Ja, war ein schöner Sonntag. War zwar nicht gerade in Topform und habe mich eher hingeschleppt, weil ich erst am Samstagabend nach 13 Stunden Bahnfahrten (mit allen möglichen Komplikationen, die man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen kann) heimgekehrt war.
Dass ich am Sonntag mit 15 Minuten Verspätung in Frankfurt ankam, spielte aber keine Rolle.
Los ging es mit den Darmstädtern Beculted. Irgendwo zwischen Doom, Sludge und Black Metal angesiedelt, mit fies geröchelten Vocals. Da machte ich mir anfangs ein wenig Sorgen um die Stimmbänder der Dame am Mikro, aber die hielten glücklicherweise bis zum Schluss durch. Nur in den Passagen, in denen das Tempo angezogen wurde, wurden die Growls leider etwas vom bollernden Schlagzeug überdeckt. Insgesamt aber ein sehr gelungener Auftakt.
Danach dann Terzij de Horde. Die hatte ich vor ein paar Jahren schon mal live gesehen und wusste, dass das gut wird. Leider hatte der Bassist den ganzen Auftritt über arg mit Instrumenten und Saiten zu kämpfen, aber davon abgesehen hat das richtig Spaß gemacht. Stageacting des Sängers passt eigentlich eher zu einer Hardcore-Show, der kam auch immer mal runter von der Bühne und brüllte die Leute auf Augenhöhe direkt an. Die Show beendete der knieend mitten im Publikum. Erstes Highlight des Abends!
Bei Nichtung wusste wohl kaum einer der Besucher, was zu erwarten war, denn die hatten keinerlei Internetpräsenz, was in der heutigen Zeit schon sehr ungewöhnlich ist. Dadurch hatte aber auch keiner irgendeine Verbindung zur Musik und um das Publikum aus dem Stegreif zu überzeugen, war der Auftritt einfach nicht gut genug. Ging offenbar nicht nur mir so, denn die Reihen vor der Bühne lichteten sich merklich.
Iskandr war mir oberflächlich ein Begriff, wollte ich eigentlich nochmal vorher reinhören, aber wie‘s halt so geht, kam es nicht mehr dazu. Ich hatte aber schon grob mit Black Metal gerechnet und war daher überrascht, dass das eine unmetallische Ein-Mann-Geschichte war (habe jetzt gerade nochmal bei Bandcamp geschaut bzw. gehört: bis vor kurzem schien das aber schon noch Black Metal gewesen zu sein. Hm. Oder gibt's mehrere Iskandr aus den Niederlanden? Unwahrscheinlich). Stumpfe Drumcomputersounds beim Soundcheck sowie dann auch beim ersten Song ließen Schlimmes befürchten – ein bisschen besser wurde es dann zwar, aber nicht viel. Plätscherte über weite Strecken ziemlich an mir vorbei, passenderweise wurde auf der Video-Leinwand eine ganze Weile fließendes Wasser eingeblendet. Langweilige Drumcomputersounds, unspektakuläre Gitarre, Vocals mit viel Hall. Für mich leider ebenso belanglos wie enttäuschend.
Immerhin konnte man durch den Durchhänger im Mittelteil nochmal etwas Kraft tanken für den Auftritt von Alkerdeel, denn die springen einem live quasi direkt ins Gesicht. Dass die live eine Macht sind, wusste ich seit ich sie letztes Jahr bei einem Auftritt in Belgien gesehen hatte. In Belgien? Ja, denn in Deutschland hatten sie aus unerfindlichen Gründen bis zum Sonntag lange nicht gespielt (ich meine mich zu erinnern, dass es bei einem ihrer Facebook-Posting hieß, dies wäre der erste Auftritt in Deutschland seit sieben Jahren). Immerhin sind sie auch fürs „A Sinister Purpose“ in Leipzig nächstes Jahr angekündigt, vielleicht gelingt ja eine Trendwende.
Der Auftritt war erwartungsgemäß super. Auch hier vom Stageacting nicht blackmetal-like, sondern eher punkig-hardcorig, sehr energiegeladen und das Publikum immer wieder anpeitschend. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Tracks mit der Zeit immer mehr beschleunigen (auch wenn das de facto nicht immer stimmt). Geht einfach mächtig nach vorne, hohes Energielevel. Top.
Ultha zum Schluss habe ich inzwischen schon oft live gesehen, auch sie sind live eine Bank. Auch hier ein hohes Energielevel, wenn auch natürlich mit weniger Punk-Attitüde als Alkerdeel. Ich hing schon etwas in den Seilen, aber ein sehr schöner Abschluss des Abends.
Danke an den Veranstalter (ich weiß nicht, wer von den Anwesenden das war). Die gesamte Crew im Bett war übrigens wirklich nett.
Ich hoffe, der Abend war jetzt kein völliges finanzielles Debakel. Ich wäre bei einer Neuauflage von vergleichbarer Qualität jedenfalls wieder am Start!