RageXX
Till Deaf Do Us Part
Mehrfach darüber nachgedacht und heute mal in die Tat umgesetzt: ein Thread für eine der wohl spannendsten norwegischen Bands abseits des Düstermetals, schlicht: Conception! Mit nunmehr 5 durchweg spannenden Alben haben es Tore Ostby und Roy Khan einfach verdient, mehr zu sein als "nur" ein Bestandteil im "Allgemeinen Prog" - denn streng genommen sind sie schon mehr als das.
Das offizielle Debut hört auf den Namen "Parallel Minds" (1993). Anders als eine Vielzahl an mehr oder minder artverwandten Bands oder auch wie sonst im Prog-Bereich gern üblich setzten die Norweger bereits auf ihrem ersten Album eher auf kompakte Songs, einen Ausreißer bildet hier nur der Rausschmeißer "Soliloquy". Sollte man jetzt einen stilistischen Vergleich suchen, so könnte man auf eine sehr eigenwillige Kreuzung aus Elementen aus europäischem und US-Metal setzen. Auffällig: die unglaubliche Gitarrenarbeit von Tore Ostby, die unglaubliche Stimme von Khan - und die Eigenschaft, nahezu jeden Song auf dem Album mit einem Sahnerefrain auszustatten. Highlights: der Opener "Water Confines", der Titelsong, "Silver Shine" - und eben "Soliloquy". Die Ballade "Silent Crying" fand wohl im House Noise einen so guten Anklang, dass man sie gar als Namensgeber für einen Sampler verwendete, dass mit "Roll the Fire" nicht zwingend der stärkstes Songs des Albums als "Single" ausgekoppelt wurde bleibt eine weitere Randnotiz. Auffällig war schon seinerzeit, dass durch den Einsatz von Keys durchaus eine teils orchestrale Atmosphäre allgegenwärtig war, die allerdings nie wirklich zu einem Verwässern oder in eine allzu bombastische Richtung wies, vielmehr sorgen teils schon thrashig anmutende Elemente dafür, dass man "Parallel Minds" problemlos in die Metal-Ecke stellen konnte.
Das eigentliche Demo "The Last Sunset" indes wurde im Nachgang zu "Parallel Minds" veröffentlicht und ist im Grunde genommen das stärkere, rohere und noch vielseitigere Album: nach einem kurzen, naja, sphärischen Intro explodiert "Building a Force" als wohl einzige "Metal-Hymne" im Conception-Universum: nahezu durchgängig Double-Base, dazu diese irrwitzigen Gitarrenabfahrten von Ostby, ein ungezügeltes Stück Prog-Metal, erneut garniert mit einem schlicht perfekten Refrain, der tatsächlich ein wenig zum Mitgrölen animieren dürfte. Mit "War of Hate" folgt ein pures Meisterstück: hart, fordernd, mit zig Feinheiten und Flamenco-Elementen (!) garniert. Wer das Ding noch nie gehört haben sollte: zwingender Nachholbedarf bei YT oder sonstwo. Auffällig speziell bei diesem Stück: der Einsatz teils jazziger Versatzstücke, den Tore Ostby auch später beim inoffiziellen Conception-Nachfolger ARK weiter verfolgte. Weitere Highlights: "Another World" (vertrackt und roh) - und das gnadenlos überirdische "Among the Gods" - knapp zehneinhalb Minuten Wahnsinn mit Melodie irgendwo zwischen melodischen Thrash-Elementen, fast schon King-Crimson-artiger Düsternis - und erneut diese irren Flamenco-Versatzstücke...
