"Weiterentwicklung" (im Metal). Oder: die Illusion vom besseren Leben

Musst ja kein Thema eröffnen, wenn Du nur Bauchpinseleien willst.

Will kein Mensch. Sonst hätte ich kaum so ein anscheinend schwieriges Thema eröffnet. Aber wie immer: Ton, Musik und so. Und deine Reaktion auf mein Eingangspost zeigt mir, dass dir das Thema anscheinend zu doof ist bzw. du mit meinem Post/meinen Gedankengängen nix anfangen kannst. Was ja auch OK ist. Nur kann man das auch anders handhaben als mit einem "Aha" auf einen Post, für den ich mir Zeit und Mühe gegeben habe. Wenn man nichts wirklich zu einem Thema zu sagen hat, kann man auch mal die Klappe halten. Kriegst du auch noch mit.
 
Will kein Mensch. Sonst hätte ich kaum so ein anscheinend schwieriges Thema eröffnet. Aber wie immer: Ton, Musik und so. Und deine Reaktion auf mein Eingangspost zeigt mir, dass dir das Thema anscheinend zu doof ist bzw. du mit meinem Post/meinen Gedankengängen nix anfangen kannst. Was ja auch OK ist. Nur kann man das auch anders handhaben als mit einem "Aha" auf einen Post, für den ich mir Zeit und Mühe gegeben habe. Wenn man nichts wirklich zu einem Thema zu sagen hat, kann man auch mal die Klappe halten. Kriegst du auch noch mit.

Ich hab zweimal meine Meinung zum Thema kundgetan - ohne Spitzen. Das zweite Mal hat dir wohl offensichtlich nicht gepasst, weil's komplett konträr zu Deiner Ansicht ist. Vielleicht solltest Du auch in solchen Fällen einfach mal selbst die Klappe halten, wenn Du schon selbst zu Meinungsartikulationen auffoderst. Kriegst Du auch noch mit.
 
Ich finde, Metal hat wie jede andere Musikrichtung auch, bei ernsthaften Musikliebhabern durchaus schon viele Gemeinsamkeiten mit (individueller, nicht organisierter) Religion, in dem Sinne, dass man durch die Beschäftigung mit der Musik analog bspw. dem Beten quasi in höhere Sphären gelangt. Interessant wäre da jetzt mal eine neurowissenschaftliche Untersuchung, ich kann mir vorstellen, dass beim Hören der Lieblingsmusik dieselben Hirnareale aktiviert werden wie beim religiösen Transzendieren.
 
Richtig. Aber eine wirkliche Religion müsste anerkennen, dass es in dieser Welt keine gibt. Um zum Thema zurückzukommen: Ich kenne jedenfalls keinen Metaltext (der etwas bedeutet), der sich nicht knallhart dieser Realität stellt. Beispiele: "Angel of Death", "One" etc. Deshalb kommt IMO auf mehreren Ebenen dem Metal (wenn er sich ernst nimmt) durchaus eine religiöse Qualität zu.

Ich finde das ist kein gutes Beispiel. Die Themenwahl im Metal kann man zwar schon so interpretieren - in meiner Erinnerung geschieht das meine ich zB auch in Headbanger's Journey - aber es geht halt glaube ich ich in den meisten Fällen an der Realität vorbei. Metalbands singen über Tod und Verderben, weil sie es einfach cool finden. Es ist (allermeistens) schlicht Unterhaltung, und das war es von Anfang an (oben genannte Slayer geben das auch offen zu). Nur daraus, dass die Texte solche Themen behandeln, kann man eine intellektuelle Konfrontation mit Tod und Vergänglichkeit, oder der Abwesenheit von "Erlösung" - weder von den Musikern, noch den Hörern - mMn nicht ableiten. Dein Beispiel - "Angel of Death" steht finde ich sogar beispielhaft dafür, wie man selbst aus Auschwitz eine Story machen kann ganz ohne sich damit zu konfrontieren.
 
Das ist für mich nicht schlüssig. Auch Dein Beispiel über Wacken nicht: Gerade die großen Festivals feuern doch schon immer das Traditionelle, Konservative an, weil mehr Menschen kommen als bei einer neuen Band/Richtung. Ich habe selten ein Festival gesehen mit den Worten: "Der neue heiße Scheiß aus Birmingham", sondern eher "der Klassiker komplett durchgespielt".

