DEAF FOREVER - die zehnte Ausgabe

Du hast trotz mehrfacher expliziter Ausführung offenbar immer noch nicht verstanden, worum es mir geht. Nicht um gut oder schlecht, nicht um kreativ oder einfallslos. Nein, es geht darum, ob Musik leidenschaftlich ist oder nicht. Da ist es völlig egal, ob eine Band irgendwas fabirziert, was noch nie da war, oder ob sie ein Album aufnimmt, dass es rein von der Stilistik her schon dreihundertsiebzehntausendfach gegeben hat - solange man die Hingabe der Musiker spürt, ist alles "gut".

Ich nehme das mal für einen Moment so. Leidenschaft existiert aber in einer Vielzahl von Facetten, von denen das jugendliche Ungestüm, das etwas naive Es-Wirklich-Wissen-Wollen, nur eine ist. Vorlieben hat jeder, diese eine Ausprägung der Leidenschaft aber als Fetisch über die anderen zu erheben empfände ich als unheimliche Verstümmelung meiner Wahrnehmung von Musik. Ich bleibe dabei, dass das gute Beispiele waren: "Isa", "Iron Will", "Hammer of the North", "Ironbound" - diese Alben strotzen vor Leidenschaft, auch wenn es eine erwachsenere, ernstere ist als auf den Frühwerken.

Und jetzt ist der Moment vorbei und ich würde gerne die Leidenschaft und ihre Facetten wieder dorthin zurücktun, wo sie hingehören: in ein großes Spektrum von Intensitäten, die Musik großartig machen können. Die Leidenschaftlichkeit in der Musik wird sicher nicht zu Unrecht gerade im Rock und Metal so groß geschrieben; das ist bestimmt etwas, was wir alle daran lieben. Aber ich nehme an die meisten kennen auch Alben, deren Anziehungskraft in der Distanziertheit vom Künstler zum Werk oder zum Publikum besteht - die kann kühl und berechnend sein, selbstverloren, ja sogar sarkastisch ("Don't mistake lack of talent for genius." sag ich nur). Wenn du das nicht erkennen kannst tust du mir leid.
 
Hm? Bitte demnächst einfach mal richtig lesen. Ich schrieb doch "Es ist ja auch nicht so, dass ich es nicht verstehe" sowie "Ich mache es ja selbst mitunter nicht anders". Natürlich sind wir alle bei bestimmten Bands unkritischer als bei anderen. Das ist mir durchaus bewusst und sollte eigentlich aus meinem Geschreibe auch hervorgegangen sein. Auch ich bin irgendwo Fanboy, klar.
Deine Ansichten zu den genannten Bands hast du halt wie Fakten dargestellt, während die der anderen für dich nur Meinungen zu sein schienen, zumindest wirkte es vom (richtigen;)) Lesen her auf mich so, darum hatte ich meine Anmerkung dazu gemacht.
Zu Bolt Thrower bzw. dem von mir benutzen Wörtchen "lahm": Dieses bezieht sich mitnichten auf die Musiziergeschwindigkeit, sondern auf die Energie der Darbietung. Ich bin jemand, für den Enthusiasmus (jedenfalls das, was ich dafür halte) das wohl wichtigste Kriterium bei der Beurteilung von Musik ist. Enthusiasmus mache ich auch sehr gerne am Gesang fest - und bei Bolt Thrower höre ich da, so leid es mir tut, einfach null Feuer. Karl Willetts singt mir viel zu eindimensional (den Begriff hast du ja bereits benutzt). Er bellt einfach nur stumpf seinen Text runter, eingestreute Schreie, Uuuhhs und Aaaaahhrrs (ja, das sind Indikatoren für Beseeltheit), hingegen sucht man bei ihm vergebens.
Energie und Enthusiasmus ist natürlich schwer messbar, bzw. für Außenstehende nicht immer zu erkennen oder nicht von jedem gleich wahrgenommen. Auch hier kommt es mir wieder so vor, dass du nur deine Meinung gelten lässt, bzw. als objektiv richtig darstellst, aber du kannst nicht wissen, was die entsprechenden Musiker beim Spielen/Singen ihrer Musik fühlen, bzw. ob sie das mit Leidenschaft tun oder aus Gewohnheit/Kalkül/Pflichtgefühl den Fans gegenüber. Wie es auf dich wirkt, muss nicht bei anderen genauso sein.
Das "eindimensional" auf den Gesang bezogen habe ich übrigens nur zu "Honour Valour Pride" gesagt und da sang gar nicht Karl Willets. Dessen Gesang finde ich absolut nicht eindimensional, der hat viel mehr Ausdruck und Abwechslung als der von Dave Ingramm auf besagtem Album, wo der Gesang für mich extrem monoton und ausdruckslos klingt (ist auch der einzige Grund, warum ich die Scheibe kaum auflege, obwohl ich die Songs an sich eigentlich richtig gut finde).
 
