Metal als hippe Modeerscheinung für Mitläufer!

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Puh, dieser Thread ist wirklich bemerkenswert... und ich fühle einen inneren Zwang mal meine Gedanken zu den verschiedensten Ansätzen zu formulieren:

Definition Schwachmatenanteil (SA):
Anteil an einer Bevölkerungsgruppe (aus Deutschland) die ICH für Schwachmaten halte (Nazis, Oberflächliche, CSU-Wähler...).

Gefühlte SAs nach verschiedenen Bevölkerungsgruppen:
Gesamtbevölkerung: 99
Publikum beim Metalfestival: 95
Schreibende DF-Foristen: <70 (positiv gemeint und als Beispiel dafür wie diese Schätzung zustande kommt: dieser Thread hier)
Publikum beim Absurd- / Graveland- / Landser-Konzert: 100

@Lobi Grundsätzlich trete ich jedem Menschen der den ich nicht einer Gruppe mit SA: 100 zuordnen kann erstmal respektvoll gegenüber, da er möglicherweise zu den nicht oberflächlichen gehört. Ich halte die Vorstellung einen der es nicht verdient hat, respektlos zu behandeln für schlimmer, als einen der es verdient hätte, respektvoll zu behandeln.

Ideologie im Metal
Wie oben angedeutet scheint es mir unter Metallern eher wahrscheinlich Leute zu treffen mit denen ich was anfangen kann als anderswo. Insofern ist Metalkleidung natürlich eine praktische Hilfe jemanden einzuordnen. Wäre mir aber relativ egal wenn das wegfiele nur weil Leute die nix mit Metal am Hut haben jetzt auch so rumlaufen, da ich wie gesagt auch nicht Metal-Shirt-Träger nicht vorverurteile. Eine Ideologie ist Metal sicher nicht, aber wie von anderen bereits ausgeführt dürfte innerhalb der "Szene" eine andere Verteilung von Ideologien als z.B. in der Gesamtbevölkerung vorliegen.

Metalwear bei H&M:
Find ich kacke, weil ich H&M kacke finde. Ich finde jeder der es sich leisten kann für ein T-Shirt nicht weniger als 15€ zu bezahlen, der sollte nicht bei H&M kaufen weil ein Shirt für 5€ Verkaufspreis, in der Herstellung moralisch nicht vertretbar sein kann. Wenn irgendein Hip-Hop-Mailorder anfinge Slayer-Shirts zu verkaufen, wär mir das egal aber wenn es H&M macht sehe ich das durchaus kritisch bzw. aufgrund meiner Metal-Verbundenheit mit Abneigung.

Romano
:
Inhaltlich TOP. Textlich nicht so mein Fall aber um Längen besser als Bushido. Musikalisch auch nicht so meins, obwohl ich durchaus ausgewählten Hip Hop höre.

Gruß
Caspas

Wenn 99% der Gesamtbevölkerung Schwachmaten sind, wäre es da nicht sinnvoller , Eremit zu werden ?
 
Ein sehr wichtiges Thema. Wäre mMn mal einen längeren Bericht im DF wert. Wo kommt der Großteil der Shirts her, wie stehen die Bands/Management dazu, gibt es Musiker, die hier versuchen, gegen den Strom zu schwimmen?

Bin stark dafür und der "Gefällt mir"-Support deutet an, dass da durchaus gesteigertes Interesse vorhanden ist. Da die Diskussion aber streng genommen offtopic ist will ich hiermit nurmal sicherstellen, dass dies zumindest auch wahrgenommen wird: @SMM

Zu dem Bandshirt-Problem (= daran geknüpfte Arbeitsbedingungen --> tangiert ja neben den ausbeutenden Arbeitsbedingungen bar jeder Menschenwürde der Arbeiter/innen auch noch den Punkt Umweltbelastung, Chemikalien, was wo wieviel angebaut wird, Bewässerung, etc.) weiß ich auch keine Lösung.

Beschäftigt man sich mit dem Thema, droht man zu resignieren und fatalistisch zu werden. Also ich bekomme dann schnell den Impuls, mich angeekelt von der Welt abzuwenden, die ja eh übermorgen kaputt geht und egal was man macht, bringt doch eh nichts.
Das kommt für mich letzten Endes dann aber doch nicht in Frage, dafür ist mir meine Umgebung zu wichtig. Ich glaube ja, dass auch kleine Sachen, die man tun kann, trotzdem etwas bewirken können. Niemand kann auf allen Ebenen verantwortungsvoll und umsichtig konsumieren (finde ich als Ziel vollkommen utopisch).

