Doch, auch ich bin Fan, und zwar seit ICON, als ich die Scheibe gehört und gekauft hatte, mussten umgehend die beiden Vorgängeralben her (LOST PARADISE kenne ich zwar, habe ich aber nicht ). Tja, SHADES OF GOD finde ich echt gut, man konnte anhand dieses Albums den Weg raushören, den die Band später mit ICON und DRACONIAN TIMES gehen würde. GOTHIC fand ich immer zu sehr Death-Metal, konnte ich mir nie so richtig anhören, hat aber ein paar hörbare Songs, aber für mich waren das auf lange Sicht die 3-4 Alben, welche die Band repräsentierten. Als dann ONE SECOND rauskam, war ich geschockt. Nicht irritiert, sondern geschockt. DAS sollten Paradise Lost sein? Dieser Möchtegern-Depeche-Mode-Verschnitt mit Sequencer-Gewaber und all dem fiepen und blubbern, nur noch düsterer und morbider als Depeche Mode es damals schon waren? Dazu muß ich sagen, ich mochte Depeche Mode damals so überhaupt nicht und komme gerade mal mit 4-6 Songs klar. Aber nachdem ich mir das Album mehrfach angehört hatte, kam ich doch damit klar und mag immer noch einen Großteil der Songs. Nur als dann HOST veröffentlicht wurde und sie immer stärker und offensichtlicher Depeche Mode II werden wollten, empfand ich das Album richtiggehend als Verrat und Anbiederung an neue Käuferschichten. Erst mit heftigem Krach und aggressivem Gesang in der Metalwelt Aufsehen erregen und dann, sobald sich Erfolg zeigte, eine Kehrtwende in Richtung Sythiesound, Gel in den Haaren, Dandy mit Anzug statt Lederhose und Kutte vollziehen? Aber man hatte ja Hoffnung und so holte ich mir auch den Nachfolger BELIEVE IN NOTHING, welcher auch in die Kerbe des Vorgängers schlug und dabei noch poppiger klang. WTF, wollt ihr mich verarschen? OK, bin ja blöder Fan und kaufe auch noch SYMBOL OF LIFE und PARADISE LOST, die beide nicht Fisch und nicht Fleisch waren, zwar nicht ganz so übel wie die 2 Vorgänger, und mit mehr Songs, die ich mir gerne angehört hatte, aber erst mit IN REQUIEM fanden sie zurück in die Spur, FAITH UNITES US und TRAGIC IDOL sind wieder die Paradise Lost, diem ich persönlich hören möchte. Und wenn man sich die Interviews der letzten Zeit mit Greg und Adrian durchgelesen hat, geht das neue Material auch wieder in die harte und heftige Ecke. Bin schon gespannt.
Allerdings geht es mir bei Paradise Lost so ähnlich wie mit Rob Halford und Bruce Dickinson. Wie ehrlich ist deren Rückkehr zu den harten Klängen und wieviel einfach Kalkulation aufgrund ausgebliebenen Erfolges? Ich glaube kaum, daß alle 3 Parteien je zum Metal zurückgefunden hätten, wären sie mit ihrem Industrial-, Alternativ- sowie Synthie-Sound so erfolgreich geworden wie sie es sich erhofft hatten. Da wurde aber nichts draus, wie die Geschichte gezeigt hat, und so mussten sie sich wieder dahin zurück begeben, wo sie ja eigentlich nicht wieder hin wollten. Zum Metal, der ja tot war, der keine neuen Innovationen und Weiterentwicklung bot. Und doch die Kasse füllt, da wir Fans treuer sind als jedes Eventpublikum. Und doch hat es auch Dickinson und Halford geschadet, denn nur weil es jetzt 10 Jahre und mehr her ist, vergessen ist das nicht, egal wie sehr sie sich winden und neue Erklärungen suchen.
Ich denke mal, Paradise Lost hätten gerne einen ähnlichen Schritt getan bzw. wollten auch den Weg von Anathema gehen. Aber ich kann mit großen Teilen der neueren Musik von Anathema nichts anfangen, ist mit zu sutje, zu entspannt und auf ein anderes Publikum ausgerichtet als auf meine Hörgewohnheiten. Von daher komme ich mit der Rückbesinnung (wenn wohl nicht ganz freiwillig) von Paradise Lost zu den harten Klängen gut klar.