Zuletzt bearbeitet:
Oweia, jetzt wirds hanebüchen. Mag sein, dass Alan ein guter, leidenschaftlicher Sänger ist. Ich nehme ihm auch ab, dass er noch immer voll hinter seiner Musik steht, ja. Aber ganz sicher war er, der heute wahrscheinlich irgendwas um die 40 ist, vor 10, 15 Jahren ein noch leidenschaftlicherer - oder sagen wir "kraftvollerer" - Sänger war. Moment ... kurze Überprüfung ... "Spirit the Earth Aflame" rein und ja, da hatte sein Gesang noch einen entscheidenden Hauch mehr vom ursprünglichen Black-Metal-Timbre, das heutzutage mehr und mehr unter einer etwas zu dick aufgetragenen Theatralik untergeht.
Also hanebüchen ist hier sicher nur eine Argumentation und meine ist es nicht. Und nur, weil er mal mehr BM in der Stimme hat und dir heute zu theatralisch klingt, sagt das genau nix über seine Leidenschaft oder die Kraft dahinter aus denn eher über die stilistische Entwicklung, mit der man vielleicht nicht konform geht. Und da liegt bei dir der Hase im Pfeffer: dir gefällt es weniger und du versuchst es irgendwie zu quantifizieren, was einfach im Keim scheitert.
 
Ich nehme das mal für einen Moment so. Leidenschaft existiert aber in einer Vielzahl von Facetten, von denen das jugendliche Ungestüm, das etwas naive Es-Wirklich-Wissen-Wollen, nur eine ist. Vorlieben hat jeder, diese eine Ausprägung der Leidenschaft aber als Fetisch über die anderen zu erheben empfände ich als unheimliche Verstümmelung meiner Wahrnehmung von Musik. Ich bleibe dabei, dass das gute Beispiele waren: "Isa", "Iron Will", "Hammer of the North", "Ironbound" - diese Alben strotzen vor Leidenschaft, auch wenn es eine erwachsenere, ernstere ist als auf den Frühwerken.

Und jetzt ist der Moment vorbei und ich würde gerne die Leidenschaft und ihre Facetten wieder dorthin zurücktun, wo sie hingehören: in ein großes Spektrum von Intensitäten, die Musik großartig machen können. Die Leidenschaftlichkeit in der Musik wird sicher nicht zu Unrecht gerade im Rock und Metal so groß geschrieben; das ist bestimmt etwas, was wir alle daran lieben. Aber ich nehme an die meisten kennen auch Alben, deren Anziehungskraft in der Distanziertheit vom Künstler zum Werk oder zum Publikum besteht - die kann kühl und berechnend sein, selbstverloren, ja sogar sarkastisch ("Don't mistake lack of talent for genius." sag ich nur). Wenn du das nicht erkennen kannst tust du mir leid.

Wir können das meinetwegen so stehen lassen. Nur noch eins: Ich habe ja Beispiele aus der NWOBHM, aus Thrash, Death und Black Metal gewählt. Alles meiner Meinung nach Musikrichtungen, die, vielleicht mehr noch als andere Subgenres, sehr viel von ihrer Magie aus der puren, mitreißenden Energie der Darbietung ziehen. Ich bestreite nicht, dass Musik auch gut funktionieren kann, ohne dass Leidenschaft im Sinne von "jugendliches Ungestüm" im Vordergrund steht. Auch wollte ich mitnichten eine allgemeingültige Regel - oder, wie es mir hier manche in den Mund legen möchten, gar die "ultimative Wahrheit" - formulieren ("Je früher, desto leidenschaftlicher, desto besser"), sondern einfach ein aus meiner Sicht auszumachendes grobes Muster beschreiben, das durch die überwiegende Mehrheit der mir bekannten Fälle gestützt wird. Nicht mehr, nicht weniger.
 
