Cradle of Filth

Das Visuelle hat mich bei Cradle komischerweise nie gestört, obwohl mir das bei anderen Bands oftmals schwer gegen den Strich läuft. Liegt vielleicht auch daran, dass Cradle nicht die beste Live Band sind und ich sie nur ein, zweimal live gesehen habe. Ich habe die Band immer als eine Art morbides/schwarzes/okkultes Theater verstanden und da passt die Inszenierung als solches schon. Musikalisch und vor allem textlich sind sie für mich aber über jeden Zweifel erhaben. Ich halte Dani Filth für einen begnadeten Poeten, mit einem großen Händchen für schwarze Ästhetik.
 
Wenn es einem ausreicht, das ganze als Disney-Unterhaltung zu konsumieren ist da auch nichts dabei, wunderbar. Ich gönne Dani auch, dass er seine Kohle damit verdient. Aber mir ist das eben zu wenig, ich will alles oder nichts. Bei Disney's Aladdin gibts auch tolle Schauspieler, Effekte und catchy Hooklines, da muss ich nicht unbedingt Black Metal hören und werde auch toll unterhalten.

Hmm, das ist mir schon ein bisschen zu negativ wertend formuliert. Ich beispielsweise "konsumiere" Cradle of Filth nicht als "Disney-Unterhaltung", ich höre sie auch schon seit gut 15 Jahren. Da waren seither auch mal Alben dabei (v.a. "Thornography" und in Teilen auch "The Manticore..."), die mir nicht oder zumindest weniger gefielen, aber seit 2014 die beiden Gitarristen dazukamen, ging es mit "Hammer of the Witches" und insbesondere "Cryptoriana" wieder in die "richtige" Richtung. Dass eine Band auf ewig zusammenhält, ist das absolute Nonplusultra, aber genauso wie im echten Leben viel häufiger Wunschvorstellung als Realität. Auch juckt mich das kaum, wie die sich kleiden. Das gehört bei Cradle of Filth dazu, klar, aber ich teile diesem Gimmick keine überlebensgroße Bedeutung zu. Schon deshalb nicht, weil die 90er vorbei sind und der Metal an sich, also nicht nur Cradle of Filth, "gewöhnlicher" geworden ist. Man gewöhnt sich nunmal dran, ob man nun will oder nicht - ich kann damit leben. Mit stupidem Konsum hat das für mich trotzdem nichts zu tun. Das Gefühl, das ich hatte, als ich das erste mal CoF hörte und sah, können mir die Dame und ihre Herren sowieso nicht zurückgeben, das ist und bleibt eine unrealistische Erwartungshaltung.

Wenn du die Optik in einer gewissen Variante benötigst, bitte, das sei dir ungenommen.
 
Hmm, das ist mir schon ein bisschen zu negativ wertend formuliert.
Ja, wie gesagt - ich meinte es ja auch eindeutig wertend im negativen Sinne :)
Es geht mir auch nicht darum, hier wie bei KISS jahrhundertelang auf ein Original-Lineup zu pochen, auch schon in den 90ern haben bei COF die Musiker fluktuiert wie nur was, war auch ok. Und wie du sagst - es ging musikalisch wieder bergauf, ich habe ja auch null gegen den neuen Track - mir gehts rein um das optische Feeling, das (mir persönlich) eben nicht passt. Ich hab auch nichts gegen das optische Konzept, ich finde eben nur, das geht besser/echter/ einfach cooler!

Auch im Theater gibt es beim selben Stück wechselnd gute und schlechte Schauspieler, treffendere und eher wenig begeisternde Ausstattung - so ist es auch hier. Hier sehe ich Schauspieler, die eine Rolle spielen, aber nicht Schauspieler, die zur gespielten Person werden. Ein entscheidender Unterschied - und wenn schon geschauspielert wird, dann will ich lieber gute Schauspieler (so wie eben Dani) sehen.

Abgesehen davon sehe ich nicht, dass der Metal insgesamt "gewöhnlicher" geworden wäre - eventuell nur der, der mich wenig interessiert. Im Gegenteil - Gimmicks wie du es nennst - also Image und Produktion generell werden immer wichtiger. Ghost, Behemoth, Watain - diese Erfolge wären ohne die mindestens 50% Image und Inszenierung nicht halb so groß.

