Hab die Ausgabe jetzt auch ausführlich lesen können. Viele schöne, informative Interviews mit Brainstorm, Belladonna, Priest, Mystic Prophecy, ... Ich mag einfach den Fragestil des DF! Und Dank Götz läuft heut schon den ganzen Tag Acid.
Besonders hat mich natürlich die Titelstory interessiert, und die ist ganz großes Kino! Selbst als langjähriger Fan hab ich etliches Neues erfahren. Genau solche Interviews machen Deaf Forever zu was besonderem! Wenn man Joey doch nur dazu bringen könnte, Golden Ride, Will to Kill, The Meeting und den anderen "Ausschuß" aus den frühen Sitzungen zu veröffentlichen!
Trotzdem kann ich mich dem Eindruck einer gewissen Einseitigkeit nicht verwehren. Klar, Joey ist ein riesiger Narziß und sicherlich nicht der angenehmste Mensch. An seiner Seite kann es langfristig keinen gleichwertigen Partner geben, und so hat es dann Ross erwischt. Und klar, Götz und Manuel mögen (wie wir wahrscheinlich alle) die frühen Manowar lieber als die heutigen. Ob man den Wendepunkt bei SotH, KoM oder LtH setzt, bleibt Geschmackssache. Aber lag der "Fall von Manowar" wirklich nur daran, dass das Yin Joey ohne das Yang Ross nicht kann? Ich frage mich ernsthaft, wie Manowar heute klingen würden, wenn Ross nie gefeuert worden wäre. Ein Album wie Hail to England nach dem anderen? Ich bezweifle es sehr! Viele Bands haben ihre großen Momenten in jungen Jahren, das liegt auch an der jugendlichen Energie und Unbekümmertheit, und an der Nostalgie der Hörer 20, 30, 40 Jahre später. Ich glaub wir hätten eher 3 weitere Louder than Hells, die ja anscheinend noch so einige Songs aus Sessions mit Ross enthält. Und ein Konzeptalbum mit Wagnereinfluß wie Gods of War wären Joey und Ross 20 Jahre nach Kings of Metal vielleicht auch mal angegangen. Und wie hier schon mal angesprochen wurde: Ross hat nach Manowar kein anständiges Album mehr hinbekommen, nicht mal einen echten anständigen Song, und zwar in erster Linie vom Songwriting her. Manowar schon (allen voran Triumph of Steel, aber selbst auf Gods of War und der Thunder in the Sky EP ist vieles, wofür andere Bands töten würden!). Und Verwürfnisse mit Labels und anderen Bands gabs ja in den Ross-Jahren auch schon zu Hauf. Also ob uns die Legacy-Sache mit Ross erspart geblieben wäre oder wir auf den letzten Touren Vorbands gehabt hätten?
Übrigens war ich auf den letzten beiden Touren und hatte viel Spaß! Ja, der Eintritt war happig, ja, sie hätten länger spielen können und ja, es wurden nur neue Sachen gespielt. Aber was man Manowar wirklich nicht vorwerfen kann, ist dass sie (wie Kiss oder AC/DC) immer das gleiche Set spielen. Ich glaub ich hab schon fast jeden Manowar-Song mal live gehört. Letztes Jahr gabs die ganze Kings of Metal, davor die ganze Battle Hymns, auf der 2007er Gods of War-Tour noch Klassiker wie Gloves of Metal, Mountains, Secret of Steel, und Each Dawn I Die. Diese Tour lag der Fokus halt auf den neuen Alben, wie vor ein paar Jahren schonmal. Pech für Manuel, aber wenn man wie ich den neuen Songs auch was abgewinnn kann, wurden die saustark zelebriert. Will sagen Manowar rotiert die Setlists gut durch. Die kurze Spielzeit ist immer noch ärgerlich, und ich frag mich ernsthaft woran das lag. War früher, auch lange nach Ross, bei Manowar ja sehr anders. Könnte es sein, dass die betagten Herren eine volle Tour mit längeren Sets nicht mehr durchstehen? Wäre schade, aber auch das wäre mit Ross heute nicht anders.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ja, auch ich würde mir ein Paralleluniversum wünschen, in dem Manowar weiter Alben wie die ersten 4 veröffentlicht hätte. Aber ich hab den schweren Verdacht, ein Manowar weiter mit Ross hätte die auch nicht produziert. Und auch wenn ich Joey nicht als Kumpel und ganz sicher nicht als Chef haben möchte, macht er neben einigen falschen Entscheidungen (einschl. Lord of Steel und den Re-Releases) immer noch einiges richtig!