Tiamat - A deeper kind of slumber

Wahnsinn, @darkm: Das ist mir gestern auch aufgefallen und so schrieb ich schon einmal den unten stehenden Text. Sogar den Thread-Titel hatte ich 1:1 so im Kopf!

Für mich waren Tiamat an mehreren biografischen Punkten meines Lebens wichtig und absolut stilprägend. Objetivität ist von mir also bei einer meiner drei Lieblingsbands nicht zu erwarten.

Sumerian Cry (1990) 10 von 10 Punkten

Was soll man sagen: Ein Früh- und Meisterwerk des Death Doom und des schwedischen DM sowie das erste im Sunlight produzierte DM-Album. Muss man haben.

The Astral Sleep (1991) 10 von 10 Punkten

Auf ihrem Zweitwerk zogen Edlund und Co. die Handbremse noch einmal an und schufen ein Meisterwerk des Death-Doom. Ob „Lady Temptress“, „Ancient Entity“, „The Southernmost Voyage“ oder, oder… Jede Sekunde versprüht Atmosphäre pur und jedes Lied ist ein Treffer. Für viele fing mit „The Astral Sleep“ die Gothic-Phase der Band an, doch für mich ist „The Astral Sleep“, wie Frank Albrecht im Deaf Forever 9 richtig feststellte, ein reinrassiges Death Metal-Album. Im entsprechendes Review moniert er Timing-Probleme und vergab 9/10 Punkten, von mir kann es schon aus biografischen Gründen nur die Höchstnote geben.

Clouds (1992) 9 von 10 Punkten

Das Schlüsselwerk: Mit „Clouds“ etablierten sich Tiamat als eine der wirkungsmächstigsten Gothic Metal-Bands der Welt, beziehungsweise: Sie schufen das Genre aus den Stilmitteln des Death-Doom mit. Lange mein Lieblingsalbum, mittlerweile – objektiv betrachtet – stellenweise etwas kitschig. Aber egal: Zusammen mit „Eternity“ von Anathema (weit später) hatte ich zu „Clouds“ meinen schönsten Liebeskummer - 1992 war ich 14.

Wildhoney (1994) 11 von 10 Punkten

Dazu wurde schon alles gesagt: Pink Floyd trifft Post Death Metal: ein Meisterwerk.

A Deeper Kind of Slumber (1997) 8 von 10 Punkten

Die Wundertüte: Wie die meisten Menschen auch, war ich von „A Deeper Kind of Slumber“ zunächst ziemlich enttäuscht. Aber was konnte schon auf „Wildhoney“ folgen oder einen drauf setzen? Im Nachhinein ist „A Deeper Kind...“ noch mutiger als „Wildhoney“ gewesen. Und: während ich damals als narrowminded Metalhead Elektro hasste, geht E-Zeug heute bei mir heutzutage gut rein. Sprich: Mittlerweile mag ich das Album, in Schulnoten: gut.

Skeleton Skeletron (1999)/Judas Christ (2002)/Prey (2003) jeweils 7-8 von 10 Punkten


Die Zeit der Konsolidierung: Nach Death Metal, Gothic Metal und Experimenten kam Sisters of Mercy-Worshipping. Ich kann das jederzeit hören, „Judas Christ“ fällt im Vergleich mit den beiden anderen Alben was ab. Spätestens nach „Prey“ hoffte ich aber schon von den ehemaligen Pionieren Tiamat mal wieder was anderes. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, als...

Amanethes (2008) 10 von 10 Punkten

...„Amanethes“ kam: Beim Legacy vergab ich damals 15/15 Punkten und ich würde es wieder tun: Das Werk wurde ja von den meisten anderen verrissen und regelrecht gehasst, u.a. von @wrm. Für mich ist das ein kreativer Befreiungsschlag: Edlund verbindet glaubhaft den Goth Rock der Nuller Jahre mit seinen Black Metal-Wurzeln, dazu mit griechischer Folklore. Für mich immer noch ein Meisterwerk und ich behaupte: neue Tribulation, „Sun“ von SOTM oder auch Beast Milk wären ohne diese Platte nie entstanden. Edlund war mal wieder seiner Zeit voraus.

