kleinen, abgegrenzten Kabuff leben und sich untereinander aufhalten.

Und wenn man dann mit ihnen redet, verliert man auch schnell die Lust, weil man an Grenzen stößt, die sie befähigt, sich mit einem objektiv zu unterhalten, da sie eben die Stars and Stripes lesen und CNN gucken. Natürlich nennen sie sich nicht Rassisten, weil sie nicht wissen, was Rassismus ist. Die wissen gar nichts, weil sie ungebildet sind. Sie leben in ihrer Welt und in dieser Welt sind sie der Meinung das Richtige zu tun und dass sie gebraucht werden. Es ist im Grunde genommen tragisch. Genauso tragisch wie dieses Interview. Aber es passt. Sie wissen einfach nicht, wie wenig sie wissen und wie dumm sie sind. Von daher ist das Anselmo-Interview einfach nur das, was ich erwartet habe: ein Interview mit einem typischen Amerikaner.
 
Zurück
Oben Unten