Ich hab mir gerade wieder mal das unglaubliche Ain Soph Aur Album in voller Länge, auf Kopfhörern (gnädig den Nachbarn gegenüber), in Dunkelheit mit feinen japanischen Teespezialitäten geben. Mir scheint, dass der Ernst der Lage hier bisher nicht zur Gänze erkannt wurde. Wie könnte es sonst sein, dass dieser Thread schon seit nahezu drei Monaten völlig verstummt ist.
Nachdem ist zunächst beim ersten Reinhören noch irrte "iieehh! Was ist das denn?" und dann beim zweiten Nachhören bei einem "hupsala! Is ja doch irgendwie interessant. Da hol Dir mal die Platte ins Haus." zwischengelandet war, bin ich mittlerweile nach mehrfaches, innigen Genuss der Platte bei einem "Ej, Alter, das ist der Wahnsinn! Das ist Weltkulturerbe, aber hallo!" angekommen.
Es gibt ja im Moment durchaus einige beachtliche Releases im Black Metal-Bereich, aber für mein Dafürhalten weisen doch die Jungs und Mädels (yeah, eine Gitarristin!) von Hetroertzen doch einige Alleinstellungsmerkmale auf. Da wäre dieser genreuntypische brillante und sehr transparente Sound des Album. Besonders beachtlich finde ich da bei der feinstofflichen Analyse die beiden Gitarren hübsch divergiert durch ein altmodisches links-rechts Panning. Manchmal einfach fettig sich doppelnd, aber sehr häufig greifen die beiden Gitarren sehr speziell in- und gegeneinander, dass dabei ein ganz wunderbar psychotischer Effekt entsteht. Auch der unterschiedliche Klangcharakter der beiden Gitarren wirkt ungemein prickelnd. Der auf Anhieb etwas verstörende Gesang wachst mit jedem Hören und stellt sich auf's Album verteilt auch als recht variable heraus. Überhaupt besticht die Platte durch ihre sehr weit gestreckte Klang- und Atmosphärenpalette. Bei aller Liebe zur Monotomie, hier werden alle Register gezogen und das Album entwirft eine große Geschichte voller Höhenflüge und gemeiner Untiefen. Einen großen Teil dazu tragen auch die atmosphärisch dichten Vor- und Zwischenspiele bei. Machen wir uns nichts vor, im extremen Metal wurden und werden da ganz schlimme Geschmacksverbrechen von anerkanntesten Musikern begangen: peinlche Versuche über elektronische Musik, billigste Keyboard-Stümpereien und kritischigste Verunglimpfungen von Klassische Musik-Klischees gemeinster Sorte. Nicht so jedoch bei Hetroertzen. Hier werden keine geschmacksverunsicherten Lückenbüßer sinnentleert zwischen die Songs gepastet, nein, hier werden tragende Säulen des Gesamtalbum-Dramas gesetzt. Sie schaffen verstörende Ruhepole, die nicht nur Sprungbretter für den nächsten Song bieten, sondern in sich kleine von Spannung getragene Mini-Dramen bilden. Das breite Spektrum des Songmaterials entschlüsselt sich nun auch langsam in voller Blüte bei mir. Furioses Black Metal-Riffing trifft auch erhabene Doom-Momente voller Pathos. Die Kunst dabei niemals in Kitsch abzugleiten beherrschen Hetroertzen wie nur wenige. Wenn gegen Ende das große "The Luminous One" ertönt ... ick bin hin und weg. So schön. Herrlich.