Vorverkauf Tickets or die

Einen Punkt, den ich hier allerdings noch anbringen möchte. Im Oktober spielen z.B. in Obetraublich Vio-Lence, Xentrix, Whiplash und Artillery im Rahmen dieses Headbanger´s Ball Tour. Hätte mich da letzte Woche nicht ein Kumpel drauf angesprochen, ob wir gemeinsam hingehen, mir wäre das wohl durch die Lappen gegangen. Um den Kreis zu schließen: Ich hab mir eine Karte im Vorverkauf gekauft. Aber auch selbiges in Cham, wo letzte Woche Exodus und Heathen gespielt haben. Ich hab da im Vorfeld nix von mitbekommen. Ob das nun an der Fülle der Veranstaltungen liegt und man selbst zum Teil den Überblick verloren hat, oder ob tatsächlich weniger Werbung gemacht wird, kann ich nicht einschätzen. Schließe für mich aber Ersteres nicht aus.
 
Ohne mich, ich starte hier keine Ticketsammlung mehr für Sachen in Deutschland zwischen O und O.
Nur wenn etwas 100 pro stattfindet, ohne Maske und Test, 3 oder dann 4 Impfungen müssen reichen.
Ansonsten schaue ich in den Nachbarländern, keinen Nerv mehr auf die Geisterfahrer-Nummer hier.
 
Sehe ich ähnlich, hab bis Ende des Jahres noch 4 Veranstaltungen geplant, wovon 3 Wahrscheinlich in den Sternen stehen. VVK hole ich mir wenn dann nur kurzfristig (max 14 Tage vorher, bei digitalen Tickets bis 3Tage vorher) , das Geld sitzt nicht mehr ganz so locker und selber kann man auf Grund der zu erwartenden Verordnungen ab Oktober/ November eh nicht planen. Selbst bei Plattenkäufen bin ich sparsamer. Ich weiß noch nicht genau was Energiekostenmässig auf mich zukommt. Also beschränke ich mich lieber auf das was ich hab und wirklich planbar ist als auf Zukunftsgeschichten.
 
Es wird viele Faktoren geben.
Auf der einen Seite haben viele Fans noch Karten gesammelt, egal ob Mayhem, Benediction oder Rammstein und Guns N'Roses. Niemand hat die Woche Zeit für mehrere Konzerte. Allein schon vom Finanziellen her.

Der nächste Punkt ist das der Markt aktuell völlig übersätigt ist. Es gibt einfach zuviele Touren, Festivals und Konzerte.

Und was man auch nicht vergessen darf.
Nach fast 3 Jahren mit dem Corona Wahnsinn haben sich die Prioritäten bei vielen geändert. Ich sehe es bei ein Großteil meines Freundeskreis in Sachen Fußball. Vor Corona fast jedes Spiel zuhause und auch oft Auswärts unterwegs. Aktuell haben wir gar keine Lust mehr auf Fußball. Liegt sicherlich auch an der Kommerzialisierung die wir ablehnen aber Wandern, Radfahren, Motorrad fahren oder andere Freizeit Aktivitäten sind nun wichtiger.
Genauso wird es bei einigen Metal Fans sein. Ich habe mit mein Freunden in den letzten 12 Monaten 3 Konzerte besucht und in den letzten 3 Jahren maximal 6 CDs gekauft aber dafür 50 verkauft.

Ich denke es wird sich weiterhin vieles verändern. Und Clubs werden leider schließen und Bands auch aufhören weil das Hobby zu teuer wird

Familie, eine warme Wohnung und ein kleiner Urlaub ist wichtiger als ein Festival oder ein neues Tour Shirt
 
Durch coronabedingte Verschiebungen kam es durchaus auch schon zu Änderungen des Gesamtpakets, da wurden ursprüngliche Supportbands des Headliners mal eben gegen andere ausgetauscht, ist von der Planung her mit Sicherheit auch manchmal nicht anders möglich. Wird wahrscheinlich den Großteil nicht interessieren, aber abhängig von den eigenen Interessen durchaus ärgerlich in bestimmten Fällen.
 
