D
deleted_53
Guest
A.I. Rising gesehen.
Gab keinen bestimmten Grund, da ich normalerweise einen Bogen um Low Budget-SF mache (warum eigenlich?), aber den Trailer fand ich stimmig und die paar Kritiken ansprechend (Zuschauerscore bei Rotten Tomatoes im Moment bei 91%!).
Serbisches, auf Englisch mit kleinem Budget (350k €) gedrehtes SF-Kammerspiel nach einer mir unbekannten Kurzgeschichte vom mir unbekannten Zoran Neskovic von 1980. Mit der tatsächlich überaus talentierten Pornodarstellerin Stoya in einer der Hauptrollen; man merkt, dass sie neben ihrer Profession noch am Laientheater Erfahrungen sammelt, und ich hätte gar nichts dagegen, sie öfter in Filmen zu sehen. Betont kein Grinse-Emoticon. Auch die beiden anderen Schauspieler machen ihre Arbeit überzeugend; gerade Marusa Majer dürfte über den Balkan hinaus bekannt sein.
Ich fand den Film tatsächlich sehr gut. Artwork und Titel mögen etwas anderes suggerieren (Ghost In The Shell oder so), tatsächlich speißt sich die an sich interessante Geschichte mit dystopischen Ansätzen eher aus philosophischer Ostblock-SF (Lem), mythischen Ansätzen (Kubricks Werk, Scott) und dem verschrobenen Humanismus und Motiven von Philip K. Dick (der Film wartet auch mit einigen unaufdringlichen Easter Eggs auf). Nicht nur auf den zweiten Blick offenbaren sich psychologische und philosophische Obertöne, die hier auch nicht niedergebrüllt oder von der Effektlast erdrückt werden. Hier ist nichts reißerisch. Für das Visuelle hat man das Budget wohl voll ausgenutzt. Die Effektshots sind dafür stellenweise ziemlich grandios und detailreich, von elegisch-träumerisch (das All, Psychedelik) bis minimalistisch-roh (vor allem das eigentlich Set); eine Dualität, die durchaus an Blade Runner erinnert. Dazu ist der Soundtrack überaus atmosphärisch, von Max Richter-ähnlichen, verträumt-bedrohlichen Drones bis zu psychedelischen Electro-Sounds. Also alles in allem stimmig (nicht perfekt allerdings), auch weil einige Klischees einfach ignoriert werden (s. vs. Artworks) werden und man den Schwerpunkt ganz Dick'sch gewählt hat, ohne auf eine gewisse realistische Krässe zu verzichten (bei einer - sinnigen - Szene und dem Kontext Stoya hatte ich dann einen Klos im Hals). Ganz am Ende legt der Film zwar einen kleinen Alex Garland hin, aber das ist verschmerzbar.
Sehenswert auf jeden Fall.
@Fraoch , mach!
Gab keinen bestimmten Grund, da ich normalerweise einen Bogen um Low Budget-SF mache (warum eigenlich?), aber den Trailer fand ich stimmig und die paar Kritiken ansprechend (Zuschauerscore bei Rotten Tomatoes im Moment bei 91%!).
Serbisches, auf Englisch mit kleinem Budget (350k €) gedrehtes SF-Kammerspiel nach einer mir unbekannten Kurzgeschichte vom mir unbekannten Zoran Neskovic von 1980. Mit der tatsächlich überaus talentierten Pornodarstellerin Stoya in einer der Hauptrollen; man merkt, dass sie neben ihrer Profession noch am Laientheater Erfahrungen sammelt, und ich hätte gar nichts dagegen, sie öfter in Filmen zu sehen. Betont kein Grinse-Emoticon. Auch die beiden anderen Schauspieler machen ihre Arbeit überzeugend; gerade Marusa Majer dürfte über den Balkan hinaus bekannt sein.
Ich fand den Film tatsächlich sehr gut. Artwork und Titel mögen etwas anderes suggerieren (Ghost In The Shell oder so), tatsächlich speißt sich die an sich interessante Geschichte mit dystopischen Ansätzen eher aus philosophischer Ostblock-SF (Lem), mythischen Ansätzen (Kubricks Werk, Scott) und dem verschrobenen Humanismus und Motiven von Philip K. Dick (der Film wartet auch mit einigen unaufdringlichen Easter Eggs auf). Nicht nur auf den zweiten Blick offenbaren sich psychologische und philosophische Obertöne, die hier auch nicht niedergebrüllt oder von der Effektlast erdrückt werden. Hier ist nichts reißerisch. Für das Visuelle hat man das Budget wohl voll ausgenutzt. Die Effektshots sind dafür stellenweise ziemlich grandios und detailreich, von elegisch-träumerisch (das All, Psychedelik) bis minimalistisch-roh (vor allem das eigentlich Set); eine Dualität, die durchaus an Blade Runner erinnert. Dazu ist der Soundtrack überaus atmosphärisch, von Max Richter-ähnlichen, verträumt-bedrohlichen Drones bis zu psychedelischen Electro-Sounds. Also alles in allem stimmig (nicht perfekt allerdings), auch weil einige Klischees einfach ignoriert werden (s. vs. Artworks) werden und man den Schwerpunkt ganz Dick'sch gewählt hat, ohne auf eine gewisse realistische Krässe zu verzichten (bei einer - sinnigen - Szene und dem Kontext Stoya hatte ich dann einen Klos im Hals). Ganz am Ende legt der Film zwar einen kleinen Alex Garland hin, aber das ist verschmerzbar.
Sehenswert auf jeden Fall.
@Fraoch , mach!
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