Cypher's World - Meine Musik zum Wiedererinnern und Neuentdecken

Die "Woche" war wirklich verdammt lang...
Ich entschuldige mich für die mehrmonatige Schaffenspause, aber nun soll es wieder weitergehen mit ausgesuchten Soundjuwelen unterschiedlichster Richtungen.

Ich habe hin und her überlegt, womit ich mein Comeback starte und hätte mich fast für eine Non Metal-Rezi entschieden, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich mir klassischen Stoff vorknöpfen muss. Etwas, das man im Deaf Forever als Empfehlung für Schatzsucher und Trüffelschweine finden würde. Außerdem kenne ich euch doch - ihr mögt den kultigen Kram... den mit der Dreckkruste... und es muss auch nicht immer etwas aus der ersten Reihe sein, das jeder Karl-Heinz in Wackööön mitgröhlen kann.

Vielleicht mögt ihr also das hier:

mercy.jpg


So simpel es ist - für mich ist das eins der besten Cover im Heavy Metal-Geschäft. Inspiriert und verleitet zu Blindkäufen, weil man sich nichts anderes vorstellen kann, als dass die Musik mindestens ebenso geil sein muss.

Ist sie!

Aufmerksame Kenner wissen es bereits: Bei den Schweden Mercy handelt es sich um jene Gruppe, bei der sich ein blutjunger "Messiah" Marcolin seine ersten Sporen verdiente, bevor er bei Candlemass dingfest wurde. In der 1980, vom aus dem ehemaligen Jugoslawien eingewanderten Andrija "Witchking" Veljaca gegründeten Band sang Messiah das Debüt "Mercy" (1984) und den Nachfolger "Witchburner" (1985) ein, außerdem saß er an den Drums (bereits in Mönchskutte und sogar mit Facepaint) und hatte auch Songwriting-Credits.
Wäre also ein Leichtes, sich einer dieser beiden Scheiben zu widmen, die zweifelsohne gutklassig sind, wenn man mit Messiah's opernhaftem Gesangsstil zurechtkommt.
Ich tu' mir da manchmal etwas schwer, aber ganz abgesehen davon möchte ich mich lieber dem dritten offiziellen Werk "King Doom" (1989) widmen, das für mich noch einen Tacken besser daherkommt (ein paar Tacken eigentlich). Leider war es nichts weiter als eine Momentaufnahme und eigentlich schon wieder der Schwanengesang, da Mercy nicht lange nach dem Release auseinanderbrachen, nicht zuletzt aufgrund ewiger Plattenlabel-Probleme. In den 00er-Jahren gab es noch einige Re-Releases, Bonus Tracks etc., 2005 starb Andrija Veljaca außerdem leider an einer Hirnblutung.
Als wahres Testament bleibt also "King Doom". Lange Vorrede beiseite... womit haben wir es also zu tun?

Epic Heavy/Doom! Dürfte ja keine Überraschung sein aufgrund des Titels und der Messiah-Referenz. Allerdings ist das Tempo nicht so gedrosselt, wie man vielleicht erwarten würde. Im Gegenteil, die schnellen Passagen sind klar in der Mehrheit, was der Platte auch sehr gut tut und den Songs sehr dienlich ist.

Nachdem uns im Intro der Doom-König persönlich erklärt, dass er gekommen ist, um die Menschen auf der Erde zu richten, steigt die Spannung, als wir auch noch dissonante Pianoklänge vorgesetzt bekommen, und dann starten auch schon die schweren, langsamen Riffs des Openers "Death's Company". Das klingt angestaubt für 1989... es klingt ein wenig nach Saint Vitus, Trouble und - natürlich - Black Sabbath.
Spätestens jetzt muss ich natürlich Sänger Rickard Larsson (Rick Wine) erwähnen, weitgehend unbekannt, mit seinem erstklassigen, hohen Gesang. Wer mit Jon Oliva oder John Arch etwas anfangen kann, müsste mit ihm gut klarkommen.
Danach kommt mein erstes Lieblingsstück "Tribulation", ein recht flotter Track, bei dem Wine am Mikro seine ganze Klasse zeigen kann (Refrain!). Hier wird deutlich, dass jedes Bandmitglied sein Instrument perfekt beherrscht, alleine die Gitarren entfesseln eine unglaubliche Energie und die Soli können sich wirklich hören lassen.
Im Anschluss gibt es das erste von insgesamt drei Akustik-Instrumentals, die über die Albumlänge verteilt sind. Fallen nicht unangenehm auf, erweisen sich sogar als ziemlich kurzweilig.
Das majestätische "Black Magic" tritt erst wieder auf's Bremspedal, zieht das Tempo dann aber wieder an. Ein überdurchschnittlicher Banger, der widerspenstig im Ohr kleben bleibt. Hell yes!
Aber jetzt... Vorhang auf für meinen zweiten und eindeutigsten Favoriten, "Evil Prepares". Ein wahres Groovemonster mit einem Gänsehaut-Solo. Völliges Unverständnis, warum ein Song wie dieser nicht dafür sorgen konnte, dass Mercy in der obersten (oder auch nur in einer oberen) Liga mitspielen durften. Die Welt ist ungerecht und hier ist der Beweis:


