[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] Die gräfliche Liste

Zum Kingsbane Release von Stormspell gehört auch die Gruselgeschichte, dass sich die CD dermaßen schlecht verkauft hat, dass Labelchef Iordan sie eines Tages (zusammen mit ein paar anderen schlecht laufenden Veröffentlichungen) entsorgt hat, sprich in den Müll geworfen hat, um so Platz in seinem Lager zu schaffen. Und ja, es tut jedes Mal verdammt weh, das zu erzählen....
An mir lag es nicht, hab damals fast immer die günstigen Versand-Angebote von Stormspell in Anspruch genommen....hauptsächlich nachdem mir das ein oder andere im altehrwürdigen Sacred Metal Forum empfohlen wurde...
 
Zum Kingsbane Release von Stormspell gehört auch die Gruselgeschichte, dass sich die CD dermaßen schlecht verkauft hat, dass Labelchef Iordan sie eines Tages (zusammen mit ein paar anderen schlecht laufenden Veröffentlichungen) entsorgt hat, sprich in den Müll geworfen hat, um so Platz in seinem Lager zu schaffen. Und ja, es tut jedes Mal verdammt weh, das zu erzählen....

Ich WUSSTE, dass du diese Wunde hier wieder aufreißen würdest. :) Da ist man immer wieder aufs Neue fassungslos.:hmmja:
 
Ich hab‘ ja die Living Colour-CDs allesamt im Schrank stehen, aber ewig nicht gehört. Unter Prog hätte ich die zwar selbst niemals einsortiert, sondern unter Crossover zwischen Hardrock und Funk mit vielen abgedrehten Ideen und hoher technischer Kompetenz. Aber natürlich ist das progressiv im Wortsinn, erst recht im zeitlichen Kontext um 1990 herum.

Ich finde das genau das Spannende bei diesem Projekt, dass Leute eine ganz andere Definition von Prog haben als man selbst und mit solchen Sachen ums Eck kommen :top:.
 
Ihr müßt jetzt stark sein. Versprecht Ihr, daß niemand zu Schaden kommen wird?

Platz 94:

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Polyphia - New Levels New Devils (2018)

Okay, das ist nicht mein 94.liebstes Prog-Album aller Zeiten. Genaugenommen besitze ich keine einzige Veröffentlichung der Band und werde auch nie eine kaufen. Ich habe diesen Platz in meiner Liste freigehalten, weil ich anhand dieser Band sehr schön mein (sicher etwas abweichendes) Verständnis von Prog deutlich machen kann.

Für mich bedeutet "Prog" tatsächlich (auch) das, was der Wortsinn nahelegt: Künstler, die etwas neues und eigenes schaffen. Und nicht nur eine geronnene Form, die schematisch bedient wird.

Ich habe diese Band selbstverständlich vor ein paar Jahren über Gitarrenmagazine kennengelernt, sonst wäre ich nie drauf gekommen. Polyphia machen Instrumentalmusik in klassischer Besetzung: zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Allerdings auch viele Effekte aus dem Rechner. Ziemlich viele.

Die wahrscheinlich konsensfähigste Bezeichnung lautet: Math. Man muß verdammt nochmal genau mitzählen, sonst kommt man aus dem Takt. Der sich nicht selten alle paar Sekunden ändert. In dieser krassen Form, in dieser Konsequenz hat das vor Polyphia wohl noch niemand gemacht.

So weit, so normal. Freaks halt. Kein Ding. Das Kuriose ist: Die haben sehr, sehr hohe Klickzahlen und haben es (sicherlich nur in den Download/Streaming-Charts, nicht bei physischen Tonträgern) in den USA bis in die Top 30 geschafft! Ich vermute, daß hierfür entscheidend auch die Optik ist, die sich der 1. Gitarrist und das Aushängeschild der Band Tim Henson gegeben hat. Er sieht (zumindest in meiner Wahrnehmung) mittlerweile aus, wie eine androgyne, teilweise fast roboterartige Mangafigur, und das scheint viele in der Generation nach uns anzusprechen.

Die Musik von Polyphia enthält sehr viele verschiedene Elemente. Hip Hop ist leider eins davon, was ebenfalls wichtig für die Erfolgsformel sein dürfte. Da wir hier von handgemachter Gitarrenmusik sprechen, müssen vordringlich auch Flamenco, Akustikgitarren-Fingerstyle und Gypsy Jazz genannt werden. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema.