"In your Multitude", Album Nummer 3, kreuzt die (wenn auch nur auf den ersten Blick) "gerade" Linie von "Parallel Minds" mit der Vielseitigkeit von "The Last Sunset" zu einem neuen Paket. Ergebnis sind recht harte Stampfer wie der Opener "Under a Mourning Star", das brillante "A Million Gods" (nochmals mit wunderbarer akustischer Gitarre im Mittelteil) oder auch "Some Wounds" mit erneut überirdischem Chorus. Außerdem müssen selbst beinharte Gegner von Akustikballaden sicherlich bei "Sanctuary" das ein- oder andere Tränchen vergießen und mit "Solar Serpent" führt man den "Parallel Minds"-Weg durchaus konsequent fort. Demgegenüber fallen dann mit "Guilt" oder auch "Missionary Man" eher zwiespältige Songs auf, die mehr oder minder erschlossen werden wollen und in eine für die damalige Zeit "moderne" Ausrichtung passen. Nicht unbedingt vollumfänglich so der richtige Weg, allerdings auch ein kleiner Wegweiser in Richtung....
Album Nummer 4 namens "Flow". Metal ist hier FEHLANZEIGE, aber es gibt wohl kaum ein schöneres und gefühlvolleres Album als dieses. Wer meine Meinung im Detail dazu lesen möchte:
https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/aufgelegt.10118/page-4#post-1407194
Dann Funkstille, eine Reunion von kurzer Dauer 2005 - und dann die Rückkehr anno 2018 mit einer EP und einer Single, zu der ich mich ebenfalls an anderer Stelle bereits recht detailliert ausgelassen habe:
https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/aufgelegt.10118/page-13#post-1785983
Das zum jetzigen Zeitpunkt aktuelle "State of Deception" ist unerwartet hart ausgefallen, betrachtet man den auf EP und Single eingeschlagenen Weg - und eine Weiterentwicklung in sich, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verleugnen. Nicht mehr jeder Refrain ist auf die Zwölf, speziell der Opener ist in der Tat sperrig und doch eine eher positive Weiterentwicklung von "älteren" Experimenten wie "Guilt". Im Grunde ist "State of Deception" eine "nur" knapp 40minütige-Reise, die den gesamten Kosmos von Conception abdeckt und zusätzlich mit neuen Zutaten anreichert. Benötigte man früher für einen Song wie "A Million Gods" rund 10 Minuten, so frühstückt man die passenden Elemente dazu heutzutage schlicht und kompakt in kaum mehr als 5 Minuten in der Wundertüte "She Dragoon" ab, dazu Ohrenschmeichler wie "Waywardly broken" (funktioniert im Albumkontext um Längen besser als auf YT als "Einzelappetizer"), dazu mit "No Rewind" quasi "Conception 2020" - und ja, hier lassen sich in der Tat Kamelot-Elemente finden, allerdings wären Conception nicht Conception, wenn man hier nicht das Orchestrale mächtig durch den Fleischwolf dreht und mit völlig anderen Wendungen versieht, als dies einem Herrn Youngblood selbst in besten Zeiten geglückt ist. Ach ja: Intro ist überflüssig - und das Bandfoto im CD-Booklet erinnert kurioserweise eher an "Stammtisch Braune Eiche", wahlweise an "Manchmal kommen sie wieder - Teil was-weiß-ich" - ansonsten dürfte für mich feststehen, dass "State of Deception" unter meinen Jahres-Top-10 zu finden sein dürfte - auch, wenn es für mich ein Rätsel bleibt, warum von den EP-Songs der "Dark Symphony-Sessions" ausgerechnet "Feather Moves" und NICHT das um Längen stärkere "The Moment" als Rausschmeißer gewählt wurde....
Am Rande: zu Beginn ihrer Karriere wurde in Fachmagazinen vielfach auf die "Thrash-Wurzeln" der Band verwiesen - ich neige dazu, dass man tatsächlich thrashig-anmutende Elemente verwendet hat, allerdings nur für "The Last Sunset" und auch noch in Teilen für "Parallel Minds" ("Wolf's Lair"). Ist jetzt nicht dramatisch, nur falls Jemand sonstwo über diese Einstufung stolpern sollte....ach ja, und lt. Wikipedia ist Khan tatsächlich ein (ausgebildeter?) Opernsänger....keine Ahnung, Fakt ist: so eine Stimme hat die gesamte Szene exakt 1 x, man wusste also im Hause Kamelot durchaus, warum man den Mann seinerzeit abgeworben hat...ich persönlich höre ihn um Längen lieber wieder bei meinen ganz persönlichen Lieblingsnorwegern....