Nach einem weiteren Instrumental startet "Heartbreak In Hell" (diese Songtitel... herrlich!) melodiös und sogar eine Spur bluesig-mollig, was jedoch nicht lange währt, denn wieder wird tempomäßig auf die Tube gedrückt, und obwohl simpler gestrickt, erinnert dies alles nicht nur einmal an alte Fates Warning. Geiler Scheiß! Das Solo wiederum (2 Minuten vor Ende) wah-waht uns in Grund in Boden und zaubert ein fettes Grinsen ins Gesicht.
Der Schlusstrack wird wiederum von einem Instrumental eingeläutet, und das sehr sanft, bevor "Darkness" alles Licht atomisiert und vernichtet. Hier zeigen Mercy noch einmal, wo der epische Hammer hängt. Ein räudiges Gitarrenlead schlängelt sich wie eine fette Schlange durch einen mit Breaks versetzten Songverlauf, Sänger Rick Wine gibt noch einmal alles und erinnert hier mehrmals an King Diamond. Fast atemlos vernimmt man den Schlussakkord, und dann darf der Doom King nochmal ran und verkündet uns nach all dem Seelen-Gemetzel seine triumphale Rückkehr.
Dürfte nicht schwierig sein... es reicht eigentlich nur "Repeat".
 
Zuletzt bearbeitet:
Die "Woche" war wirklich verdammt lang...
Ich entschuldige mich für die mehrmonatige Schaffenspause, aber nun soll es wieder weitergehen mit ausgesuchten Soundjuwelen unterschiedlichster Richtungen.

Ich habe hin und her überlegt, womit ich mein Comeback starte und hätte mich fast für eine Non Metal-Rezi entschieden, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich mir klassischen Stoff vorknöpfen muss. Etwas, das man im Deaf Forever als Empfehlung für Schatzsucher und Trüffelschweine finden würde. Außerdem kenne ich euch doch - ihr mögt den kultigen Kram... den mit der Dreckkruste... und es muss auch nicht immer etwas aus der ersten Reihe sein, das jeder Karl-Heinz in Wackööön mitgröhlen kann.

Vielleicht mögt ihr also das hier:

mercy.jpg


So simpel es ist - für mich ist das eins der besten Cover im Heavy Metal-Geschäft. Inspiriert und verleitet zu Blindkäufen, weil man sich nichts anderes vorstellen kann, als dass die Musik mindestens ebenso geil sein muss.

Ist sie!