Was die beiden Gitarristen, insbesondere besagter Tim Henson da veranstalten, ist ein wirklich neues Level des Gitarrenspiels. Eine solche technische Fingerfertigkeit bei rhythmisch bis dahin ungekannter Komplexität war vor Polyphia noch nie zu hören gewesen. Nicht ohne Grund hat Steve Vai mit den Jungs ein Video gemacht. In dem er ziemlich altbacken und von gestern rüberkommt, finde ich. Gegen diesen Henson wirkt eigntlich so gut wie jeder altgediente Klampfer ein wenig überholt. Das ist echt neu. Und eigen. Und deshalb für mich Prog.

Der liebe @Vauxdvihl hat in seiner Liste auf der 88 ein tolles Album einer norwegischen Band, Spiral Architects. Und er hat präzise beschrieben, wie die klingen. Wie eine Mixtur aus Watchtower und Waltz. Natürlich ist das Prog, ohne jede Frage. Aber es ist nicht neu, nicht originell. Versteht mich bitte recht, ich würde jederzeit das Album der Spiral Architects dieser komischen Band Polyphia vorziehen. Jederzeit! Doch leider sagt das mehr über meinen in diesem Fall eher verkrusteten Geschmack aus als über die Proggigkeit der jeweiligen Musik.

Wenn "Prog" bedeutet, daß das, was abgeliefert wird, in irgendeiner Hinsicht einen musikalischen "Fortschritt" darstellen sollte, dann sind Polyphia mehr Prog als die allermeisten etablierten Bands in diesem Unterforum. Nun gibt es natürlich auch andere Kriterien, etwas als Prog einzustufen, zum Glück. Aber irgendwie, finde ich, sollte dieses wörtliche Verständnis auch eine gewisse Rolle spielen dürfen, oder nicht?

Ich werfe diese Gedanken und Eindrücke einfach mal so in die Runde und bin gespannt, wie Ihr das seht. Hier ein paar links, die ich zum Erstkontalt vorschlagen würde. Kannte einer von Euch denn die Band bereits?

(was der Drumer macht, ist absolut genial!)

https://www.youtube.com/watch?v=Z5NoQg8LdDk

Das letztere Lied zum besseren Nachverfolgen als Sologitarrentrack zum Song: https://www.youtube.com/watch?v=DSBBEDAGOTc (besonders die Passage ab 2:22)

Ich wiederhole es gerne nochmal: Das ist nicht "meine Musik". Mich nerven einige Elemente des Sounds ganz gewaltig. Aber es ist verdammt beeindruckend. Und ja, es kann Spaß machen, das zu verfolgen, nachzuvollziehen, auf sich wirken zu lassen. So ein bißchen mal die Fühler in eine andere als die gewohnte Richtung auszustrecken, ist schließlich Prog auf Hörerseite. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ihr müßt jetzt stark sein. Versprecht Ihr, daß niemand zu Schaden kommen wird?

Platz 94:

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Polyphia - New Levels New Devils (2018)

Okay, das ist nicht mein 94.liebstes Prog-Album aller Zeiten. Genaugenommen besitze ich keine einzige Veröffentlichung der Band und werde auch nie eine kaufen. Ich habe diesen Platz in meiner Liste freigehalten, weil ich anhand dieser Band sehr schön mein (sicher etwas abweichendes) Verständnis von Prog deutlich machen kann.

Für mich bedeutet "Prog" tatsächlich (auch) das, was der Wortsinn nahelegt: Künstler, die etwas neues und eigenes schaffen. Und nicht nur eine geronnene Form, die schematisch bedient wird.

Ich habe diese Band selbstverständlich vor ein paar Jahren über Gitarrenmagazine kennengelernt, sonst wäre ich nie drauf gekommen. Polyphia machen Instrumentalmusik in klassischer Besetzung: zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Allerdings auch viele Effekte aus dem Rechner. Ziemlich viele.

Die wahrscheinlich konsensfähigste Bezeichnung lautet: Math. Man muß verdammt nochmal genau mitzählen, sonst kommt man aus dem Takt. Der sich nicht selten alle paar Sekunden ändert. In dieser krassen Form, in dieser Konsequenz hat das vor Polyphia wohl noch niemand gemacht.

