[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] Die gräfliche Liste

Wie angekündigt wird es hier ein paar Alben geben, die man nicht im engeren Verständnis als lupenreinen Prog klassifizieren würde. Ich freue mich, daß daran niemand Anstoß zu nehmen scheint. Generell kenne ich einfach weit weniger Prog-Alben als die meisten von Euch, was daran liegt, daß ich in meinem Leben auch viel Jazz und sehr, sehr viel Klassik gehört habe und höre.

Ich hatte kurz überlegt, was aus diesen Bereichen mitaufzunehmen, doch ich will Eure Gutmütigkeit nicht überstrapazieren. ;)

Auch ich will versuchen mich in 3er-Schritten vorzutasten.

Platz 100:

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Kingsbane - Demo (1991)

Zugegeben, der Gesang ist suboptimal. Hat das einen Progger groß zu stören? Nein, das hat es nämlich nicht. Wundervolle Gitarrenarbeit (gegenläufges Riffing, Twin-Soli, alles, was das Herz begehrt). Besonders schöne atmosphärische Wechsel zwischen Gitarren- und Keyboardpassagen.

Platz 99:

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KXM - KXM (2014)

Ich liebe diese Platte sehr, sie steht sogar auf Vinyl im Regal, und das passiert bei mir nach Anfang der Neunziger nur wenigen Alben. Herausragendes, überirdische Gitarrenspiel von George Lynch. Dieser Kerl hat einfach immer was zu sagen, egal, was er tut. Wie herrlich vebinden sich seine teilweise skurrilen, ultraproggigen Riffs mit dem knurrigen Zerrbass von Doug Pinnick! Der Gesang aller Herrschaften gemeinsam erinnert zwar eher an eine angealterte Kapuzenbande, die die Weltverschwörung (aber in echt!) vorbereitet, sei´s drum. Heavy, rockig, Instrumentalspuren schön geschichtet. Vertikaler Prog.

Platz 98:

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Iron Maiden - Seventh Son Of A Seventh Son (1988)

Ein weiteres Herzensalbum. Dazu muß man nicht groß was schreiben, außer viell. daß Keyboards und Akustikgitarren selten geschmackvoller auf einer Metalplatte in den Signaturesound einer Band eingebaut wurden. Exzellentes Songwriting, Dickinson mit seiner viell. besten Gesangsleistung überhaupt.

100 : Gesang schreckt mich ab
99. : Kenn ich noch nicht, wird geändert
98. : Auf meiner derzeitigen Maidentabelle Platz 3, Bruce in Topform, vielleicht sogar Rang 2 ???
:)
 
Living Colour: in meiner Welt eine Funk-Alternative-Rock-Band. Das ist natürlich schon auch progressiv im Wortsinne, aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, sie hier zu listen. Mein Lieblinssong ist 'Ausländer' vom Folgealbum.
Pallas: das war mein Erstkontakt mit Pallas und das Album finde ich auch gut, aber es hat nicht dazu gereicht, mich eingehend mit der Band zu beschäftigen. Vielleicht ändere ich das doch mal.
Stachelschwein: Wenn ich mein Kopfkino ausschalte, ein tolles Album, aber ich kann Wilson einfach nicht (mehr) ab und höre sogar die guten Alben deshalb quasi gar nicht mehr. Dennoch 'Trains' oder 'The Creator has a Mastertape' sind schon verdammt gut.
 
Was hast Du denn für´n Avatar, man erkennt Dich ja nicht mehr wieder. :)

Was sonst noch kam als Abstract: Gesang doch geil, weil egal, ob Gesangslehrerin damit glücklich.

Ich wollte diese kleine Unverschämtheit inkognito absetzen.... :cool:

Aber wie ich sehe wurde die Kurve ja noch elegant erwischt. Außer dass Kingsbane natürlich mindestens 80 Plätze zu tief sind.
 
Liebe Freunde der gepflegten Abendunterhaltung,

ich muß ein Geständnis ablegen. In meiner Liste werden keine Alben vor dem Jahr 1983 auftauchen. Ich bitte diesbezüglich sehr um Nachsicht, insbesondere den geschätzten Pavlos. Und selbstverständlich zeugt diese Entscheidung mitnichten von Geringschätzung jener ruhmreichen Hoch-Zeit des Prog - es ist eher das Gegenteil. Ich würde es angesichts meiner seit längerem feststehen Top 20 (die sich komplett als Post-70er versteht) geradezu als Frechheit empfinden, Meisterwerke aus den 70ern dahinter einzuordnen.

Das geht nicht. Dazu kann ich mich nicht verstehen. Das wäre respektlos. Und deshalb dieser Cut - nur Alben, die ab dem Jahr 1983 erschienen sind. Warum ab diesem Jahr? Keine Ahnung, irgendwie fängt mein CD-Regal mit Sondereditionen (ich habe ein Regal mit Sondereditionen, also enhanced albums und so´n Zeugs, Japanpressungen, remastered-Krempel) in diesem Jahr an.