Aufmerksame Kenner wissen es bereits: Bei den Schweden Mercy handelt es sich um jene Gruppe, bei der sich ein blutjunger "Messiah" Marcolin seine ersten Sporen verdiente, bevor er bei Candlemass dingfest wurde. In der 1980, vom aus dem ehemaligen Jugoslawien eingewanderten Andrija "Witchking" Veljaca gegründeten Band sang Messiah das Debüt "Mercy" (1984" und den Nachfolger "Witchburner" (1985) ein, außerdem saß er an den Drums (bereits in Mönchskutte und sogar mit Facepaint) und hatte auch Songwriting-Credits.
Wäre also ein Leichtes, sich einer dieser beiden Scheiben zu widmen, die zweifelsohne gutklassig sind, wenn man mit Messiah's opernhaftem Gesangsstil zurechtkommt.
Ich tu' mir da manchmal etwas schwer, aber ganz abgesehen davon möchte ich mich lieber dem dritten offiziellen Werk "King Doom" (1989) widmen, das für mich noch einen Tacken besser daherkommt (ein paar Tacken eigentlich). Leider war es nichts weiter als eine Momentaufnahme und eigentlich schon wieder der Schwanengesang, da Mercy nicht lange nach dem Release auseinanderbrachen, nicht zuletzt aufgrund ewiger Plattenlabel-Probleme. In den 00er-Jahren gab es noch einige Re-Releases, Bonus Tracks etc., 2005 starb Andrija Veljaca außerdem leider an einer Hirnblutung.
Als wahres Testament bleibt also "King Doom". Lange Vorrede beiseite... womit haben wir es also zu tun?

Epic Heavy/Doom! Dürfte ja keine Überraschung sein aufgrund des Titels und der Messiah-Referenz. Allerdings ist das Tempo nicht so gedrosselt, wie man vielleicht erwarten würde. Im Gegenteil, die schnellen Passagen sind klar in der Mehrheit, was der Platte auch sehr gut tut und den Songs sehr dienlich ist.

Nachdem uns im Intro der Doom-König persönlich erklärt, dass er gekommen ist, um die Menschen auf der Erde zu richten, steigt die Spannung, als wir auch noch dissonante Pianoklänge vorgesetzt bekommen, und dann starten auch schon die schweren, langsamen Riffs des Openers "Death's Company". Das klingt angestaubt für 1989... es klingt ein wenig nach Saint Vitus, Trouble und - natürlich - Black Sabbath.
Spätestens jetzt muss ich natürlich Sänger Rickard Larsson (Rick Wine) erwähnen, weitgehend unbekannt, mit seinem erstklassigen, hohen Gesang. Wer mit Jon Oliva oder John Arch etwas anfangen kann, müsste mit ihm gut klarkommen.
Danach kommt mein erstes Lieblingsstück "Tribulation", ein recht flotter Track, bei dem Wine am Mikro seine ganze Klasse zeigen kann (Refrain!). Hier wird deutlich, dass jedes Bandmitglied sein Instrument perfekt beherrscht, alleine die Gitarren entfesseln eine unglaubliche Energie und die Soli können sich wirklich hören lassen.
Im Anschluss gibt es das erste von insgesamt drei Akustik-Instrumentals, die über die Albumlänge verteilt sind. Fallen nicht unangenehm auf, erweisen sich sogar als ziemlich kurzweilig.
Das majestätische "Black Magic" tritt erst wieder auf's Bremspedal, zieht das Tempo dann aber wieder an. Ein überdurchschnittlicher Banger, der widerspenstig im Ohr kleben bleibt. Hell yes!
Aber jetzt... Vorhang auf für meinen zweiten und eindeutigsten Favoriten, "Evil Prepares". Ein wahres Groovemonster mit einem Gänsehaut-Solo. Völliges Unverständnis, warum ein Song wie dieser nicht dafür sorgen konnte, dass Mercy in der obersten (oder auch nur in einer oberen) Liga mitspielen durften. Die Welt ist ungerecht und hier ist der Beweis:


Nach einem weiteren Instrumental startet "Heartbreak In Hell" (diese Songtitel... herrlich!) melodiös und sogar eine Spur bluesig-mollig, was jedoch nicht lange währt, denn wieder wird tempomäßig auf die Tube gedrückt, und obwohl simpler gestrickt, erinnert dies alles nicht nur einmal an alte Fates Warning. Geiler Scheiß! Das Solo wiederum (2 Minuten vor Ende) wah-waht uns in Grund in Boden und zaubert ein fettes Grinsen ins Gesicht.
Der Schlusstrack wird wiederum von einem Instrumental eingeläutet, und das sehr sanft, bevor "Darkness" alles Licht atomisiert und vernichtet. Hier zeigen Mercy noch einmal, wo der epische Hammer hängt. Ein räudiges Gitarrenlead schlängelt sich wie eine fette Schlange durch einen mit Breaks versetzten Songverlauf, Sänger Rick Wine gibt noch einmal alles und erinnert hier mehrmals an King Diamond. Fast atemlos vernimmt man den Schlussakkord, und dann darf der Doom King nochmal ran und verkündet uns nach all dem Seelen-Gemetzel seine triumphale Rückkehr.
Dürfte nicht schwierig sein... es reicht eigentlich nur "Repeat".


