Musik-Film-Thread

Einer der atmosphärischsten Filme überhaupt. "Lost in Translation" fiele mir noch ein, der diesbezüglich wenigstens noch ansatzweise mithalten kann. Aber "Only Lovers Left Alive" ist wirklich einzigartig.
 
Auf Prime läuft seit letzter Woche die Serie "Daisy and the Six", basierend auf dem gleichnamigen Roman über den Auf- und Abstieg einer Band in den 60ern und 70ern. Den Roman kenne ich nicht, die Serie finde ich sehr gelungen.

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Zuletzt bearbeitet:
Auf Prime läuft seit letzter Woche die Serie "Daisy and the Six", basierend auf dem gleichnamigen Romanbestseller über den Auf- und Abstieg einer Band in den 60ern und 70ern. Den Roman kenne ich nicht, die Serie finde ich sehr gelungen.

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Die 60er/70er Thematik hat mich schon mal am Haken :)....
Gibt's da ein mehr oder minder reales Vorbild, was meinst du?
 
Die 60er/70er Thematik hat mich schon mal am Haken :)....
Gibt's da ein mehr oder minder reales Vorbild, was meinst du?
Der Roman soll von Fleetwood Mac und der Liebesgeschichte zwischen Frontfrau Stevie Nicks und Gitarrist Lindsey Buckingham inspiriert sein. Bin da aber selbst nicht so in der Handlung drin, um das beurteilen zu können.
https://www.stern.de/kultur/-daisy-...t-es-in-der-musical-drama-serie-33249914.html

Edit: Daisy Jones wird in der Serie von Riley Keough verkörpert, der Enkelin von Elvis Presley.
 
Dankeschön :).... ich werf' zum WE mal einen Blick rein (solange zu Ungunsten der Musik nicht der Zuckerguß überhandnimmt, von wegen 'Liebesgeschichte'....) - vielleicht ist es ja doch ganz sehenswert.
 
Dankeschön :).... ich werf' zum WE mal einen Blick rein (solange zu Ungunsten der Musik nicht der Zuckerguß überhandnimmt, von wegen 'Liebesgeschichte'....) - vielleicht ist es ja doch ganz sehenswert.
Ne, kein Zuckerguss. Ich bin bei Folge 5, und da stehen bislang die Geschichte der Band, ihre Musik und die Folgen des Rock'n Roll - Livestyle im Vordergrund.
 
Als Serie wäre dann noch kurz (weil im Filmthread eigentlich off-topic) "The Get Down" zu nennen:

Das Jahr ist 1977:

Kommerziell ist Disco in, doch der Funk brodelt weiter, während im Big Apple Immobilienhaie die Armenviertel (gerne auch per "heißem Abriss" = Versicherungsbetrug) "sanieren" wollen, Drogen die Stadt überschwemmen, in artsy Kreisen bereits der Punk anbricht.

Das ist die Stimmung, in der einige orientierungslose Kids zwischen Ganggewalt, großen Vorbildern, eigener Lebenswelt, schmierigen Dealern und Plattenmogulen versuchen, mit anarchischer Verve sich zu Protagonisten der nächsten musikalischen und tänzerischen Revolution aufzuschwingen: Hip hop.

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Baz Luhrmann ("Moulin Rouge") versucht sich hier recht unterhaltsam an einer mit Glam, Grit, Gosse und Gesellschaftskritik pickepackevoll gestopften Miniserie im Coming of age-Genre. Anleihen aus Klassikern wie "Westside Story", aus (historisch nicht ganz an den Haaren herbeigezogenen) exploitation movie-Klischees, stark fiktionalisierten, mythisch überhöhten Begegnungen der (leider überwiegend männlichen) Protagonist*innen mit damaligen Pionieren / heutigen Kultstars sowie einige, recht unaufdringlich eingeflochtene Musical-Elemente machen das Ganze gehaltvoller als zunächst erwartet, auch wenn es streng genommen eher dramaturgischer Fastfood ist. Am Projekt beteiligt waren auch die Musiker Grandmaster Flash, Kurtis Blow und Nas.
 
"Love & Mercy"

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Musikerbiografie aus dem Jahr 2014:

- nach einem Drehbuch unter Beteiligung von Oren Moverman, der bereits mit Todd Haynes ("Velvet Goldmine", angelehnt an die Glam-Ära von David Bowie und sein Zusammentreffen mit Iggy Pop als Hintergrund für die Selbstfindung eines Musikjournalisten) am Drehbuch zum Bob Dylan-Film "I'm Not There" (mit Top-Besetzung und experimentellem Kunstfilmcharakter) schrieb, entstand dieser Film über den The Beach Boys-Musiker Brian Wilson.

