076. Dali's Dilemma – Manifesto For Futurism (USA, 1999)
"Clone" klingt immer blöd (und unfair) wenn man Musik beschreiben will, und wird vielen Kapellen und ihrem Schaffen nicht gerecht, aber zur schnelleren Orientierung muss es dann halt doch oft herhalten. Also, ok, Dali's Dilemma (intelligenter Bandname, gerade in Verbindung mit dem coolen Cover und dem Albumtitel) sind ein Dream Theater Clone (think "Images And Words" meets "Awake"), und meiner Meinung nach sogar der beste dieser Gattung. Ja, als so stark empfinde und höre ich diese Scheibe. Wobei, und jetzt komm ich wieder auf den ersten Satz zurück, Clone trifft es dann auch nicht so 100%ig, denn da ist schon ganz viel eigener Charakter zusätzlich im Sound der Kalifornier drin. Und weitere Vorbilder. Symphony X und Shadow Gallery, zum Bleistift. Wenn Dali's Dilemma keinen Prog-Slalom in langen Instruemtalpassagen fahren, schlittern sie (meistens in den Strophen) im Fünfer-Bob straight durch den Eiskanal, und erinnern dabei an Rainbow und Deep Purple. Und ja, die Refrains klingen dann immer schön groß. All diese Elemente ergeben ein extrem flüssig und beeindruckend konstruiertes Album, welches man als Prog Metaller schon kennen sollte, wie ich finde. Ich mein, was soll schon schiefgehen, wenn man solch geile Bass-Soli in seinen Songs hat:
075. Wobbler – Hinterland (NOR, 2005)
Ich liebe diese Band seitdem ich 2003 ihre beiden Demotracks online gehört habe. Retro Prog, wie ihn die great old ones lebten und zelebrierten, gemischt mit dieser ganz speziellen skandinavischen Düsternis. Hier riecht es nach Moos und Holz, und während man über eine kleine, alte Brücke einen vor sich hinplätschernden Bach überquert, hat man ständig das Gefühl, dass weiter hinten, dort wo das Gestrüpp immer enger und dunkler wird, ein paar Schatten unruhig umherwandeln. Hier mal der Promo-Text, der auf dem OBI Strip der Erstauflage zu lesen war: "Wobbler's debut channels the holy spirits of the ancient gods of progressive rock. In scope and purely uncompromising, "Hinterland" offers elaborate compositions filled with thunderous vintage keyboards, delicate flute work, searing guitar and dynamic rhythmic intensity". Auch wenn danach noch vier weitere Superscheiben folgen sollten (und besonders die "From Silenece To Somewhere" gefällt mir da auch ganz arg), bleibt "Hinterland" aufgrund seiner massiven Rückwärtsgewandheit in Sachen Sound und Spiel, aber auch (gerade im Vergleich zu den beiden letzten Scheiben der band) wegen dieser gaaaaanz ruhigen Art zu Musizieren mein Favorit der Norweger. Verblüffender Fakt:: läuft Wobblers Musik, wächst der Bart schneller. Nachzuhören und -fühlen auf dem fast halbstündigen Titeltrack:
https://www.youtube.com/watch?v=agw5W9IyLQg
074. King Crimson – In The Wake Of Poseidon (UK, 1970)
Muss man nicht viel dazu schreiben, denn wer sich für die ganz alte Schule interessiert, hat die Platte im regal. Punkt. Aus. Ende. Naja, fast. Apropos "fast", "In The Wake Of Poseidon" ist fast schon eine Kopie des famosen "In The Court Of The Crimson King" Debüts, nur vielleicht nicht gaaaaaaaaanz so stark. Wobei wir hier von einer Relation von "1" zu "1+" sprechen, um das jetzt mal in Schulnoten etwas konkreter auszudrücken. Obwohl die Band turbulente Zeiten durchmachte, und Musiker praktisch im Wochentakt kamen und gingen, zauberten Fripp & Co. ein weiteres Meisterwerk aus dem Hut. Und das innerhalb weniger Monate, wohlgemerkt. Und Menschen, die aufgrund der Ähnlichkeit zum legendären Debüt von Schnellschuss oder Resteverwertung sprechen, werde ich eh nie verstehen. Bei Genesis z.B. klingen die Scheiben von "Trespass" bis "Selling England By The Pound" auch ähnlich (toll), und da liest man nie solche lächerlichen Vorwürfe. Nun ja, Poseidon wird sie alle mit in die Tiefe ziehen. Fast alle, den wer fast as a shark ist, könnte entkommen. Oder den Titeltrack anhören und dabei Metal-Fasten. Genug der blöden Wortspiele, fasten your seatbelts:
https://www.youtube.com/watch?v=J1JjOpXsJ7A