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Till Deaf Do Us Part
Ih-ih...!"Zwei".
Nein, das wäre zu vermessen, denn die waren m.E. mit die stärkste Band des Freitags. Was für ein hirndurchwalkender Abriss! Aber von vorn.
Am Donnerstag mit für einen Zugwechsel sogar schon fast unschlagbaren Verspätung von paar Handvoll Minuten am Ostkreuz angekommen und im windigen A&O eingecheckt. Und wie windig das wieder war, meiner Treu! Mein Zimmernachbar laberte mich zum Einstand erstmal ne gefühlte halbe Stunde maximal radebrechend zu, irgendwas mit Bruderschaft oder so und schenkte mir ein Vorhängeschloss für den Schrank (dafür allerdings besten Dank, ähm, Bruder!). Der Weg zum Urban Spree gestaltete sich zu Fuß dann auch länger, als es auf der Karte den Anschein machte, sodass ich erst kurz nach 9, als Almyrkvi schon spielten, ankam. Im Saal war bereits Nebel, blaues Licht und ein halbes Dutzend Dübel in Betrieb genommen worden. Almyrkvi waren dann auch schonmal ein super Anfang mit einer formidablen Gitarrenwand, durch die random Kreischfetzen durchdrangen - etwaig vorhandener Klargesang kam leider nicht wirklich an, aber das tat der Stimmung kaum einen Abbruch. Nach dem ersten Akt eine kleine Runde Forumsmitglieder ausfindig gemacht und neben den üblichen Verdächtigen auch mehrere neue Gesichter angetroffen. Die Pause wurde btw durch die vor dem Club stattfindende Parallelveranstaltung (irgendne Strandbarparty oder sowas) dann auch musikalisch umrahmt, wobei man für den Stilclash schon ein bisschen was übrig haben musste Saturnalia Temple dann auch in mehreren Etappen verquatscht. War aber auch nicht so das Problem, denn nach ein-zwei Zigarettenlängen lief immer noch das gleiche Riff wie zuvor Ich war für atmosphärischen Stoner nicht (schnell) genug in Stimmung, aber man merkte, dass die Band sich reinlegte und das Publikum war dann auch hin und weg, dem Anschein nach. Svartiðauði war dann auch wieder ein großartiger Mahlstrom aus findigem atmosphärischen wie dissonanten Geknüppel (der Schlagzeuger!) m.E. Sah wohl nicht jeder so, aber ich konnte mich da astrein reinlegen und hätte auch noch ne Zugabe vertragen. Am Merchstand war leider sortimentsmäßig Ebbe ausgebrochen, nur noch ein paar Platten gab es, CDs waren alle weg (hätte aber glaub ich eh nur noch EPs gegeben). Hab dann Mustis Kumpel immerhin eine EP abkaufen können, die er versehentlich doppelt erworben hatte. Ein Großteil der Bande war nach dem Konzert dann auch schon über alle Berge, ich fuhr dann mit den letzten beiden zurück. Erster Abend schonmal top gewesen!
Am Freitag versuchte ich es erstmal halbwegs erfolglos mit auspennen, und startete dann eine Plattenladentour durch Berlin. Erste Station war mit freundlicher Empfehlung der Bisaufsmesserplattenladen, wo ich erstmal die ersten Scheine für einen ordentlichen Schwung Platten aufn Kopp kloppte und ein bisschen mit dem Besitzer und noch nem anderen Typen, der da so rumsaß, klönen konnte. Der zweite Laden auf meiner Liste irgendwo auf der Danziger Straße hat danach leider stark den kürzeren gezogen, da sortimentsmäßig nur mainstreamig-lückenhaft sortiert und auch in den anderen Genreabteilungen nichts wirklich interessantes dabei, was nicht weit über zwanzig Euro gekostet hätte. Dafür hab ich dann im Saturn am Alex noch ne Menge CDs aus allen Querbeeten erstehen können
Am Freitag leider aus Baustellen- und Verirrungsgründen erst zur Mitte von Heavy Sentence im Zukunft aufgeschlagen. In den kleinen "Saal" (der Bausubstanz nach zu urteilen war das ganze Areal wohl mal sowas wie ne bis auf die Grundmauern niedergebrannte Scheune oder Gartenkneipenbaracke, wo dann einfach irgendwie auf halb acht ein paar Holzbalken und ein Blechdach draufgefummelt wurden, sodass eine Art offenes seitliches Lichtband entstand) kam man leider nicht mehr wirklich rein, was auch an der raumteilenden Mauer lag, die die Hälfte der Bühne vom hinteren Teil der Besucher resp. Barbereich abtrennte. Heavy Sentence boten hinter der Wand irgendwie Heavy Black Thrash, der schonmal langsam das Tanzbein in Schwung bringen konnte. Infernal Invocation war für mich der erste abartige Abriss des Abends. Der Schlagzeuger muss wohl ein Maschinengewehr verschluckt haben und auch die Riffs wurden da in einer geradezu faszinierenden Geschwindigkeit vorgetragen. Meine Fresse!