Gefällt mir sehr gut.Noch nie von gehört.
:verehr::verehr::verehr::verehr::verehr::verehr::verehr::verehr::verehr::verehr:
 
Juhuuu, @Cypher ist wieder am Werke! Vielen Dank für das geile Review. Jetzt muss ich nur noch zusehen, dass ich die Pladde irgendwie auftreiben kann, sonst leide ich hier auch bald an "Heartbreak in Hell", aber volle Möhre.

Schön, wieder mehr von dir zu lesen! :)
 
Danke für die Rückmeldungen! Schön, dass es mir gelungen zu sein scheint, Interesse für die Scheibe zu wecken. :)
 
@Cypher
Ich hab jetzt mal rumgeguckt, wo es die Mercy Scheiben gibt. Also von denen ist alles geil, ja?! Ich würde nämlich zu einer Komplettlösung tendieren. Ich bitte nochmal um genaue Instruktionen :):)
 
@Cypher
Ich hab jetzt mal rumgeguckt, wo es die Mercy Scheiben gibt. Also von denen ist alles geil, ja?! Ich würde nämlich zu einer Komplettlösung tendieren. Ich bitte nochmal um genaue Instruktionen :):)
Die ersten drei Scheiben kann man auf jeden Fall verhaften, ob Re-Release oder Original. Ich habe wirklich keine Ahnung, wo man die Sachen heute herkriegt und das zu vernünftigen Preisen. "Witchburner" und "King Doom" müssen aber so oder so in jeden Haushalt. ;)
 
Die ersten drei Scheiben kann man auf jeden Fall verhaften, ob Re-Release oder Original. Ich habe wirklich keine Ahnung, wo man die Sachen heute herkriegt und das zu vernünftigen Preisen. "Witchburner" und "King Doom" müssen aber so oder so in jeden Haushalt. ;)

Dann werd ich das Projekt mal angehen. Muss vorher nur mal überall anfragen, was das janze so an Porto kostet. Ist aber im Prinzip dann auch wummpe, weil jetzt will ich die Sachen auch haben. Bei discogs gibt's da so einiges, ob die Preise, insb. für die erste allerdings vernünftig sind weiß ich nicht. Ach scheiß auch auf die Vernunft und die bunten Scheine; show no Mercy ;):)
 
Jetzt haut die Alpenbraut doch glatt ein Review einer traditionellen Band raus, anstatt ihr übliches Depri-Zeug und ich kenne es net mal. Ganz schön peinlich. Ja tönt megageil und wie immer klasse geschrieben. Welcome back, Schreibemaus! :)
 
Ich habe gestern mal in deinem Thread gelesen .... wunderbare Reviews - auch wenn die Bands alle komplett an mir vorbeigehen :cool: Bei My Ding Bride bin ich hängen geblieben,,, den Namen fand ich schon immer geil... aber von diesem langsamen Stoff kann ich nicht viel vertragen! Aber dein Review bringt mich dann doch zu Antasten! Wenn ich mir den gesamten Katalog mal zulegen sollte kriegst du die Rechnung :cool: ... mehr davon!
 
Ich habe gestern mal in deinem Thread gelesen .... wunderbare Reviews - auch wenn die Bands alle komplett an mir vorbeigehen :cool: Bei My Ding Bride bin ich hängen geblieben,,, den Namen fand ich schon immer geil... aber von diesem langsamen Stoff kann ich nicht viel vertragen! Aber dein Review bringt mich dann doch zu Antasten! Wenn ich mir den gesamten Katalog mal zulegen sollte kriegst du die Rechnung :cool: ... mehr davon!
Danke, das Lob geht runter wie Öl. :) Freue mich auch immer, wenn mein Thread neu entdeckt wird.
 
Beide Sabbats stehen seit einst in der Sammlung. Auch wegen der Plattencover.
Wie kam ich einst auf die Band... ...waren Kühnemund und Kupfer daran schuld.
 
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