Das "eindimensional" auf den Gesang bezogen habe ich übrigens nur zu "Honour Valour Pride" gesagt und da sang gar nicht Karl Willets. Dessen Gesang finde ich absolut nicht eindimensional, der hat viel mehr Ausdruck und Abwechslung als der von Dave Ingramm auf besagtem Album, wo der Gesang für mich extrem monoton und ausdruckslos klingt (ist auch der einzige Grund, warum ich die Scheibe kaum auflege, obwohl ich die Songs an sich eigentlich richtig gut finde).
Aha, doch mal ein Seelenverwandter ^^
 
Welche "Behauptung" genau?
Ich denke doch, dass allgemein Konsens darüber besteht, dass bei Notengebungen - zumindest wenn wir über (kleinere) Online-Mags reden - nicht selten die Tatsache mit hineinspielt, dass es sich der Rezensent mit größeren Plattenfirmen/Promotern nicht verscherzen will. Zumindest unterbewusst. Und dann haut man statt einer 6/10 mal eben noch eine gnädige 7/10 drunter. Was dann in der Masse dazu führt, dass der Eindruck entsteht, dass heutzutage fast ausschließlich gute, sehr gute und geile Platten erscheinen.

Wie das bei den etablierten Printmagazinen aussieht bzw. ob es da Einflußnahmen gibt, weiß ich nicht, und möchte ich daher auch nicht beurteilen.

So, darauf möchte ich noch eingehen:
Nein, es besteht ausdrücklich kein Konsens. Und nein, aus dem Alter, in dem ich alle Vertreter irgendeiner Berufsgruppe bzw einer Tätigkeit über einen Kamm schere, bin ich auch schon lange raus. Einem Online-Schreiber, der aus welchen Gründen auch immer Jubelarien über alles und jeden verfasst, stehen 100 Onliner gegenüber, die das nicht machen. Punkt.
Deine Aussagen hier sind so dermaßen weit von jeglicher Realität entfernt und haben zudem noch einen gewissen (selbstherrlichen) Unterton, der mich irgendwie an das "Alles Deppen außer ich"-Verhalten des Ex-Users Bongripper erinnert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich als Schreiber möchte auch noch mal kurz etwas aus meiner Praxis ergänzen:
Bei den meisten Platten aus dem SC weiß ich nicht mal (nur, wenn ich nachschaue), bei welcher Plattenfirma das erscheint. Ich höre die Sachen und benote - egal, ob das ne Eigenpressung, ein Van-Release oder eine Scheibe eines Majorlabels ist. Ich habe ungelogen noch NIE gedacht, dass ich eine Plattenfirma bewerte statt einer Platte...
 
Ich bin zwar kein Schreiberling, wäre aber auch nie auf die Annahme gekommen, Rezensenten versuchen sich ein nette VÖ zu "erschreiben".
 
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Reaktionen: wrm
Ich empfinde das hier mittlerweile nur noch als Trolling ehrlich gesagt.

Ich habe da drüber schon zu Beginn der Diskussion nachgedacht und bin nicht eurer Meinung. Ganz im Gegensatz zu dem von @wrm genannten User und anderen, noch aktiven Usern, die hin und wieder einfach ihre Meinung über alles und jeden kotzen und sich dann der Diskussion entziehen, kann man das @Thergothon nicht vorwerfen. Ich finde er hat sich mit fast allen ernsthaften Antworten auf seine teils ungeheuerlichen Behauptungen adäquat auseinandergesetzt, das macht ein "Troll" nicht.
 
Lesen will gelernt sein ;)

Ich sagte doch, dass in den allermeisten Fällen spätestens nach 6, 7 Alben (und nicht nach dem ersten Demo) die Luft raus ist. So gut wie alle Bands verlieren mit den Jahren schlicht und einfach das jugendliche Feuer (biologisch wohl unvermeidbar), viele zudem auch die Unbeschwertheit der Anfangstage (dadurch bedingt, dass die Band oftmals zum Beruf geworden ist) - eben all das, was dafür sorgt, dass die ersten Platten einer Band oftmals die leidenschaftlichsten sind. Und nichts anderes sollte Musik sein: vertonte Leidenschaft.

