TragicIdol
Till Deaf Do Us Part
Dann hier mal verspätet meine 5 Cent:
Mittwoch:
Wie auch schon im Vorjahr bin ich schon Mittwochs nach Tilburg gereist und habe gleich das alljährliche Roadburn Hard Rock Hideout als Warm-Up mitgenommen, welches dieses Jahr allerdings etwas schwächer besetzt war, als das im Vorjahr mit Bang, The Skull und Jucifer. Den Anfang machten Atala, die soliden Stoner/Sludge Metal präsentierten, ohne aber groß herauszustechen. Als Auftakt okay, aber mit Luft nach Oben. Distillator im Anschluss konnten dann durchaus überraschen. Ich bin ja eigentlich weniger ein Fan von den meisten Retro-Thrash-Bands und bei Distillator war wirklich alles auf 80er getrimmt. Schlechte Vorraussetzungen also erstmal, allerdings fand ich deren Spielfreude so dermaßen ansteckend und die hatten durchaus auch bessere Songs im Repertoire als viele ihrer Kollegen. Von daher: Daumen hoch! Der rumpelnde Metal von Heretic war zwar sympathisch, lief sich aber nach ein Paar Songs tot. Da ich sowieso von der längeren Anreise noch etwas geschlaucht und müde war, habe ich mich dann schon vorzeitig zurück zum Campingplatz begeben und mich pennen gelegt.
Donnerstag:
In den ersten regulären Festivaltag startete ich mit traditonellem Doom, genauer gesagt mit Wretch - beziehungsweise nur mit deren ersten 20 Minuten, denn es warteten ja schon Crippled Black Phoenix auf der Main Stage. Die hatten es allerdings in sich, die einzige Überraschung für mich war nur, wie sabbathig das Material klang. Im Vorfeld bin ich nicht mehr dazu gekommen, da reinzuhören und mit der Vorgängerband The Gates Of Slumber kenne ich mich auch nich wirklich aus, aber ich hätte hier irgendwie mehr Manowar-Pathos erwartet, aber gut, ich habe jetzt weniger ein Problem damit. Wie dem auch sei, danach stand mit Crippled Black Phoenix auch schon die erste Band auf der Bühne, der ich vorab schon groß entgegenfieberte. Bisher sah ich Crippled Black Phoenix ja nur mit Sets von über zwei Stunden, daher erwartete ich schon setlisttechnisch keine großen Überraschungen. Der Schwerpunkt lag dann auch auf dem guten letzten Album "Bronze", aber immerhin schön, dass "Song For The Loved" von der Setlist der letzten Tour drinbleiben durfte! Das Fehlen von "Burnt Reynolds" war etwas verblüffend, aber gut, durch die Absperrung hätte Justin Greaves sowieso kein großes Bad in der Menge nehmen können, so wie es sonst bei dem Song üblich ist. Ansonsten war alles souverän, wie auch schon auf der Tour im Winter war das Zusammenspiel tight und der Sound war glasklar. Erwartungen erfüllt!
Im Green Room wartete im Anschluss die Überraschung des Festivals auf mich: Alaric. Vorweg: ich kenne und besitze deren letztes Album "End Of Mirrors", aber dass mir deren Gig so dermaßen abholt, hätte ich mir im Leben nicht erträumt. Der Hauptgrund dafür war Sänger Shane Baker, dessen Bühnenpräsenz perfekt war. In den post-punkigeren, ruhigeren Nummern wirkte dieser kühl und fast schon apathisch, in den wenigen Ausbrüchen wie dem "End Of Mirrors"-Titeltrack dafür eher wie ein verrückter Prediger. Dazu passten die unterkühlte Bühnenbeleuchtung und die schwarz-weißen Projektionen auf der Leinwand im Hintergrund perfekt und somit jagten mir Alaric einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, bis der Auftritt mit "Angel" seinen Schluss- und Höhepunkt fand!
