DEAF FOREVER - die zehnte Ausgabe

Weil es Quatsch ist, ganz einfach. Erstens sind die Musikerbiographien nicht so geradlinig, wie die von Fussballprofis: Schule abgebrochen - Profivertrag - Millionär. Ein Leben von der Musik war schon vor 20 Jahren der Tanz auf einem dünnen Brett. Zweitens haben deshalb die allermeisten Musiker, die nicht gerade mit geleasten Jumbo Jets um die Welt fliegen, ein Netz, was "Job" heißt. Oder wenigstens als Künstler mehrere Standbeine, indem sie noch irgendwas anderes machen. Oder mehrere Bands. Und drittens hängt die Möglichkeit, einen ordinären Job zu machen, nicht von der Frage ab, ob in der Musik schon alles gesagt ist, sondern davon, wie lange das Musikmachen halt möglich ist.
Ich stimme Dir zu. Aber bei dem Aspekt ging es zwischen @Thergothon und mir gerade um die Bands, die - übertrieben - "mit Jumbo Jets um die Welt fliegen", d.h. die von der Musik eine gute Weile auskömmlich leben konnten. Dass sich das Business in den letzten 15, 20 Jahren geändert hat, steht außer Frage. Ich schrieb ja auch, dass es da nicht viele Bands gibt.
 
Das mit Frost habe ich doch gar nicht bestritten. Aber zu behaupten, dass Enslaved seit Frost kaum noch was zustande und blablubbquatsch, ist halt arg hanebüchen.

So schrieb ich es doch gar nicht. Sondern: Beste Enslaved für mich klar "Frost", danach bis zur "Below the Lights" fand ich es mal mehr, mal weniger gut. Auch "Isa" kann man sich anhören, klar. Vielleicht trübt meinen Blick bei dieser recht strengen Wertung auch, dass ich alles ab "Vertebrae" so richtig öde fand.
 
Ich stimme Dir zu. Aber bei dem Aspekt ging es zwischen @Thergothon und mir gerade um die Bands, die - übertrieben - "mit Jumbo Jets um die Welt fliegen", d.h. die von der Musik eine gute Weile auskömmlich leben konnten. Dass sich das Business in den letzten 15, 20 Jahren geändert hat, steht außer Frage. Ich schrieb ja auch, dass es da nicht viele Bands gibt.

Dann macht das ja noch weniger Sinn. Warum sollten die denn anfangen zu arbeiten, wenn sie den Rest ihrer Tage auch Rosen züchten oder ihre alten Rennautos wienern können und Musik einfach deshalb weiter machen, weil sie Bock drauf haben?
 
So schrieb ich es doch gar nicht. Sondern: Beste Enslaved für mich klar "Frost", danach bis zur "Below the Lights" fand ich es mal mehr, mal weniger gut. Auch "Isa" kann man sich anhören, klar. Vielleicht trübt meinen Blick bei dieser recht strengen Wertung auch, dass ich alles ab "Vertebrae" so richtig öde fand.

Alternativtheorie: du hältst einfach keine Band länger als 6, 7 Alben aus und verlierst dann das Interesse.
 
Die letzten vier Primordial-Alben stecken die gesamte Diskographie locker in die Tasche. Geschmäcker sind natürlich verschieden, aber wie man - wenn man sich anscheinend mit Primordial beschäftigt - allen ernstes bei "Where Greater Men Have Fallen" eine Abwärtsentwicklung ausfindig machen kann, erschließt sich mir nicht.

Bei Opeth kamen danach noch solche Alben wie Deliverance, Damnation, Ghost Reveries und Watershed. Und gerade Ghost Reveries ist bspw. neben der Still Life mein Favorit von Opeth. Bei den letzten beiden Alben kann man von mir aus streiten, aber bei vier (bzw. mit Heritage fünf) außerordentlichen guten Alben zu behaupten, sie hätten alles gesagt...ist...äh...nicht gut.

Die "Where Greater Men Have Fallen" finde ich einen ganzen Zacken schwächer als die 3 Vorgänger. Ist aber trotzdem ein gutes Album.

Die beiden Opeth Scheiben finde ich auch am besten.

