Der Serien-Thread

Hab mir die ersten zwei Folgen auch schon angeschaut. Gefällt mir recht gut bisher, könnte aber gerne noch düsterer und kaputter sein. Aber Alina Levshin ist sowieso <3
Gestern die Staffel beendet. Im Großen und Ganzen recht cool, vor allem Doro und ihr Sidekick zwei sympathische, spannende Charaktere. Der schmachtende Bulle nervt mit seiner Schmalzigkeit, dem hätte ich auch volle Kanne über die Schuhe gereihert. Insgesamt bleibt die Staffel trotz hohem Unterhaltungsfaktor dennoch hinter ihren Möglichkeiten zurück - in der letzten Folge nimmt das Ganze aber nochmal ordentlich Fahrt auf und offenbart, welches Potenzial da drin steckt. Wie schon weiter oben angedeutet: nächste Staffel darf gerne noch dunkler sein - für eine Serie, die den Namen "Dunkelstadt" trägt, scheint mir hier viel zu oft die Sonne und auch sonst dominieren eher helle, versöhnliche Farben. Wo ist das Zwielicht, der Schmutz der dunklen Gassen, wo das Nachtleben in zweifelhaften, verr(a)uchten Schund-Lokalen? Und die Zerrissenheit und Kaputtheit der Hauptprotagonistin kommt noch nicht ganz 100% zum Tragen, vieles wird bisher nur angedeutet. Ich baue sehr auf eine Intensivierung in der nächsten Staffeln - da kann man sich, wenn es nach mir ginge, gerne von beispielsweise einem Gereon Rath inspirieren lassen...!

Trotz allem: absolut sehenswert!

Fun Fact: die Serie wurde zwar in Antwerpen gedreht, man sieht aber immer, wenn anhand eines Stadtplans recherchiert wird, eine Karte von Berlin...!
 
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Gestern die Staffel beendet. Im Großen und Ganzen recht cool, vor allem Doro und ihr Sidekick zwei sympathische, spannende Charaktere. Der schmachtende Bulle nervt mit seiner Schmalzigkeit, dem hätte ich auch volle Kanne über die Schuhe gereihert. Insgesamt bleibt die Staffel trotz hohem Unterhaltungsfaktor dennoch hinter ihren Möglichkeiten zurück - in der letzten Folge nimmt das Ganze aber nochmal ordentlich Fahrt auf und offenbart, welches Potenzial da drin steckt. Wie schon weiter oben angedeutet: nächste Staffel darf gerne noch dunkler sein - für eine Serie, die den Namen "Dunkelstadt" trägt, scheint mir hier viel zu oft die Sonne und auch sonst dominieren eher helle, versöhnliche Farben. Wo ist das Zwielicht, der Schmutz der dunklen Gassen, wo das Nachtleben in zweifelhaften, verr(a)uchten Schund-Lokalen? Und die Zerrissenheit und Kaputtheit der Hauptprotagonistin kommt noch nicht ganz 100% zum Tragen, vieles wird bisher nur angedeutet. Ich baue sehr auf eine Intensivierung in der nächsten Staffeln - da kann man sich, wenn es nach mir ginge, gerne von beispielsweise einem Gereon Rath inspirieren lassen...!
Heute fertig geguckt. Deine Meinung zur ersten Staffel kann ich unterschreiben. Bei Dunkelstadt dachte ich anfangs an Gotham City - war es dann aber doch nicht ganz.
Die Serie hat jedenfalls Luft nach oben. Staffel 2 kann kommen. Das Ende macht ja Lust auf mehr.
 
ich bin einfach nur völlig im The Orville-Wahn.. beide Staffeln durch und happy. Schon krass wie sich das vom Kalauer-Kult zur wirklich guten ScFi-Serie mit Humor gewandelt hat. Da steckt auch in nem Haufen Episoden weitaus mehr Gene Roddenberry-Humanismus drin, als z.B. in Discovery, wie ich finde. Noch so lange bis zur 3. Staffel, weia.

Dann unbedingt "Avenue 5" nachschieben!
 