Auch das Argument religiöse Qualität habe ich nicht ganz verstanden. Aus meiner Erfahrung sind die meisten Diskussionen zu "Metal ist mehr als Musik" eher im Black Metal zu finden, als im traditionellen Metal. Und BM ist für mich, obwohl auch schon ein paar Dekaden alt, jetzt nicht besonders "retro".

Die Ausgangsfrage war wohl, woher die "Retrowelle" stammt. Ich finde es wäre erstmal gut zu wissen, was Du damit meinst: Eher "Blues Pills" oder eher die Magazin-Specials: "So war es 1983", eher Reunion- und Klassiker-durchgespielt-Shows? Oder vielleicht eher der Abschwung der überproduzierten Nu-Metal Welle?

Der "Metal" an sich ist eine alte, sich schon sehr lange haltende Musikrichtung. Länger und erfolgreicher als so manch andere, sehr wichtige und beeinflussende Musikrichtung. Metal existiert schon seit etwa 35 Jahren. Rock 'n' Roll, der klassische, der das ganze gestartet hat - Elvis und Konsorten - war vielleicht so 10 bis 20 Jahre populär, höchstens. Der Beat-Rock, der die Beatles und Stones hervorgebracht hat: 5 Jahre? Be-Bop Jazz: 5 Jahre? Fusion-Jazz: 10 Jahre? Ich glaube, das ist das Besondere am Metal: da ist einfach schon viel passiert. Aber es passiert immer etwas und es werden immer die Grenzen ausgelotet: Mal erfolgreicher, mal weniger erfolgreich.

Die Retrowelle mag einfach nur ein Lückenfüller sein, weil gerade keine Nu-Metal oder Symphonic-Metal Welle da ist. Andererseits sehe ich eine ziemliche BM-Welle laufen.

Ich glaube, nur eine genauere Darstellung was du beobachtest kann da helfen.
 
Ich finde das ist kein gutes Beispiel. Die Themenwahl im Metal kann man zwar schon so interpretieren - in meiner Erinnerung geschieht das meine ich zB auch in Headbanger's Journey - aber es geht halt glaube ich ich in den meisten Fällen an der Realität vorbei. Metalbands singen über Tod und Verderben, weil sie es einfach cool finden. Es ist (allermeistens) schlicht Unterhaltung, und das war es von Anfang an (oben genannte Slayer geben das auch offen zu). Nur daraus, dass die Texte solche Themen behandeln, kann man eine intellektuelle Konfrontation mit Tod und Vergänglichkeit, oder der Abwesenheit von "Erlösung" - weder von den Musikern, noch den Hörern - mMn nicht ableiten. Dein Beispiel - "Angel of Death" steht finde ich sogar beispielhaft dafür, wie man selbst aus Auschwitz eine Story machen kann ganz ohne sich damit zu konfrontieren.

Ich habe in meinen Posts öfters den Begriff "unbewusst" erwähnt. Natürlich nicht zufällig. Mir ist klar, dass manche Metalbands ihre Texte auf der bewussten Ebene lediglich als "Unterhaltung" sehen, obwohl ich das bei "Angel of Death" eher bezweifle (gibt es dazu eine Äusserung der Band- mit Quelle bitte). Und sicher werden sich auch viele Bands gegen eine religiöse Ebene in ihrer Musik verwahren. Kann ich nachvollziehen. Für viele gilt ja die Gleichung: Religiös=Kirche=bäh. Ich verbinde das "religiöse" Element im Metal aber nicht mit irgendeiner fragwürdigen Instutition, sondern mit einer ernsthaften Tiefe, die manche Bands mit der Auseinandersetzung bestimmter "Tabu-Themen" für mich erreichen. Ob das von ihnen nun so bewusst "geplant" war oder nicht. Übrigens mache ich diese quasi-religiösen Erfahrungen (scheinbar paradoxerweise) gerade beim Hören vieler Black Metal-Bands, weil dort der Abgrund präsenter ist, der die Oberflächlichkeit der nur scheinbar "heilen" Welt durchbricht.