Du sagst es juckt dich das kaum, wie sie sich kleiden - kann ich gerade bei einer Band COF, wo Image und Musik derart untrennbar verknüpft sind, überhaupt nicht nachvollziehen. Wo wäre denn die Grenze für dich (ich frag das wirklich ganz unpolemisch und aus Interesse)? Es tut mir leid, aber ich bin (neben dem Wichtigsten - der Musik) ein ausgesprochen visueller Typ.
 
Mich juckt es kaum, weil CoF ein Mindestmaß an Visuellem darbieten, das mir persönlich völlig genügt. Liegt möglicherweise auch daran, dass die anderen Mitglieder für mich keine austauschbaren Statisten sind, sondern der Band, wie ich schon sagte, mit "Hammer of the Witches" wieder Leben eingehaucht haben. Musikalisches Leben. Die Komposition, die zuvor immer häufiger von übermäßigem Geknüppel erdrosselt wurde, ist wieder vielschichtiger geworden, was man übrigens auch am neuen Song anhand zahlreicher Tempo- und Stimmungswechsel nachempfinden kann. Live haben sie mir bei den 2-3 Konzerten, die ich seither gesehen habe, auch deutlich besser als früher gefallen. Ob es eine Grenze gibt, weiß ich nicht, weil das hypothetisch wäre. Ich glaube nämlich nicht, dass sich CoF jemals als "Normalos" auf Pressefotos geben würden. Wir haben einfach unterschiedliche Auffassungen von dem aktuellen Line-Up und der visuellen Darbietung, denn mir gefällt das Video in Kombination mit Artwork und Lyrics.

Für mich ist Metal "gewöhnlicher" geworden, was in der Natur der Sache liegt, wenn etwas nicht mehr neu ist. Gerade deswegen habe ich mich aber auch davon verabschiedet, meine eigene Meinung bzgl. Veränderungen zu wichtig zu nehmen, was nicht mit niedrigeren Ansprüchen o.Ä. zu tun hat, sondern, wie ich schon sagte, damit, dass es realistische und unrealistische Erwartungshaltungen gibt. Das heißt nicht, dass ich gar keine Meinung zu irgendetwas habe, aber nur weil ich persönlich mich an etwas gewöhnt habe, heißt das nicht zwangsläufig, dass die Band oder einzelne Musiker auf irgendeiner Ebene irgendetwas falsch machen. Zumal eben weit über 20 Jahre vergangen sind.

Und ja, Image, Konzept und Produktion werden z.T. immer wichtiger. Sieht man auch an Sabaton, Powerwolf und Co.. Musik schafft es aber auch ohne Kostümierung etc. pp. auf die großen Bühnen, in die Charts und - noch viel wichtiger - in die Köpfe der Hörer. Bei CoF gehört das seit Anbeginn der Karriere zum Gesamtkonzept und ich verstehe irgendwie auch, was du meinst, aber ich sehe das Problem nicht, weil die aktuellen Mitglieder aus meiner Sicht gut zur Band bzw. musikalisch viel eher zu dem passen, was CoF früher ausgemacht hat, als Paul Allender und Co. in späteren Teilen ihrer CoF-Zugehörigkeit. Und im Zweifelsfall ist mir die Musik erstmal wichtiger als die visuelle Darbietung, auch wenn das bei CoF zweifelsfrei zusammengehört.
 
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Du sagst es juckt dich das kaum, wie sie sich kleiden - kann ich gerade bei einer Band COF, wo Image und Musik derart untrennbar verknüpft sind, überhaupt nicht nachvollziehen.
da bin ich bei dir.... auch sowas wie Marylin Manson, das ist halt nen Gesamtkunstwerk aus Klang und Ästhetik
wenn die als Otto Normal in Jogginghosen und Adiletten auf der Bühne stehen würden, wär das NICHTS wert...
 
Ja, nehme ich euch auch nicht weg. Aber das ganze Theater bringt ja nix, wenn die Mucke, wie bei Manson z.B., über Jahre hinweg scheiße ist, weil er die "falschen" Musiker um sich scharte. Dass das Theater bei Bands zu Konzept und Ästhetik beiträgt, stimmt ja, aber für mich persönlich hat Dani Filth nach langer Zeit wieder das beste Gesamtpaket aus Musikalität und Schauspielerei gefunden. Kann man anders sehen, bitte gerne, aber für mich ist bei all dem Brimborium erstmal wichtig, dass CoF wieder in musikalischer Topform sind. Und ich empfand die gesamte Live-Darbietung der neuen Band um ihn eigentlich ziemlich schick und leidenschaftlich. Da wurde nichts emuliert, das klang authentisch und sah auch so aus. Auch Dani klang stimmlich richtig gut, was möglicherweise daran liegt, dass er wieder das beflügelnde Gefühl hat, die richtige Band um sich zu haben. Dem sind Wohlbefinden und sein Konzept schon wichtig, da bin ich mir relativ sicher.
 