Zweimal habe ich zwei Alben einer Band, die für mich extrem aufeinander bezogen sind, zu einem Listeneintrag zusammengefasst. Ich kann das ruhig schon verraten, es handelt sich um "Gretchen/Faith Hope Love" und "Similitude Of A Dream/Great Adventure".

Und noch eine Beichte: Eines der allergrößten Prog-Alben der Zeit nach 1983 kommt bei mir gar nicht vor. Es geht um "Pleasant Shade Of Gray", ein Kunstwerk der Melancholie, der Stille und der Einsamkeit, welches für mich einen derart besonderen Status innehat, daß es mir schlicht unmöglich ist, es mit den anderen Alben zu "verrechnen". Ich habe es versucht, es sah immer krumm und schief aus. Deswegen thront "Pleasant Shade" nun völlig außer Konkurrenz auf einem einsamen Ehrenplatz fernab des grellen Top 100-Gewusels und -Gewurls.

Laß es mich so ausdrücken: Wenn die Top 100 die (reichlich erweiterte) Bundesliga-Tabelle darstellt, dann ist "Pleasant Shade" sowas wie DfB-Pokalsieger. Erhaben steht es ganz für sich und leuchtet uns in finstrer Nacht.
 
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Ich denke, wir alle warten gespannt auf Deine Liste, die vieles wieder zurechtrücken wird, was wir anderen verbockt haben. ;)

Haha, nein dieses Fass will ich nicht aufmachen. Ich muss gestehen, dass ich dem puren Prog mittlerweile kaum noch fröne. Dass ich früher brav jedes Album von z.B. Dream Theater oder Spocks Beard gekauft habe kann ich heute nicht mehr so recht nachvollziehen.
Dementsprechend wäre eine Top 100 bei mir voller Progmetal, sogenanntem Technothrash und ein paar gerngehörten Klassikern von Rush, Kansas und Konsorten. Das fühlt sich hier dann doch falsch an.

Ich lese aber in allen Threads gerne mit, versprochen.
 
Die Kingsbane ist ein "Klassiker" in Sachen "Wollte ich mir seinerzeit immer mal besorgen, es hat aber irgendwie nie sollen sein" - das war offenbar ein Fehler, denn das Album ist scheinbar ja bis heute in Kennerkreisen hoch im Kurs. Mal schauen, wie man an dieses Demo wohl noch heran kommen kann...

KXM sagen mir nur dem Namen nach etwas. Sind Kings X per se eine Lücke in meiner musikalischen Sammlungswelt (ich weiß, unverzeihlich), so eint uns hier in jedem Fall die Leidenschaft für das Gitarrenspiel eines George Lynch. Kurz und knapp: wird getestet.

Maidens "7th Son" darf man gern als Prog einsortieren, meiner subjektiven Betrachtungsweise nach. Im Einzelnen Worte über dieses Album zu verlieren wäre wie mit den Eulen nach Athen und so, bis auf die Tatsache, dass neben "The Angel & the Gambler" hier mit "Can I play with Madness" mein persönlicher Stinker der Band am Start ist reden wir hier ansonsten definitiv über eine Meilenstein - ob nun "nur" im Metal oder gar im Prog-Metal, das mag man betrachten, wie man mag. Neben den von Dir weiterhin genannten Alben der Eisernen Jungfrauen würde ich auf jeden Fall noch "A Matter of Life and Death" als "proggy" einsortieren - wobei, streng genommen, latent progressive Elemente auf so ziemlich jedem Maiden-Werk zu finden sind.

Mit "Living Colour" habe ich mich (schon wieder Asche auf mein Haupt) nie beschäftigt, da besteht also ganz sicher Nachholbedarf. Ohne je einen Ton der Band (bislang und bewusst) gehört zu haben, habe ich die irgendwie immer in die Alternative-Ecke gestellt....so kann's gehen....

"The Cross and the Crucible" wäre nicht meine Wahl in Sachen Pallas gewesen, obwohl es zum Einen natürlich toller "Wohlfühlprog" ist, ich persönlich da aber noch das ein- oder andere Werk davor sehe. Überhaupt müsste ich da mal wieder mehr in die Tiefe gehen, zumal ich große Teile der Diskografie mein Eigen nenne, die aber irgendwie trotzdem ein wenig unter dem Radar laufen.

"In Absentia" ist einfach ein großartiges Album und Du hast das im Text wunderbar auf den Punkt gebracht, speziell im letzten Absatz. Wilson muss auch gar kein Metal sein, es reicht, wenn er ist, wer er ist - und nur streitbare Künstler sind gemeinhin in der breiteren Wahrnehmung auch "große" Künstler. Über das Album noch große Worte zu verlieren...da sind wir schon wieder in Athen. Tolles Werk, dass zu Recht einen Youngtimer-Klassiker-Status besitzt. Und noch heute erinnere ich mich daran, dass ich "Blackest Eyes" erstmalig auf 1Live, im Auto sitztend im Drive-In eines Burger-King gehört habe. Und es hat mich damals umgehauen und tut es noch heute. War ein perfekter Opener auf der vergangenen Tour.