Na dann bin ich ja beruhigt, nicht das die Aktionäre noch im Winter frieren müssen. Eventim kotz.

Ja, darf aber durchaus als Gradmesser gesehen werden. Ein Großteil der Ticketverkäufe im professionellen "ich möchte von der Band/Musik leben" Rahmen läuft eben über diesen Laden. Trotz der bereits vor Verschiebungen gekauften Tickets ist der Umsatz nochmals mehr als deutlich angestiegen.
 
Wenn ich unbedingt zu Veranstaltungen will und diese wahrscheinlich auch ausverkauft sein werden, kaufe ich mir in der Regel recht zügig Karten im Vorverkauf.
Es gibt aber auch Konzerte, bei denen ich mich erst 1-3 Wochen vorher entscheide. Manchmal kaufe ich mir dann noch Karten im Vorverkauf. Um flexibel zu sein, bevorzuge ich aber eher die Abendkasse. Ich bin beruflich und familiär sehr ausgelastet. Da kann spontan immer etwas dazwischen kommen.
Da ich gerne 'richtige' Tickets haben möchte, sind die Karten im Vorverkauf meistens auch nicht günstiger (Ticket+ Vorverkaufgebühr + Porto). Wenn die Konzerte dann ausfallen (dieses Jahr 3mal gehabt), setzt man dann am Ende noch 5-10 Euro zu. Deshalb kaufe ich lieber an der Abendkasse.
Viele Veranstalter beklagen sich über schlechte Vorverkaufszahlen. War das vor Corona wirklich anders? Auch da waren viele Konzerte eher schwach besucht.

Zum Thema Mantar:
Ich habe die Band vor ein paar Jahren hier oben bei uns in Flensburg gesehen. Ich glaube, dass war die Tour zum 2.ten Album. Damals waren auch maximal 100 Leute bei dem Konzert, eher weniger. Ist die Band so viel gewachsen?
 
Ich fände das Bulgaische VVK-Modell gut, je eher ich im VVK zuschlage, desto günstiger ist meine Ticket. Natürlich nicht tagesgenau, aber es gibt 4-5 Zeitslots. Das motiviert schon, auch wenn man natürlich keine Unsummen spart, aber der Anreiz ist da. Beispiel:

12 bis 6 Monate vorher 29€
3-6 Monate vorher 33€
1 bis 4 Monate vorher 36€
1 Tag bis 1 Monat vorher 39€
AK: 43€
 
Mein Hauptproblem bei der ganzen Sache ist, dass es einfach keine echte Planbarkeit mehr gibt.

Wenn ich mir im Vorverkauf ein Ticket für ein nicht gerade um die Ecke stattfindendes Konzert kaufe, dann ist das meist auch mit mindestens einem Urlaubstag zusätzlich zu meinem freien Tag verbunden und erfordert zudem auch die Buchung einer Unterkunft und der Anreise.

Wenn die Veranstaltung dann verschoben wird, bleibt das Ticket zwar in der Regel für den Ersatztermin gültig, aber alles andere drumherum ist mal eben hinfällig.

Wenn die Verschiebung noch dazu sehr kurzfristig geschieht, beispielsweise aufgrund einer Infektion innerhalb der Band, dann ist eine kostenfreie Stornierung der Unterkunft und der Anreise oft nicht mehr möglich, und ich bleibe auf den Kosten oder zumindest Teilen davon ganz ohne irgendeine Gegenleistung sitzen.

Ich habe hier noch mehrere Tickets für Veranstaltungen liegen, die bereits 2020 hätten stattfinden sollen und inzwischen schon mehrfach verschoben wurden.

Eines davon ist inzwischen verfallen, weil ich das mit den ganzen neuen Terminen (die auf den Tickets stehenden gelten ja nicht mehr) so langsam nicht mehr auf dem Zettel habe, und zwei weitere Veranstaltungen wurden auf exakt denselben Tag als Ersatztermin verschoben.

