Midway
Ein Anti-Kriegsfilm erfordert viel Pietät und birgt ein großes Maß an historischer Verantwortung. Eine Verantwortung die man einem Hau-drauf Regisseur wie Roland Emmerich nicht zutrauen möchte, machte er doch bislang nur mit plumpen Actionorgien von sich reden. Mit Midway sollte es leider nicht anders sein.
So inszeniert man hier ein pathosschwangeres Actionfeuerwerk, das man im Prinzip als Kriegspropaganda bezeichnen kann.
Im Intro des Filmes beweihräuchert man sich mit einer angeblich „wahrheitsgetreuen Darstellung der Ereignisse“. Das bedeutet in Emmerichs Sinn dass man ein par Daten ins Bild klatscht und die Figuren des Filmes auf Personen beruhen die tatsächlich lebten. Diesen wollte man wohl nichts gutes denn so werden sie alle samt als alberne, eindimensionale und vor allem einfältige Abziehbilder guter Soldaten gezeichnet. Am schlimmsten trifft es dabei wohl Richard Best, liebevoll „Dick“ genannt, der als Protagonist dieses Machwerks herhalten muss. Fürchterlich dargestellt durch Ed Skrein. Laut Film war dieser wohl ein absoluter Vollidiot und arrogant obendrein. Mit seinen Freunden ist es im Prinzip das gleiche. Dumme Sprüche und hohle Dialoge sind an der Tagesordnung. Allgemein wirken die Dialoge oft als wären sie von Donald Trump höchstpersönlich geschrieben worden, wirft man doch ständig mit Superlativen um sich. „Wilkommen im härtesten Job der Welt“ „Das ist das Mutigste was ich je Gesehen habe“ „Er ist der Beste Pilot der Welt“ etc. pp.
Gegen Ende des Filmes wird es sogar so schlimm dass man eine unfreiwillige Komik erzeugt. Ich musste wirklich aufpassen dass ich bei manchen Szenen nicht laut anfange zu lachen.
Auch die Rothemden aus Star Trek gibt es hier zu bewundern. Ab und zu taucht jemand den man bislang höchstens im Hintergrund wahrnahm auf und sagt etwas, nur um kurz darauf heldenhaft in den Tod zu gehen.
Die einzigen Figuren die hier halbwegs was taugen sind Edwin T Layton (Patrick Wilson), der Chef des Nachrichtendienstes und Admiral Yamamoto (Etsushi Toyokawa) aber auch hier sollte man nicht zu viel erwarten.
Der Pathos dieses Filmes ist unerträglich. Ständig wird man von allen Seiten mit Kisch beworfen, seien es die „glorreichen“ Gefechte die mit teilweise ekliger Musik und pathetischen Kamerafahrten untermalt sind oder auch die unerträglichen „Trauermomente“. Selbst im Tode bleibt man ein unvergessener Held des Landes.
Joseph Goebbels wäre stolz auf unseren Roland.
Glücklicher Weise beweist Herr Emmerich aber auch bei der cinematografischen Gestalltung des Filmes kein gutes Händchen. So ist Midway der wohl häßlichste Film den ich dieses Jahr zu Gesicht bekam. Der Versuch die Schlachten möglichst imposant und glorreich darzustellen ist nicht nur ideologischer Bockmist sondern scheitert auch am schmalen Buget. Die Computereffekte sind stellenweise so mieserabel dass man unweigerlich das Gefühl bekommt Zwischensequenzen aus dem Spiel „Medal Of Honor Rising Sun“ (bzw. „Pacific Assault“) aus dem Jahre 2003 vor sich zu haben. Ja, selbst Michael Bays Machwerk „Pearl Harbor“ sah Anno 2000 schon besser aus.
Auch die Kulissen in denen sich die Figuren bewegen, vor allem auf dem Deck der Schiffe, sehen teilweise unecht aus. Ob das jetzt daran liegt dass auch diese animiert sind oder ob das an den fünf Millionen Farbfiltern liegt die auf dem Bild liegen weiß ich nicht.
Narrativ haben wir es hier mit einer stark fragmentierten Erzählweise zu tun. Ständig wird von einem Schauplatz zum nächsten gesprungen und zwar in einer Frequenz die die Orientierung beim Zusehen stark erschwert. In einem Augenblick ist Dick auf dem Schiff, im nächsten liegt er wieder bei seiner Frau zuhause. Es wirkt teilweise so als hätte die Navy früher immer nur Wochenexkurse in den Pazifik unternommen und am Wochenende hatte man wohl frei.
Man war übrigens auch der Meinung die Doolittle Offensive mit in den Film quetschen zu müssen. Diese war wohl so heldenhaft dass Sie bei der Propaganda nicht fehlen darf.
Soviel ich weiß flogen Doolittles Bomber offiziell nur militärische Stützpunkte als auch Fabriken in Tokyo an die man bombardierte. Im Film wird das aber nicht kommuniziert sondern es sieht so aus als würde man wahllos Bomben über der Metropole abwerfen. Da wirkt es natürlich doppelt ironisch dass ausgerechnet Mr. Doolittle himself sich später im Film darüber schockiert zeigt, dass die Japaner chinesische Zivilisten bombardieren.
Alles in allem haben wir es hier mit dem bisher wohl miesesten Streifen zu tun den Emmerich bislang in die Kinos prügelte. Midway ist nicht nur filmisch eine Katastrophe, nein, er ist auch ideologisch gefährlich. Man kann nur hoffen dass Roland Emmerichs kariere nun ein jähes Ende findet und wir zukünftig von solch Schund verschont bleiben.
1/10