Wie bitte?
Zu Savatage, bin ja froh dass hier mal ein paar kritische Stimmen zur Power kommen. Klar sind die ersten 2,5 Scheiben guter Power Metal, aber das überragende habe ich da bis heute nicht rausgehört. Erst ab dem Bergkönig sollte sich das in meinen Ohren ändern.
Es ist halt "in" in Metal-Kreisen, sich bei Bands, die in ihrer Karriere eine gewisse Entwicklung durchlaufen haben, gerne auf das absolute Frühwerk zu kaprizieren. Damit hebt man sich vom Mainstream ab. Man signalisiert Ahnung und eine gewisse Nähe zu den Wurzeln, wenn man z.B. "Sirens" höher schätzt als "Streets". Da die meisten damit aber nicht behaupten, das Debut sei objektiv besser (was immer das heissen sollte) als das von der Musikpresse belobigte "Hauptwerk", ist doch alles in Ordnung.
Is ja auch ganz cool, wenn man Zeuch bevorzugt, das eher den Eingeweihten etwas sagt. Bei Savatage bewertet man damit aber im Grunde die Rolle, die O´Neill für die Band gespielt hat. Man hat dann Sava I bis POTN, den Unfall FFTR und Sava II ab "Hall" und ganz besonders deutlich ab "Gutter Ballet". Allerdings sollte man dann auch so fair sein zuzugestehen, daß die Oliva-Brüder die Vermusicalisierung für eine ziemlich exzellente Idee gehalten haben und vor allem, daß die meisten Sava-Trademarks genau daher rühren, von der Mischung ihres rel. reinen Metal-Ansatzes aus der Frühzeit mit der Power-Theatralik, die dann dazu kam.
Ich selbst bin wieder mal der totale Freak innerhalb der Sava-Fanbase, weil ich das extrem gern übersehene "Wake Of Magellan" als den Kulminationspunkt ALLER ihrer Entwicklungsstufen sehe und es total abfeiere, wie geil sich hier Härte, Riffing, Komplexität und Melodiensligkeit mit einem Konzept verbinden, das
für mich auf "Gutter Ballet" und "Streets" noch an der Halbherzigkeit und prinzipiellen Unverbundenheit der Ansätze (entweder Rocker oder Schmalz) gekränkelt hatte.
Außerdem hat "Wake" die geilsten Vokalfugen-Kanons, sogar noch etwas besser als bei "Chance". Mir ist dagegen "Dead Winter Dead" ein Graus, das aber außerhalb der engeren Metal-Welt ziemlich gemocht wird, wie mir scheint, und das wohl der eigentliche Startpunkt fürs unselige TSO gewesen ist. Der Erfolg dieser Weihnachtswichse damals war das Schlimmste, das der Band passieren konnte. Aus Fansicht gesprochen.
Ich finde es prima, daß es so viele verschiedene Sichtweisen auf diese Band und ihr Oeuvre gibt. Ein recht sicheres Zeichen für Qualität, wenn fast jedes Album seine Fans und Fürsprecher hat.