Kurzum: die ersten 6 offenbaren wieder meine Lücken in Sachen Musik (die sich aber ohnehin nie in Gänze füllen lassen werden...) - und rufen mir ins Gedächtnis, dass ich Zeug im Regal habe, dass ich auch einfach mal wieder auflegen sollte.
 
Die Kingsbane ist ein "Klassiker" in Sachen "Wollte ich mir seinerzeit immer mal besorgen, es hat aber irgendwie nie sollen sein" - das war offenbar ein Fehler, denn das Album ist scheinbar ja bis heute in Kennerkreisen hoch im Kurs. Mal schauen, wie man an dieses Demo wohl noch heran kommen kann...
Das Demo wurde anno 2010 zusammen mit dem nicht minder tollen SEVEN YEARS-Demo von Stormspell auf CD veröffentlicht. Für eine Zeit hat man sie dann nachgeworfen bekommen, aber jetzt ist sie rar und teuer. Habe gerade mal bei discogs, ebay, amazon MP geguckt und die günstigste war bei 75,- Tacken. Brauchst du also Geduld oder einen Lottogewinn.
 
Das Demo wurde anno 2010 zusammen mit dem nicht minder tollen SEVEN YEARS-Demo von Stormspell auf CD veröffentlicht. Für eine Zeit hat man sie dann nachgeworfen bekommen, aber jetzt ist sie rar und teuer. Habe gerade mal bei discogs, ebay, amazon MP geguckt und die günstigste war bei 75,- Tacken. Brauchst du also Geduld oder einen Lottogewinn.

Oje...naja, dann werde ich wohl eher die Geduldskarte spielen. Kommt Zeit, kommt Demo.
 
Das Demo wurde anno 2010 zusammen mit dem nicht minder tollen SEVEN YEARS-Demo von Stormspell auf CD veröffentlicht. Für eine Zeit hat man sie dann nachgeworfen bekommen, aber jetzt ist sie rar und teuer. Habe gerade mal bei discogs, ebay, amazon MP geguckt und die günstigste war bei 75,- Tacken. Brauchst du also Geduld oder einen Lottogewinn.
Weißt Du denn noch einen freien link auf das Seven Years-Demo? Würde ich mir so gern mal anhören.

Zu Euer beider Einschätzung der Living Colour als Alternative - ja klar, das geht schon in Ordnung. Allerdings eben harter und technisch extrem beschlagener Alternative. Das von mir genannte LC-Album ist das einzige, das ich wirklich auch als Prog einstufen würde. Experimenteller als der Vorgänger (das Debut mit dem Über-Hit "Cult of personality") und der Nachfolger (mit dem von Dir genannten "Ausländer", Vauxdvihl).

Ich staune, lieber Rage, daß ich überhaupt Musik kenne, die Du noch nicht kennst. Das wirst Du doch wohl nicht auf Dir sitzen lassen, oder? ;)

Bei King´s X bin ich beinahe sicher, daß Du als offener Hörer zumindest was damit anfangen können würdest. Wird viell. nicht eine Deiner Lieblingsbands, aber Du wirst auf vieles stossen, das das Entdeckerherz erfreuen dürfte.
 
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Ich staune, lieber Rage, daß ich überhaupt Musik kenne, die Du noch nicht kennst. Das wirst Du doch wohl nicht auf Dir sitzen lassen, oder? ;)

Auf gar keinen Fall :D. Ernsthaft: es wäre doch völlig traurig, wenn jeder hier die Musik des Anderen schon vollumfänglich kennen würde, oder? Von daher finde ich es sogar gut, dass es ist wie es ist und man eben auch viel Neues mitnehmen kann.

Bei King´s X bin ich beinahe sicher, daß Du als offener Hörer zumindest was damit anfangen können würdest. Wird viell. nicht eine Deiner Lieblingsbands, aber Du wirst auf vieles stossen, das das Entdeckerherz erfreuen dürfte.

Als Kings X in meinen Fokus rückten waren die Alben praktisch nicht zu erwerben und in Sachen "mal eben im Netz reinhören" lief auch noch nix. Wie es denn dann so oft ist, man verliert es aus den Augen - äh, Ohren.
 
Zum Kingsbane Release von Stormspell gehört auch die Gruselgeschichte, dass sich die CD dermaßen schlecht verkauft hat, dass Labelchef Iordan sie eines Tages (zusammen mit ein paar anderen schlecht laufenden Veröffentlichungen) entsorgt hat, sprich in den Müll geworfen hat, um so Platz in seinem Lager zu schaffen. Und ja, es tut jedes Mal verdammt weh, das zu erzählen....
 
Zum Kingsbane Release von Stormspell gehört auch die Gruselgeschichte, dass sich die CD dermaßen schlecht verkauft hat, dass Labelchef Iordan sie eines Tages (zusammen mit ein paar anderen schlecht laufenden Veröffentlichungen) entsorgt hat, sprich in den Müll geworfen hat, um so Platz in seinem Lager zu schaffen. Und ja, es tut jedes Mal verdammt weh, das zu erzählen....
Oh, stimmt ja. Das hatte ich glatt verdrängt.
 
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