The Scarred People 6 von 10 Punkten

Die Bruchlandung: Für mich ist „The Scarred People“ das mit Abstand schwächste Tiamat-Album aller Zeiten und es verwundert im Rückblick nicht, dass Edlund nach der Veröffentlichung die Reißleine zog. Auffallend ist natürlich, dass Tiamat nur ein Album lang bei Nuclear Blast ausgehalten hat und mit „The Scarred People“ zu Napalm wechselten.
Nach der Kritik an „Amanethes“ wollten Tiamat, so vermute ich, wieder auf Nummer sicher gehen und an die Goth Rock-Phase von Skeleton Skeletron-Prey anknüpfen. Auf mich wirkte der Versuch aber immer lustlos und wenn einem eine Cover-Version auf einem Album (Lana del Rays „Born to Die“) am meisten zusagt, ist eigentlich alles gesagt (gut, der Titelsong geht auch in noch in Ordnung).
Mich erinnern „Amanethes“ und „The Scarred People“ an „Destroyer of Worlds“ und „Nordland“ von Bathory: Ich glaube dass auf „Amanethes“ und „Destroyer of Worlds“ die jeweiligen Schweden ohne viel Gegenliebe in der Szene ihren Herzen folgten, um mit „The Scarred People“ und „Nordland“ quasi Auftragsarbeiten abzuliefern (was Bathory besser gelang).


Ich freue mich jedenfalls, dass es Tiamat noch einmal wissen wollen und harre gespannt der Dinge, die da kommen mögen.
 
Wildhoney und Slumber sind für mich immer noch hauchdünn vor der Höchstnote, Skeleton war immer noch gut. Leider fand ich die Band live immer wieder erschreckend schwach, was meine Lust auf die Alben auch immer wieder gedämpft hat.
 
Katastrophal waren auch Expulsion, die andere Nachfolgeband von Treblinka. Nachdem die Demos echt geil waren, waren die EP und die beiden Alben ja mal echt dramatisch schlimm uninspiriert und lame. Sauschade, denn hätte man so weiter gemacht, wie auf den Demos, hätte man echt Klassiker raushauen können. So haben im Direktvergleich (Astral Sleep und Clouds) Tiamat echt die Nase vorne. Zur Zeit des letzten Expulsion-Albums waren Tiamat dann eh schon in ganz anderen Sphären unterwegs. Expulsion gingen den gleichen Weg wie u.a. Wombbath, Leukemia, Furbowl oder Vermin. Allerdings waren die letzten beiden dabei nicht scheiße (schlimmer haben es die Finnen getrieben; Xysma, Disgrace).

Wayne's interessiert:

Ein Expulsion-Mitglied hatte später mit dieser Kombo mehr Erfolg:

 
Hier kann ich als Masochist nur immer wieder die Anekdote wiederholen, dass ich 1992 vor dem Headliner ging, um den letzten Zug zu bekommen, und Death davor und danach nie wieder gesehen habe...
homer-doh.gif
 
Amanethes (2008) 10 von 10 Punkten

...„Amanethes“ kam: Beim Legacy vergab ich damals 15/15 Punkten und ich würde es wieder tun: Das Werk wurde ja von den meisten anderen verrissen und regelrecht gehasst, u.a. von @wrm. Für mich ist das ein kreativer Befreiungsschlag: Edlund verbindet glaubhaft den Goth Rock der Nuller Jahre mit seinen Black Metal-Wurzeln, dazu mit griechischer Folklore. Für mich immer noch ein Meisterwerk und ich behaupte: neue Tribulation, „Sun“ von SOTM oder auch Beast Milk wären ohne diese Platte nie entstanden. Edlund war mal wieder seiner Zeit voraus.

Zwar ein bisschen dick aufgetragen, aber die fand ich von der Post-Toll-Phase auch am besten.
 
Sumerian cry - unbekannt
Aatral sleep - 8/10
Clouds - 9/10
Wildhoney - 10/10
A Deeper Kind of Slumber - 8/10
Skeleton Skeletron - unbekannt
Judas Kiss - 7/10
Prey - 7/10
Amanethes - unbekannt
The Sacrred People - unbekannt

Auch wenn die Alben die ich noch kenne gut sind, bleiben es am Ende doch immer Clouds und das göttliche Wildhoney was ich im Falle Tiamat auflege....
 
Sumerian cry - 9/10
Astral sleep - 11/10
Clouds - 10/10
Wildhoney - 9/10
Rest - unbekannt

Ich habe die Band das erste mal ca. 1991 zusammen mit Samael im U2 Bad Wörishof vor 13 zahlenden Zuschauern gesehen.
Erstaunlich wieviele Zuschauer die dann Mitte der 90er gezogen haben.
 
Tiamat hatten ihre stärkste Phase in meinen Augen definitiv als Death-Metal-Band, also bis einschließlich "The Astral Sleep". Als Gothic-Truppe fand ich sie nie vollends überzeugend.