Was ich für mich versuche (oft bleibt es auch nur beim Versuch), ist bewusster Konsum im Sinne von "weniger ist mehr" und da, wo ich mir ein Billigkleidungsstück kaufe, bin ich mir immerhin darüber bewusst, was ich mir da kaufe (und ja, ich nehme das dann bewusst in Kauf). Ich versuche schon seit längerem, mein Konsumverhalten in allen möglichen Lebensbereichen langsam dahin zu verändern, in weniger Produkte von höherer Qualität zu investieren, die ich dafür tragen / behalten / nutzen kann, bis sie ausienanderfallen (Qualität ist dann hoffentlich hoch genug, dass das möglich ist, im Zweifelsfall muss man suchen, bis man etwas passendes gefunden hat). --> ich habe trotzdem auch Ikeamöbel, Billigklamotten und kaufe im Discounter ein, das ist ein echt langsamer Prozess, der auch nur nach und nach vorangeht.
D.h., ich überlege länger als früher, ob ich etwas wirklich benötige und investiere mehr in wirkliche "Herzensstücke". Auch pflege ich meine Sachen gut, damit sie lange halten. Ich versuche sie wertzuschätzen und nicht nachlässig mit ihnen umzugehen.
Und ich kaufe als Ergänzung gern auch Secondhand und gehe mal über Flohmärkte (Lederjacken sind da son Ding).

Hier ist allerdings mein Eindruck, dass das speziell mit der Kleidung im Metalbereich noch recht human zugeht. Wenn ich das mit der Fast Fashion im Modebereich vergleiche, wo ein Trend den nächsten jagt und die Secondhand-Plattformen überquellen von Sachen, die vor zwei Wochen noch im Geschäft hingen (ist ja alles billig, billig, da kann mans auch noch eben mitnehmen, auch wenn es nur 3 Monate getragen wird), behält man doch ein Bandshirt normalerweise sehr lange bis tendenziell ewig? Das soll keine Relativierung sein und ich finde es wichtig(!), dass man sich darüber Gedanken macht. Kommt mir dann halt nur entgegen mit meinem Vorsatz, alles lange zu nutzen.

Gäbe es Alternativen im Bandshirtbereich, würde ich dafür auch mehr zahlen. Die Nachfrage danach muss wahrscheinlich erst mal größer werden. Ergo finde ich es gut, wenn das Bewusstsein und die kritische Auseinandersetzung damit wächst.

Von Missionierung halte ich übrigens auch nichts. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er lebt. Der Beitrag fasst nur meine eigenen Gedanken, die mein persönliches Leben betreffen, zusammen.

100% Übereinstimmung. Ich habe vor ca. 4 Jahren den ersten "Planet der Affen" (den von 1968) gesehen und das war so die Initialzündung für mich, sich von den Widersprüchen zwischen Erkenntnis und Handeln zu befreien und mich dem ganzen Konsumterror jeden Tag ein Stückchen mehr zu verweigern. Von Missionierung halte ich auch nichts. Mir reicht es wenn ich mein denken und Handeln in Einklang bringe und bei den Dingen die ich verurteile einfach nicht mehr mitmache.
Das funktioniert einwandfrei.

Wenn 99% der Gesamtbevölkerung Schwachmaten sind, wäre es da nicht sinnvoller , Eremit zu werden ?
Ich trage mich durchaus mit dem Gedanken da in 20 Jahren mal Ernst zu machen, aber bis dahin gibt es noch viel zu tun...
 
Zu dieser Thematik ein interessanter Aufatz von Iris Marion Young: http://web.mit.edu/sgrp/2007/no1/YoungRGLJ.pdf
In der Tat sehr interessant. Er fasst Dinge in klare Worte, definiert sie und grenzt sie gegeneinander ab, über die ich bisher nur diffus nachgedacht hatte und keine richige Vorstellung besaß.

Der Text hat mich sehr nachdenklich gemacht, insbesondere die Punkte "persönliche, politische Verantwortung" vs. "Haftung" vs. "Schuld", persönlicher Einfluss in Strukturen, die Sache mit den Landesgrenzen / globale Vernetzung, asymmetrisch verteilte Verantwortung und dass der bloße Rückzug und die Verweigerung eines Einzelnen kaum strukturelle Auswirkungen hat (und die Bedeutsamkeit von Vernetzung).