Das offizielle Debut hört auf den Namen "Parallel Minds" (1993). Anders als eine Vielzahl an mehr oder minder artverwandten Bands oder auch wie sonst im Prog-Bereich gern üblich setzten die Norweger bereits auf ihrem ersten Album eher auf kompakte Songs, einen Ausreißer bildet hier nur der Rausschmeißer "Soliloquy". Sollte man jetzt einen stilistischen Vergleich suchen, so könnte man auf eine sehr eigenwillige Kreuzung aus Elementen aus europäischem und US-Metal setzen. Auffällig: die unglaubliche Gitarrenarbeit von Tore Ostby, die unglaubliche Stimme von Khan - und die Eigenschaft, nahezu jeden Song auf dem Album mit einem Sahnerefrain auszustatten. Highlights: der Opener "Water Confines", der Titelsong, "Silver Shine" - und eben "Soliloquy". Die Ballade "Silent Crying" fand wohl im House Noise einen so guten Anklang, dass man sie gar als Namensgeber für einen Sampler verwendete, dass mit "Roll the Fire" nicht zwingend der stärkstes Songs des Albums als "Single" ausgekoppelt wurde bleibt eine weitere Randnotiz. Auffällig war schon seinerzeit, dass durch den Einsatz von Keys durchaus eine teils orchestrale Atmosphäre allgegenwärtig war, die allerdings nie wirklich zu einem Verwässern oder in eine allzu bombastische Richtung wies, vielmehr sorgen teils schon thrashig anmutende Elemente dafür, dass man "Parallel Minds" problemlos in die Metal-Ecke stellen konnte.
Das eigentliche Demo "The Last Sunset" indes wurde im Nachgang zu "Parallel Minds" veröffentlicht und ist im Grunde genommen das stärkere, rohere und noch vielseitigere Album: nach einem kurzen, naja, sphärischen Intro explodiert "Building a Force" als wohl einzige "Metal-Hymne" im Conception-Universum: nahezu durchgängig Double-Base, dazu diese irrwitzigen Gitarrenabfahrten von Ostby, ein ungezügeltes Stück Prog-Metal, erneut garniert mit einem schlicht perfekten Refrain, der tatsächlich ein wenig zum Mitgrölen animieren dürfte. Mit "War of Hate" folgt ein pures Meisterstück: hart, fordernd, mit zig Feinheiten und Flamenco-Elementen (!) garniert. Wer das Ding noch nie gehört haben sollte: zwingender Nachholbedarf bei YT oder sonstwo. Auffällig speziell bei diesem Stück: der Einsatz teils jazziger Versatzstücke, den Tore Ostby auch später beim inoffiziellen Conception-Nachfolger ARK weiter verfolgte. Weitere Highlights: "Another World" (vertrackt und roh) - und das gnadenlos überirdische "Among the Gods" - knapp zehneinhalb Minuten Wahnsinn mit Melodie irgendwo zwischen melodischen Thrash-Elementen, fast schon King-Crimson-artiger Düsternis - und erneut diese irren Flamenco-Versatzstücke...
"In your Multitude", Album Nummer 3, kreuzt die (wenn auch nur auf den ersten Blick) "gerade" Linie von "Parallel Minds" mit der Vielseitigkeit von "The Last Sunset" zu einem neuen Paket. Ergebnis sind recht harte Stampfer wie der Opener "Under a Mourning Star", das brillante "A Million Gods" (nochmals mit wunderbarer akustischer Gitarre im Mittelteil) oder auch "Some Wounds" mit erneut überirdischem Chorus. Außerdem müssen selbst beinharte Gegner von Akustikballaden sicherlich bei "Sanctuary" das ein- oder andere Tränchen vergießen und mit "Solar Serpent" führt man den "Parallel Minds"-Weg durchaus konsequent fort. Demgegenüber fallen dann mit "Guilt" oder auch "Missionary Man" eher zwiespältige Songs auf, die mehr oder minder erschlossen werden wollen und in eine für die damalige Zeit "moderne" Ausrichtung passen. Nicht unbedingt vollumfänglich so der richtige Weg, allerdings auch ein kleiner Wegweiser in Richtung....