Weiter gings mit Trepaneringsritualen und dem intensivsten Auftritt des Abends. Räucherware wurde aufgestellt, der Vokalist trat mit einem rotgetränkten Lumpen sackartig über den Kopf gestülpt auf, bewegte sich und keifte völlig wie in Trance (ob es an der Hitze/Luftnot unter dem Sack oder an seinem Pegel, dem er sich mit einer aus dem Publikum gereichten Weinbuddel noch einen weiter verhalf, lag, war nicht ersichtlich), dazu gab es hinten noch einen ekstatischen Trommler, der industrialtypisch weitlaeufig ausholend zu den Noisesamples vom Band auf dem Schlagzeug nackte wie auch fellbesetzte Klöppel schwang und das verkehrt herum hingeschmissen aufgespießte Becken nur wie versehentlich traf. Das Publikum wurde nach meiner Sicht auch ordentlich mitgerissen von dem Auftritt. Überraschung des Abends für die anwesenden, würd ich sagen!
Visigoth waren direkt im Anschluss daran dann doch ein zu großer Kulturschock imo, sodass ich den Auftritt draußen verbrachte. Die Anwesenden waren aber dem Vernehmen nach sehr angetan!
Abyssous konnten mich mit ihrem ungewohnt melodiösen und schwungvollen Rumpeldeath nicht so sehr mitnehmen, wie seinerzeit aufm Sinister (ich war die ganze Zeit ein bisschen verwirrt, weil ich die irgendwie elegischer und mit einem gewissen orthodoxem Einschlag in Erinnerung hatte), aber war in Summe ganz kurzweilig. Ruins of Beverast waren dann ein würdiger Abschluss des Abends. Hab nur noch einen Platz weiter hinten ergattert, sodass es nur blaue Schemen im Nebel auf der Bühne zu sehen gab und wurde von meiner nachlassenden Standfestigkeit und dem dunklen "Zukunft" ein bisschen vom vollendeten Genuss des Geschehens abgehalten, aber Ruins schafften es im Gegensatz zu früheren Konzerten diesmal weitestgehend, den Funken überspringen zu lassen, wozu insb. die psychedelischen Cleangitarreneinlagen und hymnischen Klargesangspassagen beitrugen.
Danach noch bis in die Puppen in einer Runde mit u.a. den neu kennengelernten österreichisch-australischen Forianern zusammengesessen, wo u.a. leidenschaftlich über DDR-Metal fabuliert wurde bis der Veranstalter alle rausschmiss.
Am Samstag bin ich erstmal auf einer S-Bahn-Rundfahrt durch Berlin dezent versackt und leider von Hadopelagyal nur noch die letzten Songs mitnehmen können. Diese waren aber großartiger Lofi-Random-Gitarrenwand-BM in Sortilegiamanier mit ordentlich Kerzen-Nebel-Räucher-Klimbim zur passenden Einstimmung. Da wurde erstmal ein Tape am Merchstand eingesackt! Die folgenden Bloody Vengeance waren mit ihrem thrashigen Death Metal für ein paar Songs ganz kurzweilig und das Publikum ging auch gut mit, aber ich bin nach der Hälfte doch eher zum Bierholen und Quatschen nach draußen und dann gar noch auf nem kurzen Weg verschütt gegangen und dadurch leider Matterhorn verpasst. Die Anwesenden berichteten aber nur gutes. Mal schauen was das Tape kann! An Necrovault habe ich leider keine Erinnerungen mehr, ich vermute, da kam irgendwann noch ein Gespräch am Merchstand bei heller Zukunft (zu empfehlen übrigens! ) oder ein Nickerchen auf einem der Kinopolster dazwischen. Man will ja für Chapel of Disease voll einsatzfähig sein. Diese entpuppten sich dann auch als der Auftritt des Abends! Lustigerweise muss der Sound auf der Bühne Erzählungen zufolge so semi gewesen sein, dass die Band quasi "blind" spielte, davon war allerdings im Publikum nichts zu merken. Chapel legten einen ausnehmend mitreißenden Auftritt hin, der mich im Laufe der letzten Songs regelrecht in Trance versetzte, sodass ich mich plötzlich beim Abgang der Band fragte, wie die Zeit vergangen war und es möglich war, dass ich immer noch auf den Füßen stand
Dann gab es nochmal einen ordentlichen Energieschub beim Auftritt von Maggot Heart. Linnea und ihre Saitengefährtin legten sich auf der kleinen Bühne richtig ins Zeug und auch der Schlagzeuger machte den Eindruck, als würde er am liebsten gleich aufspringen und mit umherhopsen wollen Ein sehr funkensprühender Auftritt! Bölzer wurden zum Abschluss des Abends dann nochmal richtig von voller Hütte gefeiert. In Summe ist Death Metal ja nicht besonders meine Schiene, aber hier war es schon beachtlich, was für einen Sound man mit zwei Mann erschaffen kann und die gelegentlichen Gesänge waren der Atmosphäre auch nicht abträglich
Zuletzt natürlich danke an den Veranstalter plus Klarinettentechniker und Grüße an alle, denen ich über den Weg gelaufen bin. Bis bald!
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