Sumerian Cry: 9/10 - Durch den glücklicherweise noch hinübergeretteten morbid-rumpeligen 'Treblinka-Charme herrlich angeschwärzter Schwedentod aus der Urzeit, nicht nur von historischem Wert
The Astral Sleep: 8/10 - Relativ leichter, aber ungemein atmosphärischer Death Metal
Clouds: 6/10 - "A Caress Of Stars" ist gelungen, die meisten anderen Lieder hingegen bleiben blass, wirken - wie das Album an sich - unentschlossen. Auch die Abwendung von den schwarzen respektive mythologisch inspirierten Texten der ersten beiden Alben hin zu teils wirklich grauseligen Kitschergüssen ("Smell Of Incense", "The Sleeping Beauty") macht die Sache nicht besser
Wildhoney: 7/10 - Eine überschätzte Scheibe. Wirkte sicherlich nach der faden "Clouds" wieder etwas reizvoller, doch nach "Whatever That Hurts" und "The Ar" baut "Wildhoney" nach hinten hinaus deutlich ab
A Deeper Kind of Slumber: 4/10 - Gäääääääääähn ...
...
Amanethes: 6/10 - Mit dem Ansatz, das Damals und das Heute zu verbinden, ein eigentlich interessantes Album. Aber die härteren Passagen wirken leider zu bemüht und schwachbrüstig, als dass das Konzept aufgehen würde
...
 
Die haben viel geiles Zeug rausgehauen, waren dabei aber auch gern mal nicht so richtig konstant, also auf ein und demselben Album.

"The Astral Sleep" ist recht hörenswert, die "Clouds" im Ganzen sogar schon ziemlich geil, die hab' ich sogar mit den Jahren immer öfter gehört.
Die "Wildhoney" und "A Deeper Kind of Slumber" sind schon beide sehr hart an der 10, manchmal dort, manchmal knapp darunter. Da schwingt jedenfalls bei mir auch viel Lebensgefühl zur Hochblüte der Jugend mit. Wobei die "Wildhoney" ist dann eigentlich doch konstant drüber.
Aus dem Sisters-Huldigungs-Triple (wie's hier formuliert wurde) danach kenn' ich nur die "Skeleton Skeletron", die tatsächlich einer ist, aber ein recht guter und in meinen Ohren auch durchaus eigenständig innerhalb dieses Korsetts, von einem Klon oder dergleichen kann man da nun auch nicht gerade sprechen (außer bei der Single halt); wobei man mich mit solchem Zeug zugegeben auch recht leicht fängt. Stimmungsmäßig hört man aber schon die "Slumber"-Nachfolge, allein schon der Opener hätte auch auf dem Vorgänger stehen können. (Und generell eh die Hälfte der Lieder.)
"Amanethes" kenn' ich dann wieder, spannendes Songwriting, ist ein sehr gutes Album geworden. Hab' die allerdings erst Jahre nach deren Veröffentlichung zum ersten Mal gehört. Wirkt auf mich auch recht homogen, die härteren Sachen bleiben ja ein Fragment, das Album ist ja jetzt nicht auf Schlagseite der Anfangstage gebürstet.
Die schreiben halt einfach gute Songs, von Anfang an.

"Wildhoney" und "A Deeper Kind of Slumber" bleiben für mich die Sieger.
Was Schlechtes auf Albumdistanz hätt' ich von Tiamat aber noch nie gehört.

"Sumerian Cry", "Judas Christ", "Prey" und "The Scarred People" kenne ich nicht bzw. noch nicht.
 
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Ich glaube ich bin der einzige Mensch in dem ganzen Thread, der findet, dass die Wildhoney gar nicht mal SO geil ist...
 
Treblinka ist für mich maximal historisch interessant, gerne anhören tu ich es mir ebenso wenig wie das ähnlich gelagerte Sumerian Cry. Natürlich habe ich mir trotzdem die Box ins Regal gestellt - Sammler sind halt nicht selten auch ein wenig masochistisch unterwegs.
The Astral Sleep und Clouds fand ich damals super, und das Konzert im Vorprogramm (!!!) des Allstar-Hypes Voodoocult (wobei das Debüt Jesus Killing Machine mir nach wie vor ganz gut gefällt) war es ebenfalls. Johan Edlund damals mit peinlichem Cowboyhut zwecks Verbergens der fortschreitenden Pläte - die Fransen drumherum waren noch lang.
Wildhoney fand ich erst doof, das Konzert auf dem Dynamo hat mich dann aber doch angefixt, und heute sehe ich das Album als ihr Meisterwerk und als einziges der ersten vier, an den der Zahn der Zeit nicht schwerst genagt hat.
Nach Wildhoney konnte mich die Band leider nie mehr auf ihre Seite ziehen.

So wahre Worte. Über Tiamat UND Voodoocult.

Ich finde es immer wieder beeindruckend "schön", wie gestandene Männer dieses Jahrhundertalbum Wildhoney verehren und abfeiern können:)
 
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Durch Zufall höre ich eben Alchemyst -Nekromanteion und denke mir: Das Anfangsgeriffe des Openers hat aber mächtig Sumerian Cry in den Backen...

 
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