In der Hauptrolle glänzen Paul Dano (jüngerer Brian Wilson) und John Cusack (älterer B. W.); Paul Giamatti spielt bravourös den charismatischen Dr. Eugene Landy, einen Psychiater und später auch gesetzlichen Vormund Brian Wilson, der zunehmend dessen Leben bis ins intimste Detail hinein kontrolliert, ihn unter immer stärkere Psychopharmaka setzt, sein Selbstbewusstsein zerstört, sich schließlich als Manager & Produzent inszeniert - und zur Krönung des Ganzen noch seine eigene Person als Erben von Wilson einzusetzen versucht.

Dann ist da in letzter Hauptrolle noch Elizabeth Banks, die als Autoverkäuferin Melinda Ledbetter ins Leben Brians tritt und erst nach und nach die Mechanismen erkennt, mit denen Dr. Landy eben nicht bloß im Interesse von Brian Wilson agiert, indem er dessen Leben wieder Struktur gibt, sondern im Gegenteil sein eigenes Spiel auf dessen Kosten spielt.

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Dass der Film auf zwei Zeitebenen spielt, die erst am Ende ein einigermaßen kohärentes Ganzes ergeben, kann zunächst verrwirren und die Zuschauer*innen auch sonst bisweilen anstrengen. Lässt man sich darauf ein, entwickelt sich diese Aufmerksamkeit und Geduld fordernde Erzählstruktur jedoch zu einer großen Stärke des Films, da dadurch erzeugte Effekte durchaus zu Immersion, Identifikation & Empathie mit den Protagonist*innen und der Spannung beitragen.

So wird einerseits die enorm visionäre Empfänglichkeit, kreative Kraft und künstlerische Selbstsicherheit des genialischen Komponisten und Arrangeurs Brian Wilson aufgezeigt, andererseits aber auch, wie dieser sensible, sozial marottenhaft bis gehemmt wirkende Künstler unter dem Einfluss von nahezu manischem Künstlereifer, arbeitsbedingtem Stress, kommunikativen und persönlichen sowie kreativen Differenzen, psychischen Traumata & Vorbelastungen sowie gelegentlichem Drogenkonsum schließlich in einen Nervenzusammenbruch hineinzurauscht und unter der Aufsicht seines Psychiaters auch noch sich selbst völlig zu verlieren droht.

Brian Wilsons Depressionen, sein Verlust von Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, seine soziale Unbeholfenheit, seine Selbstzweifel, Konzentrationsprobleme, Einsamkeit und Isolation nach einem Nervenzusammenbruch stehen im krassen Kontrast zu seinem enthusiastischen, geradezu manischen Schaffensrausch als treibende, stilistisch kreative Erneuerungskraft hinter The Beach Boys.

Im Effekt führt die Zweigleisikkeit der Erzählung dazu, dass man als Zuschauer*in sich zunächst fragt, wie diese beiden Brian Wilsons zusammengehen sollen, wie es soweit kommen konnte, dass Wilson sich schließlich freiwillig dem rigorosen Regiment eines Dr. Landy unterordnet, und zunächst auch, welchen Sinn die immer wieder abrupten, manchmal geradezu verstörend Wechsel zwischen beiden Handlungssträngen uns offenbaren sollen.

Erst nach und nach erkennt man, dass es ein gekonnt umgesetztes Anliegen des Films ist, dem Publikum das Gefühl des Kontrollverlusts nahezubringen, unter dem Brian Wilson litt, den zunehmend aber auch Melinda Ledbetter empfunden haben muss, als der auf volles Vertrauen bauende und zunächst auch versiert darum werbende Dr. Landy sich schließlich als Kontrollfreak entpuppt, der seinen Schützling komplett von seinem bisherigen Umfeld zu entfremden versucht.

Der familiäre Halt, den Brian bei seinen Brüdern und Cousins in The Beach Boys erfährt, aber auch die zunehmende künstlerischen Differenzen innerhalb der Band sowie das angespannte Verhältnis zu seinem Vater werden thematisiert.

