Hab viel gelesen und lange überlegt, wie ich das mit meinen eigenen Lieblingsbands sehe (aktuelle und frühere). Und da kann ich mehrere unterschiedliche Schubladen für mich aufmachen:
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Kategorie A: Bands, die mich schon lange begleiten, die immer noch aktiv sind und immer noch gleichbleibend hohe Qualität abliefern
- Amorphis. Waren zwischenzeitlich etwas in meiner Gunst gesunken ("Far from the Sun"), aber seit Tomi Joutsen als Fan seiner eigenen Band den Leutchens Feuer unterm Hintern gemacht hat, ist das ein einziger Triumphzug, der gern noch ein paar Jahrzehnte so weiter gehen kann.
- Dark Tranquillity. Bringen das Kunststück fertig, sich stets weiterzuentwickeln und sich dabei trotzdem treu zu bleiben, obwohl von der Urbesetzung nur noch Mikael Stanne übrig geblieben ist. Auch live immer noch eine konstante Macht.
- Ensiferum. Leichte zeitliche Abstriche, weil die noch nicht so lange unterwegs sind (Debüt 2001 - okay, sind auch schon über 20 Jahre. Scheiße bin ich alt ...).
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Kategorie B: Bands, die mich lange begleitet haben, die sich aber zwischenzeitlich aufgelöst haben / aus anderen Gründen nicht mehr existieren, und die mich folglich nie enttäuscht haben
- Sentenced !!! mit drei Ausrufezeichen. Die haben es genau richtig gemacht. Die Art und Weise, wie sie (knapp hinter dem Höhepunkt ihres kreativen Schaffens) rechtzeitig ihren eigenen Abgang inszeniert und zelebriert haben (Abschiedsalbum, Tour, Abschiedskonzert mit DVD, danach nie wieder was von ihnen gehört) ist in der Musikwelt absolut selten, zeugt von Charakter und verdient allergrößten Respekt.
- Edge of Sanity. Mit leichten Abstrichen, "Infernal" und "Cryptic" fallen spürbar ab. Trotzdem legendär.
- Dissection. Nur ein kurzes Leben (im wahrsten Sinne des Wortes), aber gerade die ersten beiden Alben haben immer noch einen extrem hohen Stellenwert.
- Bolt Thrower.
In a world of compromise, some don't. Mehr braucht man nicht zu erklären.
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Kategorie C: Bands, die mich lange begleitet haben, die stark nachgelassen haben und mit deren neueren Werken ich nur noch wenig bis gar nicht anfangen kann
- Blind Guardian. Bis "Somewhere far Beyond" über alle Zweifel erhaben, danach überproduziert, überambitioniert, überfrachtet, heute überflüssig.
- Opeth. Bis "Watershed" unerreicht, danach geht gar nichts.
- In Flames. Bis "Clayman" grandios (vor allem live), danach geht gar nichts.
- Schandmaul. Bis "Narrenkönig" frisch und originell, danach nur noch altbacken und langweilig.
- Levellers. Bis "Mouth to Mouth" meine liebste nicht-Metal-Band, danach haben sie mich nicht mehr mitgenommen, sozusagen.
- Napalm Death. Bis "Utopia Banished" ganz hoch unter meinen Favoriten, bereits mit "Fear, Emptiness, Despair" war mir das dann viel zu kontrolliert.
Mir fällt auf, dass diese Kategorie einerseits die ist, bei der mir die meisten Beispiele einfallen, und das andererseits die Gründe dafür komplett unterschiedlich sind. Paradoxerweise ist das in manchen Fällen
a) eine musikalische Weiterentwicklung in eine Richtung, die mir nicht gefällt (siehe oben)
b) eine Stagnation oder ein Qualitätsverlust trotz Treue zum originären Bandsound, so dass mir solche Bands dann irgendwann langweilig wurden (siehe auch Manowar, Amon Amarth, Obituary, Sodom u.v.a.)
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Kategorie D: Bands, die mich lange begleitet haben, die stark nachgelassen haben, denen ich aber irrationalerweise immer noch die Treue halte
- Running wild. Das ist wie die große Liebe des Lebens. Auch wenn die Flitterwochen vorbei sind, gehört man zusammen und schätzt sich trotz oder gerade wegen seiner Macken. Bei Running wild reichten die Flitterwochen bis einschlißelich "Masquerade". Danach, naja und oje ... Egal, ich kaufe und hoffe immer noch bei jedem neuen Album, völlig unvernünftig. Aber seit wann ist Liebe rational?
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Bonus-Kategorie E:
Frische, junge, hungrige Bands, die beweisen, dass man auch heute im Metal noch was Neues entdecken kann:
- Konvent
- The Spirit
- Visigoth (relativ jung)