MIBURN
Till Deaf Do Us Part
So im Nachgang muss ich sagen, dass ich mit der Zeit eher zu einem "neutralen" TDB-Fan geworden bin, falls es sowas überhaupt gibt. Dieses Love/Hate-Ding verstehe ich bei TDB nach einer persönlichen Analyse s.u. letztendlich nicht.
Ein paar Gedanken dazu.
Die Auflösung der Band und der Tod Selim's hat mich dazu gebracht, dass ich dieses Phänomen (und das waren sie ja) nochmal eine Ecke differenzierter wahrnehmen kann. Mit Love/Hate meine ich: Die kann man nur lieben oder hassen. Wahrscheinlich war damit das Gesamtpaket gemeint, also bestehend aus Musik und Philosophie. Bei mir ist es aber so, dass ich sowas meistens ganz gut trennen kann. Und das im Metal auch oft MUSS. Sonst könnte ich zum Beispiel die Musik der frühen Burzum nicht lieben oder Dissection. Ich will damit nicht sagen, dass TDB inhaltlich irgendwas mit Burzum zu tun hätten, mir geht es einfach darum, dass ich durchaus auch Musik von Künstlern geniessen kann, mit deren persönlichen Ansichten ich nicht überein stimme. Es gibt aber freilich Grenzen. Wenn die genannten Ansichten arg blöd oder stumpf rübergebracht werden, bin ich raus. Meine persönlichen Geschmacksgrenzen sind da sicher auch fliessend, mir stoßen dann Sachen sauer auf, die manche nicht jucken oder umgekehrt.
Bei TDB ist es nun so, dass ich wahrscheinlich niemals die dahinter stehende Philosophie, die ja anscheinend untrennbar mit der Musik verknüpft ist, verstehen werde. Genauso wie ich die Person und die Beweggründe Selim Lemouchi's niemals vollständig verstehen werde. Denn ich bin kein Psychologe und kannte ihn nicht persönlich. Salopp gesagt: Er war bei mir nicht auf der Couch. Ich kann also auch nicht beurteilen, ob und wie diese Philosophie mit seinen persönlichen Problemen zu tun hatte und wie da die energetischen Wirkungen aussahen. Ich habe aber persönlich auf jeden Fall soviel Erfahrung mit der Materie (Psychologie), dass ich mir schon in etwa ein Bild machen kann, denn im Kern sind ja alle Menschen gleich, alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse, bei vielen (auch bei mir) liegt dieser Wesenskern (der uns unterschiedslos alle verbindet) aber unter einem Haufen neurotischen Schutts, der immer mal wieder beiseite geräumt werden muss.
Aus diesem Grund war die "religiöse" Seite TDB's auch für mich immer eine äusserst zweischneidige Angelegenheit. Wie gesagt: Ich habe da auch oft nicht verstanden, worum es überhaupt ging. Gerade nach manchen Interviews. Da muss man dann schon über das "behauptete" hinaus versuchen dahinter zu steigen, was wirklich gemeint ist. Und da sind die Texte schon hilfreicher. Dort erfährt man mehr. "The Yonder Beckons" ist so ein Text, der mir durchaus aus der Seele spricht. Und jetzt kommt der eigentliche Witz. Für mich ist der gar nicht "satanisch", "gnostisch", oder was auch immer. Wenn man da ein paar Namen gegen andere austauscht hat man eine Art sehnsuchtsvolles "Gebet", also auch im christlichen Sinn. Der Text ist ja durchdrängt von der Sehnsucht nach einer anderen Welt, und diese Welt ist im Text alles andere als "Chaos", sondern strahlt Geborgenheit, quasi echte "Heimat" aus. Dazu passt auch die sehnsuchtsvolle, leidenschaftliche, ja geradezu "weiche" Musik mit ihren tollen Harmonien.
Und hier liegt auch der Grund für meine "Aussöhnung" mit dieser Band. Ich hatte nach den allseits bekannten Ereignissen (Summer Breeze etc.) die Band (sicher zu voreillig) abgeschrieben und sogar mein TDB-Merch verkauft. Nicht, weil ich plötzlich auf der Seite der Party-Hobbits gelandet wäre (for fucks sake NO!!! ), sondern weil ich SL's Verhalten zwar nachvollziehbar, aber trotzdem abstoßend fand. Ich wollte danach kein Shirt mehr von der Band tragen und habe auch die Musik eine Weile nicht mehr hören können. Für mich war er in dem Moment (es kamen noch ein paar andere Dinge dazu) tatsächlich erstmal ein komischer Vogel.