Hat irgendwer schon Anne with an E geguckt. Ich war mir ja erst nicht ganz sicher, ob ich das mag, aber was soll ich sagen...die Serie hat echt was. Amybeth MyNulty spielt einfach umwerfend. Man möchte sie einfach umarmen! :)
Die Serie hat ja quasi alles, was ich einfach nicht sehen will. Nein, njiet, nej, no!
Und frag mich nicht, weshalb ich dazu gekommen bin, da "mit zu schauen". Ich weiß es nicht mehr. Aber die Serie ist große Klasse und wir haben sie bis zu Ende durch gesuchtet. Die Serie war definitiv eine große Überraschung.

Bin gerade mit Bordertown der zweiten Staffel angefangen.
Die erste fand ich gut, allerdings weiß ich nicht mehr, worum es da ging und habe quasi alles vergessen. Daher habe ich mich erst schwer getan, einzuschalten. Aber schon nach der ersten halben Folge war ich komplett drin. Der Hauptdarsteller macht seine Rolle auch richtig gut. Das fesselt - hoffentlich bleibt die Qualität.
Für Freunde von Die Brücke, Broadchurch, The Fall, The Killing und c.o.
 
2. Staffel von "Hindafing"

Gestern die ersten beiden Folgen in der Mediathek geguckt. War wieder überaus hinterfotzig prima. Wird natürlich weiterverfolgt.
Eine großartige Serie mit einem perfekten Casting. Die 2. Staffel ist völlig over the top, hier wurden
von einer Naziverschwörung bei der Bundeswehr, dem IS, Waffenhändlern im Vatikan, ukrainischen Separatisten, der RAF bis hin zu Menschenwurst
wirklich alle großen Themen ver"wurstet" und es ist trotzdem absolut stimmig und völlig großartig. Und Maximilian Brückner spielt den Zischl Alfons derart genial, dass es eine wahre Freude ist. Hoffentlich kommt da noch mehr!
 
Das hat uns noch gefehlt: Der Wikinger-Report.

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Nein, das ist keine Momentaufnahme aus „Vikings“, wie aufmerksame BeobachterInnen an den zu warmen und überhaupt viel zu vielen verschiedenen Farben erkennen. Der Rest könnte aber duchaus passen.
Neulich streckte mich ein Infekt nieder. Nichts Schlagzeilenträchtiges, denn für Corona war ich zu früh dran. Ich war also gewissermaßen schon krank, bevor es hip wurde. Jedenfalls verschlug es meinen geschundenen Körper zu völlig irregulären Zeiten auf das wohnzimmerliche Sofa. Dort gedachte ich, mich von meinen Lieben tüchtig bemitleiden zu lassen. Die aber spielten nicht mit. Vielmehr straften sie mich mit zornigen Blicken, wannimmer ich anhob, in ihr Fernsehprogramm zu rotzen oder zu keuchen. Aber wenigstens bekam ich nun mit, was meine Gattin alltags so tut, wenn ich gerade nicht den wachsamen Blick des Kritikasten durchs Heim schweifen lasse.
Wider Erwarten erwirbt sie aber keinesfalls nach Gutdünken im Internet seltene Düfte oder extrovertierte Hüte. Stattdessen lernt sie Knoten zu winden. Meine Frau macht nämlich – jawoll! – ihr Piratenzertifikat... oder den Segelschein; ich kenne den Unterschied nicht so genau. Für die passende Lernumgebung sorgten derweil ein paar wie Fuchswelpen über den Bildschirm tollende Wikinger.

Ich hatte ja irrigerweise angenommen, dass meine Angetraute – möge sie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel haben – ihre Beziehung zu dieser unerfreulichen Serie abgebrochen hatte, nachdem wir vor einigen Jahren gemeinsam die ersten paar Folgen der damals noch frischen und rotwangigen Serie in einer grausigen deutschen Synchronisation durchlitten hatten. Ich entsann mich vage eines Protagonisten, der zwar einigermaßen barbarisch dahergekommen war, dabei aber urban herumgenuschelt hatte wie Til Schweiger. Auch robbte er gerne mit seinen SpielkameradInnen durch Matsch oder Blut – beides voneinander zu unterscheiden fiel schwer, weil die sehr eingechränkte Farbpalette der Serie sich lediglich von Hellgrau bis Taubenblau erstreckt –, zeigte sich aber gleichzeitig als einziger in seinem Rudel melancholischer Traditionalisten offen für neue Technik wie das Dosentelefon o.ä. Dieser Kontrast hatte damals bei uns für ein gewisses Unbehagen gesorgt, weil die dialektische Spannung aus wild-romantischem Naturburschen und weltoffenem Bohèmien einfach nach einem Vorwand roch, ein paar doofe Hipsterfrisuren spazieren zu tragen. Und so war diese Serie, nachdem wir alle Formen von Undercuts und Man Buns gesichtet hatten, friedlich unserem Horizont entschwebt... leider nur vorerst.