Um nochmal auf "Angel of Death" zurückzukommen: Ich finde den sehr wohl (extrem) konfrontativ. Und ich vermute, dass die extremen Reaktionen hauptsächlich daher stammen, weil der Text keinerlei Komfort-Zone oder Rückzugsmöglichkeiten bietet. Weder durch eine Wertung noch durch ein (wie auch immer) geartetes "Happy End". Darin liegt für mich auch sein Wert.
 
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Die These, dass Metal eine religiöse Komponente hat, würde ich grundsätzlich bejahen. Es ist mMn sogar eines der zentralen Themen und ein wesentliches Kriterium (für mich zumindest), ob es sich um "Metal" handelt oder nicht. Zusammen mit dem Sound (Instrumentierung, Lautstärke etc.) ist die textlche und konzeptionelle Verarbeitung religiöser und spiritueller Themen der wesentliche Unterschied zu den meisten populären Musikstilen. Fehlt diese Komponente, ist es für mich kein "Metal". Okkulte, christliche, neureligiöse, heidnische oder satanische Inhalte gehören essentiell zum Metal und sind in anderen Musikgenres (HArdcore, Punk, Techno. Pop, Hip Hop etc.) kaum zu finden. Diese Offenheit gegenüber transzendenten Themen lässt Metal auf viele Außenstehende relalitätsfern, wenn nicht sogar realitätsverweigernd wirken. Ich staune aber immer wieder, wie viele Atheisten und Materialisten Metal hören und diese Thematik auf eine "Fantasy"-Ebene hieven. Ich denke aber, dass der Metal gerade bei dieser Hörerschaft
die spirituelle Sehnsucht befriedigt, ohne dass es diese Metal-Fans sich explizit eingestehen müssen. Sozusagen als Schutzmantel. Überhaupt ist der Metal auch ein Sprachrohr der "Schutzbedürftigen" und "Verletzlichen", die Sensiblen, die sich mit dieser Musik stark und unverletzlich fühlen - "Armed with Metal"

Ok, ich schweife ab. Retro ist kein exklusiver Trend im Metal, sondern ein gesellschftliches Phänomen, worüber wahrscheinlich schon viele Bücher und wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben wurden. Kurz zusammengefasst, handelt es sich um die Sehnsucht nach Geborgenheit, Verständnis und die Verklärung der "guten, alten Zeit".
Das, was viele aber unter Retro-Rock, False Metal oder Hipster Metal verstehen, hat mit dieser "Nostalgie" nichts zu tun. Im Gegenteil wird diese Musik ja als "hip" bezeichnet und von vielen Metalheads abgelehnt. Schade. Hier suchen sich, oft blutjunge, talentierte und geschmacksichere Musiker aus dem Fundus einer 45-jährigen Metal-Geschichte die Elemente zusammen, die sie "cool" und "attraktiv" finden und kochen mit analogem Vintage Equipment ihr eigenes, aufregendes Süppchen und scheren sich einen Dreck um die Meinung der Altvorderen. Gut so. Dass diese Retro-Bands auch bei dem einen oder anderen alten Sack auf offene Ohren stoßen, liegt u.a. auch daran, dass diese Musik Erinnerungen an längst vergangene, glorreiche Zeiten weckt.
 
@MIBURN Ich kann was du sagst schon irgendwie nachvollziehen. Nur würde ich sagen bist es in diesem Fall du, der durch Text und Musik dazu angeregt wird, sich mit größeren Themen auseinanderzusetzen. Dass Slayer das nicht mach(t)en, ist natürlich reine Unterstellung - aber das ist es ebenso, wenn man annimmt, sie hätten irgendetwas besonderes damit ausdrücken wollen. Wie sagte einst Araya zum Erscheinen von "God Hates Us All": "No, no... he doesn't hate. It was just a cool fucking title we reckoned would piss many people off".

Das ist konsistent mit der generellen Umgangsweise der meisten Bands mit ihren Themen. Fantasy steht gleichberechtigt neben Realitätsbezügen, und im Endeffekt geht es um eine gute Story mit ein paar Schockelementen oder düsteren Effekten: One vs. The Thing That Should Not Be, 2 Minutes To Midnight vs. Number of the Beast, Angel of Death vs. Altar of Sacrifice ...

Dabei kann ich gerade dass was du über BM sagst gut nachvollziehen. Schon als Jugendlicher fand ich Musik mit vermeintlich negativen Inhalten extrem angenehm, weil ich sie gegenüber den happy Radio-Sounds, in denen es immer nur um die letzte Romanze oder das nächste Wochenende geht, als ehrlich emfpand, als nicht so scheinheilig, als Konfrontation mit der "echten" Welt. Ich empfinde heute manchmal immer noch so, nur dass ich jetzt denke dass dieses Gefühl mehr über mich und meine Weltsicht aussagt als darüber was Metal "ist" oder von sich aus transportiert.
 
Retro ist kein exklusiver Trend im Metal, sondern ein gesellschftliches Phänomen, worüber wahrscheinlich schon viele Bücher und wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben wurden. Kurz zusammengefasst, handelt es sich um die Sehnsucht nach Geborgenheit, Verständnis und die Verklärung der "guten, alten Zeit".
Volle Zustimmung !!! Auch in anderen Bereichen kann man dieses Phänomen beobachten, bestes Beispiel ist die Mode, da kommen auch die Sachen wieder, die vor 30 Jahre schon mal modern waren ;)
 
Okkulte, christliche, neureligiöse, heidnische oder satanische Inhalte gehören essentiell zum Metal und sind in anderen Musikgenres (HArdcore, Punk, Techno. Pop, Hip Hop etc.) kaum zu finden.


Da ist grundsätzlich einmal vollkommen falsch, auch wenn man rein spirituelle und religiöse Musik ignoriert. Gerade im Hardcore gab es über die Jahre verschiedene spirituelle, durchaus populäre Strömungen (von christlich bis okkult). Und das relativ frühzeitig (Die Process Church Of Final Judgement wurde nicht zu erst von Sabbath Assembly thematisiert, sondern war in bestimmten Hardcore-Zirkeln schon vorher überaus populär). Wirft man mal einen Blick rüber zu den Neufolk-, Industrial- und Ambient-Fritzen, bei letzteren ist sowieso eine gewisse Nähe zu Techno-Spielarten gegeben, erledigt sich das Exklusive vollends.

Übrigens sehe ich es so: der Metal, gerade mit seinem breitgefächerten Konternarrativ, macht sich religiöse Aspekte zu Nutze. Zu mehr fehlt im die Geschlossenheit in Weltbild und Wertesystem. Lediglich aus subjektiver Sicht eines Einzelnen kann er aus einer bestimmten Verehrungsposition heraus religiös anmuten, da man ja auch gewisse Riten und ein Gefühl der Vehrerhung (etc.) in seinem Fandom entwickelt. Diese sind aber mehr oder weniger individuell geprägt. Eine Religion dagegen gibt einen festen, allgemeingültigen Satz an Praktiken vor, etc..
 
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Volle Zustimmung !!! Auch in anderen Bereichen kann man dieses Phänomen beobachten, bestes Beispiel ist die Mode, da kommen auch die Sachen wieder, die vor 30 Jahre schon mal modern waren ;)

Jau, und in politischen Zirkeln mitunter sogar auch Sachen, die vor 80 Jahren modern waren. Ermächtigungsgesetze und so Zeugs...
;)


Wobei ich aufs Thema bezogen schon etliche Gedanken gut nachvollziehen kann, die MIBURN gebracht hat. Auch wenn ich jetzt den ernsthaften transzendentalen Bezug nicht sehe und auch denke, dass den so gut wie niemand sieht, spielt Heavy Metal für viele Metalfans sicherlich eine Rolle als Religionsersatz und erfährt quasi-religiöse, kultische Verehrung. Reliquiensammeln, Devotionalienhandel, wahre Lehren, Ordenstracht, Missionieren und sich missionieren Lassen, Rituale und Götzendienste, Ikonen... wenn man das "richtig" betreibt, dann ist das alles da. Wobei, und da hat dann der Lobi wieder recht, das ist nun nicht exklusiv im Metal so, sondern in sehr vielen Szenen. Aber die Metalszene hat schon einen sehr ausgeprägten Hang dorthin und ist im Zweifel eine der größten Szenen, die derart ausgiebig quasi-religiöse Musikkulte betreibt. Und ich find das irgendwie sehr schön...
:D
 
Da ist grundsätzlich einmal vollkommen falsch, auch wenn man rein spirituelle und religiöse Musik ignoriert. Gerade im Hardcore gab es über die Jahre verschiedene spirituelle, durchaus populäre Strömungen (von christlich bis okkult). Und das relativ frühzeitig (Die Process Church Of Final Judgement wurde nicht zu erst von Sabbath Assembly thematisiert, sondern war in bestimmten Hardcore-Zirkeln schon vorher überaus populär). Wirft man mal einen Blick rüber zu den Neufolk-, Industrial- und Ambient-Fritzen, bei letzteren ist sowieso eine gewisse Nähe zu Techno-Spielarten gegeben, erledigt sich das Exklusive vollends.