Hier liegt auch für mich persönlich die Crux. Ich glaube wirklich, dass viele Musiker aus dieser Ecke sich einer bestimmten Philosophie zuwenden, weil sie bestimmte Seelenzustände nicht DIREKT ausdrücken können oder wollen. Dann wird sich dann manchmal so ein (ja oft auch komisches) Esotheriksüppchen zusammengekocht, dass man als Aussenstehender auch gar nicht verstehen KANN. Das ist dann aber auch der entscheidende Grund, warum ich letztendlich Musik und Inhalt bei solchen und ähnlichen Bands trennen kann. Weil ich die dahinterstehende Philosophie nicht ernstnehmen kann. ABER: Ich kann die betreffenden Menschen ernstnehmen und versuchen, anhand der Texte, etwas hinter die Kulissen von Satan und Co. zu blicken. Und hier wird es für mich schon wieder symphatischer. Denn da erkenne ich den Menschen wieder. Jemanden, der auch mal schwach ist, der verzweifelt etc. In dem Nachruf, der vor einigen Monaten durchs Netz geisterte, war ja auch davon die Rede, dass Selim auch öfters verzweifelt war. Hier kann ich einsteigen. Hier bin ich angerührt. HIER kommt mir der Mensch Selim Lemouchi nahe. Mit Satan und der Esotherik GmbH. kann ich dagegen nix anfangen.
Was ich aus der Musik Selim's vor allem ziehen kann, ist die darunter liegende Sehnsucht nach einer anderen (besseren?) Welt, jetzt mal ganz aufs Wesentliche runtergebrochen. Und ich glaube, dass es in der Tiefe auch das ist, was die Menschen an seiner Musik so berührt. Und nicht Satan und Co. Witzigerweise ist es auch der Bandname, der durchaus ambivalent ist. Schonmal drüber nachgedacht?
Als ich The Devil's Blood das erste mal gehört habe, hatte ich keine Ahnung von ihrer Philosophie und den Leuten dahinter. Es muss 2008 gewesen sein. Jemand im RH-Forum postete einen MySpace-Link und ich kippte aus den Latschen. Ich hörte die Musik und war verzaubert. Ähnliches hatte ich vorher nur beim Erstkontakt mit Iron Maiden erlebt. Aber das hier ging noch tiefer. Es war die Demoversion von "The Anti-Kosmik Magick" (die Albumversion hatte mich später etwas enttäuscht). Was zum Geier war das? Es war tatsächlich, als ob mit einem Mal all der Plastikmüll der 90er vergessen war und die MAGIE längst vergangener Zeiten durch den Raum flutete. Werde ich nie vergessen. Sowas erlebt man in seinem Fanleben höchstens 2 mal. Pure Magie.
Ein paar Gedanken dazu.
Die Auflösung der Band und der Tod Selim's hat mich dazu gebracht, dass ich dieses Phänomen (und das waren sie ja) nochmal eine Ecke differenzierter wahrnehmen kann. Mit Love/Hate meine ich: Die kann man nur lieben oder hassen. Wahrscheinlich war damit das Gesamtpaket gemeint, also bestehend aus Musik und Philosophie. Bei mir ist es aber so, dass ich sowas meistens ganz gut trennen kann. Und das im Metal auch oft MUSS. Sonst könnte ich zum Beispiel die Musik der frühen Burzum nicht lieben oder Dissection. Ich will damit nicht sagen, dass TDB inhaltlich irgendwas mit Burzum zu tun hätten, mir geht es einfach darum, dass ich durchaus auch Musik von Künstlern geniessen kann, mit deren persönlichen Ansichten ich nicht überein stimme. Es gibt aber freilich Grenzen. Wenn die genannten Ansichten arg blöd oder stumpf rübergebracht werden, bin ich raus. Meine persönlichen Geschmacksgrenzen sind da sicher auch fliessend, mir stoßen dann Sachen sauer auf, die manche nicht jucken oder umgekehrt.
Bei TDB ist es nun so, dass ich wahrscheinlich niemals die dahinter stehende Philosophie, die ja anscheinend untrennbar mit der Musik verknüpft ist, verstehen werde. Genauso wie ich die Person und die Beweggründe Selim Lemouchi's niemals vollständig verstehen werde. Denn ich bin kein Psychologe und kannte ihn nicht persönlich. Salopp gesagt: Er war bei mir nicht auf der Couch. Ich kann also auch nicht beurteilen, ob und wie diese Philosophie mit seinen persönlichen Problemen zu tun hatte und wie da die energetischen Wirkungen aussahen. Ich habe aber persönlich auf jeden Fall soviel Erfahrung mit der Materie (Psychologie), dass ich mir schon in etwa ein Bild machen kann, denn im Kern sind ja alle Menschen gleich, alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse, bei vielen (auch bei mir) liegt dieser Wesenskern (der uns unterschiedslos alle verbindet) aber unter einem Haufen neurotischen Schutts, der immer mal wieder beiseite geräumt werden muss.