Opeth sind übrigen auch so eine Band bei der kein Gründungsmitglied mehr vorhanden ist
 
Eieiei ... zu deinen Beispielen:

Grand Magus: Haben doch erst 7 Alben draußen, sind damit noch zu jung. Außerdem: Welches der letzten Werke war denn bitte so toll? Ich erinnere mich an die "Triumph and Power", die hatte gerade zwei gute Lieder (Titelstück sowie "On Hooves of Gold").

Bolt Thrower: Nach "War Master"/"The 4th Crusade" doch nur lieblos selbst kopiert. Die letzten Alben braucht wirklich keine Sau, oder?

Enslaved: Opus magnum ist hier doch ziemlich eindeutig die "Frost". Als Übergangsalben sind zwar selbst "Monumension" und "Below the Lights" noch halbwegs reizvoll, aber die letzten 4, 5 Alben waren doch echt zum Einschlafen.

Primordial: Hatten ihre stärkste Phase meiner Meinung nach mit "A Journey's End" und "Spirit The Earth Aflame". Die Alben danach zwar nett, aber zunehmend austauschbar. Zudem wäre bspw. die vielgelobte "The Gathering Wilderness" auch erst die 5. Platte. Die letzten beiden Alben (ab der "Redemption ...") zeigen jedenfalls eine deutliche Abwärtsentwicklung.

Opeth: Hat sich für die letzten 4, 5 Alben noch irgendwer außer beinharten Fanboys interessiert? Muss völlig an mir vorbeigegangen sein. Nach "Blackwater Park" hatten die Herren alles gesagt.

Ach ja, Overkill: Mit zweitklassigem Thrash habe ich mich nie befasst, nicht meine Baustelle ;)

Aber ja, Geschmäcker ... ;)

Du widersprichst dir doch selbst. Zuerst sagst du nach einer kurzen Kreativphase sei alles gesagt - ganz unabhängig von deinem persönlichen Geschmack hatten alle genannten Bands später aber gleichbedeutende oder noch größere Erfolg (sowohl in Verkaufszahlen als auch was Kritiken betrifft) als in ihrer Frühphase.
 
Alternativtheorie: du hältst einfach keine Band länger als 6, 7 Alben aus und verlierst dann das Interesse.

Falsch. Ich schrieb doch bereits, dass mich Formationen wie bspw. Paradise Lost oder Darkthrone jetzt seit jeweils 14, 15 Alben fesseln (trotz jeweils 1, 2 nicht ganz so überzeugender Platten um die Jahrtausendwende herum).
Aber diese "Formwandler"-Bands schaffen es eben auch, immer wieder zu überraschen, bleiben aufgrund ihrer relativen Unberechenbarkeit einfach interessant. Sie mögen mal eine Platte veröffentlichen, die vielleicht nicht ganz so zündet, aber immerhin gibt es so gut wie keine Wiederholung.

Schaue ich mir hingegen eine Truppe wie Primordial an, dann weiß ich relativ sicher, dass die ihren immer gleichen Stiefel (mit höchstens minimalen Kurskorrekturen) bis zum Ende aller Tage runternudeln werden.
 
Du widersprichst dir doch selbst. Zuerst sagst du nach einer kurzen Kreativphase sei alles gesagt - ganz unabhängig von deinem persönlichen Geschmack hatten alle genannten Bands später aber gleichbedeutende oder noch größere Erfolg (sowohl in Verkaufszahlen als auch was Kritiken betrifft) als in ihrer Frühphase.

Weil kommerzieller Erfolg natürlich auch der Indikator für gute/relevante Musik ist, hm? o_O

Ein Beispiel: Sicherlich wird sich die neue Amon Amarth wieder wie geschnitten Brot verkaufen - aber ist sie deshalb besser als sagen wir "Versus the World"? Nein, die neue Platte wird kommerziell erfolgreicher sein, weil all die Wacken-Gänger und 18-jährigen Methorn-Möchtegern-Metaller das Teil abgreifen werden.

Und zu den Kritiken: Dass bei allen Magazinen größtenteils Fanboys der jeweiligen Bands die Rezis schreiben, ist dir aber schon bewusst, oder? Und auch die Tatsache, dass man sich zumindest bei den vielen kleineren Online-Magazinen mit einer guten Benotung ein Finished Product (also den Tonträger) sichern will? Das ist frühestens ab einer 7/10 oder 8/10 drin. Allgemein wird einer halbwegs etablierten Band auch selten mal ans Bein gepisst, eine 6/10 zählt ja heutzutage für manche Promoter oder Plattenfirma schon als Verriss ;) Ich denke, dass Rezensionen in der Breite früher einfach ehrlicher und weniger ähmm "werblich angehaucht" waren.
 