Album Nummer 4 namens "Flow". Metal ist hier FEHLANZEIGE, aber es gibt wohl kaum ein schöneres und gefühlvolleres Album als dieses. Wer meine Meinung im Detail dazu lesen möchte:
https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/aufgelegt.10118/page-4#post-1407194
Dann Funkstille, eine Reunion von kurzer Dauer 2005 - und dann die Rückkehr anno 2018 mit einer EP und einer Single, zu der ich mich ebenfalls an anderer Stelle bereits recht detailliert ausgelassen habe:
https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/aufgelegt.10118/page-13#post-1785983
Das zum jetzigen Zeitpunkt aktuelle "State of Deception" ist unerwartet hart ausgefallen, betrachtet man den auf EP und Single eingeschlagenen Weg - und eine Weiterentwicklung in sich, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verleugnen. Nicht mehr jeder Refrain ist auf die Zwölf, speziell der Opener ist in der Tat sperrig und doch eine eher positive Weiterentwicklung von "älteren" Experimenten wie "Guilt". Im Grunde ist "State of Deception" eine "nur" knapp 40minütige-Reise, die den gesamten Kosmos von Conception abdeckt und zusätzlich mit neuen Zutaten anreichert. Benötigte man früher für einen Song wie "A Million Gods" rund 10 Minuten, so frühstückt man die passenden Elemente dazu heutzutage schlicht und kompakt in kaum mehr als 5 Minuten in der Wundertüte "She Dragoon" ab, dazu Ohrenschmeichler wie "Waywardly broken" (funktioniert im Albumkontext um Längen besser als auf YT als "Einzelappetizer"), dazu mit "No Rewind" quasi "Conception 2020" - und ja, hier lassen sich in der Tat Kamelot-Elemente finden, allerdings wären Conception nicht Conception, wenn man hier nicht das Orchestrale mächtig durch den Fleischwolf dreht und mit völlig anderen Wendungen versieht, als dies einem Herrn Youngblood selbst in besten Zeiten geglückt ist. Ach ja: Intro ist überflüssig - und das Bandfoto im CD-Booklet erinnert kurioserweise eher an "Stammtisch Braune Eiche", wahlweise an "Manchmal kommen sie wieder - Teil was-weiß-ich" - ansonsten dürfte für mich feststehen, dass "State of Deception" unter meinen Jahres-Top-10 zu finden sein dürfte - auch, wenn es für mich ein Rätsel bleibt, warum von den EP-Songs der "Dark Symphony-Sessions" ausgerechnet "Feather Moves" und NICHT das um Längen stärkere "The Moment" als Rausschmeißer gewählt wurde....
Am Rande: zu Beginn ihrer Karriere wurde in Fachmagazinen vielfach auf die "Thrash-Wurzeln" der Band verwiesen - ich neige dazu, dass man tatsächlich thrashig-anmutende Elemente verwendet hat, allerdings nur für "The Last Sunset" und auch noch in Teilen für "Parallel Minds" ("Wolf's Lair"). Ist jetzt nicht dramatisch, nur falls Jemand sonstwo über diese Einstufung stolpern sollte....ach ja, und lt. Wikipedia ist Khan tatsächlich ein (ausgebildeter?) Opernsänger....keine Ahnung, Fakt ist: so eine Stimme hat die gesamte Szene exakt 1 x, man wusste also im Hause Kamelot durchaus, warum man den Mann seinerzeit abgeworben hat...ich persönlich höre ihn um Längen lieber wieder bei meinen ganz persönlichen Lieblingsnorwegern....
Zuletzt bearbeitet: