IMBER LUMINIS
SAME OLD SILENCES
Vorlauf-Geschwätz, kann überspringen wer mag. Geht eh nur um den Typ.
Ich war Mal in Belgien, hatte so'n Touri-Städtetrip gemacht - Pralinen, Waffeln, Bier, Museum, Disko, Plattenladen. Damals war ich noch nicht (wirklich) im Funeral unterwegs. Eher mit Post-Metal befasst. Dass Belgien da schon einen richtig fetten Stamm an relevanten Bands eines wuchtigen und mir später wichtigen Genres ausgespuckt hatte war mir kein Stück weit klar. Wenn überhaupt war Belgien für mich musikalisch
ein Zentrum von EBM und Folgeerscheinungen. Zeitsprung - Aber wenn man 2019 im Funeral-Doom unterwegs ist führt kein Weg an einem gewissen Olmo Lipani, besser bekannt als Déhà
, vorbei. Déhà ist als Studiobetreiber, Tontechniker, Produzent und vor allem als Musiker so dick im Geschäft, dass eigentlich heute jeder der mehr als fünf aktuelle Funeral-Bands kennt irgendwas von ihm kennt. Er war oder ist mit den aktuellen
Geheimtipp*hust*Popstars des Genres Clouds (kannste kennen, musste nicht unbedingt hören - Die ersten waren ganz okay, danach wird das auf Dauer zu schmalzig und zu glatt) unterwegs. Bei God Eat God und hat mit Slow noch ein Nicht-mehr-Solo-Projekt, dass seit dem Album Oceans Zeit durch die Decke geht. Wenn man sich so im Fangetümmel 2019 umhört was denn nun
das Funeral-Album des Jahres 2019 gewesen sein soll kommen jedenfalls Slow mit Dantalion und Esoteric mit A Pyrrhic Existence am häufigsten zur Sprache. Auch bei Slow habe ich das Problem, dass mir das zu viel schöntuerisch-weich-seichtes Klimbim, gemacht um Regentropfen dabei zuzusehen wie sie schlieren auf den Fenstern ziehen, ist - aber wer's mag. Daneben macht der Belgier noch mit Projekten wie Yhdarl, COAG, Lebenssucht, Merda Mundi, Sorta Magora, We All Die (Laughing), Acathexis, God Enslavement in verschiedene Formen an Grind, Death und Black. Der Typ ist anscheinend ein belgischer Berufsundergroundmetalsternchen und damit die erfolgreichere, aber auch kommerziell interessiertere, Version des UDOM-Kopfes. StijnVanCauter2.0 ...
Okay also. Besagter Stijn2.0 hat mit Imber Luminis ein weiteres mehr-oder-minder-Soloding am laufen das sich irgendwo zwischen DSBM, Atmospheric Black Metal und Ambient Funeral Doom bewegt.
Kluggeschiss zur Geschichte von Album und Band. Kann man lesen wenn's einen interessiert, aber irgendwie mach ich das eh nur weil ich den Beitrag aufplustern möchte und es einfacher ist Fakten zusammen zu kratzen als über die Musik zu schreiben.
Mit Imber Luminis pflegt Déhà alias Stijn2.0 also sein xtes Bandprojekt. Wobei IL zu den älteren Sachen die er so macht gehört. Laut Metal-Archives (Trau ich nicht über den Weg) gibt's die Band seit 2006. Das erste Demo war 2010 und 2011 erschienen dann auf MySpace (Alter,ist das lange her) zwei Download-Singles die beide Varianten des Songs Same Old Sufferings enthielten. 2013 warf er dann, immer noch ohne Label, eine orchestrale Version hinterher. In den darauffolgenden Jahren entwickelte Stijn äh Olmo das Projekt weiter, verabschiedete sich zusehends davon IL als sein siebenhundertsechsundfünfzigstes Funeral-Projekt zu betreiben und ging zum Atmospheric Black Metal über. Damit gab er dann auch 2014 mit der Platte Imber Aeternus sein Labeldebüt via Self Mutilation Services. Da brachte er auch schon etwas Gejammer und etwas Rasierklingen-Gedöns ein und kam damit bei Presse und Fans sogar Recht gut weg. 2015 dann der Wechsel zu Naturmacht wo IL blieb. Nach ein paar Veröffentlichungen mit und ohne Label (immer da wo dann Naturmacht) zog es Déhà zu Same Old Silences/Sufferings zurück. Er meinte diese Musik, diese Songs bekäme man nicht kaputt, da wäre eine xte Neuauflage durchaus okay. Ich glaube ja, dass da soviel verdammtes Herzblut drin steckt, dass er sie wieder und wieder an ein Publikum bringen mag, dass er die Musik selbst unnachahmlich schätzt, für besonders hält und dass er absolut von diesen Songs überzeugt ist, weshalb er sie nahm und einen erneuten Versuch wagte sie auf Platte zu bannen. Aber vielleicht fehlen ihm auch einfach nur neue Ideen.
Charles Mengin: Sappho (1877)
Genug Geplänkel. Jetzt: Same Old Silences - Anwärter fraochsches AdJ auch ohne die Black-Metal-Beschränkung ... (Für mein Musikhören) Typischerweise ist es in der Stimmung depressiv und geht um Suizidalität
Same Old Silences erinnerte mich mit Gewalt daran das ich "Blackesque" Musik sehr zu schätzen weiß. Mal auf das ganze bescheuerte Band/Musiker/Albumgeschichte-Geschwafel voraus geschissen. Silence III ist im Atmo-Post-Black-Metal die verdammtnocheins beste Nummer die ich seit Jahren gehört habe. Das gequälte Schreien auf seinem warm bettenden Klanggerüst weist jedes (
JEDES!) Alcest-(ich würde gerne Neige behaupten aber ich liebe Amesoeurs zu sehr um hier eine Rangfolge zwischen dem frischen Liebesglück und der alten Romanze festzulegen)-Album in seine wohlverdienten Schranken.
Same Old Silences besteht aus zwei, in Zahlen 2, römisch II, Stücken die Zusammen fast 43 Minuten spielen. Das alte Same Old Sufferings sommergewittert fünfundzwanzig Minuten wallend, Woge um Woge in theatralisch schwelgerischer Intensität über ihren Hörer mit Sprechen, Klagen und Schreien, sacht-sanften Pianopassagen und brandenden Riffwellen im kalten Down-Tempo des monoton dahingleitenden Schlagzeugs hinweg. Die ursprünglichen 7:51 Minuten explodierten zu einem ausladenden, in alle erdenklichen Richtungen agierenden Fünfundzwanzigminutenstück das um die wiederkehrenden Textzeilen "Alive/Never felt so good today/I feel I can die today" arrangiert wurde. Letztendlich verfolgt man während des dreigeteilten Stücks die Auseinandersetzung mit einem Wohlgefühl während des Pfades zum Suizid in stetiger Dynamik (anstatt in sonst von anderen Gruppen gerne genommenen anhaltender Monotonie). Was mich zu den Songs bringt ...
1. Same Old Sufferings
Dreigeteilt in I - Revulsed, II - Highway und III - Nothing Can Go Wrong beginnt das Stück mit einem sanften Keyboardintro das nach einer Minute in schmerzhaftes Schreien und Gitarrengewitter übergeht. Revulsed beschreit das Leben als Qual und Druck. Das wehrende, hadernde Brüllen gegen das Leben greift Hoffnungsvoll nach dem potentiellen Ende und entdeckt darin das Gefühl von Leben, ein Hochgefühl von Leben, eine Epiphanie des Lebens in der Anwendung vom Sein im Leben. Während in Revulsed das hadern und flehen seine Klimax im Leben findet kommt nach dem Hoch in Highway obligatorisch die Talsenke des trockengelaufenen Erfahrungsraums und damit der berstende Gegensturm an dessen Ende gerade das trocken laufen als Sinn erkannt wird. "All is done now/I am alive/Never felt so good today/I feel that I'll die today". Es ist der intellektuelle und emotionale Abschluss mit dem eigenen Sein aus der bewussten Hinwendung zum Tode. Mit entsprechend vielen ruhigen und pathosbeladenen Passagen wartet dann auch Nothing Can Go Wrong, in dem das Ende nicht nur an- sondern auch als Final wahrgenommen wird. Es ist das DSBM-Fest das das Leben freudig hinter sich lässt dass alsdann in zart feierlichen Passagen Salut schlagender Gitarren mit sich euphorisch überbordendern Rufen und Growls ausläuft und nach letzten Kreisen aus Leben und der Schmach daran in Stille vergeht.
Silence III
Ich schrieb es weiter oben bereits:
Silence III ist im Atmo-Post-Black-Metal die verdammtnocheins beste Nummer die ich seit Jahren gehört habe. Das gequälte Schreien auf warm seinem bettenden Klanggerüst weist jedes Alcest-Album in seine Schranken. Silence ist positiver als SOS, es ist weniger kalt als zB Lantlôs, an deren Frühwerk ich dennoch denken musste und weniger "Poppig" als Todtgelichter, an die ich ebenso denken musste. Irgendwo tief im Blackgaze/Post-Black-Metal beginnend tanzt das Riffing sich förmlich aus diesem Kokon und schreit nach Stille, nach Ruhe und Frieden. "Silence/Shut it out/No noise will be heard/Silence/Shut it out/Silence". Ich möchte Mal kurz sagen: "So macht man das wenn man 2019 wirklich noch Blackgaze und ähnliches machen möchte." - 1. Wird den Zwang über Bord, 2. Greife auf angrenzende oder entfernte Ideen zurück. Silence III nutzt vor allem einen oben schon erwähnten Quereinfluss aus dem DSBM um hier zuvorderst die Atmosphäre hoch zu pushen und pfeift drauf, dass es immer sanft und träumerisch sein sollte. Denn in Silence III hämmert das Schlagzeug sich für Blackgaze-Verhältnisse ordentlich zurecht. Déhà brüllt gequält und jammert kurz weinerlich dazwischen während das Riffing unaufhörlich um ein Gefühl von Inexistenz kreist und zittert.
Jacques-Louis David: Der Tod des Sokrates (1787)
Fazit: Ja, ja, keine Ahnung
Ja, ja, keine Ahnung ob das jetzt D
AS A
LBUM oder D
AS B
LACK-M
ETAL-A
LBUM 2019 für mich ist. Ich würde gerne ja schreiben, aber da war noch was das noch geschrieben sein will und ich bin nicht gut mit diesem Listen und Ranking-Kram. Das ist heute einfach so und morgen wieder anders. Ich habe eigentlich auch bis ich hier im Forum aktiv wurde nie nen Plan davon gehabt welches Album ich mir denn nun aus dem laufenden bzw. vergangenen Jahr angeeignet und angehört hatte. Ist mir doch eigentlich egal. N gutes Album ist n gutes Album. Wertungen, Rankings und Listen sind Kacke. Ich mach da trotzdem mit weil's auch irgendwie Spaß macht aber ernst nehmen kann man mich dabei eher weniger, schon allein weil ich es nicht ernst betreibe. ;-*
Ach ja, Album ist toll, wenn man die Richtung mag.