So weit, so normal. Freaks halt. Kein Ding. Das Kuriose ist: Die haben sehr, sehr hohe Klickzahlen und haben es (sicherlich nur in den Download/Streaming-Charts, nicht bei physischen Tonträgern) in den USA bis in die Top 30 geschafft! Ich vermute, daß hierfür entscheidend auch die Optik ist, die sich der 1. Gitarrist und das Aushängeschild der Band Tim Henson gegeben hat. Er sieht (zumindest in meiner Wahrnehmung) mittlerweile aus, wie eine androgyne, teilweise fast roboterartige Mangafigur, und das scheint viele in der Generation nach uns anzusprechen.

Die Musik von Polyphia enthält sehr viele verschiedene Elemente. Hip Hop ist leider eins davon, was ebenfalls wichtig für die Erfolgsformel sein dürfte. Da wir hier von handgemachter Gitarrenmusik sprechen, müssen vordringlich auch Flamenco, Akustikgitarren-Fingerstyle und Gypsy Jazz genannt werden. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema.

Was die beiden Gitarristen, insbesondere besagter Tim Henson da veranstalten, ist ein wirklich neues Level des Gitarrenspiels. Eine solche technische Fingerfertigkeit bei rhythmisch bis dahin ungekannter Komplexität war vor Polyphia noch nie zu hören gewesen. Nicht ohne Grund hat Steve Vai mit den Jungs ein Video gemacht. In dem er ziemlich altbacken und von gestern rüberkommt, finde ich. Gegen diesen Henson wirkt eigntlich so gut wie jeder altgediente Klampfer ein wenig überholt. Das ist echt neu. Und eigen. Und deshalb für mich Prog.

Der liebe @Vauxdvihl hat in seiner Liste auf der 88 ein tolles Album einer norwegischen Band, Spiral Architects. Und er hat präzise beschrieben, wie die klingen. Wie eine Mixtur aus Watchtower und Waltz. Natürlich ist das Prog, ohne jede Frage. Aber es ist nicht neu, nicht originell. Versteht mich bitte recht, ich würde jederzeit das Album der Spiral Architects dieser komischen Band Polyphia vorziehen. Jederzeit! Doch leider sagt das mehr über meinen in diesem Fall eher verkrusteten Geschmack aus als über die Proggigkeit der jeweiligen Musik.

Wenn "Prog" bedeutet, daß das, was abgeliefert wird, in irgendeiner Hinsicht einen musikalischen "Fortschritt" darstellen sollte, dann sind Polyphia mehr Prog als die allermeisten etablierten Bands in diesem Unterforum. Nun gibt es natürlich auch andere Kriterien, etwas als Prog einzustufen, zum Glück. Aber irgendwie, finde ich, sollte dieses wörtliche Verständnis auch eine gewisse Rolle spielen dürfen, oder nicht?

Ich werfe diese Gedanken und Eindrücke einfach mal so in die Runde und bin gespannt, wie Ihr das seht. Hier ein paar links, die ich zum Erstkontalt vorschlagen würde. Kannte einer von Euch denn die Band bereits?

(was der Drumer macht, ist absolut genial!)

https://www.youtube.com/watch?v=Z5NoQg8LdDk

Das letztere Lied zum besseren Nachverfolgen als Sologitarrentrack zum Song: https://www.youtube.com/watch?v=DSBBEDAGOTc (besonders die Passage ab 2:22)

Ich wiederhole es gerne nochmal: Das ist nicht "meine Musik". Mich nerven einige Elemente des Sounds ganz gewaltig. Aber es ist verdammt beeindruckend. Und ja, es kann Spaß machen, das zu verfolgen, nachzuvollziehen, auf sich wirken zu lassen. So ein bißchen mal die Fühler in eine andere als die gewohnte Richtung auszustrecken, ist schließlich Prog auf Hörerseite. :)

Also wenn Polyphia trotz der hohen Klick-Zahlen einen Manager/Promoter brauchen, kannst Du diesen Post als Bewerbung schicken.
Wird auf jeden Fall angehört. ;)
 
Ihr müßt jetzt stark sein. Versprecht Ihr, daß niemand zu Schaden kommen wird?