Gefesselt von Alaric schaute ich dann deren Auftritt zu Ende, was zur Folge hatte, dass ich die ersten Paar Minuten von SubRosa verpasste. Im Het Patronaat lieferten Letztere ja vor zwei Jahren einen der stärksten Gigs des damaligen Festivals ab, schwächelten aber letztes Jahr bei ihrem Tourhalt in München. Die Komplettperformance des letzten Albums "For This We Fought The Battle Of Ages" konnte aber glücklicherweise formtetchnisch an den 2015er Auftritt anknüpfen. Auch schön zu sehen wie problemlos die Band die Große Bühne im 013 ausfüllt, normalerweise spielten die ja bisher immer auf kleineren Stages. Naja und "For This We Fought The Battle Of Ages" an sich ist einfach ein unglaublich rundes Album bei dem die Performance am Stück durchaus Sinn macht. Zumal sie ja dadurch auch zwangsweise den Übersong "Troubled Cells" spielen mussten, der auf Tour leider noch in der Setlist fehlte. Was für ein toller Abschluss, auch wenn das Saxofon in dem Track live weggelassen wurde.
Die Umbaupause mit Essensaufnahme genutzt, waren als nächstes Wolves In The Throne Room an der Reihe. Endlich, müsste man sagen, nachdem die letzten Europashows der Band 2012 gespielt wurden. Auch für mich war es die Premiere - und ich wurde sofort vom eröffnenden Doppel "Dea Artio"/"Vastness and Sorrow" gefangen genommen. "I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots" ist im Übrigen einer der größten Songs mit denen man einen Auftritt abschließen kann - so unfassbar melancholisch und doch triumphal-episch. Nach diesem Musikalischen Ausflug in das Kaskadengebirge stolperte ich erstmal wieder in den Green Room, wo ich allerdings feststellen musste, dass Esben And The Witch nicht so recht im "zwischendrin mal vorbeischauen" funktionieren, gerade auch wenn die Band sich auch auf die eher post-rockig ausladenden Stücke des letzten Albums konzentriert. Schade, wobei man der Band natürlich keinen Vorwurf machen kann, gerade Sängerin Rachel Davies war gewohnt brilliant.
Was Coven und den großen Rummel um ihre erste Europa-Performance angig war ich ja eher etwas nörgelig und skeptisch gestimmt. Soviel sei schon mal gesagt: ich wurde positiv überrascht. Auch wenn erstmal dumm kichern musste, als nach dem der Vorhang fiel auf einmal ein Sarg auf der ansonsten leeren Bühne stand. Man konnte es zwar wohl erwarten, aber in diesem Moment hatte es einfach etwas unglaublich skuriles. Im Anschluss wurden Auszüge aus der satanischen Messe am Ende der "Witchcraft" gebracht, bevor Frau Dawson aus ihrem Sarg entstieg und ein Gig folgte, der beste Unterhaltung war, wenn auch nicht unbedingt böse und bedrohlich. Kostprobe? Nun gut, Jinx Dawson kündigt nach dem dritten Song an, einen alten Freund auf die Bühne zu holen und kommt mit einem Totenkopf zurück. Daraufhin die göttliche Ansage: "This is skull. Say hello skull! *fiese lach* Wobei natürlich auch auf besagter "Witchcraft" coole Nummern drauf sind, wie "White Witch Of Rose Hall" und "Coven In Charing Cross" und man durchaus Respekt davor haben sollte, wie gut sich Jinx Dawson gehalten hat. Letztendlich lockten dälek dann doch zu sehr, weswegen ich mir Coven nicht komplett angeschaut habe, das wird aber am Muskelrock nachgeholt.