Weil kommerzieller Erfolg natürlich auch der Indikator für gute/relevante Musik ist, hm? o_O

Ein Beispiel: Sicherlich wird sich die neue Amon Amarth wieder wie geschnitten Brot verkaufen - aber ist sie deshalb besser als sagen wir "Versus the World"? Nein, die neue Platte wird kommerziell erfolgreicher sein, weil all die Wacken-Gänger und 18-jährigen Methorn-Möchtegern-Metaller das Teil abgreifen werden.

Und zu den Kritiken: Dass bei allen Magazinen größtenteils Fanboys der jeweiligen Bands die Rezis schreiben, ist dir aber schon bewusst, oder? Und auch die Tatsache, dass man sich zumindest bei den vielen kleineren Online-Magazinen mit einer guten Benotung ein Finished Product (also den Tonträger) sichern will? Das ist frühestens ab einer 7/10 oder 8/10 drin. Allgemein wird einer halbwegs etablierten Band auch selten mal ans Bein gepisst, eine 6/10 zählt ja heutzutage für manche Promoter oder Plattenfirma schon als Verriss ;) Ich denke, dass Rezensionen in der Breite früher einfach ehrlicher und weniger ähmm "werblich angehaucht" waren.
Bis auf den letzten Absatz würde ich dir zwar zustimmen, aber deine Ansichten zu den Bands, die du genannt hattest, sind eben auch nur deine Ansichten und keine verifizierbaren Fakten.
Wie WRM und einige andere hier auch sehe ich das teilweise auch komplett anders und könnte sogar sachlich begründen warum.

Ach ja, zurück zum Thema: hab das Magazin durch und es hat wieder echt Spaß gemacht! Neben den bereits genannten, großartigen Stories zu MANOWAR und CIRITH UNGOL haben mir auch sehr die Interviews mit BÖLZER und NECROS CHRISTOS (und viele weitere) gefallen - und bei beiden bin ich jetzt schon richtig gespannt auf die kommenden Alben - gerade die Aussagen zu NECROS CHRISTOS lassen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen (deren "Nine Graves" EP habe ich bisher nicht erworben, weil mir irgendwie den beiden Alben zu ähnlich, ohne mich genauso zu packen). In der Theorie klingt das zumindest nach spannender Weiterentwicklung und ich hoffe, das Ergebnis wird dem dann auch gerecht!
Und der BÖLZER Typ kommt irgendwie total sympathisch rüber, ist mal ein angenehmer Gegenpol zu den in dem Bereich oft vorherrschenden negativen Lebenseinstellungen und/oder okkult-/satanistischen Glaubensbekundungen (bzw eher elitären "wir haben den Durchblick" Aussagen).
 
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Weil kommerzieller Erfolg natürlich auch der Indikator für gute/relevante Musik ist, hm? o_O

Ein Beispiel: Sicherlich wird sich die neue Amon Amarth wieder wie geschnitten Brot verkaufen - aber ist sie deshalb besser als sagen wir "Versus the World"? Nein, die neue Platte wird kommerziell erfolgreicher sein, weil all die Wacken-Gänger und 18-jährigen Methorn-Möchtegern-Metaller das Teil abgreifen werden.

Und zu den Kritiken: Dass bei allen Magazinen größtenteils Fanboys der jeweiligen Bands die Rezis schreiben, ist dir aber schon bewusst, oder? Und auch die Tatsache, dass man sich zumindest bei den vielen kleineren Online-Magazinen mit einer guten Benotung ein Finished Product (also den Tonträger) sichern will? Das ist frühestens ab einer 7/10 oder 8/10 drin. Allgemein wird einer halbwegs etablierten Band auch selten mal ans Bein gepisst, eine 6/10 zählt ja heutzutage für manche Promoter oder Plattenfirma schon als Verriss ;) Ich denke, dass Rezensionen in der Breite früher einfach ehrlicher und weniger ähmm "werblich angehaucht" waren.

Für deine steile Behauptung hast du ja sicher Quellen, nehme ich an.
 