Erst als beide Handlungsstränge schließlich zusammenlaufen, offenbart sich, wie die Parallelen und Gegensätze, die inneren Verwirrungen und äußeren Einflüsse, die scheinbaren Widersprüchlichkeiten im Charakter Brian Wilsons miteinander zusammenhängen.

Das Publikum leistet quasi zusammen mit Melinda Ledbetter eine Art Detektivarbeit, während es zugleich mit Brian Wilson mitfühlt.

Mehr dazu: HIER *klick!*

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Freilich liegt eine ebenso große Faszination des Films in der Geschichte Brian Wilsons sowie der Beach Boys selbst:

So stand der frühen musikalischen Förderung der Wilson-Brüder durch ihren Vater Murry Wilson, der als Komponist, Musiker, Musik-Manager und -Produzent unter dem Pseudonym Reggie Dunbar erfolgreich war, bis er in der Popularität von The Beach Boys überflügelt wurde, auch seine aggressive, verletzende und verständnislose Seite gegenüber, die für Brian Wilson mindestens ebenso prägend wurde. Die latente bis offenkundige Melancholie hinter den ergreifenden, melodisch wunderschönen Harmoniegesängen und der lebendigen Beat- und Rock-Rhythmik bei The Beach Boys ging ebenso auf Brians 3influss zurück wie die zunehmend ausgefeilteren, teils avantgardistischen Arrangements, welche er in leitender Funktion und Zusammenarbeit mit einer Reihe erstklassiger Sessionmusiker schuf.

Für alle Musikbegeisterten dürfte diese Entwicklung der Band von der unbeschwert klingenden, eingängigen Pop-Boy-Group mit dem (auch selbstironisch auf die Schippe genommenen) Surfer-Image, dürfte Brian Wilsons songwriterischer Erweckungsmoment, als er zum ersten Mal "Rubber Soul" von The Beatles hörte, dürften die Sessions zum The Beach Boys-Album "Pet Sounds", sowie die Reminiszenzen an frühe Musik-Videos aus der The Beach Boys-Ära eine helle Freude sein.
 
"Ex Drummer" ist aus meiner Sicht eher am Rande ein Musikfilm, und "bissl krank" für mich ein Bilderbuchbeispiel für den Grenzbereich zwischen Understatement und Euphemismus, aber ein schlechter Film ist es nicht, und etwas Punkrock gibt es auch auf die Ohren.
 
"Ex Drummer" ist aus meiner Sicht eher am Rande ein Musikfilm, und "bissl krank" für mich ein Bilderbuchbeispiel für den Grenzbereich zwischen Understatement und Euphemismus, aber ein schlechter Film ist es nicht, und etwas Punkrock gibt es auch auf die Ohren.
Am Rande finde ich nicht.
Klar ists am Ende ein Sozialdrama, aber spielt natürlich klar in einer musikalischen Szene, die mit Underground noch wohlwollend betitelt ist.


Jazzclub war ich damals im Kino, schon auch gut.
 
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"Metal Lords"


Musikfilm UND coming of age movie? Count me in!

Zwei Kumpels, einer reich und wohlstandsverwahrlost, Vollblutmetaller, der andere eher nerdig aber mit dickem Schlagzeugtalent und ein loyaler Dude, Metal-Newbie mit Interesse am Eintauchen outsidern sich durch die dröge Highschoolzeit. Dann steht eine Battle of the Bands an, es fehlt noch wer am Bass, um wenigstens als Powertrio an den Start gehen zu können, und während das rich kid einzig und allein für Metal und Rebellion zu brennen scheint, beginnt sich der Nerd nun auch für das andere Geschlecht zu interessieren und fragt sich, warum er eigentlich im Schlepptau von jemandem rumdümpelt, der einfach ALLES besser zu wissen meint.

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Die Story mag nicht die allerneueste sein, die Charaktere in ihren Grundzügen genausowenig, aber der Score kickt gewaltig mittels Klassikern, die aber gut eingesetzt werden, sodass es eben nicht nach drittem Aufguss klingt, und auch kamera- & schnitttechnisch ist der Film voll auf Höhe der Zeit. Die charismatischen Hauptdarsteller*innen lassen das Vehikel frisch wirken, auch wenn die Erzählstruktur seit Erfindung der Highschoolkomödie kaum noch Quantensprünge gemacht hat.

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Schon überdurchschnittlich gut gemacht aus meiner Sicht. Or maybe I'm just a sucker for that type of shit...
 
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