dälek wirkten optisch am Roadburn wie kompletter Fremdkörper, da eben doch eindeutig im Hip-Hop verwurzelt. Allerdings wurzelte deren Hip-Hop auf lärmige, brutale Soundwände, welche auch mich ergriffen. Da wurde sogar ich als tendenziell eher Hip-Hop-Verweigerer gefangen genommen. Ganz toll! Für die Neugier auf dälek nahm ich es sogar in Kauf, große Teile des Auftrittes meiner Lieblingshipster () von Deafheaven zu verpassen, aber immerhin erlebte ich noch das Cover von Mogwais "Cody", welches auch schon auf der ersten Deafheaven-EP vertreten war und eine coole Überraschung darstellte, sowie die beiden Sunbather-Großtaten "Dream House" und den Titeltrack. Den einzigen Kritikpunkt zu Deafheaven habe ich hinsichtlich des Auftreten des Sängers George Clarkes: auch wenn Theatralik bei dem ja schon immer eine große Rolle gespielt hat, inzwischen wirkt das mehr wie ein Möchtegern-Dirigieren der restlichen Band und demnach arrogant. Ich scheine in der Hinsicht auch nicht der einzige zu sein, der das so empfindet.
Nach Deafheaven stolperte ich in den Green Room, in dem mir Scissorfight diverse Fragezeichen auf die Augen zauberten. Der Bandname an sich, ein Backdrop mit dickem Auto, ein Sänger der in Sachen Bühnenpräsenz wie ein Rapper wirkte, Cowboyhüte und die stumpfsten Riffs, die ich im Stoner Rock bisher erlebte. Ich habe keine Ahnung ob ich das jetzt abfeiern oder schlimm finden soll. Zumindes blieb es in Erinnerung. Mit Bongzilla endete der Tag dann mit der einzigen Flop-Band des Festivals. In meinen Augen einfallslose Riffs und eher eintöniges Songwriting treffen auf völlige Überreizung jeglicher Kiffer-Klischees. Letzteres ist immerhin kurzzeitig noch witzig, nutzt sich aber ab. Ansonsten gab mir das überhaupt nichts - und ich habe vor dem Auftrtitt sogar noch was geraucht. Naja, ist jetzt aber auch weniger schlimm, denn der Tag bot ja schon genug Highlights. Von daher ging es zufrieden zurück zum Campingplatz!
Freitag:
Als ich vor dem Het Patronaat ankam um Schammasch zu sehen, war mir die Schlange schon zu lang. Daher startete ich gleich mit meinem absoluten Tageshighlight in den Freitag, nämlich Magma! Im ersten Teil der Show wurden Auszüge der "Theusz Hamthaak"-Trilogie zum Besten gegeben, im zweiten Teil folgte eine Komplettperformance ihres Klassikeralbums "Mëkanïk Dëstruktïẁ Kömmandöh". Schon von Beginn an entwickelte der Aufritt einen unfassbaren Sog, Christian Vander bearbeitete sein Drumkit wie ein Irrer, sowohl der Gitarrist, als auch der Basser, die beide Vander flankierten, wirkten wie in einem Rausch und die Vocals des Sängers und der beiden Sängerinnen, gesungen in Kobaïa, der eigenen Sprache der Band, funktionierten mehr wie ein weiteres Instrument, als dass sie im Vordergrund standen. Alles war zudem im Fluss, Ansagen gab es nur in der Pause zwischen beiden Teilen. "M. D. K." wurde größtenteils wie auf Platte dargegeben, allerdings hatte ich das Gefühl, dass die ein oder andere Gesangslinie abgeändert wurde und zudem wurde gegen Ende der Part kurz vor dem großen choralen Finale ausgewälzt, mit anrufenden, zusätzlichen Vocals von Vander. Ich musste das alles danach ersteinmal sacken lassen und verarbeiten, auf jeden Fall steht fest: viele ("okkulte") Bands schleppen allerhand Kerzen und Gedöns auf die Bühne um den Auftritt wie ein "Ritual" wirken zu lassen, Magma allerdings schaffen es auch ohne das alles leichtfertig!