Der Song gefällt mir, und die Scheibe wird sowieso gekauft. Scheißegal, ob Dani Filth als Dämon auftritt oder im Schlumpfkostüm rumhüpft. Er könnte von mir aus auch nackt sein. Ich würde mir halt dann das Video sparen. Aber die CD wird gekauft. Egal wie farbenfroh vermarktet.
 
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Das Cover ist so... naja, gehört wohl zu den etwas "eigeneren" Covern von COF, diesmal mit einem Touch von Hieronymus Bosch. Da gab's aber definitiv schon bessere.
Um den Vorab-Song winde ich mich mal trotz immenser Neugierde drumherum, ich möchte dann das Album lieber in seiner ganzen Pracht hören. Aber COF dürfen bei mir eh alles, weil eine meiner ersten härteren Bands damals gewesen und mit Dani und Co. groß geworden.
 
Die letzten beiden Cradle Scheiben sind richtig Klasse. Ich höre die Alben tatsächlich immer noch regelmäßig. Für mich die stärkste Phase der Band seit Midian.
Der neue Song geht auch schon wieder in die richtige Richtung und das Cover gefällt mir.
 
Vielleicht müsste man das Dani alles mal im Rahmen eines Interviews sagen und dann wird alles wieder gut! Cradle of Filth Special!
Was würde ich mich über so ein Interview freuen. Diese allesamt wirklich sehr guten Punkte ohne herablassend zu sein ansprechen und gucken, was passiert. Kann ja eigentlich nur interessant werden.
Ich finde den Song überraschend gut, aber ich wünschte, ich hätte ihn mir einfach nur angehört, naja.
 
Hab den Song jetzt auch gehört. Was soll ich sagen? CoF wie sie eigentlich schon immer waren. Entweder man mag das oder nicht. Ich finde mich irgendwo dazwischen wieder. Ich hab ne Hand voll Scheiben von ihnen und brauch wohl such keine mehr dazu. Hammer of Witches war dann auch meine letzte.
 
Der Song ist in der Tat nicht übel. Aber: Im Refrain verstehe ich "Apophis reaches the office" o_O Ist das jetzt die "richtige" Hölle (@beschissen würde wohl ja sagen)...
 
Als Cradle Of Filth anfingen, fand ich sie saugut. Ich war damals auf Death Metal, und der klirrende Sound der zweiten Black Metal-Welle war mir nicht heavy genug. CoF mit ihren vielen Thrash-Riffs und dem satteren Sound waren ein Bindeglied, und später hörte ich unter anderem deswegen auch einige Black Metal-Bands gerne. Cradle waren musikalisch für mich immer sehr viel hochwertiger und origineller als die oft in einem Atemzug genannten Dimmu Borgir, wenn auch nicht so brillant wie ihre Landsleute Bal-Sagoth.
Als Nick Barker weg war, kaufte ich noch die From The Cradle To Enslave-EP, aber die gefiel mir allein aufgrund des schlapperen Drummings schon nicht. In Midian noch einmal halbherzig reingehört und die Band über 20 Jahre lang enttäuscht links liegen gelassen. Jetzt habe ich mir das neue Video reingezogen und bin total begeistert, sowohl von der Musik als auch dem herrlichen Mummenschanz-Filmchen.
Bin also jetzt wieder im Boot und habe mir im Eifer des Gefechts direkt drei Alben nachgeordert, nämlich Midian (ausgerechnet...), Damnation And A Day und Hammer Of The Witches. Wenn die mich nachhaltig begeistern können, werde ich wohl den Rest der Diskografie nachziehen. Bin gespannt und freu mich auf die Entdeckungsreise :)
 