Dann macht das ja noch weniger Sinn. Warum sollten die denn anfangen zu arbeiten, wenn sie den Rest ihrer Tage auch Rosen züchten oder ihre alten Rennautos wienern können und Musik einfach deshalb weiter machen, weil sie Bock drauf haben?
Wahrscheinlich schreiben wir komplett aneinander vorbei. @Thergothon schrieb:
Grundsätzlich: Wenn eine Band die Leidenschaft verlässt und die Mitglieder den Bezug zu dem verlieren, was einst ihr Antrieb war (in den allermeisten Fällen ist das aaaalllerspätestens nach 6 , 7 Alben der Fall), dann sollen sie es bitte an den Nagel hängen und nicht im Zweijahresrhythmus mit neuen seelenlosen Produkten nerven. Und bitte, bitte nicht auch noch künstliche Lebensverlängerung ...
Mein Einwand war, dass Bands mit sechs und mehr Alben im Zweijahresrhythmus wahrscheinlich relativ gut im Geschäft sind:
ABER: Wenn es eine Band geschafft hat, sechs oder mehr Alben veröffentlicht zu haben, stellt sich für sie finanziell die Frage, ob es so einfach ist aufzuhören. Randnotiz: Ich meine nicht Bands, die diese Anzahl von Alben über einen Zeitraum von 30 Jahren veröffentlicht haben, sondern Bands, die alle zwei, drei Jahre ein neues Album veröffentlichen.
Laut Thergothon sollten sie einfach aufhören, wenn die Leidenschaft weg ist. Das trifft halt nicht zu, wenn sie wirklich Bock haben.
 
... und andere denken bei diesem Halbsatz spontan an Paradise Lost. :)

Du hast dir die letzten drei Alben aber schon mal aufmerksam angehört, oder?
Und nein, es ist in meinen Augen kein müder Abklatsch alter Glanztaten, falls das deine Ansicht ist ;)
"Gothic", "Shades of God" und "Icon" bleiben natürlich unerreicht, aber Paradise Lost gehören in meinen Augen zu den wenigen altgedienten Bands, die auch heute noch sehr ordentlich abliefern. Speziell "The Plague within" halte ich für großartig, ihre beste seit "One Second".

Aber gut, ich kann verstehen, wenn man nach "Host" oder "Believe in nothing" mit der Band fertig war. Oder aber dass man ihnen die aktuelle Rückbesinnung auf alte Doom/Death-Tage nicht abnehmen möchte. Ich hingegen fand, dass die Erklärung der Band, dass man - nachdem man mit "Icon" und "Draconian Times" jahrelang extensiv tourte - ab "One Second" etwas ändern wollte, weil man keinen Bock mehr auf den ewig gleichen Stiefel hatte, ehrlich und absolut nachvollziehbar wirkte. Sie hätten sicherlich auch damals gut mit "Draconian Times Part II" und "Draconian Times Part III" weitermachen können.
 
Ein Beispiel: Sicherlich wird sich die neue Amon Amarth wieder wie geschnitten Brot verkaufen - aber ist sie deshalb besser als sagen wir "Versus the World"? Nein, die neue Platte wird kommerziell erfolgreicher sein, weil all die Wacken-Gänger und 18-jährigen Methorn-Möchtegern-Metaller das Teil abgreifen werden.
Ich geh stark auf die 40 zu, bin kein Wacken-Gänger und die neue Amon Amarth kommt mir sogar in der Limited Edition Box ins Haus.

@ Bolt Thrower: Doch, ich brauch jedes Album, weil auf jedem Album klasse Songs sind.
 
Für deine steile Behauptung hast du ja sicher Quellen, nehme ich an.

Welche "Behauptung" genau?
Ich denke doch, dass allgemein Konsens darüber besteht, dass bei Notengebungen - zumindest wenn wir über (kleinere) Online-Mags reden - nicht selten die Tatsache mit hineinspielt, dass es sich der Rezensent mit größeren Plattenfirmen/Promotern nicht verscherzen will. Zumindest unterbewusst. Und dann haut man statt einer 6/10 mal eben noch eine gnädige 7/10 drunter. Was dann in der Masse dazu führt, dass der Eindruck entsteht, dass heutzutage fast ausschließlich gute, sehr gute und geile Platten erscheinen.

Wie das bei den etablierten Printmagazinen aussieht bzw. ob es da Einflußnahmen gibt, weiß ich nicht, und möchte ich daher auch nicht beurteilen.
 
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