Platz 94:

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Polyphia - New Levels New Devils (2018)

Okay, das ist nicht mein 94.liebstes Prog-Album aller Zeiten. Genaugenommen besitze ich keine einzige Veröffentlichung der Band und werde auch nie eine kaufen. Ich habe diesen Platz in meiner Liste freigehalten, weil ich anhand dieser Band sehr schön mein (sicher etwas abweichendes) Verständnis von Prog deutlich machen kann.

Für mich bedeutet "Prog" tatsächlich (auch) das, was der Wortsinn nahelegt: Künstler, die etwas neues und eigenes schaffen. Und nicht nur eine geronnene Form, die schematisch bedient wird.

Ich habe diese Band selbstverständlich vor ein paar Jahren über Gitarrenmagazine kennengelernt, sonst wäre ich nie drauf gekommen. Polyphia machen Instrumentalmusik in klassischer Besetzung: zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Allerdings auch viele Effekte aus dem Rechner. Ziemlich viele.

Die wahrscheinlich konsensfähigste Bezeichnung lautet: Math. Man muß verdammt nochmal genau mitzählen, sonst kommt man aus dem Takt. Der sich nicht selten alle paar Sekunden ändert. In dieser krassen Form, in dieser Konsequenz hat das vor Polyphia wohl noch niemand gemacht.

So weit, so normal. Freaks halt. Kein Ding. Das Kuriose ist: Die haben sehr, sehr hohe Klickzahlen und haben es (sicherlich nur in den Downloadcharts, nicht bei physischen Tonträgern) in den USA bis in die Top 30 geschafft! Ich vermute, daß hierfür entscheidend auch die Optik ist, die sich der 1. Gitarrist und das Aushängeschild der Band Tim Henson gegeben hat. Er sieht (zumindest in meiner Wahrnehmung) mittlerweile aus, wie eine androgyne, teilweise fast roboterartige Mangafigur, und das scheint viele in der Generation nach uns anzusprechen.

Die Musik von Polyphia enthält sehr viele verschiedene Elemente. Hip Hop ist leider eins davon, was ebenfalls wichtig für die Erfolgsformel sein dürfte. Da wir hier von handgemachter Gitarrenmusik sprechen, müssen vordringlich auch Flamenco, Akustikgitarren-Fingerstyle und Gypsy Jazz genannt werden. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema.

Was die beiden Gitarristen, insbesondere besagter Tim Henson da veranstalten, ist ein wirklich neues Level des Gitarrenspiels. Eine solche technische Fingerfertigkeit bei rhythmisch bis dahin ungekannter Komplexität war vor Polyphia noch nie zu hören gewesen. Nicht ohne Grund hat Steve Vai mit den Jungs ein Video gemacht. In dem er ziemlich altbacken und von gestern rüberkommt, finde ich. Gegen diesen Henson wirkt eigntlich so gut wie jeder altgediente Klampfer ein wenig überholt. Das ist echt neu. Und eigen. Und deshalb für mich Prog.

Der liebe @Vauxdvihl hat in seiner Liste auf der 88 ein tolles Album einer norwegischen Band, Spiral Architects. Und er hat präzise beschrieben, wie die klingen. Wie eine Mixtur aus Watchtower und Waltz. Natürlich ist das Prog, ohne jede Frage. Aber es ist nicht neu, nicht originell. Versteht mich bitte recht, ich würde jederzeit das Album der Spiral Architects dieser komischen Band Polyphia vorziehen. Jederzeit! Doch leider sagt das mehr über meinen in diesem Fall eher verkrusteten Geschmack aus als über die Proggigkeit der jeweiligen Musik.

Wenn "Prog" bedeutet, daß das, was abgeliefert wird, in irgendeiner Hinsicht einen musikalischen "Fortschritt" darstellen sollte, dann sind Polyphia mehr Prog als die allermeisten etablierten Bands in diesem Unterforum. Nun gibt es natürlich auch andere Kriterien, etwas als Prog einzustufen, zum Glück. Aber irgendwie, finde ich, sollte dieses wörtliche Verständnis auch eine gewisse Rolle spielen dürfen, oder nicht?

Ich werfe diese Gedanken und Eindrücke einfach mal so in die Runde und bin gespannt, wie Ihr das seht. Hier ein paar links, die ich zum Erstkontalt vorschlagen würde. Kannte einer von Euch denn die Band bereits?

