Jap, habe bei "Heroine" auch gemischte Gefühle. Auf der einen Seite finde ich es cool und mutig, dass sie schon beim zweiten Album neue Wege gehen, anstatt erstmal ein "The Dark Pool" 2 und 3 zu veröffentlichen. Allem voran der Gesang dürfte viele Thornhill-Fans überraschen - schließlich sind auf dem neuen Album kaum noch Growls oder Screams zu hören. Aber die Abmischung ist schwierig, da der Gesang oftmals irgendwo zwischen Gitarrenschichten herumwabert und mal an die Oberfläche durchbricht, mal total untergeht. Ist auf jeden Fall eine stilistische Entscheidung, aber eine, die den neuen Stil der Band nicht unbedingt zugänglicher macht. Trotzdem gibt es auf dem Album hier und da Highlights. Der Title-Track ist ein sehr starker Closer, "Arkangel" hat nette 90er-Vibes, "Blue Velvet" ist für Deftones-Fans ein Geschenk, "Casanova" ist in seinen besten Momenten wunderbar groovig und "The Hellfire Club" tut eine Menge, um die Hörer an den neuen Sound zu gewöhnen.
"Something Terrible Came with the Rain" wirkt hingegen unbeholfen und passt nicht richtig zum Rest des Albums. Keine Ahnung, warum man mitten auf dem Album plötzlich meint, Johnny Greendwood zitieren zu müssen. Und so interessant der neue Gesang auch ist, so nervig kann er stellenweise auch sein. Jacob lehnt sich hier weit aus dem Fenster, sodass manch eine Passage mit langgezogenen Lyrics-Fetzen wie "Baaaabbyyyyy, ... myyyyy ... cooooooomee ooooooon, baaaabbyyyy" schnell lächerlich wirken kann. Generell ist mir diese Eyeliner-Hollywood-Ästhetik manchmal zu viel des Guten. Die Jungs sind Mitte zwanzig, sodass die bolde Überinszenierung nicht besonders gut funktioniert.
Na ja, mal schauen, ob das bei den Fans zünden wird. Bisher ist Thornhill ja eher im Rechtfertigungsmodus unterwegs. Wie gesagt, kein schlechtes Album, aber vielleicht hier und da zu protzig und repetitiv.