Erst kürzlich wurde wieder ein für September geplantes Konzert auf nächstes Jahr verschoben, auf dessen Termin zuvor bereits ein anderes Konzert verschoben wurde.

Das Ticket für das zuvor bereits verschobene Konzert habe ich vor knapp zwei Monaten an Ticketmaster zurückgeschickt und warte noch immer auf die Erstattung der Kohle.

Dieses Konzert wird wohl tatsächlich stattfinden, ist aber inzwischen ausverkauft, und mein zurückgeschicktes Ticket dafür ist bei Ticketmaster systemseitig auch bereits storniert.

Ob das nun frisch verschobene andere Konzert dann nächstes Jahr wirklich stattfinden wird, ist mir so langsam echt schon fast egal.

Ich kann mir hier jetzt auf jeden Fall nicht noch zig weitere Tickets auf Halde legen, bei denen ich nicht weiß, ob das dann auch wirklich stattfindet oder vielleicht auch wieder auf bereits anderweitig verplante Termine verschoben wird, was dann unter Umständen wieder mit zusätzlichen Kosten für mich verbunden wäre.

Meine Kohle und meine Urlaubstage sind leider nicht unbegrenzt, so dass ich mir nicht mal eben Tickets für alles gönnen kann, worauf ich Bock hätte, ohne zu wissen, ob das dann denn auch so stattfinden wird.

Für die Veranstaltungsbranche bedeutet Vorverkauf sicherlich eine gewisse Planungssicherheit, aber für mich als potentiellen Besucher ist das derzeit nichts anderes als ein risikobehaftetes Spekulationsgeschäft, welches mich am Ende unter Umständen einfach nur Geld kosten wird.

Derzeit ist ja noch nicht mal abzusehen, was ich in Zukunft für Gas, Strom, Benzin oder Artikel des täglichen Bedarfes zahlen muss.
 
Aktuell kaufe ich mir auch garnichts weil wer weiß wo die Reise hingeht.

Der Markt ist wie schon geschrieben völlig überladen und dann kommt noch hinzu das jetzt jeder schauen muss wie er mit Familie, Firma, Hobbys, Beruf, Haus, Freunde den Arsch an die Wand bekommt.

So wichtig in unseren Leben der Heavy Metal ist. Aber aktuell gibt es echt wichtigeres als Karten für Irgendwann zukaufen.
 
Colos-Saal Aschaffenburg
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Liebe Real Music Lovers,
lasst Euch nicht täuschen von den vielen bunten Bildern in Medien und sozialen Netzwerken, die uns signalisieren, die Kultur sei wieder voll erblüht und es gäbe eine riesige Nachfrage nach Konzerten und anderen Events. Für die sommerlichen Open Air Veranstaltungen mag das teilweise stimmen. Aber die ganze Wahrheit sieht anders aus: die komplette Szene steuert möglicherweise auf die nächste Katastrophe zu. Alle Indoor-Spielstätten, von den Liveclubs bis zu den Theatern, Hallen und Kleinkunstbühnen im ganzen Land berichten mehr oder weniger offen, dass es für ihre Hauptsaison ab Herbst kaum relevante Kartenvorverkäufe gibt.

War die Freude seit April 2022 in der Live-Szene zunächst riesig, endlich wieder ohne Einschränkungen Konzerte und sonstige Events durchführen, besuchen und genießen zu können, zeigt sich von Woche zu Woche deutlicher, dass die mangelnde Nachfrage nach Tickets für die nächsten Monate zunehmend Entsetzen und erneut Existenzängste auslösen - bei Künstlern, Agenturen, Veranstaltern und allen involvierten Dienstleistern. Heutzutage sind Vorverkaufsergebnisse der Gradmesser für wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg von Veranstaltungen und die Beteiligten können früh erkennen, ob ein Konzert, eine Veranstaltung oder eine Tournee den erwarteten Zuspruch finden wird. Bleiben Ticketverkäufe Woche für Woche auf niedrigem Niveau, ist eine defizitäre Veranstaltung zu erwarten, was sich aber nach der über zweijährigen, coronabedingten Durststrecke niemand mehr leisten kann.

Wer genau hinschaut wird feststellen, dass täglich überall im Land viele Einzelveranstaltungen und komplette Tourneen – ja sogar einzelne Festivals - für das Restjahr 2022 abgesagt werden, obwohl es zur Zeit keine schädlichen Veranstaltungsauflagen gibt. Es mehren sich die Stimmen, die nicht mehr wie üblich organisatorische Probleme oder Erkrankung als Absagegrund und Ausrede angeben, sondern offen und ehrlich kommunizieren, dass hauptsächlich wegen der Kaufzurückhaltung der Fans die Notbremse gezogen wird, um ein finanzielles Fiasko der Veranstaltungen zu vermeiden. Mutige Aussagen wenn man bedenkt, dass das Selbstwertgefühl von Künstler*ìnnen leiden muss, wenn ihre Kunst nicht gefragt zu sein scheint.

Fans und potentielle Veranstaltungsbesucher*innen hätten es selbst in der Hand, diesem verhängnisvollen Kreislauf zwischen mangelnder Nachfrage und Veranstaltungsabsagen gegenzusteuern. Würden sie Karten kaufen, käme es zu weniger Panikreaktionen und somit zu weniger gecancelten Events. Nur wer kann den Fans und potentiellen Besuchern ihre Zurückhaltung verdenken? Hatten sie doch nun über zwei Jahre erleben müssen, dass sie ihre bereits vor langer Zeit gekauften Karten immer noch nicht einlösen konnten, weil die Veranstaltungen zum x-ten Mal wegen Lockdowns und sonstigen Einschränkungen verschoben wurden. Oder sie hatten Aufwand und Probleme, wieder an ihr Geld für ganz abgesagte Events zu kommen, mussten sich mit Gutscheinregelungen herumschlagen und warten zum Teil heute noch auf Erstattungen.

Nicht nur für Kultur- und Veranstaltungsbranche waren diese beiden Pandemiejahre kaum planbar, auch Millionen von Veranstaltungsbesuchern haben die langandauernden Absagewellen erleiden müssen und waren als „User“ selbst von etlichen Enttäuschungen betroffen. Das Vertrauen der Kartenkäufer*innen ist verschwunden, für den Herbst und Winter bahnt sich ein neues, flächendeckendes Fiasko der Kultur an.

Gar nicht hilfreich, in unserem Zusammenhang sogar schädlich, ist die begleitende, unselige Debatte der Politik über das neue Infektionsschutzgesetz, das noch im August verabschiedet werden soll, um ab Anfang Oktober Gültigkeit zu haben. Noch ist nichts beschlossen aber viele verschiedene Positionen sind verkündet. In der Ampel streiten die Regierungsparteien über den richtigen Weg zwischen größtmöglicher Vorsicht und persönlichen Freiheitsrechten. Zwar soll es nicht mehr zu flächendeckenden Lockdowns kommen, aber das komplette Gruselkabinett kulturverhindernder Maßnahmen zwischen Masken- bzw. Testpflicht und möglichen Kapazitätsbeschränkungen soll den Ländern für den Fall der Fälle erneut zur Verfügung stehen. Heute berät übrigens das Bundeskabinett darüber. Wie das ausgehen kann, müssten wir alle mittlerweile wissen: Jedes Bundesland erfindet seine eigenen Regeln und wird sie wieder verdammt kurzfristig verkünden, bei welchen Grenzwerten auch immer. Deja Vu. Als hätte die Politik aus den letzten beiden Jahren nicht viel gelernt.

In Bayern wird es besonders spannend. Da das von der Staatregierung abgesegnete Oktoberfest am 3. Oktober endet, sind dort möglicherweise erst nach einer kleinen, politischen Schamfrist und somit wohl ab Mitte Oktober etwaige Einschränkungen zu erwarten, auch wenn ebenso zu erwarten ist, dass die bayerischen Regierungsparteien im Bund sich als Opposition verstehen und daher jede Einigung der Ampelkoalition kritisieren werden – egal wie sie ausfallen wird.