Nach kurzer Pause standen als nächstes Oathbreaker auf dem Plan, die wie Magma auf der Main Stage spielten und welche ich irgendwie crustiger/hardcore-lastiger in Erinnerung hatte. Das Material hier klang aber fast schon mehr nach Deafheaven - und wusste zu gefallen. Guter Gig!
Von der Main Stage kam ich auch im Anschluss nicht weg, diese wurde nämlich danach von Chelsea Wolfe beehrt. Ich wollte die Frau ja schon lange live sehen, die Tourdaten in letzter Zeit ließen dies aber leider nicht zu, um so schöner, dass es jetzt am Roadburn geklappt hat. Und ich wurde nicht enttäuscht. Größtenteils in schwarz gekleidet und sich schwerfällig bewegend, strahlte die Dame eine unglaublich finstere Präsenz aus. Dazu gab es viel vom großartigen aktuellen Album "Abyss" und spätestens bei "Simple Death" hatte ich Gänsehaut am ganzen Körper. Einzig das starke Vernachlässigen der "Apokalypsis" hat mich verwundert (wenn ich mich recht erinnere gab es nur "Pale On Pale"), hätte schon gerne einmal beispielsweise "Demons" gehört, aber gut, man kann halt nicht alles haben.
Die Subdued-Performance von SubRosa im Het Patronaat nach Chelsea Wolfe hatte ich eigentlich schon abgeschrieben. Allerdings war die Schlange danach nicht vorhanden und so nutzte ich die Gelegenheit. Der halbakustische Auftritt, bei dem die Bandmitglieder auf dem Boden der Stage saßen, wurde aber zu einer etwas zwiespältigen Sache in meinen Augen, da die Musik SubRosas ziemlich von den Laut/Leise-Kontrasten lebt und diese dadurch einfach fehlten. Zumindest hätte ich an sich selten gespielte Songs wie "Whippoorwill", "Borrowed Time, Borrowed Eyes" oder "Cosey Mo" lieber in der Orignalversion gehört. Mit einer ganz tollen Fast-A-Cappella-Darbietung eines Traditionals (es wurde nur durch dezente Percussion begleitet) und "No Safe Harbor" endete das ganze dann aber trotzdem für mich versöhnlich.
Über Amenra, die im Anschluss dran waren, kann man eigentlich das gleiche sagen, wie auch schon zum (nicht-akustischen) Auftritt im letzten Jahr. Monolitisch wie gewohnt, auch die Visualisierung war ähnlich. Zumindest wurde die Setlist etwas überarbeitet (über "A Mon Âme" freute ich mich beispielsweise sehr) und Scott Kellys und John Baizleys Gastauftritte von Scott Kelly und John Baizley bei "Nowena|9.0" waren coole Überraschung und gleichzeitig mein Höhepunkt der Amenra-Show.
Mit John Baizley ging es dann auch weiter im Text, allerdings diesmal mit seiner Hauptband Baroness. Zum Einstieg gab es offenbar älteres Material, zu dem ich auf Grund von fehlenden Diskografiekenntnissen nicht viel sagen kann. Zu meiner Überraschung wurden allerdings die "Yellow & Green"-Nummern wie beispielsweise "Little Thing" oder "March To The Sea" (bei denen ich dann auch im Bilde war) fast noch mehr abgefeiert. Aber so oder so, die Performance war saustark, die gesamte Band war sehr aktiv und motiviert bei der Sache und hat mich voll mitgerissen. Nachdem der Gig mit "Take My Bones Away" beendet war, bereute ich es keine Sekunde, nicht zu Zeal & Ardor (die nebenan im Het Patronaat spielten und mit deren Merch in den Tagen darauf das halbe Festival herumlief) gegangen zu sein. So geht Headliner. Als Tagesausklang gab es dann noch das Roky-Erickson-Tributset von Harsh Toke, welches mir viel Freude bereitete und wohl der letzte Arschtritt war, um mich jetzt endlich mehr mit Rokys Schaffen auseinanderzusetzen.