Wir können an großen Bands nehmen, wen wir wollen. Mit den wirklich essentiellen Alben hört es doch relativ schnell auf, meist noch im ersten Jahrzehnt des Bestehens:
Iron Maiden: Nach "Somewhere in Time" (respektive "Seventh Son ...") braucht man nichts mehr (6 Alben).
Metallica: Mit viel Wohlwollen 5 vernünftige Alben, danach Schicht.
Slayer: Ich war nie der große Slayer-Freund, aber allerspätestens nach "Seasons in the Abyss" war ja wohl Sense, oder? (5 Alben)
Manowar: Wirklich geil war es nur bis "Sign of the Hammer", wenn man ein Auge zudrückt, kann man noch die nächsten beiden Alben dazu nehmen. (6 Alben)
Judas Priest: Sind eine kleine Ausnahme, da sie bis "Defenders ..." (10 Alben) respektive "Painkiller" (13 Alben) durchgehalten haben. Wobei da auch schon einige weniger überzeugende Platten dazwischen waren.

Im extremeren Metal-Bereich ist die Sache noch deutlicher als im klassischen Metal-Sektor: Bei vielen Black- und Death-Metal-Truppen war nach maximal 3 oder 4 Alben die Luft raus. Um nur mal einige bekanntere Namen zu nennen: Entombed bis "Wolverine Blues" (3 Alben), Cannibal Corpse bis "The Bleeding" (4 Alben), Morbid Angel bis "Covenant" (3 Alben), Impaled Nazarene bis "Suomi Finland Perkele" (3 Alben), Katatonia bis "Discouraged Ones" (3 Alben), Therion bis "Lepaca Kliffoth" (4 Alben), Tiamat bis "Wildhoney" (4 Alben), Samael bis "Passage" (4 Alben) usw. ff.

Ich sage damit nicht, dass alle späteren Alben dieser Bands der totale Müll sind - aber den Frühwerken können sie doch in 99 % der Fälle nicht das Wasser reichen. Ja, sicher gibt es ein paar wenige Ausnahmen. Aber hierbei handelt es sich um Bands, die sich in stilistischer Hinsicht meist mehrfach gehäutet haben und dabei trotzdem (oder gerade aufgrund all dieser Veränderungen!) glaubwürdig und interessant geblieben sind, bspw. Darkthrone oder Paradise Lost.

Grand Magus: Haben doch erst 7 Alben draußen, sind damit noch zu jung. Außerdem: Welches der letzten Werke war denn bitte so toll? Ich erinnere mich an die "Triumph and Power", die hatte gerade zwei gute Lieder (Titelstück sowie "On Hooves of Gold").

Bolt Thrower: Nach "War Master"/"The 4th Crusade" doch nur lieblos selbst kopiert. Die letzten Alben braucht wirklich keine Sau, oder?

Enslaved: Opus magnum ist hier doch ziemlich eindeutig die "Frost". Als Übergangsalben sind zwar selbst "Monumension" und "Below the Lights" noch halbwegs reizvoll, aber die letzten 4, 5 Alben waren doch echt zum Einschlafen.

Primordial: Hatten ihre stärkste Phase meiner Meinung nach mit "A Journey's End" und "Spirit The Earth Aflame". Die Alben danach zwar nett, aber zunehmend austauschbar. Zudem wäre bspw. die vielgelobte "The Gathering Wilderness" auch erst die 5. Platte. Die letzten beiden Alben (ab der "Redemption ...") zeigen jedenfalls eine deutliche Abwärtsentwicklung.

Opeth: Hat sich für die letzten 4, 5 Alben noch irgendwer außer beinharten Fanboys interessiert? Muss völlig an mir vorbeigegangen sein. Nach "Blackwater Park" hatten die Herren alles gesagt.

Ach ja, Overkill: Mit zweitklassigem Thrash habe ich mich nie befasst, nicht meine Baustelle ;)

@Thergothon :

Ich möchte doch nochmal etwas ausführlicher auf die von dir genannten Bands eingehen, da ich denke, dass du schon ein paar Sachen mit deinen Beiträgen berührt hast, die durchaus diskussionswürdig sind. Leidenschaft, jugendliches Feuer vs. bloßer "Job" bzw. Existenzsicherung inkl. "die können ja nix anderes machen". Aber ich denke auch, dass du da vielleicht etwas zu undifferenziert rangehst.

