Ich mag ja auch die neueren Alben, mich kannst du damit also nicht meinen
Allerdings ist es in meinen Augen so, dass die Band ihren Stil gar nicht so plötzlich und grundlegend geändert hat, das kam nach
No Prayer doch eigentlich graduell. Überlange Epen (mit trotzdem eingängigen Refrains) gab's von der Band ja schon immer, nur haben sie ab
The X-Factor halt das Hauptaugenmerk darauf gelegt. Allerdings sind ab da die Longtracks auch nicht mehr durchgend grandios, was in den 80ern noch auf ausnahmslos alle Songs über sechseinhalb Minuten zutraf. Und die (wenigen) kürzeren, schnelleren Songs sind halt deutlich zahmer und biederer geworden, wobei
Man On The Edge auf der
X Factor für mich wahrscheinlich tatsächlich den letzten wirklich großartigen Song dieser Kategorie darstellt (so schnell haben sie danach wohl auch nie wieder gespielt). Wobei man das natürlich so oder so definieren kann - auf der neuen gefallen mir z.B.
When The River Runs Deep und
Death Or Glory als kürzere Songs sehr gut, allerdings sind die für mich auch wieder eine andere Kategorie, weniger hart und schnell.
Übrigens kann man es ebenso schade finden, dass es Leute gibt, die neuere Maiden abfeiern, aber die Klasse von Songs wie z.B.
To Tame A Land, Genghis Khan,
Back In The Village oder eben
Sun And Steel nicht sehen - denen entgeht auch etwas...
(allein die zweistimmige Gitarrenmelodie in letzterem, nach dem zweiten oder dritten Refrain ist doch der Hammer - und diese Produktion - so gut wie
Piece Of Mind klang keine Maiden der letzten 20 Jahre!)
Nachvollziehen kann ich das unter der Voraussetzung gewisser Vorlieben natürlich schon, allerdings sehe ich ab
The X Factor einfach einen klaren qualitativen Abfall zu vorher (vor allem natürlich zu den Alben bis 1988, aber auch noch zu den beiden direkten Vorgängern), unabhängig von der stilistischen Ausrichtung. Klar, die Atmosphäre ist schon cool,
Sign Of The Cross ist großartig,
Man On The Edge, Look At The Truth und
Judgement Of Heaven auch echt toll, aber das Album ist insgesamt nicht so gut, wie es vielleicht hätte sein können, viele der anderen Songs haben einfach ihre Längen, gerade zum Ende hin. Und
Lord Of The Flies ist für mich wieder so ein typisches Beispiel eines Songs, der weder Fleisch noch Fisch, weder episch noch hart oder mitreißend ist, halt einfach nur "ganz nett" (da ist in meinen Ohren wirklich jeder einzelne Song aus den 80ern besser).
Man muss außerdem auch einfach zugeben, dass die Länge der Epen aus den letzten 20 Jahren zu einem nicht unerheblichen Teil aus den vielen Wiederholungen einzelner Parts und/oder dem gemächlicheren Tempo resultiert, wirklich mehr passieren als in den Songs der 80er tut bei den "neueren" Stücken nicht, auch wenn sie im Schnitt länger sind.
Wenn Maiden ab 1995 einfach angefangen hätten, nur noch Stücke von der Art und Qualität wie
Hallowed Be Thy Name, To Tame A Land, Powerslave, Rime Of The Ancient Mariner, Alexander The Great oder
7th Son Of A 7th Son zu veröffentlichen, wäre ich der letzte gewesen, der ein Problem mit der "epischeren" Ausrichtung gehabt hätte - aber diese Qualität und diesen Einfallsreichtum erreichen einfach viele der Songs nicht (für mich sogar tatsächlich nicht ein einziger, auch wenn ein paar wenige relativ nah rankommen).