Mittwoch:
Wie auch schon im Vorjahr bin ich schon Mittwochs nach Tilburg gereist und habe gleich das alljährliche Roadburn Hard Rock Hideout als Warm-Up mitgenommen, welches dieses Jahr allerdings etwas schwächer besetzt war, als das im Vorjahr mit Bang, The Skull und Jucifer. Den Anfang machten Atala, die soliden Stoner/Sludge Metal präsentierten, ohne aber groß herauszustechen. Als Auftakt okay, aber mit Luft nach Oben. Distillator im Anschluss konnten dann durchaus überraschen. Ich bin ja eigentlich weniger ein Fan von den meisten Retro-Thrash-Bands und bei Distillator war wirklich alles auf 80er getrimmt. Schlechte Vorraussetzungen also erstmal, allerdings fand ich deren Spielfreude so dermaßen ansteckend und die hatten durchaus auch bessere Songs im Repertoire als viele ihrer Kollegen. Von daher: Daumen hoch! Der rumpelnde Metal von Heretic war zwar sympathisch, lief sich aber nach ein Paar Songs tot. Da ich sowieso von der längeren Anreise noch etwas geschlaucht und müde war, habe ich mich dann schon vorzeitig zurück zum Campingplatz begeben und mich pennen gelegt.
Donnerstag:
In den ersten regulären Festivaltag startete ich mit traditonellem Doom, genauer gesagt mit Wretch - beziehungsweise nur mit deren ersten 20 Minuten, denn es warteten ja schon Crippled Black Phoenix auf der Main Stage. Die hatten es allerdings in sich, die einzige Überraschung für mich war nur, wie sabbathig das Material klang. Im Vorfeld bin ich nicht mehr dazu gekommen, da reinzuhören und mit der Vorgängerband The Gates Of Slumber kenne ich mich auch nich wirklich aus, aber ich hätte hier irgendwie mehr Manowar-Pathos erwartet, aber gut, ich habe jetzt weniger ein Problem damit. Wie dem auch sei, danach stand mit Crippled Black Phoenix auch schon die erste Band auf der Bühne, der ich vorab schon groß entgegenfieberte. Bisher sah ich Crippled Black Phoenix ja nur mit Sets von über zwei Stunden, daher erwartete ich schon setlisttechnisch keine großen Überraschungen. Der Schwerpunkt lag dann auch auf dem guten letzten Album "Bronze", aber immerhin schön, dass "Song For The Loved" von der Setlist der letzten Tour drinbleiben durfte! Das Fehlen von "Burnt Reynolds" war etwas verblüffend, aber gut, durch die Absperrung hätte Justin Greaves sowieso kein großes Bad in der Menge nehmen können, so wie es sonst bei dem Song üblich ist. Ansonsten war alles souverän, wie auch schon auf der Tour im Winter war das Zusammenspiel tight und der Sound war glasklar. Erwartungen erfüllt!
Im Green Room wartete im Anschluss die Überraschung des Festivals auf mich: Alaric. Vorweg: ich kenne und besitze deren letztes Album "End Of Mirrors", aber dass mir deren Gig so dermaßen abholt, hätte ich mir im Leben nicht erträumt. Der Hauptgrund dafür war Sänger Shane Baker, dessen Bühnenpräsenz perfekt war. In den post-punkigeren, ruhigeren Nummern wirkte dieser kühl und fast schon apathisch, in den wenigen Ausbrüchen wie dem "End Of Mirrors"-Titeltrack dafür eher wie ein verrückter Prediger. Dazu passten die unterkühlte Bühnenbeleuchtung und die schwarz-weißen Projektionen auf der Leinwand im Hintergrund perfekt und somit jagten mir Alaric einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, bis der Auftritt mit "Angel" seinen Schluss- und Höhepunkt fand!