Muss ich erstmal sacken lassen, war auch ein bisschen erschlagend mit der Länge. *g*

Bürde und Chance des Erwachsenwerdens: die Übernahme von Verantwortung.
 
In der Tat sehr interessant. Er fasst Dinge in klare Worte, definiert sie und grenzt sie gegeneinander ab, über die ich bisher nur diffus nachgedacht hatte und keine richige Vorstellung besaß.

Der Text hat mich sehr nachdenklich gemacht, insbesondere die Punkte "persönliche, politische Verantwortung" vs. "Haftung" vs. "Schuld", persönlicher Einfluss in Strukturen, die Sache mit den Landesgrenzen / globale Vernetzung, asymmetrisch verteilte Verantwortung und dass der bloße Rückzug und die Verweigerung eines Einzelnen kaum strukturelle Auswirkungen hat (und die Bedeutsamkeit von Vernetzung).

Muss ich erstmal sacken lassen, war auch ein bisschen erschlagend mit der Länge. *g*

Bürde und Chance des Erwachsenwerdens: die Übernahme von Verantwortung.

I.A. eine sehr interessante Autorin, für mich die wichtigste aus der feministischen Theorie stammende. Hab meine Abschlussarbeit über Teile ihres Werkes geschrieben, speziell über Inklusion sozial marginalisierter Gruppen, wobei ich zwangsläufig auf ihre Begriffe der Gerechtigkeit/structural injustice und Verantwortung zurückgreifen musste. Unwahrscheinlich ergiebig, ihr Werk, sowohl in philosophischer als auch in polit-theoretischer Sicht. Bin Fan.
 
I.A. eine sehr interessante Autorin, für mich die wichtigste aus der feministischen Theorie stammende. Hab meine Abschlussarbeit über Teile ihres Werkes geschrieben, speziell über Inklusion sozial marginalisierter Gruppen, wobei ich zwangsläufig auf ihre Begriffe der Gerechtigkeit/structural injustice und Verantwortung zurückgreifen musste. Unwahrscheinlich ergiebig, ihr Werk, sowohl in philosophischer als auch in polit-theoretischer Sicht. Bin Fan.
Sieht aus, als hätte sich grad ein Quell aufgetan, von Sachen,die ich lesen will. Hui! Ich recherchiere am WE mal, wo man was findet, ansonsten dankbar für Hinweise (Einstieg, speziell interessiert mich auch das Thema Gruppen am Rande einer Gesellschaft/Ausgrenzung/Inklusion, beschäftigt mich oft und viel, ohne rechtes Ergebnis),.
 
Ach ja...und zum Thema H&M Jacke. Der Traeger bekommt von mir ein breit gegrinstes 'Fuck off' ins Gesicht.
 
Props @CorpusCallosum, weiter bin ich bisher auch noch nicht. Das mit dem Fatalismus ist ein ernsthaftes Problem. In der Endphase meines Studiums fielen zunehmende Konsumkritik mit sinkendem Einkommen zusammen. Wenn du Bio, Fair Trade und vegan bei Aldi verhandeln musst und ein halbes Jahr in kaputten Klamotten rumläufst, um auf eine Fair Trade-Jeans zu sparen, ist Einkaufen einfach nur noch Krieg. Das kann's halt auch nicht sein, weil das ganze Denken nur noch vom Konsum bestimmt ist (was man ja auch irgendwo gerade vermeiden will).
 
Fair Trade wird seltsamerweise immer nur auf Zustände und Bezahlung in Entwicklungsländern bezogen, aber wie ja schon festgestellt wurde, betrifft das uns hier in Europa gleichermaßen.
Selbst wenn der Lebensstandard hier höher ist als in den armen Ländern, leiden auch in Westeuropa immer mehr Menschen unter immensem Leistungsdruck, wir haben immer mehr Geringverdiener, die kaum wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, wo sie das Geld für Miete und Lebensmittel hernehmen sollen, überall geht die Angst vor sozialem Abstieg umher, und das wissen die Arbeitgeber.

Wenn Fair Trade, dann weltumspannend und nicht nur auf die sogenannten Entwicklungsländer bezogen.