Als Cradle Of Filth anfingen, fand ich sie saugut. Ich war damals auf Death Metal, und der klirrende Sound der zweiten Black Metal-Welle war mir nicht heavy genug. CoF mit ihren vielen Thrash-Riffs und dem satteren Sound waren ein Bindeglied, und später hörte ich unter anderem deswegen auch einige Black Metal-Bands gerne. Cradle waren musikalisch für mich immer sehr viel hochwertiger und origineller als die oft in einem Atemzug genannten Dimmu Borgir, wenn auch nicht so brillant wie ihre Landsleute Bal-Sagoth.
Als Nick Barker weg war, kaufte ich noch die From The Cradle To Enslave-EP, aber die gefiel mir allein aufgrund des schlapperen Drummings schon nicht. In Midian noch einmal halbherzig reingehört und die Band über 20 Jahre lang enttäuscht links liegen gelassen. Jetzt habe ich mir das neue Video reingezogen und bin total begeistert, sowohl von der Musik als auch dem herrlichen Mummenschanz-Filmchen.
Bin also jetzt wieder im Boot und habe mir im Eifer des Gefechts direkt drei Alben nachgeordert, nämlich Midian (ausgerechnet...), Damnation And A Day und Hammer Of The Witches. Wenn die mich nachhaltig begeistern können, werde ich wohl den Rest der Diskografie nachziehen. Bin gespannt und freu mich auf die Entdeckungsreise :)
Hammer of the Wirches sollte es richten.
 
Ich habe mich bisher mit Cradle of Filfh noch gar nicht wirklich beschäftigt, muss ich zugeben, und zwar deswegen, weil ich immer der Meinung war, die Band ist sowas wie die Tim Burton Ausgabe von Dimmu Borgir, oder Carach Angren in Hollywood oder so in der Richtung. Irgendwie hab ich das grundsätzlich für mich abgelehnt. Jetzt hab ich hier mal ein bisschen Eure Fürs und Widers und Meinungen gelesen und werde mich in die Band mal reinhören. Offenbar scheint die Hammer of the Witches ein Anspieltipp zu sein, sehe ich das richtig? Welches Album kann man noch gut zum Einsteigen oder Gefühl-für-die-Band-kriegen empfehlen?

Edit: Hat sich tatsächlich erledigt. Ich hab in mehrere Songs reingehört und muss feststellen, dass das nichts für mich ist.
 
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Ich habe mich bisher mit Cradle of Filfh noch gar nicht wirklich beschäftigt, muss ich zugeben, und zwar deswegen, weil ich immer der Meinung war, die Band ist sowas wie die Tim Burton Ausgabe von Dimmu Borgir, oder Carach Angren in Hollywood oder so in der Richtung. Irgendwie hab ich das grundsätzlich für mich abgelehnt. Jetzt hab ich hier mal ein bisschen Eure Fürs und Widers und Meinungen gelesen und werde mich in die Band mal reinhören. Offenbar scheint die Hammer of the Witches ein Anspieltipp zu sein, sehe ich das richtig? Welches Album kann man noch gut zum Einsteigen oder Gefühl-für-die-Band-kriegen empfehlen?
Tatsächlich sind Dimmu Borgir die Disneyland-Version von Cradle Of Filth :D
 
Als Cradle Of Filth anfingen, fand ich sie saugut. Ich war damals auf Death Metal, und der klirrende Sound der zweiten Black Metal-Welle war mir nicht heavy genug. CoF mit ihren vielen Thrash-Riffs und dem satteren Sound waren ein Bindeglied, und später hörte ich unter anderem deswegen auch einige Black Metal-Bands gerne. Cradle waren musikalisch für mich immer sehr viel hochwertiger und origineller als die oft in einem Atemzug genannten Dimmu Borgir, wenn auch nicht so brillant wie ihre Landsleute Bal-Sagoth.
Als Nick Barker weg war, kaufte ich noch die From The Cradle To Enslave-EP, aber die gefiel mir allein aufgrund des schlapperen Drummings schon nicht. In Midian noch einmal halbherzig reingehört und die Band über 20 Jahre lang enttäuscht links liegen gelassen. Jetzt habe ich mir das neue Video reingezogen und bin total begeistert, sowohl von der Musik als auch dem herrlichen Mummenschanz-Filmchen.
Bin also jetzt wieder im Boot und habe mir im Eifer des Gefechts direkt drei Alben nachgeordert, nämlich Midian (ausgerechnet...), Damnation And A Day und Hammer Of The Witches. Wenn die mich nachhaltig begeistern können, werde ich wohl den Rest der Diskografie nachziehen. Bin gespannt und freu mich auf die Entdeckungsreise :)
Ich finde die Midian noch saustark. Die Damnation and a Day war für mich ein Knick in der Diskographie.
Die darauffolgende Nymphetamine finde ich wieder erste Sahne.
Und die Hammer of the Witches hat mich sehr begeistert.
Wenn es jetzt nicht klappt kannst es auch lassen. :D;)
 
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