7. Arch/Matheos – Winter Ethereal
Nein, ätherisch ist der Winter vor meiner Tür gerade nicht, eher drücken die Schneemassen bleischwer auf die Bäume, so wie beim ersten Duo-Album der Herren Arch und Metheos, dem 2011er Werk Sympathetic Resonance, die Gitarren deutlich drückender und schwerer wirken als beim Zweitwerk von 2019, das auch musikalisch wesentlich filigraner und ätherischer wirkt, dabei gar nicht winterlich kalt, eher etwas düster, wie ein Wintertag bei dem man vom warmen Heim in die trübe verschneite Landschaft schaut.
Bereits die erste Minute von Vermilion Moons lässt ein absolutes Meisterwerk erwarten. Ich weiß noch, wie gespannt mich diese ersten Takte auf die kommende gute Stunde gemacht haben beim ersten Durchlauf, ist ja erst vier Jahre her. Das klang schon mal spannender als alles, was Jim Matheos in den Jahren nach dem Guardian so an Musik gemacht hat (und da sind viele großartige Alben mit Alder dabei) und am Ende steht ein fantstischer Opener, aber das über die volle Albumlänge durchziehen? Wanderlust und Solitary Man halten dann das Niveau locker, Wrath Of The Universe erinnert etwas an den Vorgänger, bietet aber das schlüssigere Songwriting, mit Tethered folgt der zweite Höhepunkt nach dem Opener, atmosphärisch drückt dieser Song am besten den Albumtitel aus. Auch die folgenden drei Songs tragen das hohe Niveau bis zum Höhepunkt am Abschluss, dem 13-Minüter Kindred Spirits, in dem John Arch das Verhältnis zwischen Mensch und Haustier sehr emotional beschreibt. Im Verhältnis zum Vorgänger haben sich beide Kernelemente enorm verbessert: die Gitarrenarbeit ist abwechslungsreicher, songdienlicher und melodischer und auch bei den Gesangsmelodien und den Texten hat sich John Arch selbst übertroffen.
Lange habe ich überlegt, wie ich Winter Ethereal im Verhältnis zu Awaken The Guardian bewerte, sowohl was die Reihung angeht, aber auch in Bezug auf Gemeinsamkeiten. Am Ende will ich das gar nicht zusammen bewerten, weil die Stimmung eine ganz andere ist und ich keines der beiden Alben vom anderen abhängig machen möchte. Winter Etheral ist für sich genommen einfach ein wunderbares Album, das sich bei mir gerade anschickt, den „Test of time“ zu bestehen und weiterhin als bestes Album von 2019 (trotz The Course Of Empire im gleichen Jahr) und eines meiner Top-10 Alltime Prog-Alben einen wichtigen Platz in meiner musikalischen Welt einnimmt.