Die Betonung liegt auf "kaum" und auch bei einer gewissen, nachweisbaren Außenwirkung, die bei deinen Beispielen gegen Null tendiert. Ausnahmen bestätigen die Regel. Integrity und Krishna-core sind die Ausnahmen - und nicht die Regel!
 
Die Betonung liegt auf "kaum" und auch bei einer gewissen, nachweisbaren Außenwirkung, die bei deinen Beispielen gegen Null tendiert. Ausnahmen bestätigen die Regel. Integrity und Krishna-core sind die Ausnahmen - und nicht die Regel!

Äh. Nö. Die christliche Hardcore-Szene ist überaus langlebig und vital (und bandweise auch kommerziell sehr erfolgreich), auch wenn man nicht immer mit dem Kreuz voran missioniert - und vielleicht das beste Gegenbeispiel. Integrity ist und war nicht die einzige Band, wenn auch irgendwie Trendsetter und überaus populär, nicht nur in der HC-Szene. Belgien dürfte hier das herausragenste Beispiel in Europa sein die letzten 10 Jahre sein. Holy Terror ist längst nicht (und war es in dem 90ern schon nicht) begrenzt auf den ehemaligen Clevo-Zirkel. Die "Außenwirkung" ist vielleicht nicht so enorm wie bei Megaseller-Kasperltheater aus dem Metal, für die jeweilige Szene selbst aber prägend und vor allem zeigt es, dass all die genannten Themen eben nicht dem Metal exklusiv sind, auch wenn man ggfls. diese Wahrnehmung aus welchen Gründen auch immer hat. Kann man beliebig in weitere weniger kommerziell erfolgreiche Gefielde weitertreiben, in denen spirituelle Elemente noch viel mehr Teil einer theatralischen Darbietung sind (Gothic Szene, Ritual Ambient und so weiter). Wenn es Dir nur um die Wahrnehmung einer Öffentlichkeit bezüglich der einzelnen Szenen geht, was ich jetzt mal in das "Außenwirkung" hinein interpretiere, bitte, ja. Aber die Themen selbst sind dem Metal eben nicht exklusiv. Wenn Du wieder was anderes meinst, dann reden wir eben aneinander vorbei und gut ist.
 
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Hm, als quasi areligiöser Mensch, tu ich mir sehr schwer "meine" Musik in einen religiösen Kontext zu setzen. Wo ich mitgehen kann ist, dass der totale Die-Hard Fan eines Musikstils oder Band diesen eine fast religiöse Ehrerbietung entgegenbringt, die sich in totaler Hingabe für aus deren Sicht etwas Heiliges, Göttliches oder Übernatürliches - das Transzendente- zeigt. Dies ist aber eher einer funktionalen Religiosität zuzuordnen, also einer Religiosität des oftmals Trivialem, wie Fussball, Mode, Geld etc.. Diese Erfahrung, die sie beim Hören und Sehen machen ist mir persönlich aber eher fremd. Klar gebe auch ich gewissen Alben oder Künstlern, die mir besonders am Herzen liegen, mal diese Attribute, ohne jetzt eine wie auch immer gelagerte höhere Macht zu spüren.
Genau aus diesem Grund kann ich aber zur These, dass Metal nicht breiter, sich nicht weiterentwickeln, keine neuen Einflüsse verarbeiten darf oder braucht, da er sonst seine religiöse Qualität verliert, nicht mitgehen. Musik sollte für mich auch eben grenzenlos, grenzüberschreitend, ja unendlich in seiner Wirkung und Machart sein, um auch hier die Antithese zum religiösen Dekret der Erkenntnis über die Endlichkeit des Seins zu liefern.
Für mich bedeutet Weiterentwicklung und Innovation - auch und gerade im Metal - eine bestimmte Lust auf Zerstörung, zumindest aber Deformierung und altbekanntem, altbewährtem neu zu begegnen. Dadurch Neues schaffen, das Alte hinter sich lassen, alte Strukturen und Elementen niederzureissen, und darauf etwas unverbrauchtes, unerforschtes aufzubauen, halte ich im Wesentlichen für sinnvoller als Hergebrachtes immer wieder aufzuwärmen.
 