Achtung Fatalismus:

Unsere Politiker, Lobbyisten, Konzernchefs, Hedgefonds und Banken sind aber gar nicht daran interessiert, daß es allen Menschen weltweit gut geht, daß es kaum noch bittere Armut in den Städten gibt, daß Menschen auf der Straße leben müssen, daß Familien und Kinder zur Armenspeisung gehen müssen, weil trotz Arbeit das Geld vorne und hinten nicht reicht. Kriege um Wasser und Öl oder Bodenschätze wären vermeidbar, wenn nachhaltiger produziert und mehr geld in Forschung und Erforschung alternativer Materialien gesteckt wird, was wiederum Armut und Hunger verhindert. Aber wie gesagt, das will von denen, die an den großen Finanzmärkten und Regierungen sitzen, keiner.
 
Zum Thema Arbeitsmarkt in D: Besonders aufregend ist es, wenn du einen Teilzeitjob hast und du unter enormem Druck arbeiten musst, und da du als Teilzeitkraft i.d.R noch aufstocken musst, bekommst du auch noch vom Amt Druck (weiter bewerben, Chef um mehr Stunden anbetteln, was sinnfrei ist, da in diesem Betrieb keine Vollzeitstellen vorgesehen sind).
Wenn dann trotz Arschaufreißens nicht die Mühe gesehen wird, nicht das Getane, sondern nur das Negative, fragt man sich, warum man das eigentlich macht... für ne Hand voll Kröten mehr.
 
Das Problem ist halt, dass sich Leute aus rein modischen Gründen (Trash ist chic) im Szenenjargon kleiden, oder ihn zumindest immitieren. Leute für die dieser Kleidungsstil ein wichtiger und bedeutsamer Identifikationsfaktor ist, sehen ihn dadurch entwertet.

Gut auf den Punkt gebracht. Ich würde aber nicht nur entwertet, sondern als Folge auch "entwürdigt" verwenden. Abgesehen von der Kleidung sind ohnehin noch andere Szene-Insignien schon vor Jahren ge-"hijacked" worden, ob das nun die Pommesgabel oder andere (früher noch Randphänomene) wie z.B.: Tattoos sind.

Ich bin in dieser Hinsicht (leider?) ziemlich intolerant, mir kommt einfach die Wurst wenn ich Spacken wie "Boss Hoss" oder wen auch immer sehe, die "unser" Zeichen machen. Da denk ich mir immer: Aufspringer, Schleimbatzen, billige Nachäffer, keine eigenen Ideen, jetzt wird auch noch das letzte "Tabu" (das ehemalige Schmuddelkind Metal) für den schnellen medialen Kick ausgeschlachtet, weil alles andere ausgereizt ist, und man Metal "Dank" Wacken-Berichterstattung "erfolgreich" für die geistigen Dünnbrettbohrer dieser Nation domestiziert hat.

Nennt mich intolerant, verbittert oder sonst wie. Aber für mich ist Abgrenzung eine tolle Sache. Sie schafft Identität. Ohne Identität ist alles beliebig, egal, da kann dann auch meinetwegen noch die unvermeidliche Helene in Wacken auftreten, ist doch Wurst, die ist doch niedlich und tut keinem was, ist doch nur Musik, wir wollen doch nur Party....

ähem, Hallo?

Es gibt Dinge die mir heilig sind, wo ich mich persönlich angegriffen fühle, wenn diese wie die sprichwörtliche Sau durchs Dorf getrieben werden, nur um eine paar gelangweilte Spacken zu amüsieren, die morgen schon wieder woanders unterwegs sind, um das nächste Phänomen entwürdigen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na ja, Abgrenzung und Metalszene schließen sich auch anno 2015 irgendwie aus. Abgrenzung per Metalszene ist irgendwie nichts weiter als als Individualismus fehlgedeutetes Mitläufertum.
 
ich lese mir euer rumgedenke nicht durch aber ideologien, als das notwendige falsche bewusstsein, bildet jeder auß der nicht im land des mana lebt.
 
Ideologie bezeichnet in den marxschen Werken einen geistigen Schutzmantel der unrecht naturalisiert um es erdulden zu können.
Es ist das zum Leben, im falschen Ganzen, gehörige Bewusstsein. Das was Sklave&Knecht an ihren Plätzen hält und den Knechtmeister vom Selbsthass befreit.
 
Passt echt super in den Thread. Gut, dass du die Posts vorher nicht gelesen hat, das ist dann auch kaum peinlich.
 
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