Erst einmal denke ich, dass man keiner Band zum Vorwurf machen kann, wenn sie ihr jugendliches Feuer im Studio oder auf der Bühne mit den Jahren verliert. Man nennt das altern. Soll vorkommen. Auch wenn uns die Werbung das tagtäglich als "Makel" verkaufen will. Und manchmal habe auch ich das Gefühl, dass dieser natürliche Vorgang auch im Metalsektor fast schon "verboten" ist. Klar, in unserer Musik ist es sicher schwieriger in Würde zu altern, als z.B. im Bluessektor. Metal ist ja nun schon ziemlich mit jugendlichen Furor indentifiziert und in den vergangenen Jahrzehnten hatten wir noch nicht so das "Problem", dass Bands plötzlich "wegsterben", da unsere Musik doch noch RELATIV jung war. Das ist mittlerweile anders und das wird sicher auch noch zu interessanten Entwicklungen führen, wenn die großen "Alten" in ein paar Jahren nicht mehr da sind.

Aber um nochmal auf den Ausgangspunkt zurück zu kommen: Diesen natürlichen Prozess verwechselst du anscheinend mit "keinen Bock mehr haben".
Und das sehe ich nicht so. Nur mal so als Beispiel: Ich gehe heute auch nicht mehr unbedingt in den Moshpit vor die Bühne. Heißt das jetzt: "Der Typ hat keinen Bock mehr auf das Konzert/die Musik". Nee, sicher nicht. Im Gegenteil: Meine Leidenschaft für die Musik ist über die Jahre eher größer geworden. Gerade bei extremeren Metal-Bands habe ich aber öfters mal den Eindruck, dass denen der Alterungsprozess und die damit einhergehende Änderung des Bühnenverhaltens öfters mal als "Bocklosigkeit" ausgelegt wird. Ich finde, dass man es sich damit etwas zu einfach macht. Das zeigt aber vor allem leider, dass der "Leistungsgedanke" unserer Gesellschaft (vor der man sich ja eigentlich im Metalsektor abgrenzen will, jedenfalls war das mal so...) auch auf "unsere" Szene übergreift. Anscheinend zählt dann für manche auch hier nur jugendliche Vitalität, man will nur den "alten" (sprich: jugendlichen) Kram hören, alles nach Neunzehnhundertsowieso ist nur noch geduldet und kann NATÜRLICH niemals an die Klassiker ranreichen. Als ob das ein in Stein gemeißeltes Gesetz wäre. Albern.

Und gerade bei Maiden geht mir diese Behauptung (auch weil sie fast Mantra-artig ständig wiederholt wird) gehörig auf den Zeiger. Ich habe es schonmal geschrieben: Ich ziehe manche neuere Alben (wie z.B.: AMOLAD oder aktuell TBOS) durchaus manchen "unantastbaren" Klassikern wie "Killers" oder "Piece of Mind" vor. Sind Maiden heute noch so spritzig und "jugendlich" auf der Bühne oder in ihrem Songwriting? Nein, ganz sicher nicht. Ist die Qualität ihrer Musik/ihrer Liveshows dadurch schlechter? Ganz klar: Nein.

Aber richtig: Differenzieren. Es gibt sicher Bands, deren neue Alben tatsächlich nicht mehr an die Qualität früherer Alben heranreicht. Warum auch immer. Aber ist das die Regel? Bei deinen angegebenen "99%" sollte man das fast meinen. Ich glaube aber nicht.

Schauen wir uns mal einige deiner Beispiele an. Ich will jetzt nicht auf jede von dir genannte Band eingehen.

Maiden. Natürlich. Die Königsdisziplin der "ewig Gestrigen" in Bezug auf "der heilige Gral und seine 9 Stiefkinder". Wie schon geschrieben. Ich sehe das anders. Maiden sind für mich eine Band, die nach wie vor relevante, hochklassige Alben macht, auf deren Livepremiere ich mich freue. TBOS steckt von den glorreichen 7 mindestens 2 LOCKER in die Tasche.

Metallica. Richtig. Obwohl "Death Magnetic" schon in Ordnung geht. Vielleicht kommt ja noch was. Würde ich noch nicht komplett abschreiben.

Slayer. Bin ich bei dir. Ich war aber auch noch nie der Riesenfan. Nach "Seasons.." hätte da aber auch für mich Schluß sein dürfen.