Gefesselt von Alaric schaute ich dann deren Auftritt zu Ende, was zur Folge hatte, dass ich die ersten Paar Minuten von SubRosa verpasste. Im Het Patronaat lieferten Letztere ja vor zwei Jahren einen der stärksten Gigs des damaligen Festivals ab, schwächelten aber letztes Jahr bei ihrem Tourhalt in München. Die Komplettperformance des letzten Albums "For This We Fought The Battle Of Ages" konnte aber glücklicherweise formtetchnisch an den 2015er Auftritt anknüpfen. Auch schön zu sehen wie problemlos die Band die Große Bühne im 013 ausfüllt, normalerweise spielten die ja bisher immer auf kleineren Stages. Naja und "For This We Fought The Battle Of Ages" an sich ist einfach ein unglaublich rundes Album bei dem die Performance am Stück durchaus Sinn macht. Zumal sie ja dadurch auch zwangsweise den Übersong "Troubled Cells" spielen mussten, der auf Tour leider noch in der Setlist fehlte. Was für ein toller Abschluss, auch wenn das Saxofon in dem Track live weggelassen wurde.
Die Umbaupause mit Essensaufnahme genutzt, waren als nächstes Wolves In The Throne Room an der Reihe. Endlich, müsste man sagen, nachdem die letzten Europashows der Band 2012 gespielt wurden. Auch für mich war es die Premiere - und ich wurde sofort vom eröffnenden Doppel "Dea Artio"/"Vastness and Sorrow" gefangen genommen. "I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots" ist im Übrigen einer der größten Songs mit denen man einen Auftritt abschließen kann - so unfassbar melancholisch und doch triumphal-episch. Nach diesem Musikalischen Ausflug in das Kaskadengebirge stolperte ich erstmal wieder in den Green Room, wo ich allerdings feststellen musste, dass Esben And The Witch nicht so recht im "zwischendrin mal vorbeischauen" funktionieren, gerade auch wenn die Band sich auch auf die eher post-rockig ausladenden Stücke des letzten Albums konzentriert. Schade, wobei man der Band natürlich keinen Vorwurf machen kann, gerade Sängerin Rachel Davies war gewohnt brilliant.
Was Coven und den großen Rummel um ihre erste Europa-Performance angig war ich ja eher etwas nörgelig und skeptisch gestimmt. Soviel sei schon mal gesagt: ich wurde positiv überrascht. Auch wenn erstmal dumm kichern musste, als nach dem der Vorhang fiel auf einmal ein Sarg auf der ansonsten leeren Bühne stand. Man konnte es zwar wohl erwarten, aber in diesem Moment hatte es einfach etwas unglaublich skuriles. Im Anschluss wurden Auszüge aus der satanischen Messe am Ende der "Witchcraft" gebracht, bevor Frau Dawson aus ihrem Sarg entstieg und ein Gig folgte, der beste Unterhaltung war, wenn auch nicht unbedingt böse und bedrohlich. Kostprobe? Nun gut, Jinx Dawson kündigt nach dem dritten Song an, einen alten Freund auf die Bühne zu holen und kommt mit einem Totenkopf zurück. Daraufhin die göttliche Ansage: "This is skull. Say hello skull! *fiese lach* Wobei natürlich auch auf besagter "Witchcraft" coole Nummern drauf sind, wie "White Witch Of Rose Hall" und "Coven In Charing Cross" und man durchaus Respekt davor haben sollte, wie gut sich Jinx Dawson gehalten hat. Letztendlich lockten dälek dann doch zu sehr, weswegen ich mir Coven nicht komplett angeschaut habe, das wird aber am Muskelrock nachgeholt.