Aus diesem Grund war die "religiöse" Seite TDB's auch für mich immer eine äusserst zweischneidige Angelegenheit. Wie gesagt: Ich habe da auch oft nicht verstanden, worum es überhaupt ging. Gerade nach manchen Interviews. Da muss man dann schon über das "behauptete" hinaus versuchen dahinter zu steigen, was wirklich gemeint ist. Und da sind die Texte schon hilfreicher. Dort erfährt man mehr. "The Yonder Beckons" ist so ein Text, der mir durchaus aus der Seele spricht. Und jetzt kommt der eigentliche Witz. Für mich ist der gar nicht "satanisch", "gnostisch", oder was auch immer. Wenn man da ein paar Namen gegen andere austauscht hat man eine Art sehnsuchtsvolles "Gebet", also auch im christlichen Sinn. Der Text ist ja durchdrängt von der Sehnsucht nach einer anderen Welt, und diese Welt ist im Text alles andere als "Chaos", sondern strahlt Geborgenheit, quasi echte "Heimat" aus. Dazu passt auch die sehnsuchtsvolle, leidenschaftliche, ja geradezu "weiche" Musik mit ihren tollen Harmonien.
Und hier liegt auch der Grund für meine "Aussöhnung" mit dieser Band. Ich hatte nach den allseits bekannten Ereignissen (Summer Breeze etc.) die Band (sicher zu voreillig) abgeschrieben und sogar mein TDB-Merch verkauft. Nicht, weil ich plötzlich auf der Seite der Party-Hobbits gelandet wäre (for fucks sake NO!!! ), sondern weil ich SL's Verhalten zwar nachvollziehbar, aber trotzdem abstoßend fand. Ich wollte danach kein Shirt mehr von der Band tragen und habe auch die Musik eine Weile nicht mehr hören können. Für mich war er in dem Moment (es kamen noch ein paar andere Dinge dazu) tatsächlich erstmal ein komischer Vogel.
Hier liegt auch für mich persönlich die Crux. Ich glaube wirklich, dass viele Musiker aus dieser Ecke sich einer bestimmten Philosophie zuwenden, weil sie bestimmte Seelenzustände nicht DIREKT ausdrücken können oder wollen. Dann wird sich dann manchmal so ein (ja oft auch komisches) Esotheriksüppchen zusammengekocht, dass man als Aussenstehender auch gar nicht verstehen KANN. Das ist dann aber auch der entscheidende Grund, warum ich letztendlich Musik und Inhalt bei solchen und ähnlichen Bands trennen kann. Weil ich die dahinterstehende Philosophie nicht ernstnehmen kann. ABER: Ich kann die betreffenden Menschen ernstnehmen und versuchen, anhand der Texte, etwas hinter die Kulissen von Satan und Co. zu blicken. Und hier wird es für mich schon wieder symphatischer. Denn da erkenne ich den Menschen wieder. Jemanden, der auch mal schwach ist, der verzweifelt etc. In dem Nachruf, der vor einigen Monaten durchs Netz geisterte, war ja auch davon die Rede, dass Selim auch öfters verzweifelt war. Hier kann ich einsteigen. Hier bin ich angerührt. HIER kommt mir der Mensch Selim Lemouchi nahe. Mit Satan und der Esotherik GmbH. kann ich dagegen nix anfangen.
Was ich aus der Musik Selim's vor allem ziehen kann, ist die darunter liegende Sehnsucht nach einer anderen (besseren?) Welt, jetzt mal ganz aufs Wesentliche runtergebrochen. Und ich glaube, dass es in der Tiefe auch das ist, was die Menschen an seiner Musik so berührt. Und nicht Satan und Co. Witzigerweise ist es auch der Bandname, der durchaus ambivalent ist. Schonmal drüber nachgedacht?
Als ich The Devil's Blood das erste mal gehört habe, hatte ich keine Ahnung von ihrer Philosophie und den Leuten dahinter. Es muss 2008 gewesen sein. Jemand im RH-Forum postete einen MySpace-Link und ich kippte aus den Latschen. Ich hörte die Musik und war verzaubert. Ähnliches hatte ich vorher nur beim Erstkontakt mit Iron Maiden erlebt. Aber das hier ging noch tiefer. Es war die Demoversion von "The Anti-Kosmik Magick" (die Albumversion hatte mich später etwas enttäuscht). Was zum Geier war das? Es war tatsächlich, als ob mit einem Mal all der Plastikmüll der 90er vergessen war und die MAGIE längst vergangener Zeiten durch den Raum flutete. Werde ich nie vergessen. Sowas erlebt man in seinem Fanleben höchstens 2 mal. Pure Magie.