@MIBURN Ich kann was du sagst schon irgendwie nachvollziehen. Nur würde ich sagen bist es in diesem Fall du, der durch Text und Musik dazu angeregt wird, sich mit größeren Themen auseinanderzusetzen.

Na klar kann ich nur erstmal von mir sprechen. Ich will ja niemanden was überpfropfen, sondern mich austauschen. Für mich haben viele Metalbands jedenfalls diese religiöse und/oder spirituelle Qualität. Neurosis wären auch solche Kandidaten. Oder die letzte TROB. Oder die letzte Fuath. Die transportiert mich weg. Der Sound lässt mich in Tiefen vordringen, so wie es keine andere Musik vermag. Aber natürlich ist nicht DER Metal per se religiös/spirituell, ABER (wie @Doomwych feststellte) eine der ganz wenigen Musikrichtungen, die besonders "anfällig" für diese Themen sind. Und mal ernsthaft: Wenn es nicht so wäre, hätte er auch nicht diese magnetische Anziehungskraft mit diesem fanatisch-treuen Following. Ob das nun allen Fans bewusst ist oder nicht.
 
Ich habe mich vor kurzem gefragt, warum ein großer Teil der Hörerschaft (inkl. myself) 2016 wieder bei den Sounds angekommen ist, die bereits vor 30+ Jahren favorisiert wurden. Ich will die nun folgenden Gedanken nicht auf einem plumpen "Früher war alles besser"-Gerüst stützen, sondern in einen größeren Kontext einweben, der hoffentlich auch die rein musikalische Ebene transzendiert.

(Wenn der Thread hier nicht reinpasst, bitte woanders hin verschieben, mir fiel kein besserer Platz ein.)

Hier meine Gedanken dazu....

Ich höre Metal seit fast 30 Jahren und nun frage ich mich doch, warum viele Fans (und auch Bands) musikalisch wieder dahin zurückkehren, wo für viele alles begonnen hat. Dabei sind mir in den Diskussionen der letzten Jahre verschiedene Theorien untergekommen, die mich jedoch alle nicht als Erklärung für dieses (Retro-) Phänomen befriedigen konnten.

Einige sind der Meinung, dass der pure Konservatismus die Leute zurück zum "Retro"-hören/-spielen treibt. Vor allem die älteren Hörer bzw. Bands, die "nix anderes können" oder die zu "faul" sind, was "Neues" zu entdecken/ zu versuchen. Oder weil manche Fans beim Hören "alter" Musik nostalgische Gefühle ausleben können. Dagegen spricht, dass es auch jede Menge Jungvolk gibt, das auf "alte" oder zumindest "alt-klingende" Bands abfährt. Ich meine hier nicht nur den "Retro-Rock", sondern auch "Retro-Thrash", "Old School-BM" etc.pp.

Andere sagen, dass die "Leute" (auch durch die zwischenzeitliche Nu-Metal-Welle begünstigt) gemerkt haben, dass es letztendlich doch nix Besseres als z.B.: Maiden 1982 gibt. Kann man drüber reden, trifft IMO aber auch nicht wirklich zu.

Und manche sind der Meinung, dass sich Metal ja gar nicht weiterentwickeln "darf", die ganze Nu- oder -Core Welle nur ein bedauerliches Laborexperiment von gelangweilten BWL-Studenten war und man eh immer Vinyl, Kassetten und VHS favorisiert hat. Sympathisch, aber IMO auch nicht wirklich den Kern treffend.

Vor kurzem las ich nun ein Buch, dass sich mit einem bestimmten religiösen Phänomen beschäftigt hat und dabei sind mir zahlreiche Parallelen zum Metal aufgefallen, die nur auf den ersten Blick eventuell etwas weit hergeholt erscheinen mögen. Je mehr ich jedoch darüber nachdenke, desto mehr machen diese Parallelen für mich Sinn.