(was der Drumer macht, ist absolut genial!)

https://www.youtube.com/watch?v=Z5NoQg8LdDk

Das letztere Lied zum besseren Nachverfolgen als Sologitarrentrack zum Song: https://www.youtube.com/watch?v=DSBBEDAGOTc (besonders die Passage ab 2:22)

Ich wiederhole es gerne nochmal: Das ist nicht "meine Musik". Mich nerven einige Elemente des Sounds ganz gewaltig. Aber es ist verdammt beeindruckend. Und ja, es kann Spaß machen, das zu verfolgen, nachzuvollziehen, auf sich wirken zu lassen. So ein bißchen mal die Fühler in eine andere als die gewohnte Richtung auszustrecken, ist schließlich Prog auf Hörerseite. :)

Für mich (als nicht-Musiker) klingt das im Prinzip wie unzählige andere Instrumentalalben begabter Gitarristen auch, moderner produziert als anno dunnemals von Vai, MacAlpine und Konsorten und mit etwas Elektronik und teils funkigen Rhythmen. Nach Deiner Beschreibung hatte ich was weiß ich für Wunderdinge erwartet, aber das klingt in meinen Ohren eher gefällig als herausfordernd, Musik zum beschwingt den Kochlöffel schwingen. Eventuell gefällt mir das sogar besser als Dir, selbst wenn der Kauffinger auch bei mir nicht gleich zuckt.

Mag sein, dass er das Gitarrenspiel neu erfindet, das kann ich schlicht nicht beurteilen, aber ist das dann wirklich gleich Prog im Sinne eines Musikstils? Machte Jimi Hendrix Prog oder Eddie Van Halen? Nein, sie waren zwar als Gitarristen wahnsinnig progressiv im Wortsinn, aber weder eines der Hendrix-Alben, noch das Van Halen-Debüt dürfte wohl in einer unserer Listen auftauchen.
 
Deine Liste ist mir ein kleines Rätsel. Erst wunderst du dich, dass sich einige von uns bei der Anzahl Alben pro Band beschränken, dann beschränkst du dich erst selbst, in dem du Werke vor 1983 nicht aufnimmst und dann nimmst du ein Album hinein, dass du nicht magst.

Ich höre mir Polyphia dennoch an, erwarte aber nichts grundlegend anderes als bei Animals As Leaders und ähnlichen Truppen
 
Hip Hop ist leider eins davon, was ebenfalls wichtig für die Erfolgsformel sein dürfte.

Das ist die für mich wohl grausamste Musikrichtung ever, ich bekenne völlig offen: ich hasse HipHop. Ganz schreckliche Musik, da hat mich über all' die Jahre auch nichts überzeugen können. Sollte es sich aber eher um Faith-No-More-artige Rap-Parts handeln, dann komme ich damit allerdings bestens zurecht, warum auch immer.

Zur Begrifflichkeit "Prog": für mich ist "Prog" eigentlich eher eine Genrebezeichnung, "progressive" Musik im Wortsinn kann vielfach und auch völlig anders definiert werden, z.B. gibt es auch minimalistische Musik, die als "progressiv" bezeichnet wird. Im Sinne des Genres ist meinem Verständnis nach Vieles nicht mehr zwingend "proggressiv", für mich steht diese Musikrichtung vielmehr für mehrheitlich melodiöse Musik mit Wendungen und Überraschungen im Verlauf der Songs, wobei eine Vielzahl dieser Melodien erst entdeckt und "lieb gehabt" werden wollen, manchmal klappt das aber auch auf Anhieb. Zu Letzterem sei das Beispiel "Stranded" von der letzten Psychotic Waltz dazu erwähnt: warum schreibt man einen solchen Chorus für die Ewigkeit, um ihn dann nur 2 x zu bringen? Aber genau diese Unberechenbarkeit macht eben auch "Prog" (Genre) aus: irgendwann liebt man den Titel exakt für diese Eigenschaft, einfach, weil es so anders ist als erwartet. Gleiches gilt für instrumentale Abfahrten, die speziell im Prog (Genre) ihre Anwendung finden: das ist das Salz in der Suppe dieser Musikrichtung, darin kann man sich verlieren und abtauchen. Allein der Mittelpart von Arenas "Moviedrome" ist ein Ohrenschmaus allererster Kajüte, um mal nur ein Beispiel zu nennen. Das ist Kino für die Ohren, das ist Leidenschaft, das ist einfach eine eigene Welt, in der man die Musik als Kunstform in ihrer Verspieltheit voll auswalzen kann und darf.

