Mal ein paar Gedanken zu
Ist das noch Prog? Gegenfrage: ist das wichtig?
Der Opener ist für mich bei den Songs des Jahres ohnehin schon seit seiner Vorabveröffentlichung ganz, ganz weit vorne dabei. Spannender und packender lassen sich rund viereinhalb Minuten kaum füllen.
Ein weiteres absolutes Highlight ist "Just a Day": Emotion pur. Metal oder doch (eher) Rock? Speziell hier ist es nach diesem eher getragenen Pianopart nach 2 Minuten dieser Übergang in regelrecht doomige Gefilde, der diesem Titel eine Schwere verleiht, die ihresgleichen sucht - und die im Besonderen durch diesen einfach völlig großartigen Gesang von Mrs. Gilbert eine meterdicke Gänsehaut verursacht. Bliebe dann die Explosion zum Finale.
Generell strahlen weite Teile von "Starlight and Ash" eine Art "Südstaaten Feeling" aus, schwer in Worte zu fassen, der ultimative Soundtrack zu einem Roman von Joe R. Landsdale. Kopfkino pur, auch ohne, dass man hier textlich in die Details geht.
Die Frage, ob man eine weitere Coverversion von "House of the Rising Sun" braucht hat Cammie ja im DF-Interview beantwortet - und ja, in
dieser Form bekommt der ganze Song auch einen völlig anderen Anstrich, gleich, wie oft man ihn schon gehört hat, gleich, ob man ihn liebt oder hasst.
Ein ganz großartiges Album, völlig fraglos. Tatsächlich hätte man sich "Spring of 21" schenken können, gibt einen marginalen Abzug in der B-Note. Ansonsten vermisse ich weder die Blastbeats, noch die Growls. "Starlight and Ash" ist eine Art Neuerfindung, meinetwegen darf man das "poppiger", "kommerzieller" oder "zugänglicher" nennen und natürlich ist ein Teil der Härte flöten gegangen. Wer die Band darauf reduziert hat oder eben nur diese Komponente als relevant angesehen hat, der dürfte mit dem aktuellen Werk so seine Probleme bekommen. Lässt man sich aber auf "Starlight and Ash" ein, so bleibt ein wunderbar melancholisches Werk, das klingt wie - ja, halt wie ein Soundtrack zum Spätsommer in den staubigen Gefilden der US of A.
Momentan räumen Avatarium mit nur 2 (!) mir bekannten neuen Songs das Feld mit weiblichen Vocals mächtigst ab, hinzu kommt das (von einigen, hier von mir sehr geschätzten, Gourmets irrwitzigerweise ignorierte) Venus Principle-Album, auf dem sich mit Daisy Chapman eine weitere Königen der Vocals hervorragendst profiliert, "Starlight and Ash" macht die Sache rund. Und Sanhedrin wäre auch nicht zu vergessen, ist aber von den hier genannten 4 Bands doch hinten an. 3 x 9, 1 x 8,5 Punkte....so als Momentaufnahme.