Manowar. Ja.

Priest. Ja.

Grand Magus. Unhaltbar. Die letzten 4 Alben sind eines besser als das andere und stecken die ersten 3 Alben locker in die Tasche. Die neue wird (da bin ich mir sicher) keine Ausnahme sein. "Jung" ist von diesen Veteranen wie gesagt auch keiner mehr.

Bolt Thrower. Totaler Quatsch. Seinen Stil finden und ihn "lediglich" nur um Nuancen verfeinern bedeutet nicht gleich "kopieren". Und ein 10-Punkte Album wie "Those once loyal" braucht "keine Sau"? Come on.

Enslaved. Für mich ein Paradebeispiel einer Band, die sich durch und durch glaubwürdig "weiterentwickelt" hat. Wenn ich qualitativ hochwertigen BM hören will, lege ich "Frost" auf, wenn es etwas "anspruchsvoller" sein soll eines der letzten Alben. Das Leben kann so einfach sein. Win-Win.

Primordial. Ebenfalls unhaltbar. Die letzten beiden Alben sind mindestens auf Augenhöhe mit den ersten Scheiben. Mir persönlich gefallen sie besser.

Opeth. Ich möchte dieser Band einfach nur stehend dazu applaudieren, dass sie endlich den seit Jahren offensichtlichen und nur noch vollkommen aufgesetzt wirkenden DM-Anteil ihres Sounds über Bord geworfen hat. Für mich ebenfalls eine durch und durch ehrliche Entwicklung, die man nicht mögen muss, die aber zumindest für mich ihr letztes Album zu einer echten Entdeckung werden ließ.

Overkill. Auch hier kann ich ums Verrecken keinen Qualitätsabfall entdecken. Dabei ist Overkill weder eine Band, die sich großartig "entwickelt" hat, noch ist sie wirklich jemals "stehen gebleiben". Muss man auch erstmal hinkriegen.

Und es gibt noch sehr viele andere Beispiele "alter" Bands, die es heute immer noch "bringen". Kreator, Magnum, Testament, Megadeth, Anthrax (ja, die auch) etc.pp.

Zu Paradise Lost: Da gebe ich dir sogar teilweise recht. Die letzte Scheibe war wirklich gut. Aber sowas wie "Host" war halt einfach mal der sehr durchschaubare Versuch, im Mainstream zu landen. EMI, Haare ab, Logoänderung, Popvideo. Das volle Programm. Hätte ich nicht mal ein Problem mit gehabt, wenn es wenigstens die Songs gerissen hätten. War aber nicht so. Ob ich die Entwicklung dieser Band "zurück zu den Wurzeln" jetzt 100 % authentisch finde, steht auf einem anderen Blatt. Zumindest passt die Musik wieder. Ob dieser "Kurswechsel zurück" jetzt tatsächlich eine Herzensangelegenheit war oder nur Karriere-Kalkül, das kann ich in dem Fall nicht beantworten. Muss man abwarten.

Unterm Strich kann ich aber für mich feststellen, das deine Behauptung, das die aktuellen Alben der etablierten Bands "den Frühwerken .... in 99 % der Fälle nicht das Wasser reichen" können einer tieferen Analyse nicht standhält. Der Metal ist (vor allem aber auch abseits der "Dinosaurier") gesund und lebendig. ;)
 
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Ich habe da drüber schon zu Beginn der Diskussion nachgedacht und bin nicht eurer Meinung. Ganz im Gegensatz zu dem von @wrm genannten User und anderen, noch aktiven Usern, die hin und wieder einfach ihre Meinung über alles und jeden kotzen und sich dann der Diskussion entziehen, kann man das @Thergothon nicht vorwerfen. Ich finde er hat sich mit fast allen ernsthaften Antworten auf seine teils ungeheuerlichen Behauptungen adäquat auseinandergesetzt, das macht ein "Troll" nicht.
Das Schema
- Ungeheuerliche Behauptung ("wir sind uns doch einig, dass [...]", "es besteht doch Konsens, dass […]")
- Ungeeignetes Beispiel (schwarze Schwäne, Frauen mit Penis, Induktion statt Deduktion, totale Betriebsblindheit)
- Noch steilere These (ad infinitum)

... kommt Dir nicht wie Trollen vor? Also ich bin da anderer Meinung. Und ohnehin sicher, dass Thergothon der Zweitnick von jemand ist, der hier schon in der Vergangenheit durch Unsinn aufgefallen ist.
 