Anfang August wurden die ersten Gesetzesentwürfe und Standpunkte bekannt und die auf niedrigem Niveau stagnierenden Vorverkäufe brachen danach erst so richtig ein – überall und fächendeckend. Ein Bärendienst für die komplette Kulturszene, die mit hohen staatlichen Fördermitteln zwei Jahre gerettet werden musste, um sich nun entsetzt mitten im dritten Pandemiejahr zu befinden – nach wie vor ohne jegliche Planungssicherheit – allerdings mittlerweile auch ohne fortgeschriebenen Überbrückungshilfen der Politik, die seit Juni ausgelaufen sind.

Politisches Schönreden hilft da gar nichts. Schon gar nicht der Verweis auf einen erfolgreichen Kultursommer als Beleg des Wiederstarkens der Kultur. Die komplette Veranstaltungsbranche wartet derzeit auf die hohe Politik und fordert – bislang vergeblich – das Erkennen und Verstehen dieses zerstörerischen Teufelskreises aus Unsicherheit, mangelnder Nachfrage und Absagen. Die Verbände der Kultur- und Veranstaltungswirtschaft finden laut eigenen Aussagen keine Ansprechpartner aus Regierungskreisen mehr, die sie auf die angespannte Situation hinweisen können und politische Notfallpläne, um der fatalen Entwicklung gegenzusteuern, existieren nicht. Der Blindflug der Kultur wird weiter gehen und das bestehende Disaster nur noch vergrößern.

Dabei ist die Szene personell ausgeblutet, weil eine hohe Anzahl an unsichtbaren aber immens wichtigen Frauen und Männern hinter den Bühnen, die Techniker, Backliner, Fahrer, Mercher, Bühnenbauer, Securities usw. mittlerweile aus ihrem Beruf ausgestiegen und in anderen Jobs gelandet sind. In der Mehrzahl bis März 2020 als erfolgreich Soloselbstständige unterwegs, mussten sie in den beiden letzten Jahren mit finanziell unzureichenden Hilfsangeboten seitens der Politik klar kommen und viele fühlten sich gezwungen, ihre Existenz in anderen Berufsfeldern zu sichern. Der personelle Aderlass erhöht wiederum die Nachfrage nach Fachpersonal und damit die Kosten für Veranstaltungen. Von der hohen Inflation und den steigenden Energiekosten sind wir ja mittlerweile alle betroffen, was die allgemeine Kaufzurückhaltung noch befeuert.

Zur Wahrheit gehört auch, dass es nicht nur die privatwirtschaftlich organisierte Kultur trifft. Aus der öffentlich subventionierten Theaterszene sind massenhaft Alarmrufe zu hören, die über drastische Auslastungseinbrüche in ihren Häusern berichten. Gemäß der vorherrschenden hohen Altersstruktur der Besucher sind hier die sogenannten Risikogruppen dominant (Ü60/Ü70 und älter), die offensichtlich aus persönlicher Vorsicht derzeit ihre Theater meiden, wie die Pest. Das Abosystem bricht vielerorts ein. Das alles kann nicht gut gehen.

Im Vergleich zu all den Nachrichten, die wir aus der Szene hören, geht es dem Colos-Saal noch verhältnismäßig gut – vielleicht auch wegen unseres fairen Reservierungssystems und seinen Vorteilen für unsere Besucher. Noch verkaufen wir auch Karten für die kommenden Monate, allerdings bei weitem nicht auf dem Niveau vorpandemischer Zeiten. Nur nützt uns das herzlich wenig, wenn wir unser Aschaffenburger Konzert innerhalb einer Tournee noch relativ gut verkaufen, aber das gleiche Konzert bei anderen Tourstationen in den anderen Städten schlecht läuft. Bei einer Tournee ist für die Beteiligten immer das finanzielle Gesamtergebnis im Auge zu behalten und wenn das in anderen Städten defizitär zu werden droht, müssen wir trotzdem damit rechnen, dass auch unser Konzert mit der gesamten Tour abgesagt wird.
Es ist uns hier sehr wichtig, auf die Zusammenhänge hinzuweisen, statt nur herum zu jammern und das eigene Los zu beklagen. Daher versuchen wir hier in diesen Zeilen auch eine Momentaufnahme der gesamten Live-Kulturszene zu beschreiben und gewisse Mechanismen zu erklären, die wir aus unseren diversen Netzwerken und zunehmend auch aus Presseberichten in Erfahrung bringen konnten.