dälek wirkten optisch am Roadburn wie kompletter Fremdkörper, da eben doch eindeutig im Hip-Hop verwurzelt. Allerdings wurzelte deren Hip-Hop auf lärmige, brutale Soundwände, welche auch mich ergriffen. Da wurde sogar ich als tendenziell eher Hip-Hop-Verweigerer gefangen genommen. Ganz toll! Für die Neugier auf dälek nahm ich es sogar in Kauf, große Teile des Auftrittes meiner Lieblingshipster () von Deafheaven zu verpassen, aber immerhin erlebte ich noch das Cover von Mogwais "Cody", welches auch schon auf der ersten Deafheaven-EP vertreten war und eine coole Überraschung darstellte, sowie die beiden Sunbather-Großtaten "Dream House" und den Titeltrack. Den einzigen Kritikpunkt zu Deafheaven habe ich hinsichtlich des Auftreten des Sängers George Clarkes: auch wenn Theatralik bei dem ja schon immer eine große Rolle gespielt hat, inzwischen wirkt das mehr wie ein Möchtegern-Dirigieren der restlichen Band und demnach arrogant. Ich scheine in der Hinsicht auch nicht der einzige zu sein, der das so empfindet.
Nach Deafheaven stolperte ich in den Green Room, in dem mir Scissorfight diverse Fragezeichen auf die Augen zauberten. Der Bandname an sich, ein Backdrop mit dickem Auto, ein Sänger der in Sachen Bühnenpräsenz wie ein Rapper wirkte, Cowboyhüte und die stumpfsten Riffs, die ich im Stoner Rock bisher erlebte. Ich habe keine Ahnung ob ich das jetzt abfeiern oder schlimm finden soll. Zumindes blieb es in Erinnerung. Mit Bongzilla endete der Tag dann mit der einzigen Flop-Band des Festivals. In meinen Augen einfallslose Riffs und eher eintöniges Songwriting treffen auf völlige Überreizung jeglicher Kiffer-Klischees. Letzteres ist immerhin kurzzeitig noch witzig, nutzt sich aber ab. Ansonsten gab mir das überhaupt nichts - und ich habe vor dem Auftrtitt sogar noch was geraucht. Naja, ist jetzt aber auch weniger schlimm, denn der Tag bot ja schon genug Highlights. Von daher ging es zufrieden zurück zum Campingplatz!
Freitag:
Als ich vor dem Het Patronaat ankam um Schammasch zu sehen, war mir die Schlange schon zu lang. Daher startete ich gleich mit meinem absoluten Tageshighlight in den Freitag, nämlich Magma! Im ersten Teil der Show wurden Auszüge der "Theusz Hamthaak"-Trilogie zum Besten gegeben, im zweiten Teil folgte eine Komplettperformance ihres Klassikeralbums "Mëkanïk Dëstruktïẁ Kömmandöh". Schon von Beginn an entwickelte der Aufritt einen unfassbaren Sog, Christian Vander bearbeitete sein Drumkit wie ein Irrer, sowohl der Gitarrist, als auch der Basser, die beide Vander flankierten, wirkten wie in einem Rausch und die Vocals des Sängers und der beiden Sängerinnen, gesungen in Kobaïa, der eigenen Sprache der Band, funktionierten mehr wie ein weiteres Instrument, als dass sie im Vordergrund standen. Alles war zudem im Fluss, Ansagen gab es nur in der Pause zwischen beiden Teilen. "M. D. K." wurde größtenteils wie auf Platte dargegeben, allerdings hatte ich das Gefühl, dass die ein oder andere Gesangslinie abgeändert wurde und zudem wurde gegen Ende der Part kurz vor dem großen choralen Finale ausgewälzt, mit anrufenden, zusätzlichen Vocals von Vander. Ich musste das alles danach ersteinmal sacken lassen und verarbeiten, auf jeden Fall steht fest: viele ("okkulte") Bands schleppen allerhand Kerzen und Gedöns auf die Bühne um den Auftritt wie ein "Ritual" wirken zu lassen, Magma allerdings schaffen es auch ohne das alles leichtfertig!