In der Liste von @Impaler666 fanden sich Waltari. Im Grunde erfüllte diese Band zu ihrer Zeit alle Voraussetzungen, um als "progressiv" im Wortsinn zu gelten: da wurde gecrossovert, dass es nur so eine Freude ist, dargeboten von zweifelsfrei hervorragenden Musikern, die weit über stilistische Grenzen hinaus gingen. Ähnliches gilt für die bereits erwähnten Faith no More. Doch: so sehr ich beide Bands auch mag, in meine heimelige Genre-Prog-Definition passen sie einfach nicht hinein, obwohl sie ganz großartige Musik und ja, auch völlig wegweisende und innovative Musik veröffentlicht haben.

Zu der neuen Stufe auf der Gitarristenvirtuosenliste: ich habe höchste Achtung vor all diesen Riffmeistern und Griffbrettflitzern, Technik, Geschwindigkeit und "Boah, geil, was der kann!" machen aber keine Emotion aus - und das ist ein echter Knackpunkt. Als ich seinerzeit "Passion and Warfare" von Herrn Vai präsentiert bekam, da klappte mir die Kinnlade runter und wir brauchen sicher keine Diskussionen darüber führen, wie brillant dieser Mann auf seinem Instrument agiert. Aber: im Gegensatz zu einem Ritchie Blackmore, einem Mike Holmes oder einem John Mitchell erreicht mich da keinerlei Feeling. Die wahre Kunst ist es im Grunde, den Hörer mit auf eine Reise zu nehmen, ihn die Musik spüren zu lassen, ihn in einer andere Welt zu versetzen. Gilt grundsätzlich natürlich nicht nur für Prog, sondern auch für alle anderen Musikrichtungen, dies nur am Rande - im Prog ist sie aber der Unterschied zwischen "gut - sehr gut" und "großartig und atemberaubend".

Selbstverständlich werde ich mir aber die 94 dieser Liste anhören, gar kein Problem. Und selbstverständlich ist diese Band eine weitere Facette progressiver Rockmusik, so, wie Du es schilderst, auch ganz sicher eine durchaus richtungsweisende und überaus innovative Kapelle. Ich bin viel zu neugierig, um das zu ignorieren, aber auch viel zu engstirnig, um es Deiner Beschreibung nach (großartig, wie immer im Übrigen) in meinen persönlichen Prog-Wohlfühlkosmos einziehen zu lassen. Aber: Vorurteile sind blöd, Hip-Hop für mich auch - demzufolge bleibt es spannend.

Vielen Dank im Übrigen für diesen Einschub der etwas anderen Art, hat Spaß gemacht, diesen Post zu lesen - und das nicht nur der vorgestellten Band wegen.
 
Mag sein, dass er das Gitarrenspiel neu erfindet, das kann ich schlicht nicht beurteilen, aber ist das dann wirklich gleich Prog im Sinne eines Musikstils? Machte Jimi Hendrix Prog oder Eddie Van Halen? Nein, sie waren zwar als Gitarristen wahnsinnig progressiv im Wortsinn, aber weder eines der Hendrix-Alben, noch das Van Halen-Debüt dürfte wohl in einer unserer Listen auftauchen.
Nee, nee, es geht tatsächlich ums Zusammenspiel. Um die musikalische Struktur. Die ist schon ne gaaaaanz andere Hausnummer als bei Hendrix (der auch interessante rhythmische Verschiebungen drinhatte) oder Eddie (der im Grunde immer den Blues gespielt hat). Sogar, wenn dieser Mangatyp nur allein Gitarre spielt, ist da wenigstens so viel drin wie bei den meisten DT-Songs im Bandzusammenspiel. Das ist der Grund, warum ich das Album hier genannt habe.
 
Deine Liste ist mir ein kleines Rätsel. Erst wunderst du dich, dass sich einige von uns bei der Anzahl Alben pro Band beschränken, dann beschränkst du dich erst selbst, in dem du Werke vor 1983 nicht aufnimmst und dann nimmst du ein Album hinein, dass du nicht magst.

Ich höre mir Polyphia dennoch an, erwarte aber nichts grundlegend anderes als bei Animals As Leaders und ähnlichen Truppen
Tja, Inconsistency be thy name... Du hast ja recht. Aber sonne Liste ist ein gewachsenes Gebilde, da passieren manchmal solche Dinge.
 