Zuerst einmal ist es sicher kein Zufall, dass Metal von vielen Fans eine geradezu religiöse Qualität attestiert bekommt, zumindest von denjenigen, für die er mehr als nur Musik ist. Metal geht häufig (nicht nur musikalisch gesehen) dahin wo es weh tut und beschäftigt sich mit Themen, denen gern in der "Gesellschaft" ausgewichen wird. Tod, Unglück, Depression, Hass, Scheitern usw. Also (im besten Fall): in die Tiefe. Und nur dort kann etwas (also auch Musik) eine religiöse Qualität entwickeln.

Laut Buch zeichnet sich nun ein wichtiges Merkmal echter Religiösität dadurch aus, dass der betreffende (religiöse) Mensch die BEGRENZUNG seiner Existenz (sowohl was die Dauer als auch das real Erreichbare) akzeptiert und aushält, statt den Schmerz über die Erkenntnis seiner Begrenzung mit dem süchtigen Such(t)en nach vermeintlich "Neuen" auszuagieren und dabei irgendwann feststellen muss, dass das "Neue" a) gar nicht wirklich so "neu" ist und er b) niemals seiner eigenen Begrenzung entfliehen kann, egal wieviel vermeintlich "Neues" er noch erreicht/entdeckt. Laut Buch liegt nun der eigentliche Wert dieser (oft bitteren) Erkenntnis darin, dass durch die Akzeptanz der eigenen Begrenzung erst wirkliche Spielräume innerhalb des real Machbaren frei werden.

Auf den Metal bezogen (und natürlich auch nur IMO!): Er ist gut so, wie er ist. Er braucht weder "neue" Experimente, noch "muss" er sich zwangsläufig "weiterentwickeln". Die immer mal wieder geforderte "Weiterentwicklung" ist im Kern eine Illusion und soll (hauptsächlich bei denen die sie fordern) verschleiern, dass sie die Begrenzheit des Genres nicht aushalten.

Oder anders gesprochen: Je weiter der Metal (nicht nur musikalisch betrachtet) in die Breite(n-wirksamkeit) geht, desto mehr verliert er seine religiöse Qualität.
Manche halten es nun aber nicht aus, dass Metal in dieser besonderen Qualität nur in der Tiefe, aber niemals in der Breite existieren kann, und versuchen an ihm rumzuzerren und verfälschen somit das, was ihn erst so wertvoll macht. Wer mit offenen Augen durch die "Szene" geht, kann die Beispiele dafür überall sehen.

Beipiel "Wacken". Ein "Musterbeispiel" dafür was passiert, wenn Menschen der Größenwahn befällt, weil sie es nicht aushalten "nur" ein Metalfestival zu unterhalten und deshalb glauben sich "weiterentwickeln" zu müssen. Flach. RTL. Ballermann. Der Tod der Gehirnzellen. Schlimmer: Der Tod der eigenen Identität. Gut für den Geldbeutel. Hohl für die Kopf. Natürlich kann man das alles mal machen. Keiner kann nur in der Tiefe leben. Manchmal muss es auch mal "Ballermann" sein. Aber keiner soll nur eine Sekunde lang glauben, dass es das ist, was Metal im Kern ausmacht und am Leben erhält.

Und damit wäre ich zum Schluß wieder am Ausgangspunkt: Ich glaube nämlich, dass der wahre Grund für den "Retroboom" darin zu finden ist, dass viele Fans (sicher unbewusst) die Begrenztheit des Genres akzeptiert haben, ohne deswegen in Depressionen, Gleichgültigkeit oder Aktionismus (NEU!GENREÜBERGREIFEND!DER NEUE HEIßE SCHEIß!!!) verfallen zu müssen.

Natürlich funktioniert das ganze nicht, ohne die übliche hohle Wacken Phrase...

Ich wüsste nichtmal, was ich dazu sagen soll, weil es einfach nur inhaltlose Anschuldigungen sind. Inhaltlos? Identitätstod? Größenwahn? Das sind tolle Anschuldigungen, während man sich selbst für tiefsinnig und sehr inhaltsvoll hält. ;)

Doch ich glaube, das Wacken ist wie viele andere Dinge auch etwas, dass den Metal im Kern ausmacht und am Leben erhält.