Nach kurzer Pause standen als nächstes Oathbreaker auf dem Plan, die wie Magma auf der Main Stage spielten und welche ich irgendwie crustiger/hardcore-lastiger in Erinnerung hatte. Das Material hier klang aber fast schon mehr nach Deafheaven - und wusste zu gefallen. Guter Gig!
Von der Main Stage kam ich auch im Anschluss nicht weg, diese wurde nämlich danach von Chelsea Wolfe beehrt. Ich wollte die Frau ja schon lange live sehen, die Tourdaten in letzter Zeit ließen dies aber leider nicht zu, um so schöner, dass es jetzt am Roadburn geklappt hat. Und ich wurde nicht enttäuscht. Größtenteils in schwarz gekleidet und sich schwerfällig bewegend, strahlte die Dame eine unglaublich finstere Präsenz aus. Dazu gab es viel vom großartigen aktuellen Album "Abyss" und spätestens bei "Simple Death" hatte ich Gänsehaut am ganzen Körper. Einzig das starke Vernachlässigen der "Apokalypsis" hat mich verwundert (wenn ich mich recht erinnere gab es nur "Pale On Pale"), hätte schon gerne einmal beispielsweise "Demons" gehört, aber gut, man kann halt nicht alles haben.
Die Subdued-Performance von SubRosa im Het Patronaat nach Chelsea Wolfe hatte ich eigentlich schon abgeschrieben. Allerdings war die Schlange danach nicht vorhanden und so nutzte ich die Gelegenheit. Der halbakustische Auftritt, bei dem die Bandmitglieder auf dem Boden der Stage saßen, wurde aber zu einer etwas zwiespältigen Sache in meinen Augen, da die Musik SubRosas ziemlich von den Laut/Leise-Kontrasten lebt und diese dadurch einfach fehlten. Zumindest hätte ich an sich selten gespielte Songs wie "Whippoorwill", "Borrowed Time, Borrowed Eyes" oder "Cosey Mo" lieber in der Orignalversion gehört. Mit einer ganz tollen Fast-A-Cappella-Darbietung eines Traditionals (es wurde nur durch dezente Percussion begleitet) und "No Safe Harbor" endete das ganze dann aber trotzdem für mich versöhnlich.
Über Amenra, die im Anschluss dran waren, kann man eigentlich das gleiche sagen, wie auch schon zum (nicht-akustischen) Auftritt im letzten Jahr. Monolitisch wie gewohnt, auch die Visualisierung war ähnlich. Zumindest wurde die Setlist etwas überarbeitet (über "A Mon Âme" freute ich mich beispielsweise sehr) und Scott Kellys und John Baizleys Gastauftritte von Scott Kelly und John Baizley bei "Nowena|9.0" waren coole Überraschung und gleichzeitig mein Höhepunkt der Amenra-Show.
Mit John Baizley ging es dann auch weiter im Text, allerdings diesmal mit seiner Hauptband Baroness. Zum Einstieg gab es offenbar älteres Material, zu dem ich auf Grund von fehlenden Diskografiekenntnissen nicht viel sagen kann. Zu meiner Überraschung wurden allerdings die "Yellow & Green"-Nummern wie beispielsweise "Little Thing" oder "March To The Sea" (bei denen ich dann auch im Bilde war) fast noch mehr abgefeiert. Aber so oder so, die Performance war saustark, die gesamte Band war sehr aktiv und motiviert bei der Sache und hat mich voll mitgerissen. Nachdem der Gig mit "Take My Bones Away" beendet war, bereute ich es keine Sekunde, nicht zu Zeal & Ardor (die nebenan im Het Patronaat spielten und mit deren Merch in den Tagen darauf das halbe Festival herumlief) gegangen zu sein. So geht Headliner. Als Tagesausklang gab es dann noch das Roky-Erickson-Tributset von Harsh Toke, welches mir viel Freude bereitete und wohl der letzte Arschtritt war, um mich jetzt endlich mehr mit Rokys Schaffen auseinanderzusetzen.