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Zugegeben: Blau können sie bei "Vikings".
Denn ich hatte die Rechnung ohne den Eigenwillen meiner Piratengattin gemacht, die sich nach langer Zeit wieder klammheimlich in die Arme der (mittlerweile rundum frisch synchronisierten und gänzlich ungeschweigerter) Serie begeben hatte. Und so lag ich nun da, wehrlos vom Virus, und was ich erlebte, kann ich nun nicht länger für mich behalten. Dabei habe ich es ehrlich versucht: Ich war bei einem Hypnosequacksalber, habe geharnischte Beschwerdebriefe an Kulturattachés geschrieben und was man sonst noch so tut, um sich Linderung zu verschaffen, wenn man nicht aus noch ein weiss. Aber es nützte alles nichts. Und so müssen die harschen Worte einfach raus: Das war ein ganz schön blödes Stück Fernsehen!

Wobei ich hier fairerweise noch einmal betonen muss, dass ich nach einigen wenigen fiebervernebelten Tagen vor der Glotze kaum belastbare Kenntnisse über diese Serie vorzuweisen habe. Ich wäre untröstlich, wenn sich die Vorsitzenden irgendeiner Sparkassen-Kulturstiftung angesichts meiner vollkommen unzureichend fundierten Zeilen die Haare rauften und riefen: „Ach Herrjeh, dieses offenbar durch und durch gräßliche Machwerk wollen wir keinesfalls mit einer unserer schönen Medaillen bedenken. Das sind wir allein schon den vorherigen Preisträgern – darunter nicht zuletzt Otto Wesendonck, Schöpfer der Plastik „Adamsapfel 78“ – schuldig. Kommt, lieber wollen wir die Medaille mitsamt dem schönen Preisgeld das Klo runterspülen!“ Das wäre nun wirklich eine bedenkliche Überreaktion auf ein paar launische Zeilen eines der Materie weitgehend Unkundigen. Ich würde keinen Moment zögern in die Kanalisation hinabzusteigen, um Orden und Preisgeld zu bergen und grob gereinigt allen an der Produktion beteilgten Models, Mimen, Perückenmachern und Zielgruppenvermesserinnen auszuhändigen, denn ich gönne ihnen von Herzen jede Anerkennung, auch wenn ihr Produkt kloakige Rattenkacke sein mag.