Grundsätzlich finde ich das Thema sogar sehr interessant, aber leider ist der religiöse Zug der bei vielen am deutlichsten hervortritt immer diese stumpfe Fanatismus. Mir muss niemand erklären, was Metal im Kern ausmacht, oder am Leben hält, dass weiß ich selbst schon gut genug.

Persönlich finde ich die Weiterentwickling des Metals super! Das ist sogar eine der besten Eigenschaften dieser Musik. Wer denkt, das Genre sei begrenzt, setzt sich diese Grenzen selber. Ein Glück, dass viele hunderte Künstler nicht gedacht haben, sie müssten sich nach irgendwelchen Grenzen richten. Sonst wäre uns einige granatenstarke Musik verwährt geblieben.
 
Ich mag ja beides, den im Wortsinn progressiven Metal, die Avantgarde einerseits, aber auch den konservativen bis reaktionären Metal auf der anderen Seite. Und auch wenn ich selber kein Reinheitsfanatiker in Sachen Metal bin, bin ich doch sehr, sehr froh, dass es diese in großer Zahl gibt, denn gäbe es sie nicht, dann hätten wir viele, viele der alten Underground-Bands längst endgültig verloren, die uns heute noch bei Events wie KIT, HOA, BYH etc... erfreuen. In den Neunzigern gab es diese Phase, als "Konservatismus im Metal" verpönt war, und unzählige dieser Bands lösten sich auf oder nahmen Alben wie "Dissident Alliance" und "Reopening The Gates" auf, oder "Voyeurs", und wollten ihre alten Songs nimmer spielen. Der Tatsache, dass diese verbohrten Metalpuristen nicht locker ließen und diese Bands weiter hofiert haben und eine ursprünglich kleine, jedoch inzwischen massiv gewachsene Szene um diese Bands und ihre Festivals etablierten, der verdanken wir es, dass es eben jetzt möglich ist, US-Bands nach 30 oder 40 Jahren erstmals in Europa zu sehen, die in ihrer Karriere keine 1000 Scheiben verkauft haben.

Daher freue ich mich riesig darüber, dass es diese Scheuklappenträger gibt, die so beinhart am Alten festhängen, auch wenn - und das ist mir wichtig zu betonen - auch wenn ich mich oft genug selbst über sie aufrege, wenn sie nichts Neues gelten lassen, das ich ebenso toll finde und alles madig reden, was von neuen Bands kommt, oder was Neues von alten Bands kommt, oder was Mainstream ist etc...

Toll dass es beides gibt, und man sollte sich öfters an den Bands freuen, die man gemeinsam geil findet, als sich über die Differenzen ärgern.

Wort zum Sonntag? Vielleicht...
 
natürlich ist nicht DER Metal per se religiös/spirituell, ABER (wie @Doomwych feststellte) eine der ganz wenigen Musikrichtungen, die besonders "anfällig" für diese Themen sind. Und mal ernsthaft: Wenn es nicht so wäre, hätte er auch nicht diese magnetische Anziehungskraft mit diesem fanatisch-treuen Following. Ob das nun allen Fans bewusst ist oder nicht.

Das finde ich schon interessanter als den religiös-spirituellen Ansatzpunkt. Was macht den Metal für so viele so attraktiv, so langlebig? Ich habe keine Antwort darauf, vermute aber, dass es etwas damit zu tun haben könnte das Metal früh den Anspruch hatte "mehr" zu sein als "nur" Musik. Aber nicht im Sinn von Gesellschaftskritik oder Spiritualität, eher das Bestehen darauf, dass es zu der Musik einen Lifestyle, eine Lebenseinstellung, was auch immer gibt - aber so vage formuliert, dass immer noch alle das daraus machen können was ihnen liegt.

Edit: So ein bisschen Peter Pan-mässig. Wer fest genug daran glaubt, dass es etwas gibt, von dem man Teil sein kann - ist dabei ;)
 
Mir muss niemand erklären, was Metal im Kern ausmacht, oder am Leben hält, dass weiß ich selbst schon gut genug.

Ich denke nicht, dass das die Intention dieses Threads ist. Mich würde aber schon interessieren, was Metal im Kern für Dich ausmacht (ohne dass ich darauf angewiesen wäre, dass es mir einer erklären müsste ;))
 
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