Will mich ja nicht selber loben (oder doch? ;)).
Aber so eine Liste als persönliche Sagrada Familia zu bezeichnen, trifft es schon ganz gut... :jubel:
Naja, meine ist eher so ein abrißreife kleine Dorfkirche, wo der Wind durch die Ritzen pfeifft...

Die Plätze 60 bis 1 stehen wie die letztgenannte Zahl. Davor würfle ich noch ein wenig herum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Platz 93:

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Rolo Tomassi - Cosmology (2010)

Der Bandname wird einigen vermutlich aus einem Film bekannt vorkommen, einem, den man heute wegen Beteiligung eines best. Darstellers gar nicht mehr gern guckt. Egal. Die klingen so´n bißchen wie die verhaltensgestörte Schwester von Bent Knee, also auf jeden Fall nicht langweilig. Mich haben sie damit beeindruckt, daß sie einen Song haben, der den Titel "Agamemnon" trägt. Schon der Prog-Pionier Heinz Erhardt hatte ein Lied über den Oberfeldherrn der Achaier vor Ilios, der ja damals auch kein allzu gutes Ende genommen hat (in der Badewanne ertrunken oder so). Ein paar kleine links werden hilfreich sein, nehme ich an:

https://www.youtube.com/watch?v=M35IR2tTjfo

Platz 92:

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IQ - The Seventh House (2000)

Schöne Platte, kannste nicht selber machen, sowas. Der Opener klingt wie IQs Antwort auf "The song remains the same", das große Prog-Epos ist dann der Titeltrack. Ziemlich viele Wohlfühlmelodien, aber den Mut zu haben, einen Jahrhundertsong wie "Guiding light" durch eine vielminütige Prog-Achterbahn radiounkompatibel und massenuntauglich zu machen, Hut ab. Ein sehr starkes Album mit vielen schönen Ideen.

Platz 91:

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Queensryche - Operation Mindcrime (1988)

So weit hinten? Ja, sorry dafür. "Sorry" sagt man ja in Deutschland immer mit einer gewissen Wegwerfbewegung, wenn es einem gar nicht wirklich leid tut. Sorry also. Das Album ist mir insgesamt zu straight, zu wenig ausgetüftelt, schon ein Rückschritt, wenn man es mit seinen beiden Vorgängern vergleicht. Das vielgespriesene "Suite Sister Mary" kann ich nicht richtig ernst nehmen, das ist quasi die Filmmusik von "The Omen" mit ein bißchen Hörspiel drumrum. Aber natürlich gibt es wundervolle Momente, man war ja schließlich nicht ganz über Nacht die Kapelle geworden, die dann in den 90ern so abstinken sollte. Der Sound der Oroginal-LP ist ungeschlagen, sowas Dynamisches habe ich im Prog-Metal-Bereich dieser Zeit sehr, sehr selten, wenn überhaupt gehört. Lediglich die ersten King´s X klingen vergleichbar grandios.
 
93: Völlig unbekannt. Die erwähnten Bent Knee habe ich mal im Vorprogramm von Haken gesehen, das war ganz gefällig, auch wenn die Herrschaften auf der Bühne insgesamt doch mehr Spaß hatten als ich davor...
92: Starkes Album, IQ gehen ohnehin immer.
91: In der Tat zu weit hinten gelistet. Songs zeitlos, Story zeitlos, Artwork zeitlos. Ein Klassiker!
 
93: auch mir völlig unbekannt. Wird geändert.
92: Band bekannt, Album nicht…
91: diese Platzierung lässt mich völlig ratlos zurück. Aber auch gespannt, was noch alles kommt…
 
93: Völlig unbekannt. Die erwähnten Bent Knee habe ich mal im Vorprogramm von Haken gesehen, das war ganz gefällig, auch wenn die Herrschaften auf der Bühne insgesamt doch mehr Spaß hatten als ich davor...
92: Starkes Album, IQ gehen ohnehin immer.
91: In der Tat zu weit hinten gelistet. Songs zeitlos, Story zeitlos, Artwork zeitlos. Ein Klassiker!

Kann ich so 1:1 übernehmen, bis auf den Part mit Bent Knee natürlich....
 
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