Die tourneebedingten Absagen zwischen Ende August und Oktober im Colos-Saal-Programm sind nicht zu übersehen. Die Gründe: mal sind es die beschriebenen Vorverkaufsergebnissen unter aller Erwartungen, mal Long-Covid-Erscheinungen bei diversen Künstlern und zusätzlich noch der Brexit, der bei Tourneen britischer Künstler eine neue Kostenlawine auslöst. Bislang sind bei uns in diesem Zeitraum die Konzerte von Ian Paice, Ferocius Dog und Marc Broussard verschoben worden. Die Gigs und Tourneen von King`s X, Stan Webb, Y&T, Eric Gales sowie Tito & Tarantula wurden sogar ersatzlos abgesagt. Die angespannte Lage, so vermuten wir, wird in den kommenden Wochen allerdings noch weitere negative Überraschungen bringen, auf die wir kaum Einfluss haben. Absurderweise geschieht dies alles im Moment angesichts deutlich fallender Infektionszahlen.
Wie ist dieser Negativtrend zu stoppen? Das Publikum müsste trotz aller schlechten Erfahrungen wieder anfangen, Karten zu ordern und die Politik muss dringend die Kultur in ihre Zukunftszenarien mit eindenken und hoffentlich im Herbst schonen. Beides wird allerdings nur passieren, wenn Experten und Politik irgendwann mehrheitlich und guten Gewissens das Virus als allgemeines Lebensrisiko bewerten können und die Hospitalisierungsraten niedrig bleiben. Ansonsten droht der Kultur eine dritte und vierte Nullrunde in 2022 und 2023, somit großer, vielleicht irreparabler Schaden.

Ein letztes noch in eigener Sache: Trotz düsterer Aussichten bleibt das Colos-Saal-Team verhalten optimistisch und stemmt sich gegen sämtliche Negativtrends, indem wir es beispielsweise sogar wagen, unseren Personalstamm zu verstärken. Es bleibt uns zur Zunkunftssicherung nichts anderes übrig. Wir müssen neue Leute einstellen und anlernen, denn bei uns werden in den nächsten Jahren mehrere Mitarbeiter in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Gewöhnt Euch schon mal an drei neue Gesichter bei uns ab September. Darüber mehr im nächsten Newsletter.
Wir sehen uns (hoffentlich) auf den Konzerten.
 
Ist ja alles richtig, aber selbst wenn man jetzt sagen würde, das es garantiert keine Einschränkungen im Herbst und über den Winter geben wird (und das auch gehalten wird), glaube ich nicht daran das Vorverkäufe drastisch anziehen. Ich glaube die Menschen überlegen sich einfach genauer, wofür sie das Risiko einer Infektion eingehen und dann werden statt 5 Konzertkarten im Jahr nur 2 gekauft und die freie Zeit anderweitig genutzt (hatte ja hier auch jemand geschrieben). Vielleicht verschiebt sich das im laufe der Zeit wieder und die Konzertbranche erholt sich, aber das braucht Zeit denke ich. Es weiß halt niemand was im Herbst/Winter kommen wird, selbst wenn alles offen bleibt (wovon ich ausgehe), dann habe ich z.B. keinen Bock bei hohen Infektionszahlen mit 200 Leuten schwitzend im Hamburger Logo zu stehen.