Doch was stimmt mit dieser Produktion des History Channels nicht? Ich beklage nicht die ahistorische und sardinendichte Zusammenpferchung mythischer und historischer Ereignisse und Personen aus mehreren Jahrhunderten auf kleinem Raum. Das soll man meinetwegen guten Gewissens so machen. Denn die Wikinger wie Karolinger sind längst tot und Historie selbst hat weder ein Schmerzempfinden noch eine eigene Würde; es kommt also niemand zu Schaden, wenn die Möglichkeit zu einer spannenden und sinnvollen Geschichte durch Verzicht auf historische Passgenauigkeit erkauft wird.
Auf einem ganz anderen Blatt steht allerdings schon die betont lieblose und geradezu aggressiv-bescheuerte Ausstattung. Ich kenne mich nicht unbedingt gut in der materiellen Kultur der frühmittelalterlichen Menschen zwischen Fjord und Danelag aus, aber ich erkenne durchaus: peinliches drittklassiges Mittelalterkirmesmerchandise; ohne Sinn und Verstand zusammengetackerte Rüstungen; Militaria aus der Renaissance; barocke Inneneinrichtung; Fallen aus dem D&D-Dungeonmaster-Handbuch; und sehr schlechtsitzende Perücken. Obendrein sind offenbar alle Figuren bestrebt, möglichst dysfunktional bekleidet zu sein. In zahlreichen Einstellungen laufen die einen über und über mit Fellen zugekleistert herum, während ihre Kompagnons oben ohne ihr Tagwerk verrichten. Wie soll ich mich als Zuschauer in diese Szenen einfühlen? Ist es dort bullenheiß oder irre frostig? Nasskalt mit partiellem Föhnwind? Aber das Wetter scheint sowieso allen am Arsch vorbeizugehen. Selbst im wildesten Schneesturm setzt niemand eine Mütze auf. So kann ich doch vom gemütlichen Sofa aus die angedeutetn Strapatzen nicht nachvollziehen! „Ei, sicher ist es dort recht frisch. Bestimmt wird der Held jetzt nach Hause gehen und sich eine Tasse Fixbutte aufkochen, dann ist alles wieder gut“, denke ich mir stattdessen nur gleichgültig. Dabei kennt doch jedeR das kleine Einmaleins der wirkungsvollen Inszenierung klirrender Kälte: 1. Im Schnee taumeln und dabei immer wieder auf die Fresse fliegen. 2. Finger und/oder Zehen verlieren; Lippen aufreißen lassen. 3. In ein TaunTaun kriechen. Und schließlich 4. immer (!) eine Mütze auf’n Kopp setzen.
Diese sinnvollen Grundregeln sind der Serie aber egal. Wie überhaupt auf Nachvollziehbarkeit und Plausibilität geschissen wird. Allein schon wie man miteinander redet! Inhaltlich ist das meiste ohnehin sinnloser Bullshit, was dadurch zu kompensieren versucht wird, dass jeder einzelne Satz formal maximal bedeutungsschwanger* daherkommt. Niemand sagt hier „Pack ma‘ mit an!“, um auszudrücken, dass jemand ma‘ mit anpacken soll. Stattdessen raunt man einander Dinge zu wie: „Ich brauche Dich jetzt. Mehr denn je.“ Auch schön: Ein während eines Techtelmechtel gehauchtes „Du kannst mich haben, aber eines Tages werde ich Dich töten.“ Mir fällt nicht eine Situation ein, in der echte Menschen – mögen sie nun der staubigen Vergangenheit, der nimmermüde dahinfließenden Gegenwart oder der geheimnisvollen Zukunft entstammen – so etwas sagen könnten, ohne dabei in schallendes Gelächter auszubrechen.**
Gelacht wird in dieser Serie aber sehr wenig. Es sei denn, man will das Signaturegrinsen unseres menschlichen Hauptbezugspunktes Ragnar Lowbottom (?) entsprechend interpretieren. Dieser Typ guckt immer gleich. Und nie weiss man, was dieses Gesicht zu bedeuten hat. Verspottet er uns? Kennt er irgendwelche verborgenen Wahrheiten? Imitiert er Mr. Burns? Nichts davon passt, weil er I-M-M-E-R so guckt, sogar wenn er mutterseelenalein auf ein paar Berge am Horizont glotzt oder sich in Ruhe eine Stulle schmiert.

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Mit Ausnahme vielleicht von diesem Herrn also lacht hier niemand. Dafür haben alle fortwährend erstaunlich uninteressanten Sex. Der kommt zum Beispiel zustande, wenn eine Dame außer Rand und Band ist, keifend mit Mobiliar um sich schmeißt und gar mit kindischem Gepatsche versucht, dem herbeieilenden Mann klarzumachen, wie wenig sie von ihm hält. Der Mann hat aber den Durchblick und weiss, dass sie das eigentlich gar nicht so meint und verpasst ihr einen machtvollen Zungenkuss, bei dem er sich recht ungalant bis tief in in ihre Speiseröhre vorarbeitet. Das erdet die Frau augenblicklich und die beiden können endlich die Matratze zum Glühen bringen. Kein Wunder, dass Sex in dieser Serie so eine freud- und humorlose Sache ist und dass alle rumlaufen wie fünf Tage Regenwetter.

Bestimmt habe ich irgendwas Sinn- und Gehaltvolles in "Vikings" übersehen. Aber so bin ich erstmal heilfroh, dass meine Rekonvaleszenz abgeschlossen ist und ich mich von ekelerregenden Ingweraufgüssen und einer lieblosen Standard Post2008-Serie ab- und wieder etwas erfreulicheren Dingen zuwenden kann.

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* Ich habe gerade äußerst trickreich das Attribut „schwanger“ gesteigert. Das hat Spaß gemacht.
** So (Sopranos) und so (Deadwood) hören sich nämlich Dialoge an, die gleichermaßen glaubwürdig wie der Erzählung dienlich sind.
 
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