Interessanter Post @MIBURN. Am Anfang klar, sachlich und objektiv nur um dann in der Bandanalsyse wieder 100% subjektiv zu werden. Machen wir uns doch nichts vor: Man kann Bands unterstellen, sie haben ihr Feuer verloren wie man will. Man kann es nicht beweisen. Außer man geht zu Band XY hin ,fragt nach und gibt sich mit der Antwort zufrieden. Weil ich könnte jetzt bei ein paar dieser Bands meine eigene Meinung zur Mucke einwerfen und schon haben wir statt 2 gleich 3 Seiten der Wahrheit (pun intended).

Ich persönlich würde es VIEL interessanter finden, wenn man sagt "Ich persönlich finde Band XY ab Album AB nicht mehr gut, weil die Musik mich nicht erreicht und das hat den und den Hintergrund" als "Ich find Band XY doof, weil die ihr jugendliches Feuer ganz eindeutig ab Album XY verloren haben". Zudem ist dieses "[beliebige große Prozentzahl einfügen] aller Bands sind nach [wieder Beliebige Zahl einfügen] Alben redundant"-Argument doch völlig subjektiv. Und vom subjektiven auf das objektive schließen ist immer gefährlich. Zudem sind wir hier nicht in der Wissenschaft, sondern in der Leidenschaft für unsere Mucke, da muss man gar nicht bei jeder Gelegenheit grob pauschalisieren.

Und ohnehin sicher, dass Thergothon der Zweitnick von jemand ist, der hier schon in der Vergangenheit durch Unsinn aufgefallen ist.
Ohne Beweis ist das aber auch nur erstmal eine grobe Anschuldigung und fast schon Beleidigung. Kann ja nun auch nicht unbedingt Sinn des Ganzen sein, finde ich.
 
Interessanter Post @MIBURN. Am Anfang klar, sachlich und objektiv nur um dann in der Bandanalsyse wieder 100% subjektiv zu werden. Machen wir uns doch nichts vor: Man kann Bands unterstellen, sie haben ihr Feuer verloren wie man will. Man kann es nicht beweisen. Außer man geht zu Band XY hin ,fragt nach und gibt sich mit der Antwort zufrieden. Weil ich könnte jetzt bei ein paar dieser Bands meine eigene Meinung zur Mucke einwerfen und schon haben wir statt 2 gleich 3 Seiten der Wahrheit (pun intended).

Ich persönlich würde es VIEL interessanter finden, wenn man sagt "Ich persönlich finde Band XY ab Album AB nicht mehr gut, weil die Musik mich nicht erreicht und das hat den und den Hintergrund" als "Ich find Band XY doof, weil die ihr jugendliches Feuer ganz eindeutig ab Album XY verloren haben". Zudem ist dieses "[beliebige große Prozentzahl einfügen] aller Bands sind nach [wieder Beliebige Zahl einfügen] Alben redundant"-Argument doch völlig subjektiv. Und vom subjektiven auf das objektive schließen ist immer gefährlich. Zudem sind wir hier nicht in der Wissenschaft, sondern in der Leidenschaft für unsere Mucke, da muss man gar nicht bei jeder Gelegenheit grob pauschalisieren.

100 % objektiv kann man bei Herzensangelegenheiten eh nie bleiben. Wer was anderes behauptet, lügt. ;) Ich bin aber wirklich froh, dass ich auch neuen Alben "alter" Bands wirklich was abgewinnen kann.

EDIT: Ich hab natürlich erstmal die Bands aufgegriffen, die @Thergothon als Beispiel gebracht hat. Ich gebe dir Recht wenn du sagst: "Ich persönlich würde es VIEL interessanter finden, wenn man sagt "Ich persönlich finde Band XY ab Album AB nicht mehr gut, weil die Musik mich nicht erreicht und das hat den und den Hintergrund" als "Ich find Band XY doof, weil die ihr jugendliches Feuer ganz eindeutig ab Album XY verloren haben".

Aber ich hab erstmal genug geschrieben. Vieleicht äussere ich mich dazu später nochmal. In dem Punkt bin ich aber ohne Frage ganz klar bei dir.
 
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