Noch was: deshalb verstehe ich dieses gerufe nach "Normalität" nicht. Wir brauchen Normalität! Irgendjemand erklärt dann die Pandemie für beendet und dann ist das so. Normalität lässt sich aber nicht verordnen, wenn die Leute keinen Bock haben, bleiben sie zu Hause. Jeder hat da sein eigenes Empfinden. Ich hatte auch letztens gelesen, das im Juli 2022 in D mehr Menschen an Covid gestorben sind, als im Juli 2021 und im Juli 2020 (Link habe ich leider gerade nicht). Das finde ich schon bemerkenswert dafür, das ja alles nicht mehr so schlimm ist.
 
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Ich denke, es ist nicht nur die "Angst" vor Infektion, sondern das Geld sitzt bei vielen auch einfach nicht mehr so locker. Man denke da nur an die Energieumlage, wo gesagt wird, dass man mit teils drastischen Nachzahlungen rechnen muss, auf der anderen Seite werden Tickets, neben Benzin, Lebensmittel und und und auch immer teurer. Da rechnen halt viele, was man sich noch leisten kann. Und da bleibt der VVK halt erstmal auf der Strecke um dann vielleicht spontan noch ein Ticket zu kaufen, wenn es vom Geld passt.
 
Die mögliche Infektion von C19 spielt da kaum eine Rolle.
Bei uns auf Arbeit (Rettungsdienst) haben aktuell noch 5 von 64 Leuten ein aktuellen Schutz. Bei allen anderen liegt die letzte Impfung mindestens 10 Monate zurück oder die Genesung war im letzten Winter. Ich hatte es im übrigen 3x und bin nur einmalig geimpft (wird auch keine weitere geben)
Es wird wieder eine Welle geben und auch Menschen die daran sterben aber abgesehen vom Lauti haben alle (zurecht) andere Sorgen.

Das Grundproblem ist das Millionen gerade aus der Mittelschicht nicht wissen ob und wie sie im Winter Gas, Lebensmittel, Strom und Benzin bezahlen sollen und wie es gerade im Handwerk weiter geht. Also ob die Firma den Winter überlebt.
Da stehen solche Sachen wie Konzerte, Festivals, CDs oder auch Fussballspiele und Reisen ganz hinten an.
Es gibt aktuell wirklich wichtigeres
 
Die mögliche Infektion von C19 spielt da kaum eine Rolle.

Da stehen solche Sachen wie Konzerte, Festivals, CDs oder auch Fussballspiele und Reisen ganz hinten an.
Es gibt aktuell wirklich wichtigeres

Ich denke auch, die Angst sich zu infizieren, spielt nicht mehr so eine große Rolle wie ihr vermeintlich zugespielt wird, mag mich natürlich auch täuschen. Wo wir schon beim Thema Fußball sind, hier zeigt sich aktuell ja in der Bundesliga der ungebrochene Zuschauerboom, also wenig Angst sich zu infizieren und Geld sitzt offenbar zumindest bei vielen Fußballfans scheinbar lockerer als vielen Musikfans. Seltsam, denn ich bin Fan von beidem. Oder liegt es doch daran, Fußball wird draußen gespielt und Konzerte weitestgehend drin? Doch das Infektionsrisiko? Festivals waren ja auch gut besucht. Ich denke, Überangebot ist ein großer Faktor neben Lebenshaltungskosten.
 
Bei den großen Vereinen machen Jahreskarten Besitzer den Großteil der Zuschauer aus.
Aktuell sieht man aber schon an den Spieltagen das seltener Spiele ausverkauft sind.
Wartet mal noch paar Wochen da gehen auch dort weniger Tages Karten weg.
 
Mag sein dass eine mögliche Infektion kaum eine Rolle mehr spielt, ich persönlich kann aber darauf verzichten, mir mehrfach Corona abzuholen. Bei Festivals muss man aber auch sehen dass die meisten Karten noch von 2020 sind und beim Fußball werden ja auch mittlerweile Möglichkeiten gegeben Dauerkarten für den einen oder anderen Spieltag "freizugeben", sprich je nach Lust und Laune.
 
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